Nach zwanzig Jahren, 59 gefallenen deutschen Soldaten, unzähligen Verwundeten und Traumatisierten erfahren wir von unserer Kanzlerin: Es hat leider nicht geklappt. Eine schmähliche, überstürzte Flucht aus dem Land und eine hundsmiserable Organisation derselben … ohne die Hilfe der Amerikaner hätte auch das „leider nicht geklappt“. Dramatische, herzzerreißende Szenen auf den Startbahnen. Menschen klammerten sich an die Flugzeuge und stürzten in den Tod. Ein Tag unaussprechlicher Schande für den „Westen“. Und was ist der Plan überhaupt gewesen?
Die deutschen Soldaten sahen sich als Freund und Helfer und wollten diesem Land eine gute Zukunft bringen, Wiederaufbau, Frieden und Stabilität für eine gute Entwicklung. Viele deutsche Jungs haben das mit ihrem Leben bezahlt oder lebenslangen Verletzungen.
Kundus war das schlimmste Schlachtfeld für die Deutschen. “Hier lernten deutsche Soldaten erstmals im großen Stil, was kämpfen — und sterben — in einem asymmetrischen Krieg bedeutet. Und wie hässlich das ist”, sagt einer der Veteranen. War Kundus anfangs noch eine der ruhigeren Provinzen, später gab es immer wieder scharfe Gefechte mit den Taliban.
„Insbesondere, als in der neunstündigen sogenannten ‚Karfreitagsschlacht‘ im April 2010 eine Patrouille überfallen und umzingelt wurde. Drei Soldaten starben, acht weitere wurden verletzt. Am Ende rettete ein US-Hubschrauber die Einheit. Damit begann das von der Bundeswehr so bezeichnete ‚blutigste Jahr ihrer Geschichte‘.“
Und nun sehen die Afghanistan-Bundeswehrveteranen im Fernsehen, wie die Taliban praktisch ungehindert Kabul übernehmen. Einerseits kennen viele auch einen der getöteten Kameraden und sind wütend, warum dieser für so ein Ergebnis sein Leben gegeben hat. Aber auch, dass nach all der Arbeit und dem Einsatz unter Blut, Schweiß und Tränen die deutsche Regierung einfach Hals über Kopf stinkend das Feld räumt und die afghanischen Mitarbeiter größtenteils ihrem Schicksal überlässt. Über die jetzt losgetretene Katastrophe, die über diese Engagierten und Gutwilligen hereinbricht. Über das Versagen der Regierung. Und auch darüber, dass die afghanischen Sicherheitskräfte, Polizei und Armee offenbar keine Chance und keine Fähigkeiten haben, die Lage selber in den Griff zu bekommen, obwohl sie zahlenmäßig weit überlegen sind.
Aber diese 300.000 Mann-Armee, ausgestattet mit altem Kriegsmaterial der Amerikaner, scheint nicht die Absicht zu haben, einen sinnlosen Bürgerkrieg zu führen. Vielleicht verlassen sie sich auch darauf, dass sie bei Kapitulation tatsächlich auf das Wort der Taliban von der Generalamnestie zählen können.
Afghanistan hat einen Beinamen in der Geschichte erhalten: „Friedhof der Imperien“. Und das schon seit der Antike. Alexander der Große scheiterte in Afghanistan. Und in der Neuzeit waren es die Briten, die Russen und nun die NATO. Es war sinnlos, umsonst und ist gescheitert, sagt der Vorsitzende der Bundeswehrveteranen Andreas Eggert, der sieben Mal dort im Einsatz war. „Die 59 toten Soldaten sind umsonst gestorben.“
Die Bundeswehr hatte schon lange vorher darauf gedrängt, Evakuierungspläne auszuarbeiten, aber es sei bis zur letzten Minute nicht viel geschehen – und so war der Abzug der Deutschen ein Fiasko geworden. Viele gute Leute aus Afghanistan werden das mit dem Leben bezahlen müssen.
Wie wird es in Afghanistan nun weitergehen?
Wie werden die Taliban nun agieren? Sie werden ja fraglos am Ende das ganze Land unter Kontrolle bringen. Aber was dann?
Eine Möglichkeit wäre es, die Bodenschätze Afghanistans zu Geld zu machen. Hier gibt es noch große Vorkommen von Seltenen Erden, die für die Halbleitertechnologie der Hitech-Produkte, insbesondere auch für Waffentechnik gebraucht werden. Das werden sie natürlich nicht aus eigener Kraft schaffen, denn die Exploration solcher Minen erfordert umfassende Kenntnisse und Ingenieurwissen.
