Ein Thema, das in den Medien andauernd gepusht wird, ist die Versorgung der Ukraine mit westlichen, hochmodernen Waffen. Am 10. Mai unterzeichnete der US-Präsident Joe Biden das sogenannte „Zweiter-Weltkrieg-Gesetz“. Dieses wurde 1941 in Kraft gesetzt und ermöglichte den USA, die Länder Europas massiv mit Waffen auszustatten, um die deutsche Armee niederzuringen. Dieses Gesetz bescherte der damaligen Sowjetunion Tausende US-Panzer, nachdem die eigene Panzerwaffe – damals kriegsentscheidend — auf etwas über 600 Panzer zusammengeschrumpft war. Nun ist der Weg frei für massive Lieferungen an schwerem Gerät in die Ukraine. Die Welt nickt zustimmend, dass die armen, angegriffenen Ukrainer sich nun hocheffektiv gegen die bösen Russen wehren können. Hinter den Kulissen sieht es aber etwas anders aus.
Die Nachrichtenseite n‑tv berichtet hierzu:
„US-Präsident Joe Biden hat ein Gesetz unterzeichnet, das die Lieferung von Rüstungsgütern an die Ukraine und andere osteuropäische Staaten erleichtert. Das Gesetz basiert auf einem Programm aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs im Kampf gegen Nazi-Deutschland. Die USA würden damit den Kampf der Ukraine unterstützen, ‚ihr Land und ihre Demokratie gegen Putins brutalen Krieg zu verteidigen‘, sagte Biden. ‚Die Kosten des Kampfes sind nicht gering. Aber ein Nachgeben gegenüber der Aggression ist noch teurer.‘“
Die Unterzeichnung des Gesetzes ist mit breiter Mehrheit quer durch die Parteien unterstützt worden. Demnach können nicht nur die Ukraine, sondern auch alle Staaten in Osteuropa, die sich von einem russischen Angriffskrieg bedroht fühlen, mit Berufung auf dieses Gesetz Waffenlieferungen erhalten. Die Waffensysteme können geliehen oder gepachtet werden.
„Die USA rüsten nun die Ukraine im großen Stil auf, um das Land gegen Russland zu unterstützen. Der Ukraine wurden bereits militärische Unterstützung im Umfang von rund vier Milliarden Dollar (rund 3,8 Milliarden Euro) zugesagt. Biden unterzeichnete das neue Gesetz just an dem Tag, an dem der russische Präsident Wladimir Putin in Moskau eine Militärparade zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland abnahm.“
Ein Fest für die Amerikanische Rüstungsindustrie. Der „Independent“ titelt „War in Ukraine is a ‚gold rush‘ for Western arms makers, experts say“ (der Krieg in der Ukraine in ein Goldrausch für westliche Waffenfabrikanten). Natürlich in allererster Linie für die USA. Die Seite „the conversation“ liefert Zahlen: „Die Verteidigungsgiganten der Welt machen mit dem Krieg stillschweigend Milliarden“. Der Ukraine-Krieg füllt die Schlagzeilen, aber von der Waffenindustrie höre man so gut wie nichts. Sie liefert Waffen an beide Seiten, es geht um Milliarden. Die EU bestellt gerade Waffen in Höhe von einer halben Milliarde, die an die Ukraine geliefert werden sollen. Die USA zahlt der Ukraine 350 Millionen Dollar zusätzlich zu den fast 100 Tonnen Militärgüter und den zugesagten 650 Millionen US-Dollar der letzten Monate.
Bis jetzt haben die USA und NATO 17.000 Panzerabwehrwaffen und 2.000 Stinger Flugabwehrraketen geschickt. Eine internationale Koalition von Nationen bewaffnet auch bereitwillig den ukrainischen Widerstand, darunter Großbritannien, Australien, die Türkei und Kanada.
Hier sehen wir einmal, wo die Steuergelder der arbeitenden Menschen im Westen hinfließen, um Ukrainer und Russen sich gegenseitig töten zu lassen:
Orange = Lockheed Martin; hellblau = Boeing; gelb = Raytheon; dunkelblau = BAe-Systeme; lila = Northrop Grumman; blau = S&P 500. Handelsansicht
Es wird spannend sein zu sehen, ob das mit den Waffenlieferungen und dem Einsatz an der Front überhaupt so funktioniert.
Denn: Laut einem Haushaltsbericht des US-Kongresses sind „Russische Waffen im Vergleich zu westlichen Systemen billiger sowie einfacher zu bedienen und zu warten.“ Die größten russischen Verteidigungsunternehmen sind der Raketenhersteller Almaz-Antey (Umsatzvolumen 6,6 Milliarden US-Dollar), United Aircraft Corp (4,6 Milliarden US-Dollar) und United Shipbuilding Corp (4,5 Milliarden US-Dollar).
