Hardcore-Sata­nismus: Über »okkulte Treue« und »Logen­ge­heim­nisse« — Teil 2

Die Enquete-Kom­mission »Soge­nannte Sekten und Psy­cho­gruppen«, kam in Bezug auf die soge­nannte Arkan­dis­ziplin der Kulte, Logen und Orden zum Schluss: »Initi­ierte (ein­ge­weihte) Mit­glieder dürfen oft bei mar­tia­li­scher Straf­an­drohung (z.B. Folter, Ver­ge­wal­tigung, Tod usw.) keine Infor­ma­tionen über die Infra­struktur und den Orga­ni­sa­ti­onsgrad der Gruppe, Loge, des Ordens nach außen wei­ter­geben. Auch dürfen sie nicht über Initia­ti­ons­grade, über den genauen Ablauf von Ritualen oder sons­tigen Prak­tiken berichten. Das Initia­ti­ons­ritual bindet ferner die Mit­glieder zeit ihres Lebens an die Orga­ni­sation. Sie können nach dem Selbst­ver­ständnis der Gruppe, Loge oder des Ordens nicht mehr aus­steigen.« (16/16)

So ver­langt bei­spiels­weise die Com­mu­nitas Saturni von ihren Mit­gliedern, dass diese beim Bei­tritt in den Orden eine eides­statt­liche Erklärung unter­schreiben und sich ver­pflichten, lebenslang die Ein­wei­hungen geheim zu halten. (16/17)

Ein anderer Okkult­orden (Name  bekannt) war noch strenger in der Auf­nah­me­selektion, so musste man dort sogar Hand- und Fuß­ab­drücke abgeben. (16/18)

Wie­derum in einem anderen Orden werden Namen der weib­lichen Mit­glieder niemals ent­hüllt, heißt es in einer internen Schrift.

Abb.: Archiv Grandt

Und anderswo: »Es gibt auch eine ein­fa­chere Methode der Weihung, von welcher es unzu­lässig ist, hier zu sprechen; sie ist Initi­ierten hohen Ranges vorbehalten. «

Abb.: Archiv Grandt

Über »Ver­schwie­genheit« und »Geheimnis« ist in einem anderen Insi­der­do­kument von »Häusern«, die »geheime Bas­tionen von Wahrheit, Licht, Stärke und Liebe« sind, gesprochen. »Ihr Standort wird unter dem Eid der Geheim­haltung nur jenen ent­hüllt, welche berufen sind, davon Gebrauch zu machen.«

 

Abb.: Archiv Grandt

Außerdem wird genau das bekundet, was viele Aus­steiger berichten: dass in den »unteren Graden« die »letzt­end­lichen Geheim­nisse« durch Symbole lediglich ange­deutet werden. Nur in den »höheren Graden« werden »alle Dinge« »offen erklärt«.

 

Abb.: Archiv Grandt

Ferner, dass der Name des »Höchsten« eines mir bekannten Ordens »niemals ent­hüllt« wird, außer seinen unmit­tel­baren Stellvertretern:

 

Abb.: Archiv Grandt

Aber auch ansonsten ver­pflichten sich »profane« Mit­glieder einer abso­luten Geheimhaltung:

 

Abb.: Archiv Grandt

Mit­unter sind neo­sa­ta­nis­tische Okkult-Gemein­schaften in einen »äußeren« Orden gegliedert, in dem nur »harm­loses« geschieht, was der pro­fanen Öffent­lichkeit nicht unbe­dingt ver­schwiegen werden muss  sowie einen »inneren« Orden, in dem nur streng ein­ge­weihte Zutritt und Ein­blick haben.

Dazu erklärt bei­spiels­weise der »Frater« eines »Luzifer-Ordens« (Name bekannt): »Der Innere Kreis enthält lediglich die Grün­dungs­mit­glieder. Der Innere Kreis ist der einzige feste Kern. Alle anderen können nur in den Äußeren Kreis.« (16/19)

Wie der Leser unschwer erkennen kann, ist es im ernst­ge­meinten Sata­nismus nicht möglich, einfach mal so in Geheim­bünde, Kulte, Orden und Logen ein- oder aus­zu­steigen. So konnte sich über Jahr­zehnte hinweg eine Szene im reli­giösen Unter­grund bilden, von denen die meisten nicht einmal etwas erahnen, geschweige denn wissen.

Geheim­bünde und Logen, sek­tie­re­rische Grup­pie­rungen und Orga­ni­sa­tionen, klüngeln so im Ver­bor­genen. Und wenn einmal ein Ver­dacht auf­kommt, dann wird dieser schnell aus­ge­räumt. Auch das hat Methode.

»Wisse – wage – schweige«, wie der Mentor des Neo­sa­ta­nismus Aleister Crowley es aus­ge­drückte. Denn eines dürfen wir nie ver­gessen: Men­schen, die andere Men­schen aus reli­giösen Motiven ermorden, nehmen ihre Lehre ernst! Somit haben sie die Macht über Leben und Tod des Ein­zelnen.  Selt­sa­mer­weise haben wir keine Pro­bleme damit, dies etwa isla­mis­ti­schen Fun­da­men­ta­listen, und Selbst­mord­at­ten­tätern oder rechts­ter­ro­ris­ti­schen Tätern durchaus zu attes­tieren. Okkul­tisten jedoch trauen wir so etwas nicht zu. Das ist ein ekla­tanter Fehler!

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Quellen:

(16/16) Vgl. End­be­richt der Enquete-Kom­mission „Soge­nannte Sekten und Psy­cho­gruppen“: „Neue reli­giöse und ideo­lo­gische Gemein­schaften und Psy­cho­gruppen in der Bun­des­re­publik Deutschland“, Hrsg.: Deut­scher Bun­destag, 1998, S. 45

(16/17) Vgl. „Sata­nismus – (k) ein poli­zei­liches Problem?“ in: „Kri­mi­na­listik 4/2006“, S. 248

(16/18) Vgl. Andreas Huettl/Peter‑R. König: Satan – Jünger, Jäger, Justiz, Kreuz­feuer-Verlag 2006, S. 204

(16/19) Archiv Grandt


Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de