»Das Junge und Unbefleckte spielt für Satanisten eine große Rolle. Sie haben keine Hemmungen Menschen oder ein Kind umzubringen.«
Eine Insiderin der dunklen Szene in einem TV-Interview mit dem Autor
Seit den 1990er-Jahren, als ich meine Recherchen im okkult-satanistischen Untergrund begann, frage ich mich, warum sind vor allem die Behörden in den Vereinigten Staaten von Amerika, England oder Holland in ihrer »Denkweise« viel weiter sind als in Deutschland?
Warum gibt es in den USA in verschiedenen Bundesstaaten Gesetze gegen den kriminellen Satanismus, zu dem ritueller Kindesmissbrauch gehört, während hierzulande immer noch darüber diskutiert wird, ob es sich dabei nicht nur um einen »Okkult-Karneval« handelt, um »Verschwörungstheorien« und »Fake News« und – demnach – keine große Gefahr darstellt?
Längst schon beschäftigten sich auch das FBI und andere Polizeidienststellen in den USA mit »Ritual Child Abuse« und »Satanic Crime«:
Seit November 2005 beschreiten US-amerikanische Polizeibehörden eine Fort- und Weiterbildung im Bereich okkultideologischer Verhaltensverformungen. In mehrwöchigen Lehrgängen des »Bureau of Criminal Identification«, an denen führende Okkultspezialisten als Dozenten eingebunden sind, wird den Beamten das Wissen vermittelt, wie Okkultmorde sowie die Gedankengänge der Täter richtig einzuschätzen sind. Überdies soll so die Wahrnehmungsfähigkeit der Polizisten für Okkultsymbolik und Durchführungsart von Ritualen sensibilisiert werden.
Ähnliche Programme laufen zwischenzeitlich auch in Großbritannien und anderen Ländern. Hervorzuheben ist die sehr aktive Occult Related Crime Unit (Soko Okkult), eine Sondereinheit der südafrikanischen Polizei. Über ihre hervorragenden »Okkultfahnder«, die sich vor allem mit Ritualmorden befassen, habe ich ausführlich in Band 1 berichtet
Gerade wohl deshalb gibt es in jenen Ländern, die diese Problematik ernst nehmen, Verurteilungen aufgrund von Straftaten, die Menschen im Namen Satans oder eines satanistischen Umfeldes begangen haben, während in Deutschland diese Thematik vor allem juristisch »kaschiert« wird. (Siehe hierzu die umfangreiche Auflistung der »Internationale des Grauens – Morde mit okkult-satanistischen, rituellen oder kultisch-religiösen Hintergründen« (Kapitel 9) in Band 1. Ebenso Kapitel 10: »Der Teufel steht nicht im Gesetzbuch« – Das Versagen der Ermittlungsbehörden bei okkult-satanistischen Straftaten).
Beim »Kindersatanismus« handelt es sich um eine Definition, die von mir und meinem Bruder Michael Grandt erstmals 1995 in unserem Schwarzbuch Satanismus geprägt wurde. Dieser Begriff ist in Deutschland nicht gebräuchlich. Auch in den Vereinigten Staaten, in England oder Australien spricht man eher von rituellem oder satanischem Missbrauch beziehungsweise von ritueller Gewalt an Kindern, als dass dafür eine eigene Wortschöpfung definiert wurde.
Während der Ausdruck Kindersatanismus für die meisten nichtssagend ist, ist der Jugendsatanismus dagegen allgemein bekannt. Jungen und Mädchen im Alter von zwölf bis achtzehn Jahren kommen mit Okkultischem und Satanischem in Berührung: Die Palette reicht vom Gläserrücken bis hin zur Schwarzen Messe.
Siehe dazu auch mein Buch (mit Michael Grandt) Jugendokkultismus – Faszination des Verborgenen. Dass Kinder jedoch schon vor dem zwölften Lebensjahr auf ungemein brutale und perverse Weise mit dem Satanismus in Kontakt kommen, wird zumindest in unseren Breiten kaum wahrgenommen und mitunter – noch schlimmer – als »Verschwörungstheorie« abgetan. Dabei werden Kinder von Erwachsenen unter psychischen und physischen Qualen in die Rolle von Opfern, in einigen Fällen sogar von Tätern, gedrängt.
