Wer sich mit einem bekannten Zitat auf einem T‑Shirt sehen lässt, muss extrem aufpassen, woher es stammt. Auch, wenn es durchaus zutreffend sein kann und eigentlich keine Aussage trifft, die an sich verdammungswürdig wäre … wenn sie von der falschen, also einer „rechts“ gesonnenen Person kommt, ist das ein Sakrileg, das mit Existenzvernichtung geahndet wird. Ein Brigadier des österreichischen Bundesheeres gab ein Interview, ausdrücklich als Privatmann und wohl wissend, dass er sich damit Feinde schaffen würde. Er war klug und geschickt, aber er hatte einen Spruch auf seinem T‑Shirt, den fast jeder für ein Zitat von Theodor Körner hält. Angeblich stammt es aber von einer „Nazi-Dichterin“. Er passt aber sehr gut zu dem damaligen Freiheitskämpfer, der 1813 22-jährig im Forst Rosenow bei Lützow im Kampf gegen Napoleon fiel.
Das reicht. Der Brigadier Johann Gaiswinkler, ein untadeliger und sehr fähiger Mann und hoch respektiert bei seinen Männern, wies sogar in seinem Interview Anfang Februar darauf hin, dass dieser Spruch im Kontext der damaligen Zeit von – vermeintlich – Theodor Körner zu sehen und nicht so einfach auf heutige Geschehnisse übertragbar sei. Es nützte nichts, er hatte sich durch unbotmäßige Haltungen und Äußerungen bereits schon seit einiger Zeit das Fadenkreuz auf die Stirn gemalt. Und jetzt hatte man einen Grund gefunden. Das Disziplinarverfahren wurde vor kurzem abgeschlossen und Johann Gaiswinkler abgesetzt. Es hätte wahrscheinlich „Ich liebe Gänseblümchen“ auf seinem T‑Shirt samt entsprechender Blümchen prangen können. Hätte der „Ffföööhrer“ je überliefert diesen Satz gesagt, es wäre genug für einen Rausschmiss gewesen.
Gaiswinkler distanzierte sich, nachdem die Sache publik wurde, von jeglichem Rechtsextremismus und räumte ein, dass er „einen Fehler“ gemacht habe. „Ich habe mich geirrt und habe fälschlicherweise geglaubt, dass der Spruch von Körner stammt. Leider habe ich es nicht überprüft.“ Er habe mit Rechtsextremen „nichts am Hut“, ganz im Gegenteil. „Mein Vater ist neben dem KZ Ebensee aufgewachsen und hat uns Kindern erzählt, welche schrecklichen Dinge dort passiert sind.“ Vergebens. Das politische System packte diese Gelegenheit beim Schopfe, um einen Unbequemen aus dem Weg zu schaffen. Der Kommandant der 6. Gebirgsbrigade hatte sich als Kritiker der österreichischen Corona-Politik einen Namen gemacht.
Die österreichische Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hatte die Ehre, den verdienten Mann und treuen Soldaten trotz all seiner Leistungen wegen eines falsch eingeordneten Spruches auf seinem T‑Shirt zu erledigen und tat dies voller Überzeugung. Seine private Meinung sei ihm ja „unbenommen“, kommentierte sie recht durchsichtig die Abstrafung, aaaaber „ein Anstreifen mit nationalsozialistischem Gedankengut“ (Also eine Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut) werde sie keinesfalls dulden, wohl wissend, dass sie Herrn Johann Gaiswinkler damit Unrecht tut. Eine gute Entscheidung ist das auch nicht im Sinne der Truppe, denn dort weiß man auch, dass Brigadier Gaiswinkler nur ein politisches Opfer ist, das ganz nach Stalins Grundsatz „bestrafe einen, erziehe Hundert“ für diejenigen als Warnung geschlachtet wurde, die auch seiner Meinung sind – und das sind nicht wenige.
Der Weg zum Kadergehorsam in der Truppe erzeugt bei vielen dort ein Murren. So mancher fragt sich, was aus einer Armee freier Bürger in einem demokratischen Land wohl bald werden wird. Und der Theodor Körner fälschlicherweise zugeordnete Spruch ist jetzt schon im Land der Berge recht beliebt geworden:
„Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten.
Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott.
Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten,
dann richtet das Volk.
Dann gnade euch Gott!“
Gaiswinkler nimmt in dem Video auch unmissverständlich Stellung: Es sei ihm klar, dass das T‑Shirt eine Provokation ist, er erkennt in dem Vierzeiler aber „glasklar“ die Stimmung eines Teils der österreichischen Bevölkerung in der Zeit der Covid-Krise, was die Handhabung der Pandemie durch die Regierung betrifft. Er selbst sehe sich in einem persönlichen Widerspruch zwischen Staatsbürger und Offizier des Bundesheeres. Als Offizier müsse er „gezwungenermaßen“ der Bundesregierung Folge leisten. Die Regierung breche aber die Verfassung, Kritiker der Corona-Politik, so Gaiswinkler, seien „regelrecht verfolgt“ und das alles erinnere an „dunkle Zeiten“ – was man nun nicht gerade als Ausdruck der Begeisterung für die Nazizeit auslegen kann.
Aber die Jagd war eröffnet. Man weiß in Wien sehr wohl, dass es in der Bevölkerung und auch in der Truppe brodelt. Ob es eine gute Idee ist, durch unnötige, ungerechte Repressalien wie diese (und viele andere) die Stimmung im Volk weiter anzuheizen? Die schwarz-grüne Regierung in Österreich ist genauso intolerant und repressiv, wie die deutsche Ampelkoalition. Polizeigewalt ist der Knüppel für die, die von ihrer Meinungsfreiheit und dem Demonstrationsrecht Gebrauch machen, wie Nils Melzer, der Schweizer Völkerrechtler und amtierende UN-Sonderberichterstatter zum Thema Folter, klar herausgestellt hat. Das ist keine gelebte Demokratie mehr.
Er sagte sogar: „Da läuft etwas ganz Fundamentales schief. In allen Regionen der Welt betrachten die Behörden die eigene Bevölkerung offenbar zunehmend als Feind.“
Johann Gaiswinkler (* 14. Dezember 1961 in Bad Aussee) ist ein Offizier des Österreichischen Bundesheeres im Range eines Brigadiers und nun eben ehemaliger Kommandant der 6. Gebirgsjägerbrigade. Die 6. Gebirgsbrigade ist der Verband des österreichischen Bundesheeres, der auf Einsätze im Hochgebirge spezialisiert ist. Die Gebirgsbrigade ist in der Westhälfte Österreichs stationiert und verfügt über fünf Bataillone. Der Sitz des Kommandos befindet sich in Absam. Es besteht aus drei Jägerbataillonen, einem Stabsbataillon und einem Pionierbataillon.
Johann Gaiswinkler wurde seiner Funktion enthoben und tut nun Dienst bei den Streitkräften in Osttirol, wo er für strategische Planung zuständig ist.