Seit 2013 hat die Terrorgruppe Boko Haram im Nordosten Nigerias mehr als 1.000 Kinder entführt und fast 40.000 Menschen getötet. Es war am 14. April 2014, da entführte die Terrorgruppe Boko Haram etwa 270 Mädchen aus einer Schule im nigerianischen Chibok. Grund für die Entführung ist die Tatsache, dass Boko Haram westliche Bildung und Schulen für Mädchen verabscheut. Beides passe nicht in ihre Ideologie von einem Staat nach islamischem Recht, so die Terrorgruppe. Zum anderen sind die meisten der Mädchen Christinnen. Boko Haram ist neben seinen Angriffen auf staatliche Institutionen auch dafür bekannt, Anschläge auf Schulen und Kirchen zu verüben und Christen/Christinnen zu ermorden oder zu versklaven. Es war nicht das erste Mal, dass Mädchen entführt wurden, aber das erste Mal, das es im nigerianischen Chibok geschah. Damals gab es einen weltweiten Aufschrei und obwohl das nigerianische Militär in Borno etwa 1.400 Männer freigelassen hat, die zu der Terrorgruppe Boko Haram gehörten, verstummte der weltweite Aufschrei. Die Mädchen, die befreit werden oder fliehen können, berichten aus der Hölle! Heiraten oder heirate dich selbst, was bedeutet, als menschliche Bombe viele Menschen mit in den Tod zu reißen. Noch heute fehlt von 100, der entführten Mädchen aus der Schule in Chibok jede Spur. Nach acht langen Jahren konnten jetzt drei der 2014 entführten Schülerinnen aus Chibok fliehen. Sie seien mit einem Boko-Haram-Kämpfer zwangsverheiratet worden. Hauwa war neun Jahre alt, als sie verschleppt wurde.
Drei Chibok-Mädchen nach acht Jahren frei
„Ich bin drei Tage lang durch den Sambisa-Wald gelaufen, um zu entkommen,“ erzählte eine Schulmädchen aus Chibok, die am 29. Juni 2022 von Truppen der nigerianischen Armee gefunden wurde. „Mein Name ist Ruth Bitrus. Ich bin einer der Schülerinnen, die im April 2014 von der GGSS Chibok entführt wurden. Wir waren 203, die entführt wurden. Der Rest von uns ist immer noch mit unseren Entführern in Sambisa“, sprach sie in der Hausa-Sprache. „Der Vater meines Kindes starb vor zwei Jahren im Dorf Rabul Sani, als er eine Bombe bei einer Militärformation platzieren wollte und sie mit ihm explodierte, bevor er sie platzieren konnte.“
Sie fügte hinzu, dass andere Schulmädchen immer noch bei ihren Entführern im Wald von Sambisa seien.
Bitrus‘ Rettung erfolgte zwei Wochen, nachdem zwei weitere Chibok-Schülerinnen – Mary Dauda und Hauwa Joseph – in die Stadt zurückkehrten, nachdem sie aus dem Lager Gazuwa geflohen waren, das etwa neun Kilometer von Bama LGA im Bundesstaat Borno entfernt liegt.
Die Armee präsentierte Mary Dauda and Hauwa Joseph bei einem Fototermin mit jeweils einem Baby auf dem Arm.
Mary Dauda war bei der Entführung 18 Jahre alt und berichtete, dass sie hungern musste und geschlagen wurde, wenn sie sich geweigert habe, am islamischen Gebet teilzunehmen. Sie sei mit einem Boko-Haram-Kämpfer zwangsverheiratet worden, nachdem dieser starb, gab man ihr nichts zu essen.
Hauwa war neun Jahre alt, als sie verschleppt wurde. „Ich war nur kurz verheiratet und habe dieses Kind bekommen“, sagte sie. Ihr Sohn ist 14 Monate alt.
