screenshot youtube

Muss man Russland beschul­digen und hassen?

Die Ukraine – erst Partner, jetzt Ankläger gegen Deutschland — Nun erzwingt sie den Rück­tritt des Vize­ad­mirals Schönbach — Badische Zeitung sieht rus­sische Ein­kreisung der Ukraine

(von Albrecht Künstle) 

Schon lange fordert die Ukraine Waffen von Deutschland, als ob sie nicht genügend von den USA und England erhalten hätten. Aus­ge­rechnet von Deutschland als Rechts­nach­folger des Deut­schen Reiches, dessen Wehr­macht unter dem „Führer“ 82 Jahre zuvor die Ukraine als Durch­marsch­gebiet gen Russland heim­suchte und als Korn­kammer Kriegs­deutsch­lands her­halten musste. Hitler wollte auch in diesem Land 20 Mil­lionen Deutsche ansiedeln, nicht nur in der Sowjet­union. Bereits im Oktober 1939, also unmit­telbar nach der Eroberung der west­ukrai­ni­schen Gebiete, bat die gewählte „West­ukrai­nische Natio­nal­ver­sammlung“ um den Bei­tritt zur UdSSR, welcher schließlich per Gesetz erfolgte.

Heute ver­langen die Ukrainer den Bei­tritt zur NATO – nicht die gesamte ukrai­nische Bevöl­kerung, aber deren Regierung. Obwohl sich diese schon einmal eine blutige Nase geholt hatte, schlagen sie sich heute wieder auf die Seite derer von denen sie glauben, dass diesen die Zukunft gehöre. Sie wollen nicht wie die Finnen und Schweden neutral bleiben, obwohl jenen ihr Status zwi­schen dem Ost­blöckchen OVKS und dem West­block NATO gut bekommen ist. Haben sie denn keine Skrupel, erneut als Auf­marsch­gebiet aus dem Westen Richtung Osten miss­braucht zu werden? Wie anders ist die Politik der NATO zu beur­teilen, sich nach dem Bei­tritt von neun neuen Ländern Mit­tel­eu­ropas zu diesem Mili­tär­bündnis, das kaum mehr ein Ver­tei­di­gungs­bündnis ist, nun auch die Ukraine krallen zu wollen.

Ironie der Geschichte: Damals rief die Regie­rungs­clique nach den Herr­schern im Osten, heute nach denen im Westen. Ob ihnen das besser bekommen wird? Damals waren die Opfer in der Ukraine haupt­sächlich Juden – 850 000 ohne die nicht­jü­di­schen Ukrainer. Diese wären heute nicht mehr die Haupt­opfer, weil es nur noch 300 000 gibt. Dafür haben sich die Muslime auf zwei Mil­lionen ver­mehrt. Diese kommen in unseren Medien über­haupt nicht vor. Auch nicht, dass sich die Ukraine von Erdogan Drohnen liefern lässt. Die Ukraine hat immerhin halb so viele Ein­wohner wie die Bun­des­re­publik und ist ent­spre­chend wehr­fähig. Sie hat 191 000 Sol­daten, mehr als die Bun­deswehr, und eine Million Reser­visten. Die Ukraine hat nicht nur eigene Waffen, sondern darüber hinaus so viele Waffen aus NATO-Ländern in Stellung, dass sie fast darin zu ersticken droht.

Doch unsere (?) Medien und Poli­tiker machen die Russen als Gefahr für Europa aus. Und wer Zweifel an dieser ver­zerrten Dar­stellung anmeldet, wie der Inspekteur der Deut­schen Marine, Kay-Achim Schönbach, der wird auf Druck der Ukraine gezwungen, seinen Dienst zu quit­tieren. „Die Krim ist weg“, meinte er und bekommt dafür Prügel. Was wäre, würde jemand umge­kehrt sagen, „die frü­heren Ost­ge­biete Deutsch­lands können nicht weg sein“? Er sagte auch nicht wie in den Medien behauptet, ein Ein­marsch der Russen wäre Nonsens, sondern Schönbach sagte, dass sich Russland ukrai­ni­sches Ter­ri­torium aneignen wolle, sei Nonsens. Aber scheinbar ist es in unserem Land nicht mehr möglich, Russen als kul­turell eben­bür­tiges Nach­barvolk zu sehen, sondern Russland unter Putin nur als eine kriegs­lüs­terne Macht des Bösen. Doch Schönbach ging bereits in Sack und Asche, wie das aus Schau­pro­zessen bekannt ist. Jeden­falls behält er mit dem Schuld­be­kenntnis seine Pension.

Dabei brauchen die Russen nicht einmal ein­zu­mar­schieren, sie sind schon in der Ukraine. Warum? Zum einen sind das Ein­ge­hei­ratete, die nach der Auf­lösung des War­schauer Pakts und dem Rückzug der von Russen kon­trol­lierten Waffen bei ihrer ukrai­ni­schen Freundin oder Frau blieben und dort Wurzeln schlugen. Der eigent­liche Grund reicht aber ins Ende des 19. Jahr­hun­derts zurück. Die Süd­ost­küste der Ukraine, der Donbass am Asow­schen Meer, wurde damals indus­tria­li­siert und brauchte Berg­leute und Stahl­ar­beiter. Die meisten wurden aus dem zaris­ti­schen Russland geholt und sie blieben. Und neben Kohle brachten sie bzw. ihre Frauen auch Kinder ans Licht der Welt – über Gene­ra­tionen hinweg. Das galt zwar auch für die Ukrainer/innen, aber Mil­lionen wan­derten in den Westen aus und über­ließen Land den Russen.

