Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen bereits auf ihrer Ägyptenreise den Granitsteinbruch in Assuan besucht haben. Vor mehr als 4.600 Jahren sollen sich bekanntlich die Ägypter die Mühe gemacht haben, in dem rund 960 km entfernten Assuan Granit zu brechen, um diesen im Giseh-Plateau sowie Tempeln und Pyramiden an anderen Standorten einzubauen.
(von Axel Klitzke)
Bei der Besichtigung dieses Steinbruchs im März 2009 fiel mir auf, dass es dort einen gesperrten Bereich gibt, der meine Neugier weckte. Zuvor wurde uns erklärt, mit welcher Technologie man einst die Steine herausbrach. Deutlich ist vor Ort zu erkennen, wie taschenartige Vertiefungen in engen Abständen aus dem Granit herausgeschlagen wurden.
Die Technologie bestand folglich darin, diese Taschen mit Doleritsteinen herauszuarbeiten, um sie anschließend mit Keilen Granitblöcke aus dem gewachsenen Fels herauszubrechen. Offensichtlich ist es so oder in ähnlicher Weise geschehen, denn ohne Zweifel sind derartige Bearbeitungsspuren an zahlreichen Stellen im Steinbruch zu finden.
Bei dieser Art des Herausbrechens ist festzustellen, dass der Granit nicht immer das macht, was er machen sollte. In Abbildung 1 ist nicht zu übersehen, wie die verbleibende Fläche völlig krumm und uneben hinterlassen wurde. Das bedeutet gleichzeitig, dass der herausgebrochene Steinblock – ob riesig oder klein – nachträglich sehr umfangreich nachbearbeitet werden musste.
Oft genug war dieser Block auch nicht zu gebrauchen, weil er trotz größer gewählter Toleranz an manchen Stellen das gewünschte Maß unterschritt. Vermutlich hatten die Steinmetze auch mit jenem Block Pech, der, wie auf dieser Abbildung zu sehen ist, völlig schief herausbrach.
Besonders am rechten oberen Ende sieht man die Eigenwilligkeit des Granits sehr drastisch, der dem Willen der Steinmetze einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gezogen hat.
Allein aus diesem Fakt ist abzuleiten, dass geplante Steingrößen sehr großzügig in der anfänglichen Dimensionierung gewählt werden mussten, um nach der Endbearbeitung das gewünschte Ziel zu erreichen.
Eine rätselhafte Granitwand Diese Behauptung erscheint sehr logisch, wenn es nicht im Steinbruch etwas geben würde, was diese Theorie auf den Kopf stellt! Aus größerer Entfernung konnte ich in den gesperrten Bereich blicken und das „Besondere“ fotografieren.
Das Außergewöhnliche ist, dass dort eine glatt bearbeitete Wand steht, die im oberen Bereich einen Überstand besitzt. Das bedeutet aber, dass die „Keiltechnik“ dort niemals angewendet wurde.
Es ist verständlich, dass mich diese Wand sofort in den Bann zog. Da meine Kamera ein sehr starkes Zoom-Objektiv besitzt, fotografierte ich diese Wand erneut, um Details zu erkennen, die mich noch mehr überraschten. An dieser Stelle möchte ich einen Sprung machen. Zu diesem Zeitpunkt wußte ich bereits, daß ich im September/Oktober 2009 erneut in Assuan weilen würde, um eine weitere Reisegruppe von Kairo bis Abu Simbel zu begleiten.
Beim Betrachten der Detailbilder entdeckte ich weitere „Ungewöhnlichkeiten“, was sofort den Wunsch auslöste, bei der nächsten Reise diese Wand aus unmittelbarer Nähe zu sehen.