Die russischen Waffensysteme sind schlicht robuster, praktischer und offensichtlich etwas weniger kompliziert und störanfällig. Und hier sind wir schon beim Kern des Problems.
Die teuren, komplizierten, westlichen Waffensysteme erfordern eine umfängliche Ausbildung der Soldaten, die sie bedienen. Das weiß ich persönlich von einem Militär. Das dauert — je nachdem — Monate oder ca. ein Jahr. Wie wir aber wissen, werden in der Ukraine alle wehrfähigen Männer einfach eingezogen, eine Woche an den Gewehren und Abwehrraketen usw. ausgebildet, bekommen eine Knarre in die Hand gedrückt und werden an der Front verheizt. Die ukrainischen Soldaten fluchen über die Waffen, die sie nicht bedienen können. Daher muss Deutschland die ukrainischen Soldaten notdürftig an den schweren Waffen, wie der Panzerhaubitze ausbilden.
Mittlerweile suchen die USA und der Westen händeringend die Welt nach russischen Waffen oder NVA-Waffen aus der DDR-Zeit ab. Damit kennen sich die ukrainischen Soldaten eher aus. Zurzeit verlangen die USA von den Griechen, ihre gepanzerten Fahrzeuge, die sie in den 90er Jahren von den Russen gekauft haben, an die Ukraine herauszurücken. Das berichten die griechischen Zeitungen „Ta Nea“ und „Kathimerini“. Das betrifft besonders Batterien des russischen Raketensystems S‑300, die Luftabwehrsysteme OSA-AK und TOR M‑1 und gepanzerte Fahrzeuge des Typs BMP‑1, berichtet die Berliner Zeitung.
Die Griechen wollen ihre Waffen aber nicht herausrücken, weil ihre Soldaten sich damit gut auskennen und Griechenland ja ständig wegen verschiedener Inseln in Feindseligkeiten mit der Türkei verstrickt ist. Verständlicherweise will Griechenland sich in dieser Lage nicht „nackig machen“.
„In der Ägäis ist die Lage zwischen den Nato-Staaten Griechenland und Türkei sehr gespannt. Ankara spricht Griechenland die Souveränität über etliche Inseln in der östlichen Ägäis ab, weil diese militarisiert sind. Athen hingegen verweist auf die zahlreichen Landungsboote an der türkischen Westküste, die die Inseln bedrohten, weshalb diese für eine Verteidigung gerüstet sein müssten.“
„Rigo Herold ist Professor für digitale Systeme an der Fachhochschule in Zwickau und Kurator einer Ausstellung über Militärwaffen in der DDR, die derzeit im Militärmuseum in Suhl zu besichtigen ist. Er sagt: Die DDR verfügte über gut geölte Präzisionswaffen. (…) Die sollten funktionieren. Die DDR war sehr, sehr fortschrittlich, was die Waffentechnik anbelangt. Die Handfeuerwaffen wurden zum Beispiel in einer Art Fettfolie aufbewahrt, eine Konservierungslösung. Die können nach 30 Jahren rausgeholt werden und sind sofort einsatzbereit. (…) Die Ingenieure und Arbeiter, die die Waffen hergestellt haben, sind sehr präzise und genau gewesen. Das Qualitätsmanagement war weit fortgeschritten. (…) Panzer und so etwas gab es nicht als DDR-Produktion. (hier) hatte man von der Sowjetunion Pläne und Lizenzen gekauft und in der DDR nachgebaut: zum Beispiel die Handfeuerwaffe Makarow. (…) Die Bundeswehr hat einige Waffen übernommen, aber in den meisten Fällen nie benutzt mit Ausnahme der sowjetischen MIG-Kampfflugzeuge. (…) Es ist nicht mehr viel übrig, dass da jetzt größere Mengen an die Ukraine geliefert werden konnten, hat mich gewundert.“
Wir können also festhalten, das die USA nicht ohne Grund die Welt händeringend nach alten russischen Waffen absucht, für die sie nach Insiderinformationen relativ viel Geld zu zahlen bereit sind. Das alte, russische/DDR Equipment ist weit weniger kompliziert und fast gar nicht anfällig für Störungen. Und die ukrainischen Soldaten können damit umgehen. Insbesondere können sie die russischen Beschriftungen lesen und verstehen.
