Die erste exakte Land­karte von Atlantis

In letzter Zeit ist das Thema „Atlantis“ wieder einmal an der Tages­ordnung gewesen, aber ohne dass dabei viel Wesent­liches und Posi­tives her­aus­ge­kommen wäre. Geschicht­liche Zusam­men­stel­lungen über Atlan­ti­stheorien lassen lediglich erkennen, dass fast kein Fleck der Erde von Atlan­tis­su­chern ver­schont blieb. Berichte über rein lokale, kleinere vul­ka­nische Hebungen und Sen­kungen in den letzten hundert Jahren besagen eben­so­wenig wie noch so phan­tas­tisch auf­ge­machte Wie­der­ho­lungen des Platoberichtes.

Fraglos sehr inter­essant sind aber die Beweise kul­tu­reller Zusam­men­hänge zwi­schen Nord­amerika und Europa. Wirth zieht aus ihnen zum Thema selbst den Schluss, Atlantis liege irgendwo oben im Norden. Fro­benius findet hoch­ste­hende uralte Kul­tur­reste in Afrika, Dr. Rafael Requena in Maracay, Vene­zuela, sammelt ein ganzes Museum voll – man staune! – an Ort und Stelle aus­ge­gra­bener „ägyp­ti­scher“ Altertümer.

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Die von Pozn­ansky und Kiß fest­ge­stellten Zusam­men­hänge der mittel- und süd­ame­ri­ka­ni­schen Kul­tur­herde werden wohl von niemand mehr bestritten. Wo aber liegt das legendäre Aztlan, „zu dem man nur über ein gefahr­volles Meer gelangen konnte?“ Ganz bestimmt liegt es nicht in Tar­schisch (Tar­tessos) oder am Schott el Djerid – wenn man nicht die sehr genauen geo­gra­phi­schen Angaben Platos krampfhaft und gesucht umdeuten will.

Warum wird denn über­haupt so viel an dem Plat­obe­richt her­um­ge­deutelt! Plato ist doch der einzige, der in der Lage war, aus Notizen seines Vor­fahren Solon einen auf uralte Tem­pel­bücher der Pries­ter­uni­ver­sität Sais sich bezie­henden Bericht abzu­fassen. Plato hat 44 wun­der­volle phi­lo­so­phische Betrach­tungen hin­ter­lassen; im Alter besann er sich auf die Ehren­pflicht, die solo­ni­schen Notizen der Nachwelt zu erhalten.

Leider begann er zu spät mit dieser Arbeit, der Tod nahm ihm den Griffel aus der Hand, sein Bericht blieb unvoll­endet. Was er aber über die Geo­graphie von Atlantis sagt, klingt so deutlich, ist so scharf umrissen, dass man meiner Ansicht nach dabei unmöglich auf den Gedanken kommen kann, hier solle ein phan­tas­ti­scher Roman geschrieben werden.

Gewiss legt sich Plato man­cherlei aus seinen grie­chi­schen Ver­hält­nissen heraus zurecht, und es mag auch sein, dass seine Notizen hier und dort nicht genau waren, oder dass sich Solons ägyp­ti­scher Dol­metsch beim Umrechnen von Zah­len­an­gaben, etwa bei den Abmes­sungen des die Haupt­stadt umge­benden Kanal­systems, arg ver­rechnete. Dafür stimmen aber, wie ich nach­weisen werde, andere Zah­len­an­gaben sehr genau.

Plato gibt an, dass Atlantis vor den Toren des Her­kules, also vor Gibraltar, etwa bei den Azoren, lag. Pater Kircher zeichnet hiernach ganz naiv, ohne Zaudern, aber auch ohne geringsten geo­gra­phi­schen Anhalt, eine große Insel bei den Azoren. Dass ein selbst einem Plato kul­turell impo­nie­rendes Volk Kolonien gehabt hat, leuchtet wohl ein. 

Als Kolonie wird das nahe Festland genannt, also die spa­nische Küste bei Tar­tessos, wo die Tur­duler wohnten, von deren hohen Kultur andere Schrift­steller des Altertums berichten. Die in Anda­lusien zu suchenden Tur­duler sollen schon 6000 Jahre vor Christus ihre Gesetze in poe­ti­scher Form nie­der­gelegt haben. Die Macht der Atlanter reichte nach Platos Bericht bis Libyen, Ägypten, Etrurien. Das klingt ganz selbstverständlich.

