Frankreich, Dezember 2020, Flughafen Charles de Gaulle: Jean-Luc Brunel, Betreiber einer großen Model-Agentur, will aus Frankreich in den Senegal fliehen. Er wird am Flughafen vor dem Abflug verhaftet. Doch es dauert bis September 2021, bis er wegen Vergewaltigung vor Gericht steht. Verurteilt war er noch nicht, als er am 19. Februar tot in seiner Gefängniszelle in La Santé aufgefunden wird. Er soll Selbstmord durch Erhängen begangen haben. Brunel hatte immer seine Unschuld beteuert.
Der Lebemann, Partylöwe und Modelscout war ein enger Freund und Vertrauter des Milliardärs Jeffrey Epstein, der seiner Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und Mädchenhandel angeblich durch Selbstmord in seiner Zelle entging. Die Dritte im Bunde, Ghislaine Maxwell steht zurzeit vor Gericht, aber lebt noch. Die Missbräuche junger Mädchen und die Nötigung junger Frauen zum Sex mit Prominenten in den Herrenhäusern Jeffrey Epsteins und auf seiner Insel „Little St. James“ sind schon lange bekannt. Sogar einige Passagierlisten der privaten Airline des Milliardärs kamen an die Öffentlichkeit, auf denen man die Namen der Prominenten und Mächtigen lesen konnte, wie Beispielsweise Bill und Hillary Clinton.
Jean-Luc Brunel war von Anfang an dabei. Seine Sporen als Modelscout verdiente er sich in der französischen Agentur „Karin Models“. Hier castete er spätere internationale Model-Ikonen, wie Angie Everhart, Christy Turlingteon und Jerry Hall. Nachdem der amerikanische Sender CBS im Dezember 1988 einen investigativen Report sendete, der die Machenschaften von Monsieur Brunel und seinem Kollegen Claude Haddad enthüllte, war der Ruf Jean-Luc Brunels schwer angeschlagen. Mehrere amerikanische Models, die mit Brunel gearbeitet hatten, sagten aus über die Kultur der Ausbeutung dieser schönen, jungen Frauen. Brunel war eine zentrale Figur darin. Die Models wurden routinemäßig unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht. Der Buchautor Michael Gross beschrieb diese Zustände in seinem Buch „Model: The Ugly Business of Beautiful Women“ (das hässliche Geschäft der schönen Frauen).
Ghislaine Maxwell, die Monsieur Brunel bereits in den 1980er Jahren kennengelernt hatte, stellte ihn Jeffrey Epstein vor, wie der Buchautor Bradley Edwards in seinem 2020 erschienenen Buch „Relentless Pursuit – My Fight for the Victims of Jeffrey Epstein and Ghislaine Maxwell“ beschreibt.
Brunel geht in den ersten Jahren nach 2000 in die USA und gründet dort 2004 mit einer Million Dollar Einsatz von Seiten Jeffrey Epstein eine eigene, neue Model-Agentur MC2 Model Management, mit der er jahrelang tätig war und 2019 auch in der Ukraine an der 1MotherAgency in Kiew beteiligt war. Im September 2019 wurde die Agentur MC2 aufgelöst. Die Presse, unter anderem der amerikanische Miami Herald und der britische Guardian, hatten die Berichte von drei seiner ehemaligen Models veröffentlicht.
Nach Jeffrey Epsteins Tod 2019 tauche Jean-Luc Brunel unter: Die französische Nationalpolizei ermittelte damals gegen ihn wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. Er war Epsteins Organisator für den Nachschub an blutjungen Mädchen, die er castete und mit seiner Modelagentur lockte, indem er den naiven Teenagern ein Luxusleben in Saus und Braus in Aussicht stellte, Umgang mit Prominenten und den Teenie-Idolen aus der Schaulspieler- und Musikbranche. Ghislaine Maxwell diente dabei als vertrauensbildende, ältere Freundin mit guten Ratschlägen. Die Mädchen bekamen tatsächlich ein Luxusleben geboten, mussten aber den Männern zu Diensten sein.
Ein besonders erschreckender Fall sind die zwölfjährigen Drillingsschwestern, die Brunel seinem Gönner, Freund und Komplizen Jeffrey Epstein als „Geburtstagsgeschenk“ zum Missbrauch übergeben hat.