Dann kommt hinzu, dass aus China seit zwei Monaten ja praktisch nichts mehr herauskommt. Solaranlagen-Bauteile sind nicht mehr zu bekommen, Akkus auch nicht und seltene Erden auch nicht mehr. Im großen Insider-Report des manager-magazins lesen wir:
„Die Waffenhersteller sind unzureichend gerüstet für das anstehende 100-Milliarden-Aufbauprogramm.“
Um die modernen Hightech-Waffensysteme zu bauen, braucht es aber die „Seltenen Erden“, also Halbmetall-Leiter mit ganz spezifischen Eigenschaften. Da China unter Deng Xiao Ping, einem Ingenieur, diese seltenen Erden zu Dumpingpreisen in die Welt verkaufte, hat man im Westen die aufwändige, teure und umweltschädliche Ausbeutung der eigenen Seltenen-Erden-Metalle (aus der Lanthanoid-Gruppe) aufgegeben. China erhöhte, nachdem es den Weltmarkt beherrschte, die Preise und reduzierte den Handel mit den Seltenen Erden stark, wohl wissend, dass die Welt diese Elemente braucht. Stattdessen begann China, Wertschöpfungsketten aufzubauen, zwei spezielle Universitäten zu gründen, die Hightech-Bauteile entwickeln, wie LED-Displays, Computer- und Fernsehbildschirme und andere Hightech-Gerät-Bauteile. Und die werden eben auch in Waffensystemen benötigt und verbaut.
Mit anderen Worten: Die westlichen Waffenproduzenten geraten in Probleme, weil sie die nötigen Bauteile für ihre Hightech-Waffensysteme von China nicht bekommen. Sie können die bestellten Mengen an Waffensystemen gar nicht herstellen.
Das liegt nicht nur am Lieferkettenproblem. Es liegt auch daran, dass China diese Bauteile und Substanzen nicht liefern will, denn China hat kein, aber auch gar kein Interesse daran, dass Russland in diesem Konflikt unterliegt. In diesem Fall wäre nicht nur das ambitionierte Projekt „Neue Seidenstraße“ (one Belt one Road) Geschichte, China hätte auch noch das Problem, sowohl an der Ost, als auch an der Westflanke die Waffensysteme der USA direkt an seiner Grenze zu haben.
Deshalb überrascht es auch nicht, dass Bloomberg eine hochbrisante Nachricht meldet, die alle anderen Hauptmedien diskret verschweigen:
„EU-Analysis suggests China may send Tech Hardware to help Putin“ (Eine EU-Analyse lässt vermuten, dass China Hightech-Geräte sendet, um Putin zu helfen). Das ist sogar mehr als nur wahrscheinlich, auch wenn es im Beitrag heißt, die EU habe noch keine harten Beweise dafür und sowohl China als auch Russland streiten es natürlich ab. Bloomberg berichtet weiter:
„Chinas potenzieller Einfluss auf die Situation in der Ukraine war ein zentrales Thema in Gesprächen zwischen Präsident Joe Biden und seinen Verbündeten aus der NATO, der Gruppe der sieben Industrienationen und der EU am Donnerstag in Brüssel. Auf dem Nato-Gipfel habe es einen breiten Konsens darüber gegeben, dass die Verbündeten China daran hindern sollten, Russland zu nahe zu kommen, aber es gebe keine Einigkeit darüber, wie sie das erreichen sollen, sagte ein anderer Diplomat.“
Hübsch formuliert. De facto gibt es keine Möglichkeit, China überhaupt an irgendetwas zu hindern. Und die Interessenlage Chinas ist sonnenklar. Im Zweifelsfall und wenn Russland droht zu unterliegen, wird China, obwohl es gar nicht scharf darauf ist, an der Seite Russlands stehen. Punkt. Die USA haben zwar, wie George Friedman von Stratfor einmal schön erklärte, über Jahrzehnte verhindern können, dass sich Russland und Deutschland näher kommen und die Vormachtstellung der USA gefährden. Bei China und Russland ist das noch in Zehnerpotenzen gefährlicher für die USA, aber aussichtslos. Es gibt eben nicht nur keine Einigkeit, sondern keine Möglichkeit.
Die USA werden am Ende verlieren. Wenn US-Präsident Biden sagt, er „habe dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping letzte Woche in einer Videokonferenz „deutlich gemacht“, dass China seine Pläne für Wirtschaftswachstum durch den internationalen Handel riskiere, wenn es dem Kreml Hilfe leiste“, dann wird das China zwar nicht gefallen, aber an den Machtverhältnissen nichts ändern. Wenn die USA einen Regimechange in Russland zuwege bringen sollten – und das ist ja das eigentliche Ziel dieses Krieges –, dann hat China ein sehr viel größeres Problem. China wäre der nächste.
Wie das Titanenringen ausgehen wird, weiß niemand wirklich. Ob Europa dabei unter die Räder kommen wird und wie schlimm es werden wird auch nicht. Aber wie sagte meine Oma immer? „Kopf hoch, und wenn der Hals auch dreckig ist“.
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