»Kindersatanismus« definieren wir somit als Verwicklung von Kindern, gleich welcher Art (sexuell, rituell, psychisch oder physisch), in satanische Rituale, bei deren Ausführung sie als Zuschauer, Opfer oder Täter missbraucht werden. Im Kindersatanismus finden sich satanisch-rituelle, kannibalische und sexualpermissive Elemente.
Der US-amerikanische Bundesstaat Illinois erließ bereits am 1. Januar 1993 das Gesetz 87–1167. Darin heißt es unter anderem bezüglich rituellen Missbrauchs:
Ritueller Missbrauch von Kindern – Ausschlüsse – Strafen – Definition
a) Eine Person ist eines Verbrechens schuldig, wenn sie eine der folgenden Handlungen mit einem Kind oder in Gegenwart eines Kindes als Bestandteil einer Zeremonie, eines Rituals oder ähnlichen Brauchs ausführt:
1. entweder tatsächlich ein warmblütiges Tier oder einen Menschen foltert, verstümmelt oder opfert oder dies simuliert;
2. das Schlucken, Einspritzen oder andere Verabreichung einer narkotisierenden Droge, eines Halluzinogens oder Betäubungsmittels erzwingt, um die Empfindsamkeit, Wahrnehmung oder Erinnerung zu beeinträchtigen oder den Widerstand gegen eine kriminelle Handlung reduzieren;
3. das Schlucken oder äußere Anwendung von menschlichem oder tierischem Urin, Fäkalien, Fleisch, Blut, Knochen, Körperausscheidungen, nicht verschriebenen Drogen oder Chemikalien erzwingt;
4. ein Kind in einer gespielten, widerrechtlichen oder ungesetzlichen Hochzeitszeremonie mit einer Person, der Darstellung einer Macht oder Gottheit einbezieht, worauf sexueller Kontakt mit diesem Kind erfolgt;
5. ein lebendiges Kind in einen Sarg oder offenes Grab legt, in dem sich ein menschlicher Leichnam oder Überreste davon befinden;
6. ein Kind, seine Eltern, Familie, Haustiere oder Freunde mit dem Tod oder schweren Verletzungen bedroht, welches in dem Kind eine begründete Furcht hervorruft, dass diese Drohung auch ausgeführt wird;
7. ungesetzlicherweise einen menschlichen Leichnam seziert, verstümmelt oder verbrennt.
Quelle Screenshot/Bildzitat: Margaret Smith: Gewalt und sexueller Missbrauch in Sekten – Wo es geschieht, wie es geschieht und wie man den Opfern helfen kann, Kreuz Verlag, Zürich 1994, S. 29
Eng verwoben mit dem Begriff des »Kindersatanismus« ist der »Hardcore-Satanismus«, den ich in Band 1 meiner Hardcore-Kinder-Satanismus-Buchreihe folgendermaßen erklärt habe: Die Definition des »Hardcore-Satanismus« wird der Leser sonst nirgends finden, genauso wenig wie der später erläuterte »Kindersatanismus«. Beides sind Wortschöpfung von mir und meinem Bruder Michael Grandt.
Bei den Logen, Orden, Zirkeln und Kulten des »Hardcore-Satanismus« ist die Sprache von »unnatürlicher Vereinigung«, von »geheimen Instruktionen«, von »Liebe unter Willen«, Blutriten, Kindsopfern und Kannibalismus; vom Tod als »Tor zur vollständigsten und dauernden Freude« und von einer »magischen Handlung«, die »im Tod endet«.
In diesen geheimen inneren Zirkeln ist alles möglich: Vergewaltigung, Pädokriminalität und Ritualmord. Die Szene im religiösen Untergrund ist gefährlich, bewegt sich im kriminellen Okkultismus und Satanismus, den ich und mein Bruder Michael schon in früheren Publikationen als »Hardcore-Satanismus« definiert haben.
»Lerne leiden und sterben, das ist die große Übung für die Ewigkeit, ist das Noviziat der Unsterblichkeit«, denn um den »Sturm des Bösen aufzuwirbeln und zu beschleunigen, muss man der Schlechteste sein,« sagt schon der Okkultist Eliphas Levi.
Oder: »Um im Bösen Erfolg zu haben, muss man absolut schlecht sein«, denn das »Böse (…) ist die Bejahung der Unordnung« und die »Übertretung der Gesetze gefällt nur, weil sie uns über die Gesetze zu erheben scheint (…) Die Sünden gegen Gott schwächen im Menschen die Kraft Gottes.«
Im Hardcore-Satanismus – manch einer spricht von einem »Netzwerk brutalsten Gewaltokkultismus« –, in dem auch Kinder als Opfer oder (unfreiwillige) »Täter« involviert sind, geht es um in sich abgeschottete Zirkel, Logen und Kulte, die vor Mord und Totschlag genauso wenig zurückschrecken wie vor dem Quälen und Peinigen ihrer Opfer.
