Jetzt ist er es. Seine Träume wurden wahr. Das Tingeln von Talkshow zu Talkshow hat sich ausbezahlt. Karlchen ist Gesundheitsminister.
(Alexander Kohlhaas)
Und die Masse? Die findet das auch noch gut, wenn man den Umfragen trauen darf. Der Köln-Leverkusener-Massenmensch wählt diesen Pharma-Darsteller gar per Direktmandat in die größte Quasselbude Deutschlands, den Bundestag. Damit fällt der Massenmensch auf die immer gleichen und uralten Mechanismen herein, über die er sich erhaben wähnt. Dabei haben wir in unserem Buch „Deine Seele gehört uns“ ausführlich beschrieben, wozu eine Dauerpräsenz einzelner Figuren, die nur in einer Serie als Schauspieler fungieren, führt:
„Manchmal fühlen sich Menschen aber auch Figuren zugehörig, die so sind, wie sie gern wären, oder Figuren, die sie sich als Vorbilder suchen […]. Die Serie gibt ihnen das Gefühl, diese Figuren sehr gut zu kennen, und sie können diese Figuren dann als eine Art erweiterte Familie oder erweiterten Freundeskreis wahrnehmen.“
Das kann so weit gehen, dass Zuschauer das Grab einer Serienfigur aufsuchen, um den Tod dieser Figur zu bedauern. Wohlgemerkt – es handelt sich um eine wahre Begebenheit und es wurde nicht etwa der Tod des Schauspielers beweint, sondern in einen weit entfernten Ort in den Bergen gereist, um dort den Tod der Figur zu betrauern.
Menschen fühlen sich zu Personen, die ihnen immer und immer wieder auf den Teleschirmen präsentiert werden, hingezogen. Sie bauen eine Beziehung zu diesen Menschen auf, die freilich mehr auf Schein basiert als auf Sein. Die Studienlage dazu ist weitgehend klar: Der Massenmedienkonsument vertraut dem immer wieder auf dem Bildschirm erscheinenden Nachrichtensprechern oder Talkshowmastern von Sendung zu Sendung mehr. So war es auch bei Karlchen. Denn wie sonst lässt sich erklären, dass der Massenmedienkonsument diese Gestalt als Vertrauensperson akzeptieren und dabei die folgenden Tatsachen verdrängen lernte?
Karlchen war in den Skandal um Sibutramin, einem Appetitzügler, das auf die Neurotansmitter Noradrenalin- und Serotonin einwirkte und damit auch als Psychopharmaka hätte durchgehen können, führend involviert. Trotz warnender Stimmen empfahl er dessen Anwendung gar und wurde dabei von der Herstellerfirma des Medikaments entsprechend unterstützt. Zig Todesopfer und zwölf Jahre später wurde das Medikament vom Markt genommen.
Ende der 1990er-Jahre verantwortete er „eine Studie zum Blutfettsenker Lipobay. Nach nahezu 100 Todesfällen im Zusammenhang mit dem Medikament musste Bayer das Produkt wieder vom Markt nehmen.[…] ‚Die frühen Hinweise darauf, dass Lipobay möglicherweise gefährlich war, nahm Lauterbach damals ebenso wenig wahr, wie es seine Auftraggeber taten“, schrieb der Spiegel 2004. Auch dieser Fall kostete Menschenleben.
Auch bei weiteren „Studien“, an denen Karlchen beteiligt war, finden sich die Hinweise von dezenten Unterstützern wie Bayer, Bristol-Myers-Squibb, Boehringer Ingelheim, Glaxo-Wellcome, Janssen-Cilag, Knoll, Sanofi-Syntelabo, Schering und Beiersdorf. Ja, Sie haben richtig gelesen! Janssen-Cilag gehört zu Johnson & Johnson. Wie praktisch, dass Karlchen heute für DEIN, mein und unser aller Impfpflicht-Abo trommelt.
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