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Über­gangene Heim­kehrer aus Afgha­nistan: Keine Ehrung wert?

Das „Bild des Sol­daten“, das sich diese Republik erlaubt, ist skan­dalös. In allen Gesell­schaften sind Sol­daten geachtete Bürger, bei uns dürfen sie „Mörder“ genannt werden. Tragen sie „draußen“ Uniform, ris­kieren sie, ange­pöbelt, bespuckt oder ange­griffen zu werden. Das Schweigen „der Politik“ dazu ist beschämend. Dazu gehört auch der Blick zurück. Wenn deutsche Sol­daten ständig mit der Aus­schwitz­keule bedroht und die Nie­derlage von rd. 12 Mil­lionen deut­scher Sol­daten von Linken und sogar von einem Bun­des­prä­si­denten (von Weiz­säcker) als „Befreiung“ bezeichnet wird, ist was faul im Staate.

Die aktuelle Situation kann nie­manden über­ra­schen, auch wenn man über längere Zeit ver­sucht hat, sie zu ver­tu­schen. Es fehlt derzeit offen­sichtlich am poli­ti­schen Willen, die Situation schnell zu ändern – wobei sich alle Fach­leute einig sind, daß „schnell“ nicht von heute auf morgen, sondern viele Jahre bedeutet. In diesem Punkt reagieren Poli­tiker augen­scheinlich nach dem Motto: „Es gibt viel zu tun. Ich geh´ dann ´mal ins Fern­sehen!“ Aber wenn man eine Bun­deswehr hat, kann man nicht so tun, als koste sie nichts – nicht einmal Anstand.

Unterer Stel­lenwert in der Gesellschaft

Es stellt sich also die Frage nach dem Stel­lenwert der Bun­deswehr in unserer Gesell­schaft. (Die gleiche Frage stellt sich auch für die Polizei.) Daß dieser Wert hier­zu­lande im unteren Bereich liegt, erkennt man am besten beim Ver­gleich mit dem Ausland. Italien, Frank­reich, UK, USA – wo auch immer – überall auf der Welt ist der Umgang mit den natio­nalen Ver­tei­di­gungs­kräften voller Hoch­achtung. Andere Nationen sind stolz auf ihre Sol­daten, lassen sie öffentlich para­dieren und errichten ihnen im Herzen ihrer Städte Denkmäler.

Fahnen säumen Wege vor jedem Regie­rungs­ge­bäude in den USA, wenn am ersten Montag im Mai (Memorial Day) der Gefal­lenen gedacht wird und die Uni­for­mierten geehrt werden.

Die Deut­schen seien im Gedenken gehemmt, sagte der His­to­riker Manfred Hettling im DLF. Im Gegensatz zu anderen Nationen wie den USA, Kanada oder Aus­tralien ver­suche die Politik, die Erin­nerung an gefallene Sol­daten einer grö­ßeren Dis­kussion zu ent­ziehen. „Wir tun uns immer noch schwer, an den Tod der Sol­daten zu erinnern und derer zu gedenken – was mit der Ver­ar­beitung der Geschichte des Zweiten Welt­kriegs zu tun hat“, sagte Hettling, Pro­fessor für Neuere und Neueste Geschichte an der Uni­ver­sität Halle-Witten, im Deutsch­landfunk. Das zeige sich besonders an der Art der deut­schen Kriegs­denk­mäler, wie bei­spiels­weise dem Ber­liner Bend­ler­block oder dem „Wald der Erinnerung“.

Der Preis der Freiheit

Durch Rituale an den Denk­mälern, wie sie in anderen Ländern Usus seien, kann man dafür sorgen, daß die Erin­nerung an gefallene Sol­daten mit der jewei­ligen aktu­ellen Situation in Ver­bindung gebracht wird. So kann ein Gefühl für den „Preis der Freiheit“ ent­stehen, für die diese Sol­daten gekämpft haben. Andern­falls werden die Denk­mäler – wie aus seiner Sicht vielfach in Deutschland zu beob­achten – nur noch ver­stei­nerte Geschichte.

Poli­tiker wie auch Bun­des­prä­sident Frank Walter Stein­meier gefallen sich darin, eine größere Ver­ant­wortung Deutsch­lands in der Welt anzu­mahnen. Das aber gilt in letzter Kon­se­quenz doch wohl auch für mili­tä­rische Aus­lands­ein­sätze! Was diese Ein­sätze für die betrof­fenen Sol­daten bedeuten können, auch das muß ins Zentrum der Debatte, und es würde helfen, wenn es im Zentrum der Haupt­stadt sichtbar würde, dort, wo die poli­tische Ent­scheidung fällt.

