Es sind schockierende Bilder, die uns aus Lateinamerika erreichen. Eine riesige, sich schnell bewegende Aschewolke, die Hunderte von Metern hoch und mehrere Kilometer breit ist, ist über den Süden Paraguays hinweggefegt. In wenigen Minuten fiel die Hauptstadt in völlige Dunkelheit. Im südlichen Bezirk Ayolas, wo die Brände seit Anfang Januar lodern, war es so dunkel, dass Vögel in die Bäume flogen, weil sie dachten, es sei Nacht.
Seit fast zwei Monaten wüten gewaltige Brände in ganz Argentinien. Fast eine Million Hektar in Corrientes sind niedergebrannt, eine Fläche von der Größe von Zypern. In neun der 23 argentinischen Provinzen lodern weiterhin die Flammen. Jetzt erreichte eine riesige Aschewolke die Hauptstadt von Paraguay. Der Ruß von verbrannten Weiden und Wäldern sowie Staub aus der von Dürre heimgesuchten Feuchtgebiete hüllte die Region in völlige Dunkelheit. Starke Winde, niedrige Luftfeuchtigkeit und Dürre haben im Norden Argentiniens die Waldbrände angeheizt und einen weltweit bekannten Nationalpark erreicht. Argentinien kämpft mit den schlimmsten Waldbränden in seiner Geschichte. Das Feuer zerstört nicht nur Weideflächen, sondern auch Sumpfgebiete und einen wichtigen Nationalpark für bedrohte Tiere. Für viele kommt jede Hilfe zu spät.
Fast eine Million Hektar Fläche sind in der argentinischen Provinz Corrientes bereits betroffen
Die Provinz Corrientes, im Norden Argentiniens, wurde in den letzten Wochen von schweren Bränden heimgesucht. Dabei hat das Feuer fast eine Million Hektar Landfläche verwüstet. Das entspricht ungefähr elf Prozent der Fläche von Corrientes.
Die Brände waren so schlimm, dass sogar die Hauptstadt von Paraguay von einer Monster-Aschewolke durch die argentinischen Brände erstickt wurde. Rauch hüllte Asunción und die umliegenden Regionen in gefährlichen Dunst ein.
„In wenigen Minuten fiel die Stadt in völlige Dunkelheit“, sagte Mendoza, ein Feuerwehrmann. „Es ist das erste Mal seit 20 bis 25 Jahren, dass ich so etwas gesehen habe.“
EU-Mercosur-Vertrag: Neuer Bericht warnt vor ökologischen Folgen für Lateinamerika
Viele kennen die Berichte aus Argentinien über das, was dort der massenweise Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat verursacht hat. Die Provinz Córdoba erlangte durch schreckliche Missbildungen, hervorgerufen durch Glyphosat, traurige Berühmtheit. Mit einer Fläche von rund 280 Millionen Hektar ist Argentinien nach Brasilien das zweitgrößte Land Südamerikas und wie Brasilien der weltweit größte Sojabohnen-Produzent.
Die EU ist der weltweit zweitgrößte „Importeur von Entwaldung“ und den damit verbundenen Emissionen. Und die Entwaldung könnte durch das Freihandelsabkommen EU-Mercosur um 700.000 Hektar steigen.N
Die EU ist für mindestens 16 Prozent der globalen Tropenwaldabholzung verantwortlich. Deutschland, Italien und Spanien belegen die ersten drei Plätze in der Rangliste der Länder der Europäischen Union (EU) mit den höchsten Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit Lebensmittelimporten aus Lateinamerika. Zu dieser Schlussfolgerung kommt der Bericht „25 Fragen und Antworten zum EU-Mercosur-Abkommen“, der von der in Madrid ansässigen Beobachtungsstelle für multinationale Unternehmen in Lateinamerika (Omal) erstellt wurde.
Zwei Jahrzehnte lang haben die EU und der südamerikanische Staatenbund Mercosur verhandelt. Nun einigten sich beide Seiten auf ein Freihandelsabkommen, das einen Markt mit 760 Millionen Konsumenten schafft, auf dem heute schon Waren im Wert von 87 Milliarden Euro ausgetauscht werden. Jetzt drohen die Abholzungen und Brandrodungen weiter dramatisch zuzunehmen: durch das Mercosur-Freihandelsabkommen der EU mit den südamerikanischen Staaten Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay.