Die entführten Mädchen von Boko Haram – Sie werden vergewaltigt, geschlagen, geschwängert oder als Selbstmordattentäterinnen missbraucht
Nachdem in Nigeria erstmals 2016 eines der durch die Terrorgruppe Boko Haram entführten Mädchen aus dem Ort Chibok wiedergefunden wurde, konnte sich kurzdarauf auch ein weiteres 16-jähriges Mädchen mit ihrem einen Monat alten Baby aus den Fängen der Boko Haram befreien. Sie war mit einem Kämpfer der Boko Haram verheiratet und zu einer Selbstmordattentäterin ausgebildet worden. Es gelang ihr zu entkommen und sie lief mehrere Tag durch die Sambisa-Sümpfe im nigerianischen Bundesstaat Borno. Müde, schwach und hungrig fanden sie die Mitglieder einer lokalen Verteidigungsgruppe, die das traumatisierte Mädchen dem kamerunischen Militär übergaben.
Sie war die erste, die aus der Hölle berichtete und viele fragten sich, ob diese Mädchen je wieder glücklich werden können. Nicht nur, dass sie während der Gefangenschaft schreckliches erleben mussten, sind sie befreit, werden sie oft aus der Gemeinschaft in ihren Dörfern ausgeschlossen.
„Ich wurde in ein Gefängnis in einer Höhle gebracht, wo wir drei Wochen lang eingesperrt wurden und dann an verschiedene Menschen verteilt. Jeden Morgen gab man uns erst Essen und dann sollten wir uns für unsere Männer vorbereiten“, erzählte sie .“Jeden Nachmittag wurden wir gebeten, zu beten und mussten ein Gelübde ablegen, das uns zum Gehorsam zwang“. Sie erzählte, sie und viele andere Mädchen wurden als Selbstmordattentäter ausgebildet. „Sie unterrichteten uns zwei Mal pro Woche darin, wie man Bomben zur Detonation bringt. Uns wurde gesagt, wenn wir im Namen von Allah im Kampf gegen die bösen Menschen sterben, werden wir in das Paradies eingehen.“
Falmatas Geschichte, die vom BBC veröffentlicht wurde, entspricht genau den Schilderungen, die schon Mädchen vor ihr gegeben hatten, die fliehen konnten: Die befreiten Mädchen berichten aus der Hölle!
„Du wirst direkt ins Paradies gehen“: die schockierende Aussage eines jungen Mädchens, das von Boko Haram gezwungen wurde, eine Weste mit Sprengstoff zu tragen
Werden die Mädchen entführt, bleiben nur zwei Möglichkeiten: entweder ein Mitglied der Gruppe zu heiraten oder eine Mission zu erfüllen. Falmata war erst 13 Jahre alt, als sie von Boko Haram entführt wurde. Zweimal wurde sie gezwungen, eine Weste mit Sprengstoff zu tragen. Sie konnte sich jedes Mal den Befehlen verweigern und es gelang ihr am Ende sogar zu fliehen.
Die Mädchen werden entweder auf Sklavenmärkten verkauft oder für die Männer der Terrorgruppen als Sexopfer missbraucht. Die Jungen erfahren eine Gehirnwäsche und sind dann billige „Terrorkämpfer“. Es ist genau wie bei den IS-Terrorgruppen, nicht anders. Siehe auch Zwangs- und Kinderheirat – Terror hat einen Namen – „IS“ – sie entführten wieder Frauen und Kinder
«Mit Gottes Hilfe werden unsere Operationen zum Abernten der ungläubigen Rafida (Schiiten) fortgesetzt, bis wir das Land von ihrem Schmutz gesäubert haben» hieß es in der unter dem Namen «Westafrikanische Provinz des Islamischen Staates» veröffentlichten Erklärung. Immer wieder kommt es zu brutalen Angriffen der Boko Haram. Ob nun Mädchen, die zur Schule gehen, oder Andersgläubige, alles, was nicht der Ideologie der Terrorgruppe entspricht, wird vernichtet. Mädchen werden wie auch beim IS versklavt, wenn sie sich nicht dem IS unterwerfen.