Die Adepten berauschen sich an der Schlechtigkeit des eigenen Handelns mit Glauben an die Allmacht des unmoralischen finsteren Triebes. Die mit manipulativen Techniken, Folter und Drogen arbeiten bis hin zum »Tod dem Verräter«, ganz nach dem Motto: Alles können, heißt alles wagen (Eliphas Levi).
Selbst die »Sexualerziehung Minderjähriger« wurde mitunter in verschiedenen Logen angestrebt. Siehe dazu Kapitel 3. »Päderast« Aleister Crowley und die Kinder in Hardcore-Kinder-Satanismus Band 2.
»Brutale und sadistische Varianten (der Schwarzen Messe) werden nach Darstellung von Aussteigern durchaus praktiziert«, stellte bereits der Endbericht der Enquete-Kommission »Sogenannte Sekten und Psychogruppen« fest, herausgegeben 1998 vom Deutschen Bundestag.
»Aussteigerberichten zufolge, wird ein Satanist gefoltert und foltert andere. Liebe soll in Hass umgewandelt werden, und je besser dies dem Adepten gelingt, desto weniger hat er selbst mit Foltermaßnahmen zu rechnen (…) Die Mitgliedschaft in satanistischen Gruppen führt nicht selten zu Abhängigkeits-Angst- und Besessenheitssyndromen, wie auch zu medizinisch diagnostizierten psychotischen Episoden.«
Im Satanismus geht es um Macht, um »Power«. Macht über Leben und Tod, über andere Menschen, die als »Sklaven« bezeichnet werden, die »dienen müssen«, Macht um kosmische Zusammenhänge nicht nur zu begreifen, sondern vor allem beeinflussen zu können und um (sexuelle) Macht in brutalen und sadistischen Ritualen und Schwarzen Messen über die Rangniederen oder Frauen und Kinder.
Und es geht (natürlich) um Geld.
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Quellen:
Vgl. Arbeitskreis Rituelle Gewalt der Bistümer Osnabrück, Münster und Essen (Hrsg.): Rituelle Gewalt – Das (Un)heimliche unter uns, Münster 2014, S. 177, 178/ Vgl. Sichtliste zur ProSieben-Dokumentation (Magazin Sam) „Satanismus in Deutschland“ mit Guido Grandt, ausgestrahlt in drei Teilen (18. – 20. Juli 2001)/Archiv Grandt
Guido Grandt/Michael Grandt: Jugendokkultismus – Faszination des Verborgenen, Niedernhausen/Ts., 1997
Margaret Smith: Gewalt und sexueller Missbrauch in Sekten – Wo es geschieht, wie es geschieht und wie man den Opfern helfen kann, Kreuz Verlag, Zürich 1994, S. 29
Zu dieser Wortwahl etc. siehe auch Michael D. Eschner: Die geheimen sexualmagischen Unterweisungen des Tieres 666, Berlin 1985, S. 85, 109, 129, 138, 139, 147, 167
Vgl. Guido & Michael Grandt: Schwarzbuch Satanismus, München 1996/Guido & Michael Grandt: Jugend-Okkultismus – Faszination des Verborgenen, Niedernhausen 1997/Guido & Michael Grandt: Satanismus – die unterschätzte Gefahr, Düsseldorf 2000/Guido Grandt: Der Satan von Witten und andere fanatische Ritualmörder, München 2007/Guido Grandt: Okkult-Morde – Tod in Teufels Namen – Fakten und Hintergründe, Balingen 2019
Vgl. Eliphas Levi: Das Geheimnis der Magie, Basel 1994, S. 151/ Eliphas Levi: Das große Mysterium, Ulm 1986, S. 18, 19, 63, 67, 69
Vgl. Eliphas Levi: Das Geheimnis der Magie, Basel 1994, S. 139
Vgl. Endbericht der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“: „Neue religiöse und ideologische Gemeinschaften und Psychogruppen in der Bundesrepublik Deutschland“, Hrsg.: Deutscher Bundestag, 1998, S. 85, 86
Bilder: Archiv Grandt
Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de