Der niederländische Maler der Spätgotik, Hieronymus Bosch, stellte um das Jahr 1500 die Erde auf einem Ölgemälde als Scheibe dar, die in einer transparenten Sphäre im Universum schwebt.
Bosch war nicht der einzige, der geglaubt hat, dass die Erde flach ist. Auch die frühgriechischen Philosophen Anaximander und Hekataios waren von der Theorie überzeugt.
Viele Menschen hatten noch bis weit in die Neuzeit Angst vor weiten Reisen, weil sie glaubten, vom Rand von der Scheibe zu fallen.
Auch heute noch heute sind ein Sechstel der US-Amerikaner davon überzeugt, dass die Erde eine Tortenscheibe ist. Von Frank Schwede
Die Flache-Erde-Theorie ist keineswegs neu. Vor allem in Mesopotamien und bei den frühgriechischen Philosophen Anaximander und Hekations finden sich verschiedene Scheibenmodelle.
Sogar im Alten Testament sind unter den Varianten älterer Mythen Fragmente des mesopotamischen Scheibenbildes zu finden.
In der nordischen Mythologie wird Midgard, so die germanische Bezeichnung für die Erde, als Scheibe in einem riesigen Meer beschrieben, in dem die Midgardschlange lebt.
Die Erde als Kugel wurde in der Antike vor allem Pythagoras und dem mythischen König Atlas von Mauretanien zugeschrieben.
Auch der antike griechische Philosoph Platon ging von der Globusform aus. Sein Schüler Aristoteles nannte dafür in seiner im 4. Jahrhundert v. Chr. entstandenen Schrift Über den Himmel drei gute Gründe:
„Sämtliche schweren Körper streben zum Mittelpunkt des Alls. Da sie dies von allen Seiten gleichmäßig tun und die Erde im Mittelpunkt des Alls steht, muss sie eine kugelrunde Gestalt haben.
In südlichen Ländern erscheinen südliche Sternbilder höher über dem Horizont.
Der Erdschatten bei einer Mondfinsternis ist stets rund.“
Noch in der Spätantike wurde die Globusform der Erde vor allem von christlichen Autoren in Frage gestellt. Der lateinische Rhetoriklehrer und christliche Apologet Lucius Lactantius fand die Vorstellung, dass die Erde eine Kugel ist, allein schon deshalb verstörend, weil seiner Auffassung nach die Menschen auf dem Kopf stünden und der Regen von unten nach oben fiele.
Doch Lactantius fand mit seiner flachen Erde-Theorie erst im Zeitalter des Humanismus Gehör und Beachtung.
Wer es hingegen heute wagt, die Globus-Theorie in Frage zu stellen, gilt nicht nur gemeinhin als Verschwörungstheoretiker, sondern leugnet zugleich auch die Wissenschaft.
Spätestens seit 2015 lebt die Diskussion der Flachen Erde-Theorie wieder auf. Laut einer 2018 in den Vereinigten Staaten durchgeführten Umfrage, ist ein Sechstel der Bevölkerung nicht Hundertprozent von der Globusform überzeugt.
Eine Umfrage in Brasilien kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Hier lehnen 7 Prozent der Bevölkerung die Kugelform ab.
Das Eis am Südpol verhindert, dass Schiffe von der Erde fallen
Zahlreiche Vertreter der Flache-Erde-Theorie behaupten, dass die Versuche, die Antarktis zu umrunden, allein nur aufgrund der massiven Eisbarriere gescheitert seien, die die flache Oberfläche der Erde umgibt.
Davon war auch der britische Autor Samuel Rowbotham, Gründer der Zetetic Society, ein Vorläufer der Flat Earth Society, überzeugt.
Er schreibt in seinem 1865 veröffentlichten Werk Zetetics Astronomy Earth Not a Globe, dass die Erde keineswegs eine Kugel sei.
Rowbotham ging von der Theorie aus, dass der Nordpol das Zentrum der Welt ist und die Antarktis die Ränder, die in Form riesiger Eiswände verhindern, dass Schiffe und Menschen am Ende des Horizonts von der Erde fallen, außerdem behauptet der britische Autor, dass die Sonne weniger als 4000 Meilen von London entfernt sei.
Bis heute glauben Verfechter der Flache-Erde-Theorie, dass die US Weltraumagentur NASA eine betrügerische Behörde ist, die mit gefälschten Bildern der Öffentlichkeit weismachen will, dass die Erde rund ist.
Einer, der ebenfalls von dieser Vermutung ausgeht, ist der 31 jährige Nathan Thompson aus dem US Bundesstaat Kalifornien.