Kinder leiden wie in jedem Konflikt am stärksten
Von den 2,3 Millionen in Nigeria durch diesen Konflikt vertriebenen Menschen sind 1,3 Millionen Kinder. Durch die Boko Haram kommt noch eine Grausamkeit hinzu: die Kinder werden gezwungen, oft auch unter Drogen gesetzt, um Selbstmordattentate durchzuführen.
Borno ist der nordöstlichste Bundesstaat Nigerias, die Hauptstadt ist Maiduguri. Borno bleibt das Epizentrum der gegenwärtigen Konflikte und die Situation ist weiterhin äußerst instabil und angespannt. Überraschende Angriffe durch Boko Haram sind häufig, vor allem Angriffe auf Zivilisten.
Viele Flüchtlinge aus Niger machen sich auf den Weg nach Europa – um den Boko Haram zu entfliehen.
Bereits 2015 beschloss der EU-Grenzschutz, die Flüchtlingsströme nach Tunesien, Ägypten, Sudan und Mali zu blockieren, um zu verhindern, dass die Flüchtlingsströme aus Niger die europäische Küste erreichen. Für die, die nicht über Libyen kommen, beginnt ihre nautische Odyssee in Ägypten oder Tunesien. Einem Dokument zufolge sollen dort von der EU Lager errichtet werden. Was die EU auch bereits in Libyen getan hat – hier in den Gefängnissen sterben Menschen, durch Misshandlung und Folter, so in einem Beitrag aus 2015. Schon damals war bekannt, dass auch in Nigeria die EU und Deutschland Grenzzäune errichten., damit die Menschen, die vor Boko Haram fliehen, nicht nach Europa gelangen können. Siehe: Boko Haram in Nigeria – Hundertausende auf der Flucht – EU und Deutschland bauen Grenzzäune
Die Frage, die wir uns 2015 stellten: war: Wie wird die EU reagieren, wenn sich die Massaker in Nigeria und den angrenzenden Ländern durch Boko Haram ausweiten? 2019 haben wir die Antwort: Sie versucht erst gar nicht, die Menschen zu retten. Siehe auch: Während Europa Afrika ausbeutet, Kriege finanziert und „Terroristen“ unterstützt …
Wie auch die Terrorgruppe IS soll sich die Terrorgruppe Boko Haram durch Menschenhandel und Öl finanzieren. Durch Niger, das Nachbarland Nigerias, führt eine der wichtigsten afrikanischen Flüchtlingsrouten nach Libyen. Paradox – Die Menschen flüchten vor dem Terror, der durch Menschenhandel mit den aufkommenden Flüchtlingsströmen finanziert wird. Ein Teufelskreis.
Boko Haram tötet weiter
Noch immer greift die Terrorgruppe Boko Haram Dörfer an und entführen Mädchen und Jungen. Erst am 06.Juli 2022 konnte Boko Haram 600 Häftlinge aus einem Hochsicherheitstrack in Kuje-Gefängnis in Abuja befreien.
Zwischen 2011 und 2022 war Boko Haram für Tausende von Todesopfern in Nigeria, Kamerun, Tschad und Niger verantwortlich. Nigeria ist das Land, das am stärksten von den Anschlägen der Terrorgruppe betroffen ist. Die meisten Todesopfer sind in den Staaten des Nordostens zu beklagen. Borno ist bei weitem der am stärksten bedrohte Bundesstaat, da Boko Haram in diesem Gebiet mehr als 35 Tausend Menschen getötet hat. Unter den Nachrichten über Angriffe, die meist in den Medien präsent sind, hat die Entführung von 276 Schülerinnen aus einer Sekundarschule in Borno im Jahr 2014 weltweites Aufsehen erregt. Und noch immer werden immer mehr als 100 Mädchen vermisst und weitere entführt.
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
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