Virginia Giuffre, eines der Opfer Jeffrey Epsteins und vor wenigen Tagen wegen ihres Millionen-Dollar-Vergleichs mit Prinz Andrew in den Schlagzeilen, beschrieb im Epstein-Prozess vor Gericht diesen erschütternden Fall. Die drei Schwestern wurden von Jefrrey Epstein oral vergewaltigt. Epstein soll sich nach ihrer Aussage sogar damit gebrüstet haben, dass die Familie der Mädchen arm sei und das Geld, das sie für ihre drei Töchter erhalten hat, dringend brauchte. Epstein sei völlig von den „niedlichen Mädelchen“ begeistert gewesen und dass sie so wunderbar jung gewesen seien. Immer wieder habe er davon geschwärmt. Brunel habe in Paris die drei Kinder den Eltern unter den üblichen Versprechungen einer Modelkarriere abgekauft und Epstein habe sich sehr darüber amüsiert, wie leicht man doch alles und jeden kaufen könne. Das enthüllen nun entsiegelte Dokumente.
Es gibt aber noch andere, damals sehr junge und recht bekannte Models, die ähnliche Dinge von Herrn Brunel behaupten:
„Thysia Huisman, then an 18-year-old Dutch model staying at the apartment, alleged that one such evening in September 1991, she began feeling woozy after being given a drink by Brunel, and was taken to his bedroom. I recall him lying on top of me, me trying to push him off,” she said in an interview. ‘I remember trying to move, but not really being able to. Like almost being paralysed. I heard the sound of my blouse – a black blouse – ripping. I had a black skirt, too. I felt him – this is difficult – between my legs. Pushing.’ Huisman said the rest was a blur. She woke the next morning in a kimono that wasn’t hers, with soreness on her inner thighs. ‘I felt we had had sex,’ she said. ‘I knew. I know.‘“
Übersetzung: Thysia Huisman, ein 18jähriges, niederländisches Model, die in dem Appartement Brunels lebte, sagte aus, dass sie an einem dieser Abende im September 1991 sich benebelt fühlte, nachdem ihr Brunel einen Drink gegeben hatte und sie in sein Schlafzimmer brachte. ‚Ich erinnere mich, dass er auf mir lag und ich versuchte, ihn weg zu stoßen‘, sagte sie in einem Interview. ‚Ich erinnere mich, dass ich versucht habe, mich zu bewegen, aber nicht wirklich dazu in der Lage war. Als wäre ich fast gelähmt. Ich hörte das Geräusch meiner zerreißenden Bluse – einer schwarzen Bluse. Ich trug auch einen schwarzen Rock. Ich fühlte ihn – das fällt mir schwer – zwischen meinen Beinen. Stoßend.‘ Huisman sagte, der Rest sei verschwommen. Sie wachte am nächsten Morgen in einem Kimono auf, der nicht ihr gehörte, und hatte Schmerzen innen, an den Schenkeln. ‚Ich fühlte es, wir hatten Sex‘, sagte sie. ‚Ich wusste es. Ich weiß es.‘”
Die Mädchen, die Monsieur Brunel in seiner Modelagentur hatte, wurden auch bei der Reizwäsche-Marke „Victoria’s Secret“ gern gebucht. Der Besitzer von Victoria’s Secret war bis 2020 Leslie Wexner. Auch er war verbandelt mit Brunel und Jeffrey Epstein. In einem Artikel des US-Magazins Vanity Fair aus dem August 2021 mit dem Titel: “Der Mogul und das Monster: Die jahrzehntelange Beziehung zwischen Jeffrey Epstein und seinem größten Kunden” schreibt das Magazin:
„Von den vielen Geheimnissen, die das Leben und die Verbrechen des berüchtigten Finanziers noch immer umgeben, ist die Quelle seines Reichtums und damit seiner Macht vielleicht das größte. Seine langjährigen Geschäftsbeziehungen zu seinem prominentesten Kunden, dem milliardenschweren Einzelhandelsmagnaten Leslie Wexner, sind der Schlüssel dazu.”
Die Verbindungen des Monsieur Brunel mit Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell und seine Rolle in diesem Höllentrio sind mehr als sattsam und lange bekannt. Leugnen hätte keinen Sinn mehr gehabt. Vielleicht war es angesichts der drohenden Strafen wirklich ein Selbstmord, wenngleich das auch unwahrscheinlich ist. Denn es wird in den Gefängnissen immer dafür gesorgt, dass ein Gefangener nichts in seiner Zelle hat, womit er sich selbst töten kann, nicht einmal Schnürsenkel. Und es darf auch keinen Haken oder Nagel in den Zellen geben, an denen man sich aufhängen könnte. Und dennoch schaffen das seltsamerweise immer diejenigen Angeklagten, deren Aussagen sehr wichtige, prominente Personen belasten könnten.
Es kursieren unbewiesene Gerüchte, dass die Kameras zum Zeitpunkt des Todes von Jean-Luc Brunel ausgefallen sein sollen.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.