„Save America“ – „Rettet Amerika“ ist der Slogan, der auf dem Schild am Rednerpult steht, hinter dem der 47. Präsident der USA, Donald Trump, seine Rede hält, als wäre schon er in der Kampagne zur Präsidenschaftswahl. In Texas hielt er eine furiose Rede über Hillary Clinton und die gestohlene Wahl, über den Deep State, gegen Zensur und die üble Propaganda der Medien gegen ihn – und dass es mit ihm keinen Einmarsch in die Ukraine gegeben hätte. Immer wieder brausender Applaus der Zuhörerschaft. Trump wirkt alles andere als erschöpft oder unsicher, wie er da in Florida die Massen begeistert. Er ist wieder ganz der Alte.
Die Mainstreammedien erfüllt es mit Grausen. „Die Wahl 2020 wurde manipuliert und jeder weiß es“ schmettert Ex-Präsident Trump in das applaudierende Publikum. Und die Medien interpretieren es als Beleg für Trumps Verlogenheit und Unzurechnungsfähigkeit und behaupten weiterhin ihrerseits, das sei „gründlich widerlegt“ worden und raunen von „Verschwörungserzählungen“. Eine Umfrage der Universität von Massachusetts Amherst zeigt aber, dass fast Dreiviertel der republikanischen Abgeordneten bezweifeln, dass der Wahlsieg Joe Bidens 2020 legitim war: „Einundsiebzig Prozent der GOP-Befragten gaben an, dass sie nicht glauben, dass Biden zu Recht in das Weiße Haus gewählt wurde.“
„Er spielt weiterhin seine größten Hits“ lauten genervte Kommentare aus Trumps Gegenlager. Nun ja, das tun alle im Politikgeschäft.
Besonderer Aufreger: „Wenn ich kandidiere und gewinne, dann werden wir die Leute vom 6. Januar fair behandeln. Wir werden sie fair behandeln. Und wenn dafür Begnadigungen nötig sind, dann werden wir sie begnadigen, denn sie werden einfach unfair behandelt.“
Damit hat Mr. Trump einen heißen Doppelwhopper serviert. Erstens sagt er damit indirekt, DASS er 2024 als Präsidentschaftskandidat antreten wird und zweitens, dass er die absoluten Buhmänner der Nation, die Kapitolstürmer vom 6. Januar, begnadigen wird. Nun, so genau hat er das eben nicht gesagt, aber wen interessieren da schon Feinheiten?
Eine Nation, deren Souveränitäts- und Freiheitsselbstverständnis ihre Geburtsstunde in der Boston Tea-Party hatte und bis heute gefeiert wird, hat heute kein Verständnis mehr für einen Bürgersturm auf Herrschaftsinstitutionen. Damals, am 16. Dezember 1773, stürmten Bostoner Bürger den Hafen und warfen die kompletten Ladungen Tee von insgesamt 45 Tonnen (damals ein sehr teures Handelsgut) dreier Handelsschiffe der britischen East India Company einfach ins Hafenbecken. Diese „Aktivisten“ waren übrigens als Indianer (heute politisch korrekt „First Nations“) verkleidet. Heute muss man sich als Berichterstatter des Sturmes auf‘s Kapitol mit einem einzigen kostümierten Büffelhorn-Fellmützen-Schamanen zufriedengeben.
Doch alles Ätzen und noch so beißender Hohn können nicht darüber hinwegtäuschen, was auch bekannte Journalisten und Kolumnisten zu bedenken geben: Die Aussichten für den alten Kämpen sind nicht schlecht. Die Zeitung und Webseite „The Hill“ schrieb bereits Anfang Dezember, dass eine Umfrage des Harvard CAPS-Harris Poll exklusiv für „The Hill“ ermittelt habe, dass 48 Prozent der US-Wähler Trump und 45 Prozent Biden wählen würde, wenn jetzt Präsidentschaftswahlen anstünden. Unter der männlichen Wählerschaft war das Verhältnis pro Trump/pro Biden sogar 50/43, während weibliche Wähler ein 46/46 Verhältnis aufwiesen.
Interessant: 62 Prozent der Wähler sind einer Umfrage zufolge der Meinung, dass Putin nie die Ukraine invadiert hätte, wenn Trump Präsident wäre:
Offenbar sieht das Ex-Präsident Trump auch so. Denn in seiner Rede geißelt er die Regierung Biden als schwach und inkompetent:
Der Schuldige für das, was sich nun in der Ukraine abspiele, sitze nicht nur im Kreml, sondern eben auch im Weißen Haus:
„Und Joe Bidens Schwäche und Inkompetenz haben das reale Risiko für einen Dritten Weltkrieg geschaffen. Sehen wir doch an, was los ist. Das wäre mit uns niemals passiert. Kein Gedanke daran. Das wäre nie passiert. Wenn Euch Eure Zukunft, Eure Familie und Euer Land am Herzen liegt, dann habt Ihr keine Wahl. Diesen November müsst Ihr diese tobenden Irren aus dem Amt werfen und starke, entschlossene Republikaner wählen, die Eure Grenzen wieder herstellen, Eure Sicherheit beschützen, eure Jobs verteidigen und Amerika an die erste Stelle setzen. … (tobender Applaus) … Was der Joe Biden und Pelosi-Schumer-Kongress aus unserem Land in nur einem Jahr gemacht hat, ist eine Farce und Karikatur höchsten Grades. Die Inflation schießt in den Himmel, die Gaspreise schnellen nach oben, die Lieferketten brechen zusammen. Ist das zu glauben? Man kriegt ja einfach nichts mehr!“
Biden sei „verschlafen, schlecht, schwach, inkompetent.“ Wenn der amerikanische Präsident nicht respektiert werde, „wird die Welt chaotisch“. Putin habe seine „ruchlose Entscheidung“ auch deshalb getroffen, weil er den „erbärmlichen Rückzug Amerikas aus Afghanistan gesehen“ habe. Donald Trump sagte sogar, er habe sich gut mit Putin verstanden, dass aber kein Präsident härter gegenüber Putin und Russland war als er. Ob Präsident Putin das wohl unterschreiben würde?
Dann geht er noch mit den Strukturen des Deep State und der unter Biden verschärften Zensur und Überwachung ins Gericht:
„Sie benutzen Big Tech, um dich zu zensieren, den Deep State, um dich auszuspionieren, die Geheimdienste, um dir etwas anzuhängen, die Medien, um dich zu verleumden … sie manipulieren Wahlen, um dich zu entrechten … während sie behaupten, sie verteidigten die Demokratie.“
Damit trifft er nicht nur den Nerv seiner Wähler, sondern bietet ihnen auch eine neue Soziale Medien-Plattform an, die komplett zensurfrei und „frei von politischen Diskriminierung“ sein soll. Ende Februar wurde sein neues, soziales Medium „Truth Social“ gestartet. Der Ex-Präsident, der auf Facebook, Twitter und Youtube dauerhaft komplett gesperrt ist, hat nun seine eigene Plattform entwickeln lassen. Seit etwa einer Woche kann man die App „Truth Social“ herunterladen. Sie ist praktisch eine Art Kopie von Twitter. Das war abzusehen, denn das war damals Trumps wichtigstes Sprachrohr mit Dutzenden Millionen Followern. Statt „Tweets“ wird er nun „Truths“ verbreiten – und eine riesige Anhängerschaft wartet schon darauf. So ganz rund läuft die Plattform aber noch nicht. Ob es noch Fehler in der technischen Struktur gibt und/oder viele Hacker, die „Truth Social“ zu Fall bringen wollen … man wird sehen.
Donald Trumps gesamte Rede findet man hier:
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