Menschen bilden seit Anbeginn gesellschaftliche Strukturen. Diese sind notwendigerweise von Regeln geprägt, damit das Zusammenleben funktioniert und nicht chaotisch wird. „Gerechtigkeit“ und „Demokratie“ bedeutet, dass die Regeln sinnvoll sind, für alle gelten und von allen mitgetragen werden. Manche müssen eisern sein, weil das, was sie schützen, essentiell ist. Manche kann man, wenn ganz besondere Situationen es erfordern und Einigkeit darüber besteht, auch einmal suspendieren. Wenn aber eine „gute Sache“, neudeutsch ein „good cause“, überall als verbindliche, moralische Pflicht oktroyiert wird, sollte man wachsam sein.
Ob Impfausweis oder Regenbogenbinde, man muss nicht nur die verordnete, politisch korrekte Meinung haben, man muss sich auch sichtbar dazu bekennen und plakativ zeigen und Beleidigungen spucken gegen die, die das auch nur ein bisschen anders sehen. Wer das nicht möchte oder rational, gar mit Gegenbeweisen argumentiert, ist schon im Ruch, selbst einer von den Nazischweinen oder Verschwörungstheoretikern zu sein.
Die UEFA, die Union of European Football Associations (Union Europäischer Fußballvereine), hat sich gebildet, um ein einheitliches Regelwerk und so eine gesellschaftliche Struktur zu bilden, wie eingangs erwähnt. Das wurde all die Jahrzehnte gemeinsam getragen, vielleicht auch mal nach einer gemeinsamen Entscheidung geändert und neuen Gegebenheiten angepasst. Eine Regel davon ist, dass Politik und politische Symbole im Fußball nichts zu suchen haben und dass man sich aus der Politik heraushält. Die Gründe sind sofort einleuchtend und brauchen nicht näher erläutert zu werden, sie sind selbstverständlich.
Aus dem Grund hatte die UEFA eine interne Ermittlung gegen den DFB (Deutscher Fußball Bund) eingeleitet. Denn der deutsche Mannschaftskapitän und Torwart Manuel Neuer, trägt eine Regenboden-Armbinde. Die Frage, die es zu klären galt, hieß: Ist diese Regenbogenarmbinde, die für „Diversity“, also sogenannte „Buntheit“ und „Vielfalt“ steht: Alle Hautfarben sind toll (außer weiß, natürlich) und alle sexuellen Identitäten sind toll (außer hetereo, natürlich), Genderismus ist toll (außer Mann und Frau, natürlich), Dekarbonisierung ist toll, Grün sein, alle Grenzen auf ist toll, Solar- und Windenergie ist toll …) — ist diese Regenbogenbinde ein politisches Symbol oder nicht?
Nun, die obige Aufzählung, was diese Regenbogenbinde bedeutet, zeigt glasklar: Sie bedeutet einen radikalen Umbau der menschlichen Gesellschaften, der Industrie, der Staaten, der Lebensweise, der Aufteilung der Welt. Wenn das nicht Politik ist, was dann?