Folglich fuhr ich in diesem Herbst mit dem festen Gedanken nach Ägypten, unbedingt in diesen gesperrten Bereich zu gelangen. Vor Ort sah es anfänglich nicht danach aus, dieses Ziel zu erreichen, denn ich mußte zuerst zusammen mit Dr. Osman vorrangig die Aufgabe als Fachreisebegleiter erfüllen.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass Dr. Osman Doktor der Ägyptologie ist, viele Jahre im Giseh-Plateau als Ausgrabungsleiter wirkte und seit wenigen Jahren die Funktion als Direktor des Departments für die Rückführung von Antiquitäten im Obersten Rat der Altertümerverwaltung Ägyptens ausübt.
Durch diese Funktion ist er in Ägypten sehr bekannt, was uns auf der gesamten Reise immer wieder half, an die außergewöhnlichsten Orte zu gelangen, die sonst tabu für Reisegruppen sind.
Als wir die Hälfte des Weges im Steinbruch zurückgelegt hatten, sagte er mir, ich solle jetzt zurückgehen, um in den genannten Bereich zu kommen. Offensichtlich hatte er bereits zuvor mit den Verantwortlichen (auf Arabisch) geredet, was ich allerdings nicht verstand.
Zuerst wollten mich Sicherheitskräfte zurückschicken, denen ich aber ohne anzuhalten nur kurz entgegnete, dass ich noch einige Fotos machen möchte und dann zurückkomme. So ließ ich sie einfach stehen und begab mich bis zum Eingang des gesperrten Bereiches.
Voller Skepsis registrierte ich, dass urplötzlich ein weiterer Aufseher auftauchte. Zu meinem Erstaunen winkte er mir freundlich zu und gab mir zu verstehen, daß ich zu ihm kommen sollte. Innerlich dankte ich den Göttern Ägyptens, dass nun das eintraf, was ich mir zuvor fest vorgenommen hatte.
Also ging ich mit dem Wächter bis in das Innere dieses Bereiches und stand schließlich vor dieser Wand, die gleich mehrere Überraschungen bereithielt. Strauße und Elefanten in Ägypten?
Auf Anhieb fiel die Darstellung von großen Vögeln auf, die wahrscheinlich einen afrikanischen Strauß darstellen sollen (Abb. 2). Dieses Tier lebt auch heute noch südlich der Sahara und bevorzugt Grasland. Das gibt es aber seit etlichen Tausenden von Jahren nicht im Umfeld von Assuan, da dort ausschließlich Wüste vorzufinden ist.
Folglich müssen diese Tiere vor sehr langer Zeit gemalt worden sein. Im linken Teil des Bildes ist auch ein „Viehhirt“ zu sehen, den ich in Abb. 3 als Ausschnitt vergrößert zeige: Dieser Viehhirt mit einem Stab in der Hand steht neben einem dieser Vögel. Die gesamte Darstellungsweise sieht sehr archaisch aus, was den Eindruck hinsichtlich eines hohen Alters dieser Wandzeichnung erhärtet.
Bevor ich auf die Wand selbst zu sprechen komme, möchte ich noch „urzeitliche“ Zeichnungen anführen, die auf einer kleinen Insel gleich oberhalb des Staudamms neben dem Kalabsha-Tempel zu sehen sind.
Diese Bilder befinden sich auf Steinen, die in der unmittelbaren Umgebung gefunden wurden und dort neben der Tempelanlage aufgestellt sind. Die Kultur und das „Kunstverständnis“ dieser Urmenschen war offensichtlich sehr weit entfernt von der ägyptischen Kultur, die bereits vor rund 5.000 Jahren bestand.
Auf den Felszeichnungen sind unter anderem Elefanten, Gazellen und Giraffen, zum Teil gemeinsam mit Menschen, dargestellt. Ein sehr klein abgebildeter Mensch hält erstaunlicherweise einen Elefanten am Schwanz.
Diese Felszeichnungen weisen das gleiche Paradoxon auf, denn diese Tiere sind Tiere der Savanne und nicht der Wüste! Die Frage lautet deshalb, sind diese Zeichnungen angefertigt worden, als Ägypten noch mehr Grünland besaß?