Nicht nur die Entwaldung im brasilianischen Amazonas hat in Januar einen neuen Rekord erreicht, auch Argentinien brennt. Das Feuer brach im Iberá- Naturschutzgebiet aus. Das 1,3 Millionen Hektar große Esteros del Iberá sind ein riesiges, schillerndes Sumpfgebiet, das im nordöstlichen Teil von Argentinien nahe Paraguay liegt.
Online geteilte Videos zeigen riesige Linien orangefarbener Flammen, die das Ökosystem umhüllen. Feuerwehrleute stehen am Straßenrand und bereiten sich auf den Einsatz vor, während riesige Asche- und Rauchschwaden in die Luft steigen.
Das Sumpfgebiet leidet seit über zwei Jahren unter einer schrecklichen Dürre und ist bereits ausgetrocknet. Die Brände haben fast 60 % des Iberá-Nationalparks niedergebrannt.
Der Norden Argentiniens leidet seit längerem durch extreme Hitze
In den nördlichen Provinzen liegen die Höchstwerte seit Wochen über 40 Grad. Zusätzlich herrscht seit etwa zweieinhalb Jahren eine Dürre.
Wissenschaftler weisen auf eine Jahrhundertdürre hin, die wiederum mit der globalen Klimakrise, dem La– Niña ‑Wettermuster und der zügellosen Entwaldung für Sojabohnenplantagen und Rinderfarmen im Amazonas und darüber hinaus zusammenhängt – die hinter den Flammen steckt. Monokultur-Kiefernplantagen haben auch als leicht entzündlicher Brennstoff für zufällige und von Menschen verursachte Feuersbrünste gedient.
„Sengende Sommertemperaturen, starke Winde und trockene Vegetation haben Teile Südamerikas in ein Pulverfass verwandelt“, sagte die Nasa Mitte Februar in einem Bericht mit Satellitenbildern der Brände in Corrientes.
- Ein Großteil der Feuer wurde durch Rodungsbrände für die Viehzucht ausgelöst. Durch die Dürre ist das eigentlich sumpfige Terrain trockengelegt, sodass sich die Brände stark ausbreiten konnten.
Die anhaltende Dürre in Südamerika hat zu Waldbränden in den Feuchtgebieten geführt.
Feuerwehrleute haben sie jetzt in Nordargentinien weitgehend unter Kontrolle, aber mit dem Klimawandel und der Viehindustrie wird zunehmend erwartet, dass Waldbrände eine Bedrohung für die Natur und die Tierwelt in der Region darstellen.
„So eine Dürre habe ich noch nie erlebt. Ich habe den Wasserstand von Iberá noch nie so niedrig gesehen.“ Walter Javier Drews, Parkwächter
„So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte Walter Javier Drews, ein 59-jähriger Parkwächter, der in den letzten zwei Monaten viele Tage damit verbracht hat, persönlich gegen die Flammen zu kämpfen.
„Jedes Jahr haben wir einige Brände. Aber dieses Jahr standen alle Gebiete, in denen unsere Organisation arbeitet, gleichzeitig in Flammen“, sagte Talia Zamboni , eine Biologin bei Rewilding Argentina , einer Naturschutzorganisation, die sich für die Wiederansiedlung einheimischer Arten einsetzt, darunter Jaguare, Ameisenbären und der Hellrote Ara .
„Wir haben keine Schätzung der toten Tiere“, sagte Zamboni. „Wir haben einige der am häufigsten vorkommenden Tiere im Park, wie Alligatoren oder Wasserschweine, tot gesehen oder einige der Verletzten mit schweren Verbrennungen gefunden. Wir haben auch gelbe Anakonda in der gleichen Situation gefunden.“
„Der Klimawandel im Bundesstaat Corrientes ist real. Du fühlst es“, sagte sie. „In den letzten 20 Jahren gab es drei historische Dürren, und jedes Mal waren sie schlimmer, extremer. Wir müssen also ganz klar unsere Vorgehensweise ändern.“
Argentinien ist der weltweit führende Exporteur von Sojaöl und ‑schrot, die Nr. 2. Exporteur von Mais und ein bedeutender Weizenanbauer. Allerdings wird das Land seit Dezember von Dürre in verschiedenen Anbauregionen heimgesucht.
50 Prozent des nach Europa importierten Sojaschrots stammt aus Argentinien und wird hier als Tierfutter in der Milch‑, Fleisch- und Eierproduktion verwendet. 99 Prozent der argentinischen Soja ist genmanipuliert.
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.