Die Etrusker besaßen eine rät­sel­hafte alte Kultur, nach deren Quellen ewig gesucht wird, und die Libyer werden als afri­ka­nische Nord­länder geschildert, die in Sais eine große Kolonie gegründet hatten. Kamen die hei­ligen sai­ti­schen Tem­pel­bücher viel­leicht über Libyen von Atlantis her nach Ägypten?

In Nord­afrika gefundene weiße, rote und schwarze Steine – der Tra­dition nach sollen aus solchen Steinen die Atlanter ihre kunst­vollen Bauten her­ge­stellt haben – passen prächtig als Beweis­stücke für das Vor­han­densein atlan­ti­scher Kolonien in diesen Gegenden. Die See­fahrer von Tar­schisch mit ihren großen Schiffen, deren gelb­seidene, pur­pur­um­randete Segel an Zedern­holz­masten hingen, können im Alten Tes­tament nicht prächtig genug geschildert werden. Diese Schiffe waren es wohl, die das Bau­ma­terial nach den nord­afri­ka­ni­schen Kolonien brachten, in deren Nähe uralte Schiffs­trümmer gefunden wurden.

Aber auch nach dem „gegen­über­lie­genden Festland“, nach Amerika, über das Meer hin wurde atlan­tische Kultur getragen. Sollte Aztlan am Ende nicht viel­leicht Atlantis sein?

Fach­ge­lehrte, ein­seitig in ihr Spe­zi­al­wissen ver­bohrt, werden nur aus ihrem Wissen heraus Atlantis niemals finden können. Dazu gehört eine All­ge­mein­bildung, die wohl die Grundzüge aller Dis­zi­plinen beherr­schen muss, die aber niemals im Detail ver­sinken darf – und die vor allem auch die Kenntnis der WEL vor­aus­setzt. Wer Hör­bigers wun­der­volle Gedan­ken­gänge nicht kennt, steht schon dem ältesten Kos­mo­tech­niker Plato ver­ständ­nislos gegenüber.

Nicht nur die Atlan­tisflut, die ver­heerend über die Erde brauste und Atlantis ver­schlang, sondern mehrere solcher Flut­ka­ta­strophen erwähnt bereits Plato und mehrere Gür­tel­fluten, über­haupt eine Vielzahl von Groß­fluten in Zusam­menhang mit dem Nie­der­bruch einer Reihe ehe­ma­liger Erd­monde ist auch den Anhängern der WEL bekannt.

Aber breitet sich nicht dort, wo Plato Atlantis suchte, jetzt ein tiefes Meer aus? – Die Meteor­ex­pe­dition, deren Ergeb­nisse in so anschau­licher Weise im Ber­liner Museum für Mee­res­kunde aus­ge­stellt sind, hat zu dieser Frage ent­schei­dendes Material geliefert. Ein derart genaues Modell des Atlan­tik­be­ckens, wie es dort steht, hat es bisher nicht gegeben. Mit höchstem Interesse erblickt man den den Küsten Afrikas und Ame­rikas par­al­lelen unter­see­ischen Höhenzug.

Denkt man sich nun den Atlan­ti­schen Ozean um 2500 m abge­senkt, kommt eine Reihe von Inseln zum Vor­schein. – Zwar reichen die Meteor­mes­sungen nicht bis zu den Azoren herauf, sie ver­mitteln aber eine andere Erkenntnis.

Mehrere sub­marine Ero­si­ons­täler durch­furchen nämlich den Steilrand des afri­ka­ni­schen Kon­ti­nen­tal­blockes. Ero­si­ons­täler enden natur­gemäß immer an der Strand­linie des Ozeans. An sub­marine Aus­wa­schungen ist nicht zu denken, denn das fal­lende Süß­wasser ver­liert im sta­gnie­renden Meer schnell seine Strö­mungs­ge­schwin­digkeit und schwimmt überdies auf dem schweren Salz­wasser. So habe ich aus den Meteor­mes­sungen nicht nur das gewaltige sub­marine Kon­gotal fest­stellen können, sondern noch andere Täler bei der Insel Annobom, an der Kunen­e­mündung und bei Kapstadt.

Diese Täler sinken nun nach Süden zu immer tiefer unter das heutige Oze­an­niveau ab, sie lassen sich zwangslos zu einem sub­ma­rinen Schräg­ho­rizont ver­binden. Die Auf­findung dieses Schräg­ho­ri­zontes über­raschte mich kei­neswegs, da ich schon den Pozn­anski-Troll­schen Schräg­ho­rizont oberhalb des Titi­k­akasees und nor­we­gische Schräg­ho­ri­zonte kannte. Auf knappem Raum kann ich hier auf die Ent­ste­hungs­hy­po­thesen nicht ein­gehen, aber wenn das Interesse an diesen Fragen groß ist, will ich hier viel­leicht später noch einmal darauf zurückkommen.