Auch Thompson glaubt, dass das Eis der Antarktis seit 1961 streng bewacht wird und dass der Schutz des Eises der wahre Grund für den Antarktis Vertrag ist.
Seine „Flat Earth and Globe Discussion Group“ auf Facebook hat mittlerweile fast 40.000 Mitglieder – Tendenz steigend.
Der 31-Jährige, der von Beruf Online Marketingexperte ist, hat nach eigenen Angaben ein ganzes Leben lang geglaubt, dass die Erde rund sei, dann wurde er im Internet vom Gegenteil überzeugt.
Mittlerweile sieht er sich als Wissender und tingelt durchs Land, um seine Erkenntnisse zu verbreiten.
In den sozialen Medien steigt die Zahl der Anhänger der Flache-Erde-Theorie seit Jahren sprunghaft an. Flat Earth Stationary ist mit 220.000 Anhängern die größte Gruppe auf Facebook.
Der Flat Earth Society, die 193.000 Fans hat, haben sich auch schon zahlreiche Prominente angeschlossen. Erst 2017 hat sich Elon Musk in die Diskussion eingeschaltet und die Frage gestellt hat, warum es nicht auch eine Flache-Mars-Gemeinschaft gibt.
Befindet sich Mutter Erde tatsächlich unter einer riesigen Schneekugel und der Sternenhimmel ist nichts anderes, als eine an die Wand geworfene Simulation?
Das Problem ist, dass es mehr als ein halbes Dutzend Theorien gibt, die nichts anderes als Unsinn sind, die aber von einem erschreckend hohen Prozentsatz der Bevölkerung geglaubt wird.
Und das trotz zahlreicher wirklich überzeugende Beweise, dass die Erde, wie auch alle anderen Planeten im Universum, eine Kugel ist. Wie sollte das auch anders sein?
Mond- und Sonnenaufgang sind für Flat Earther lediglich eine optische Täuschung. Demnach wandern Sonne und Mond in einer Kuppel hin und her, wobei die Sonne mit einem Durchmesser von lediglich 60 Kilometer in 5000 Kilometern Höhe ähnlich wie ein Scheinwerfer jeweils nur einen kleinen Ausschnitt der Erdoberfläche beleuchtet.
Diese krude Theorie macht es kritisch denkenden Menschen in der Tat nicht leicht, tatsächliche Verschwörungen gegen die Menschheit zu entlarven. Ich denke, dass das möglicherweise auch so gewollt ist.
Tatsache ist, dass die Sonne mit einem Durchmesser von 1.392.700 Kilometer rund 149,6 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist und dass der Mond einen Abstand von 384.400 Kilometer zur Erde hat.
Flach-Erdler behaupten auch, dass es keine Satelliten gibt, doch ohne die würde kein GPS zur Navigation funktionieren und auch der Mobilfunk könnte nicht funktionieren.
Außerdem haben Vertreter der Flache-Erde-Theorie auch keine Erklärung auf die Frage parat, warum auf der Nord- und Südhalbkugel unterschiedliche Sternen-Konstellationen zu sehen sind.
Ein weiteres sehr populäres Argument für die Flache-Erde-Theorie ist, dass die Erdkrümmung nicht zu erkennen ist. Auch diese Behauptung stimmt nicht.
Wenn man nur weit genug von der Erdoberfläche entfernt ist, kann man sie genau erkennen.
Als der Österreicher Felix Baumgartner 2012 aus rund 39 Kilometern Höhe aus einer Ballonkapsel in die Stratosphäre sprang, konnte man die Krümmung der Erde sehr deutlich erkennen.
2017 wollte der Taxifahrer Mike Hughes aus dem US Bundesstaat Kalifornien den Beweis erbringen, dass die Erde flach ist.
Eigens dafür baute er aus Schrottteilen eine Rakete zusammen, in der er sich 550 Meter Richtung Weltall katapultieren wollte, um die nötigen Beweisfotos zu machen. Kurz vor seinem Start versprach Hughes: „Ich werde ein für alle Mal die Theorie einer runden Erde widerlegen!“
Das 20.000 Dollar-Projekt finanzierte der Kalifornier mit Spendengeldern. Die Fotos wollte Hughes über der Mojavewüste machen, bevor er an zwei Fallschirmen wieder zur Erde zurückschweben sollte – doch so weit kam es. Hughes stürzte ab und verstarb noch an der Unglückstelle.
Fazit ist, dass es mindestens so viele Verschwörungen existieren, wie es unsinnige Verschwörungstheorien gibt, die mit einer Handvoll Fakten leicht zu entlarven sind.
Ob auch die Flache-Erde-Theorie dazu gehört, muss jeder für sich entscheiden.
Bleiben Sie aufmerksam!
Quelle: pravda-tv.com
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