Kommen wir nun wieder zurück zu der Granitwand, die gleichfalls mit Felszeichnungen versehen ist. Auf ihr befinden sich neben diesen Zeichnungen Linien, welche die geplante Größe von Granitblöcken verdeutlichen. Aber genau das ist das Problem! Weiter oben wurde festgestellt, dass die Größenmarkierungen sehr großzügig gewählt werden mußten, damit bei der Nachbearbeitung das geplante Steinmaß gesichert werden konnte.
Eine derartige Markierung lässt aber den Schluß zu, dass hier mit anderen technischen Mitteln gearbeitet wurde, um genau diese Maße zu erhalten! Selbst an der Wand konnte ich feststellen, dass dort nicht mit Keilen gearbeitet wurde.
Der Überstand im oberen Randbereich zeigt eine relativ gerade Kante, die nach hinten abgerundet ist. Darüber befinden sich kassettenartige Vertiefungen, die ebenfalls nicht mit der offiziell akzeptierten Technologie in Einklang zu bringen sind (Abb. 7). Insgesamt hinterlässt die Wand den Eindruck, hochtechnologisch bearbeitet zu sein, da sie keinerlei Spuren von Werkzeugen des antiken Ägyptens aufweist.
Spuren einer vorzeitlichen Kultur Der hintere Bereich der gleichen Wand ist abgerundet Abb. 8 und wurde ebenfalls mit Markierungen versehen. Diese sind nur aus der Nähe zu erkennen.
Bei dem letzten Bild fällt auch auf, dass der untere Absatz abgewinkelt herausgearbeitet wurde und das ohne jeden Hinweis, dass dort Keile zum Einsatz gekommen wären. Nun besteht die Frage, warum diese bereits bearbeitete Wand stehengelassen wurde? Die Antwort ist zum Teil in den Abbildungen 2 und 3 zu sehen, wo ein deutlicher Querriß zu erkennen ist, der vermutlich durch ein Erdbeben entstanden war. T
Trotz dieses Naturereignisses hätte man die darüber oder darunter befindlichen Anteile der Wand verwenden können. Dass man dies nicht tat, läßt einen weiteren Schluss zu: Es war beabsichtigt, die Wand am geplanten Standort so zu errichten, dass jeder Stein seine originale Lage erhalten sollte. Dem „Architekten“ war offensichtlich bewußt, dass die Verwendung von Teilen dieser Wand die beabsichtigte energetische Wirkung stören würde.
Ein weiterer Schluss ist, dass die Steine genau diese Form haben sollten, wie sie heute noch zu sehen ist. Das bedeutet aber, dass hier eine Technik zum Tragen kam, die unsere Vorstellungen übertrifft und selbst unsere heutigen Möglichkeiten.
Die heutige Technik ist zwar in der Lage, gerade Steinblöcke aus einem Steinbruch exakt herauszuarbeiten, aber nicht mit der Prämisse, dass der Hintergrund der Wand rund wie bei dem Überstand in Abb. 7 ist. Interessant wäre wissenschaftlich zu untersuchen, aus welchem Material diese Markierungen bestehen und warum sie über Tausende von Jahren noch immer nicht verwittert sind.
Dem Ganzen wird die Krone durch den Fakt aufgesetzt, dass auf dieser Wand Zeichnungen einer archaischen Kultur zu fi nden sind. Menschen einer frühen Epoche ließen sich nicht die Gelegenheit entgehen, auf so einer Wand ihre „Kunstwerke“ darzustellen.
Damit kommen wir an das entscheidende Paradoxon: Auf einer hochtechnologisch bearbeiteten Wand, die einer Vorzeit entstammen muss, haben Menschen mit noch geringem kulturellem Niveau für uns eine Botschaft hinterlassen, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Sie verdeutlichten mit ihren Felszeichnungen, dass es bereits vor ihnen eine Hochkultur gegeben haben muss, die längst vergessen ist.
Videos:
Quelle: pravda-tv.com
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