Heute halten sich in Mariupol Ukrainer und Russen die Waage, 90 Prozent sind rus­sisch­sprachig. Im unweiten Donezk, das von Sepa­ra­tisten beherrscht wird, domi­niert Rus­sisch noch mehr. Dort herrscht schon lange ein täg­licher Klein­krieg zwi­schen den Volks­gruppen. Übrigens könnte das ein Vor­ge­schmack auf die Zukunft Deutsch­lands sein, wenn zu dem Viertel Migran­ten­anteil noch mehr her­ein­geholt oder ‑gelassen werden. Schon jetzt wurden Deutsche auf­ge­fordert, endlich tür­kisch zu lernen, weil es von Türken domi­nierte Stadt­viertel gibt.

Wird neben „Rus­sen­ver­stehern“ auch die Schweiz geächtet und der Bot­schafter aus­ge­wiesen, weil der his­to­risch bewan­derte Christian Müller die tat­säch­liche Geschichte beschrieb, wie auch ich es mit zwei Artikeln tat. Russland for­derte am 17. Dezember 2021 lediglich die Zusagen ein, die ihm in zwei OSZE-Kon­fe­renzen gemacht worden waren. Der bei INFOsperber erschienene Nach­hil­fe­un­ter­richt in Geschichte attes­tiert Russland das Recht auf die begehrte Sicher­heits­ga­rantie: «Jeder Staat wird dies­be­züglich die Rechte aller anderen respek­tieren. Sie werden ihre Sicherheit nicht auf Kosten der Sicherheit anderer Staaten fes­tigen.»

Was führt die USA im Schilde? Während die USA auf der ganzen Welt gegen tausend Mili­tär­basen betreibt, hat Russland außerhalb der ehe­ma­ligen Sowjet­union gerade einmal eine Mili­tär­basis in Syrien, um sich den Zugang zum Mit­telmehr offen zu halten. Und hat sie nicht aus ihren ver­lo­renen Kriegen gelernt – Vietnam, Irak, Afgha­nistan u.a.? Und haben unsere Medien und Poli­tiker nichts daraus gelernt, dass wir nach den letzten Kriegen noch größere Lasten tragen mussten als die USA? Diese „kriegen“ im Wortsinn und wir kriegen die Splitter ab in Form von Migration. Bei einem Krieg gegen Russland wäre es nicht anders.

Russland tut es nun den USA und Groß­bri­tannien nach und verlegt S‑400 Luft­ab­wehr­ra­keten nach Belarus. Das ist die kleine Version der Situation von 1962, als zuerst die USA atomare Mit­tel­stre­cken­ra­keten gegen Russland in der Türkei auf­stellten, und dann die Russen das­selbe auf Kuba taten. Damals konnte ein Atom­krieg abge­wendet werden. Heute gibt es noch weit schreck­li­chere Lang­stre­cken­ra­keten. Ob diese nun in den Arse­nalen bleiben und „nur“ kon­ven­tio­nelle Waffen zum Einsatz kämen?

Oder geht es nur um fol­gendes Kalkül? Wenn es hof­fentlich zu keinem Krieg kommt, weil Russland viel­leicht gar keinen will, wird der Westen sagen: Seht, man muss den Russen nur zeigen, wo der Hammer hängt. Und mili­tä­risch und mit Sank­tionen drohen, dann hat sich die Stra­tegie der Gewalt­an­drohung bewährt. Weil man das Gegenteil nicht beweisen kann, dass Putin nur die eigene Sicherheit wollte und keine „Vor­wärts­ver­tei­digung“ wie die NATO, wird diese Legende in die Geschichts­bücher ein­gehen. Ähnlich wie damals bei der Kubakrise.

Im letzten Bun­des­tags­wahl­kampf wurden zwei Par­teien als nicht wählbar aus­sor­tiert. Die AfD und die LINKE, weil sie ein kri­ti­sches Ver­hältnis zur NATO haben. Anfangs dachte Habeck, inzwi­schen jedoch viele Grüne darüber nach, der Ukraine eben­falls Waffen zu liefern, die gegen Russen zum Einsatz kämen. Ein heißes Eisen, zumal diese Partei die Außen­mi­nis­terin stellt. Frau Baerbock spielte bei dem Antritts­besuch in Kiew und Moskau die Diplo­ma­ten­rolle, in die sie vom Kanzler geschickt wurde. Aber jetzt tut sie nichts zur Mäßigung und bereitet die „frei­willige“ Eva­ku­ierung des Bot­schafts­per­sonals vor. Der Kon­flikt ent­wi­ckelt sich dra­ma­ti­scher als Omikron!

Zu unguter Letzt: „Die NATO ver­stärkt ihre Präsenz“ nochmals, titelt die Badische Zeitung vom 25. Januar. Nach den USA und England inter­ve­nieren nun auch andere Länder in der Ukraine. Soweit ist die Meldung zutreffend. Aber dann orakelt der Leit­ar­tikel-Schreiber, Putins Truppen umstellten die Ukraine von drei Seiten. Ihm sei hiermit fol­gende Rechnung auf­ge­macht. In 100–250 km Ent­fernung zur Grenze sollen 100 000 rus­sische Sol­daten sta­tio­niert sein. Die Grenze ist aber 1500 km lang, das wären alle 15 Meter einer. Würden sie die Ukraine mit einer Men­schen­kette umzingeln wollen, müssten es zehnmal so viele sein. Das ist etwa so, als ob Deutsch­lands Sol­daten unsere Nach­bar­länder umzingeln wollten.

Die Scharf­macher unseres Landes wissen nicht mehr, welche Register sie noch ziehen sollen, um die rus­sische Gefahr noch mehr zu dra­ma­ti­sieren, als sie tat­sächlich ist. Man kann einen Krieg auch herbeischreiben.

——————————-

Dieser Artikel erscheint auch auf der Web­seite des Autors