Fossé du cap Breton (Biskaya)

Unab­hängig von allen Hypo­thesen weise ich nun auf fol­gende Tat­sachen hin: An der por­tu­gie­sisch-spa­ni­schen Küste ist ein sub­ma­riner Horizont in etwa 2300 m Tiefe fest­zu­stellen. Bekannt ist die Fossé du cap Breton in der Biskaya (Abbildung 1), das gewaltige Ero­si­onstal, das einst die Abwässer der Pyrenäen auf 2300 m Tiefe führte.

Unter­see­isches Ero­si­onstal des Mandego (Por­tugal)

Aber auch die por­tu­gie­si­schen Küs­ten­flüsse sinken so tief unter das heutige Niveau ab. Ohne sich zunächst einmal den Kopf darüber zu zer­brechen, wieso und warum das möglich war, ist aus diesem sub­ma­rinen Horizont wohl die Berech­tigung her­zu­leiten, sich auch bei den ganz in der Nähe lie­genden Azoren einen Horizont in 2300 m Tiefe zu denken.

Schräg­ho­ri­zonte 3 – 4000 m unter oder über dem heu­tigen Oze­an­niveau, also alte Gür­tel­fluten, sind ja bekannt. Die 2300 m schrecken keinen Anhänger Hör­bi­ger­scher Lehren, man weiß ja, wie hauchdünn der irdische Was­ser­vorrat die Erd­kugel bedeckt, schon die Lack­schicht auf einem Globus ist relativ dicker. – Auf solchen Unter­lagen war es nun leicht möglich nach den neu­esten See­karten im Geo­gra­phi­schen Institut eine Karte der Azo­ren­gegend mit einem um 2300 m abge­senkten Horizont herzustellen.

Damit war die erste exakte Karte von Atlantis gewonnen; und wie glänzend gerecht­fertigt steht Plato jetzt da! Vor den Toren des Her­kules lag Atlantis, also größer als Libyen und Klein­asien zusammengenommen.

In der Mitte soll die Insel 2000 Stadien breit gewesen sein – ich habe mir im Geo­gra­phi­schen Institut zuerst die 2300-Meter-Schicht­linie aus­ge­zeichnet, und dann war ich denn doch etwas ver­blüfft, als ich den Zirkel nahm und in der Insel­mitte tat­sächlich eine Breite von 200 See­meilen = 2000 Stadien fest­stellte. Die Ver­fasser der sai­ti­schen Tem­pel­bücher mussten also sehr genaue Kennt­nisse von Atlantis besessen haben.

Zunächst – also wenn man von Gibraltar her kam – stieg die Insel hoch und steil aus dem Meere auf. Die Haupt­stadt lag oben auf einer nahezu recht­eckigen Hoch­ebene im Süden der Insel, rings von Bergen umgeben, die bis an das Meer hin­ab­reichten, und besonders gut gegen Nord­winde geschützt. Herr­liche Berge und hoch­ge­legene Seen lagen in der Umgebung. Ganz im Gegensatz zu allen frü­heren Atlan­tis­deu­tungen braucht man nun keine erzwun­genen, gequälten Annahmen mehr zu machen. Die Haupt­stadt lag südlich Dol­la­barat, der hoch­ge­legene See nördlich davon.

Wer nach diesen Fest­stel­lungen noch behaupten will, Plato habe einen Roman schreiben wollen, macht sich wohl lächerlich. Atlantis – das meer­um­brandete Aztlan ‑ist gefunden; es ist gefunden einzig und allein durch die Denk­weise, die Hör­bigers groß­ar­tigen Hypo­thesen ver­mitteln. – Galileis Kol­legen wei­gerten sich, um nicht in Gewis­sens­kon­flikte zu kommen, sich in einem Fernrohr die Jupi­ter­monde anzuschauen.

Mag die Fach­wis­sen­schaft auch noch eine Weile lang scheu um die sub­ma­rinen und hoch­ge­le­genen Schräg­ho­ri­zonte her­um­gehen – die hier gezeigte Karte von Atlantis kann niemals mehr vom Globus verschwinden.


Quelle: pravda-tv.com / wfg-gk.de