Ich habe in vielen Artikeln bereits beklagt, daß „die deutsche Politik“ – ja, diesen Vorwurf darf man gewiß so erheben – ein gestörtes Ver­hältnis zu ihren Sicher­heits­or­ganen hat, sei es die Polizei, der Ver­fas­sungs­schutz oder die Bun­deswehr. Oft klingt es so, als handele es sich eher um Schmud­del­kinder denn geachtete oder gar geliebte Teile unseres Volkes.

Gemälde mitten in Dublin, um der Kämpfer bei den Oster­auf­ständen 1916 zu gedenken.

Immer wieder drängt sich mir der Ver­gleich mit anderen Ländern auf, in denen gerade diese Staats­re­prä­sen­tanten ihrer Bedeutung ent­spre­chend Aner­kennung finden. Ein ekla­tantes Bei­spiel ist der Ver­gleich zwi­schen den USA und Deutschland. Im Einsatz gefallene Soldaten

Erhalten in den USA ein Ehren­be­gräbnis, Ihre Särge werden meist mit mili­tä­ri­scher und sons­tiger Ehren­be­gleitung zum Friedhof eskor­tiert, die Bürger stehen applau­dierend und Fähnchen schwenkend an den Straßenrändern.

Einen besonders krassen „Ausfall“ unseres Staates durften wir gerade bei der Heimkehr der letzten deut­schen Sol­daten aus Afgha­nistan regis­trieren. Berthold Kohler, einer der wenigen kon­ser­va­tiven Her­aus­geber der FAZ, schreibt dazu einen Kom­mentar, den ich voll­kommen unterschreibe:

Bei uns werden die Särge mit toten Sol­daten in einen abge­le­genen, geschützten Winkel des Flug­hafens und von dort ohne jedes Auf­sehen in die Hei­matorte (bzw. –Friedhöfe) geleitet. Selten, daß dort ein Ver­treter des Staates zugegen ist. Es scheint eher, daß deutsche Staats­ver­treter sich ihrer Kämpfer schämen. Öffent­liche Ehrungen gibt es nur in Ausnahmefällen.

„Fuß­ball­spieler kann man so behandeln – Sol­daten nicht

Kein Poli­tiker begrüßte die Heim­kehrer aus Afgha­nistan. Sie hätten schon an diesem Tag sichtbare Aner­kennung ver­dient gehabt. Auch die Männer vom KSK.

Wenn Impf­stoffe oder Masken aus einem Flugzeug rollen, finden Minis­ter­prä­si­denten und Minister leicht den Weg zum Flug­hafen. Als die letzten deut­schen Sol­daten aus Afgha­nistan in ihre Heimat zurück­kehrten, stand kein Poli­tiker an der Rollbahn. Kein Bun­des­prä­sident, keine Bun­des­kanz­lerin, keine Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin, kein Außen­mi­nister, kein Staats­se­kretär, keine Wehr­be­auf­tragte, kein Abge­ord­neter, nicht einmal ein Landrat.

Kramp-Kar­ren­bauer weilte in Washington, und auch in wei­teren Fällen war von Ter­min­über­schnei­dungen die Rede. Daraus muss man schließen: Alles andere war wich­tiger, als die letzten der 160.000 Frauen und Männer zu begrüßen, die in den ver­gan­genen zwanzig Jahren in Afgha­nistan im Einsatz gewesen waren. 59 von ihnen kamen nicht lebend zurück.

Die Lebenden wie die Toten hätten schon an diesem sym­bo­li­schen Tag sichtbare Aner­kennung und Dank­barkeit ver­dient, nicht erst bei einem Festakt, den es noch geben soll. Warum erschienen nicht wenigstens ein paar Abge­ordnete, die sonst immer darauf pochen, dass die Bun­deswehr eine „Par­la­ments­armee“ ist?

Mehr „freund­liches Des­in­teresse“, wie es der Bun­des­prä­sident Köhler einmal kri­ti­sierte, war nicht möglich. Fuß­ball­spieler, die ein Ach­tel­finale ver­stolpert haben, kann man so behandeln – nicht aber Sol­daten, die ihr Leben ein­setzten, um den Auftrag von Regierung und Par­lament zu erfüllen. Das taten auch und besonders jene, die den Abzug bis zur letzten Minute schützten: die Männer vom KSK.“ (Quelle: Berthold Kohler, FAZ 1.7.21)


Dieser lesens­werte Beitrag erschien zuerst auf dem Blog von Peter Helmes – www.conservo.wordpress.com