Es ist hochpolitisch, und es nimmt auch noch diktatorische Züge an. Genau dieser UEFA vs. DFB-Fall belegt das und zeigt, was in unserer Gesellschaft gerade geschieht. Die Welt widmet der Sache einen Artikel und schreibt:
»Es war ein offizieller Vorgang. Die Europäische Fußball-Union hatte geprüft, ob Nationaltorwart Manuel Neuer seine Regenbogen-Kapitänsbinde weiter tragen dürfe. Ermittlungen wurden eingeleitet, und viele Fans fragten sich, was an einem Zeichen für Toleranz und gegen Ausgrenzung auszusetzen sei. „Die Regularien besagen, dass die offiziell von der Uefa bereitgestellte Binde getragen werden muss“, hatte der Deutsche Fußball-Bund am Sonntagabend mitgeteilt, gleichzeitig aber darauf verwiesen, dass der Juni „auch im Sport im Zeichen von ‚Pride‘“ stehe, „um sich für mehr Vielfalt starkzumachen“.«
Okay. Der DFB machte das, was alle tun, wenn man dem Druck der Neuen Hypermoral-Religion „Political Corectness“ nicht standhalten kann, aber gleichzeitig weiß, dass man schon sinnvolle und bewährte Regeln bricht. Er sagt im Prinzip: „Jaja, das ist ein Regelbruch, aber wir müssen da mitmachen und mit dem Strom schwimmen“. Kurz: Eiertanz. Und so bemüht der DFB-Sprecher Jens Grittner das gesamte Regenbogen-Vokabular als Munition für das Prinzip „Angriff ist die beste Verteidigung“:
„Auch in diesem Jahr beteiligt sich der DFB mit verschiedenen Aktionen. Manuel Neuer trägt bereits seit dem Testspiel am 7. Juni gegen Lettland die Regenbogenbinde. Als Zeichen und klares Bekenntnis der gesamten Mannschaft für Diversität, Offenheit, Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung. Die Botschaft lautet: Wir sind bunt!“
Die UEFA hat daraufhin offensichtlich die Waffen gestreckt. Die „Ermittlungen“ wurden eingestellt: „In dem Schreiben wird die Regenbogenbinde als Zeichen der Mannschaft für Vielfalt und damit für ‚good cause‘ bewertet“, freute sich der DFB auf Twitter.
Auch „Die Welt“ bewertet das als gut (Überraschung!) und schreibt:
„Kurz gesagt: Das Statement mag ein politisches sein, in jedem Fall sei es aber ein gutes und daher nicht zu sanktionieren. Der DFB hatte zunächst von einer Geldstrafe ausgehen müssen. Mit seiner Standhaftigkeit sendet der in den vergangenen Monaten kein Fettnäpfchen und keinen Skandal auslassende deutsche Verband nach langer Zeit mal wieder ein positives Zeichen.“
Nein, das war gerade eines nicht: Standhaft. Der DFB ist von Anfang an nicht Manns genug gewesen, dieses hochpolitische Statement als eindeutig regelwidrig zu verbieten, weil man – pardon — Schiss bis zur Halskrause hatte, welcher Shitstorm in den Medien und den interessierten Kreisen dann losbrechen würde. Weil das eine Steilvorlage gewesen wäre, den DFB als einen Hort von überkommener, weißer, toxischer Männlichkeit zu geißeln, rechte Hooligan-Geschichten wären ihnen um die Ohren geschlagen worden, die Benachteiligung irgendwelcher Minderheiten einschließlich Frauenfußballbenachteiligung – völlig wurscht, ob das zutrifft oder nicht. Es wäre auch eine innere Zerreißprobe geworden. Spieler hätten das als Anlass genommen, sich erst recht als divers, offen, tolerant, antirassistisch usw. usf. unter medialem Beifallsgetrommel zu präsentieren. Es hätte die Fußballwelt schwer mitgenommen, vielleicht wäre sogar die ganze Europameisterschaft geplatzt.
Die UEFA hat aus diesem Grund den Schwanz eingezogen. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Es war eine politische Entscheidung und wahrscheinlich konnten sie wirklich nicht anders. Den Moralterror, der losgebrochen wäre, hätten sie nicht schadlos überstanden. Also hat man kapituliert, zumal eben auch in der eigenen Organisation die Kreuzritter dieser Hypermoral sitzen und ihren medialen Auftritt gesucht hätten. Am Ende hätte man sowieso klein beigeben müssen.
Der Kreuzzug im Zeichen des Regenbogens hat jetzt seinen Schlachtruf gefunden: „A Good Cause!“ – eine gerechte Sache. Vor eintausend Jahren hieß der Schlachtruf „Deo lo vult!“ — Gott will es. Der neue Kreuzzug ist geistiger Art, der Kampf um das „Heilige Land“ findet mitten in der Gesellschaft, sogar innerhalb der Familien statt. Aber Fanatismus und Dämonisierung Andersdenkender ist immer zerstörerisch und endet in der Diktatur einer neuen Inquisition.
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