Das erfordert Strukturen und Kapital, das von versierten, ausländischen Partnern kommen muss und ich wette, lieber Leser, sie haben denselben Gedanken:
Nichts läge näher, dass China und der Iran sich dort engagieren. Hier ist — insbesondere bei China — das Geld, die Leute und das Knowhow vorhanden. China ist nicht besonders islamfreundlich, würde aber kühl und professionell vorgehen und sich – wie in anderen Ländern auch, wo sie investieren, nicht in die Politik mischen, wenn die Karre gut geölt läuft.
Der Iran ist den Taliban weltanschaulich nahe, und so könnte man sich gut ein chinesisch-iranisches Konsortium vorstellen, das diese Bodenschätze zum Wohle aller Teilnehmer ausbeuten könnte, insbesondere wäre das nicht nur für alle drei Teilnehmer eine Win-Win-Situation, sondern auch sofort ein Zuwachs für das chinesische „Neue Seidenstraßenprojekt“. Wobei Afghanistan auch schon zur alten Seidenstraße gehörte – und so wächst wieder zusammen, was zusammengehört.
Sicher ist jedenfalls schon, dass es nicht die USA sein wird, die in Afghanistan Schürfrechte erhalten wird. Stattdessen werden die USA versuchen, alle die zu sanktionieren, die mit Afghanistan zusammenarbeiten wollen. China und der Iran werden sich nicht daran stören, denn eine Neuauflage des „Caesar Acts“, wie er gegen Syrien verhängt wurde und die syrische Wirtschaft talwärts schickte, weil niemand mehr mit Assad Geschäfte zu machen traute, zieht hier nicht. Ohne China und Russland wäre Syrien verloren gewesen. China und Russland wissen sehr genau, was sie tun und haben die Methoden und Möglichkeiten der USA eingehend studiert. Auch Indien ist ein Land, das das wirtschaftliche Interesse und die technologischen Voraussetzungen hat, um mit Afghanistan im Verbund zu agieren.
Ob die Taliban bereit wären, dasselbe auch mit Russland zu machen, ist sehr schwer einzuschätzen. Wahrscheinlich nicht. Die russischen Versuche, die ungeliebte, kurzzeitige kommunistische Regierung zu stützen haben eine nachhaltige Russophobie in Afghanistan begründet.
Für die USA und Westeuropa bedeutet das unter Umständen Engpässe in den Seltenen Erden und Versorgungslücken bei Bauelementen der Halbleitertechnologie. Es war ja mit einer der Gründe für quasi „Umme“ an diese Seltenen Erden zu kommen, die die USA für ihre Industrie brauchen. Natürlich auch die riesigen Mohnfelder zur Erzeugung von Opium und Heroin, um den Erzfeind Russland mit Drogen zu überschwemmen und zu schwächen.
Es geht allerdings nicht nur um Seltene Erden. Afghanistans Boden und Berge bieten nicht nur Kohle und Erze, sondern auch Kupfer, Silber, Chromit, Smaragde – und Erdöl und Erdgas. Afghanistan sitzt auf einem der reichsten Mineralienvorkommen der Welt. Es sollen Werte von etwa einer Billion Dollar im afghanischen Boden liegen. Das ist das Resultat des gigantischen Drucks, mit dem der indische Subkontinent auf die asiatische Kontinentalplatte schiebt. Das hat der US-Geological Survey mit Luftuntersuchungen festgestellt:
„Die Untersuchungen aus der Luft ergaben, dass Afghanistan über 60 Millionen Tonnen Kupfer, 2,2 Milliarden Tonnen Eisenerz, 1,4 Millionen Tonnen Seltene Erden wie Lanthan, Cer und Neodym sowie Aluminium‑, Gold-, Silber‑, Zink‑, Quecksilber- und Lithiumvorkommen verfügen könnte. Das Karbonatitvorkommen Khanneshin in der afghanischen Provinz Helmand beispielsweise wird auf 89 Milliarden Dollar geschätzt und ist voll mit Seltenen Erden.“
Wir werden uns vielleicht noch wundern, was aus einem im Schutz Chinas, Irans und Indiens aus Afghanistan werden könnte.
Die USA werden wahrscheinlich eine unglaubliche Schlammschlacht in allen westlichen Medien entfachen, um all das zu verhindern, aber es wird nichts mehr nützen, die USA haben fertig.
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