Webcams auf den Auto­bahnen bleiben schwarz – wer soll was und warum hier nicht sehen?

Es hörte sich wenig beru­higend an: Die Webcams auf den deut­schen Auto­bahnen zeigen nur noch ein sattes Schwarz. Die offi­zielle Begründung des Ver­kehrs­mi­nis­te­riums: Vor dem Hin­ter­grund des Ukraine-Krieges wolle man derzeit keine Live-Bilder der deut­schen Auto­bahnen ins Internet streamen. Wegen der „aktu­ellen sicher­heits­po­li­ti­schen Ent­wicklung in Europa“ sollen die Ver­kehrs­ka­meras der Autobahn GmbH bis auf Wei­teres schwarz bleiben. Und man gibt der Hoffnung Aus­druck, den Service bald wieder anbieten zu können.

Lus­ti­ger­weise kommt diese Erklärung mal wieder, nachdem man den Bürger erst einmal buch­stäblich im Dunkeln gelassen hatte. Der SWR berichtete bereits in den ersten März­tagen, dass der Sprecher des baden-würt­tem­ber­gi­schen Ver­kehrs­mi­nis­te­riums in einer schrift­lichen Notiz behauptete, die Kameras seien gar nicht abge­schaltet worden, nur die Bilder würden nicht mehr im Internet ver­öf­fent­licht. Man komme damit einer Bitte des Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­riums nach. „Es gibt ver­mehrt Akti­vi­täten von sicher­heits­po­li­tisch rele­vanten Akteuren im Stra­ßenraum“, sagte der Sprecher des Minis­te­riums in Stuttgart demnach wörtlich. „Auch der Stra­ßen­verkehr in Nie­der­sachsen ist von den Aus­wir­kungen des Kon­flikts betroffen“, bekam die Han­no­versche All­ge­meine Zeitung auf Anfrage zu hören.

Für Auto­fahrer, besonders die Pendler, sind die Auto­bahn­ka­meras prak­tisch: Schnell neben dem Toast und dem Kaffee am Morgen ein Blick auf die Web­camsite auf die Autobahn werfen, die man gleich benutzen will und nach­schauen, ob man besser den „Schleichweg“ fährt oder ob man gut durch­kommen wird. Nun bleibt’s dunkel. Spio­na­ge­gefahr. Auch die Kameras auf den Auto­bahn­brücken um Hamburg herum bleiben für den Nor­mal­bürger schwarz. Das Geschwurbel der deut­schen Regierung hat seinen Grund.

Was die jetzt viel zitierte „aktuelle Sicher­heitslage“ betrifft, geht es nämlich darum, dass die deut­schen Auto­bahnen für den Transport mili­tä­ri­scher Aus­rüs­tungen und mili­tä­rische Fahr­zeuge aller Art benutzt wird. Die Panzer werden, wie private Videos zeigen, per Bahn­transport „an die Front gebracht“. Das soll der „Feind“ nicht sehen. Nun, das dürfte der „Feind“ auch ohne Webcams noch hin­be­kommen. Aber – und das dürfte auch mit ein Grund sein — die Dumm­deut­schen sollen nicht so richtig vor­ge­führt bekommen, dass Deutschland emsig Kriegs­gerät in die Ukraine und anderswo hin­schafft. Wir sollen nicht wissen, dass Deutschland als Dreh­scheibe für den Auf­marsch der NATO in der Ukraine funk­tio­niert. Sie sollen nicht klar vor Augen geführt bekommen, dass wir Deut­schen schon wieder blind in einen hoch­ge­fähr­lichen Krieg, viel­leicht sogar Dritten Welt­krieg laufen.

Was erklären die Damen und Herren im Minis­terium? „Die aktuelle Lage in der Ukraine und zu erwar­tende Sank­tionen und Gegen­sank­tionen Russ­lands können erheb­liche Aus­wir­kungen auf Börsen, Unter­nehmen und die wirt­schaft­liche Ent­wicklung haben“. Jaja, die Börse. Die reagiert — genau, wie die Unter­nehmer — immer wie wild auf Mili­tär­fahr­zeuge auf der Autobahn. Und wenn man nämlich ganz schlau die Kameras dunkel lässt, dann merken die Bör­sianer und Unter­nehmer nichts und dann pas­siert wirt­schaftlich auch nichts. So einfach ist das.

Die erwähnten „sicher­heits­po­li­tisch rele­vanten Akteure“ sind NATO-Trup­pen­be­we­gungen auf den Auto­bahnen sowie Agenten, die oben auf den Brücken stehen, harmlos gucken und mit der Han­dy­kamera abfilmen, was da so alles gefahren kommt. Niemand wird ernsthaft glauben, dass die rus­si­schen Militärs jetzt ent­täuscht und mit Schmollmund im Kreml bein­ander hocken und sich ratlos angucken und sagen „Mist! Jetzt sehen wir nichts mehr und sind auf­ge­schmissen!“ Dort wird man die Route, die Mengen und die Waf­fen­gat­tungen und Modelle des NATO-Fuhr­parks in hoch­auf­lö­senden Satel­li­ten­bildern längst auf den Pla­nungs­ti­schen liegen haben.

Man hört so aus dem Verwandten‑, Freundes- und Bekann­ten­kreis, dass unge­wöhnlich viele Poli­zei­fahr­zeuge her­um­fahren, viele Bun­des­wehr­fahr­zeuge überall unterwegs sind. Man will offenbar nicht, dass bekannt wird, auch in Deutschland, wie viele Waffen die deutsche Regierung (und auch andere) in die Ukraine schafft. Das bedeutet nämlich, dass Deutschland bereits als Kriegs­partei mit dabei ist. Hat man uns Bürger gefragt? Nein! Wollen wir an einem Dritten Welt­krieg teil­nehmen? Nein! Und auch darum sind die Kameras aus, liebe Leser.

Und man würde noch etwas anderes bemerken: Immer öfter tragen rus­sische und ukrai­nische Laster auf der Autobahn ihre Kriege aus. LKWs mit rus­si­schem Kenn­zeichen werden richtig von der Straße gedrängt. Unglaublich. Das ist pure Mord­ab­sicht aus Hass und Ras­sismus. Mitten in Deutschland.