Foto: Niki Vogt

Offi­ziell: Deut­scher Zivil­schutz „aktuell nicht für Kriegsfall gerüstet“ (+Videos)

Kürzlich meinte Ex-Bun­des­kanzler Schröder im NY Times-Interview, dass die Russen-Pipe­lines „der Preis für die Wie­der­ver­ei­nigung“ gewesen seien. Zunächst waren US-Prä­sident Reagan, das US-Außen­mi­nis­terium und die CIA dagegen gewesen, aber anscheinend wurde in den Geheim­ver­hand­lungen mit Moskau mächtig geschachert:

Die Russen ziehen ihre Panzer aus Ost­europa ab, Deutschland darf wie­der­ver­einigt werden und in der NATO bleiben. Anscheinend war es aber eine (geheime) Zusatz­ver­ein­barung, dass die Bun­deswehr rui­niert wird und der Zivil­schutz obendrein.

Wenn ein Land wie die Bun­des­re­publik einen aus­ge­prägten Zivil­schutz hätte, mit Schutz­räumen und Vor­räten, dann könnte dies von para­noiden rus­si­schen Funk­tio­nären schließlich als eine Art Vor­be­rei­tungs­handlung für einen Krieg gewertet werden.

Nur ein mise­rabler Zivil­schutz in Deutschland hätte die Russen zufrie­den­ge­stellt. Der (geheime) Deal scheint nun geplatzt, denn die Russen stehen in der Ukraine und der Zivil­schutz in Deutschland soll auf Touren gebracht werden.

„Für einen klas­si­schen Kriegsfall können wir momentan gar nicht ganz aktuell gerüstet sein,“ sagt Wolfram Geier, Leiter der Abteilung Risi­ko­ma­nagement im Bun­desamt für Bevöl­ke­rungs­schutz und Kata­stro­phen­hilfe (BKK), im Interview für die ZDFzoom-Doku „Die Spur: Bunker, Sirenen, Vorräte – Wie schützt uns der Staat im Krisenfall?“.

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Aktuell hält Geier einen großen Blackout für die größte Bedrohung Deutsch­lands, ohne deutlich zu machen, dass in diesem Falle Russland als Haupt­ver­däch­tiger gelten würde, denn bei Moskau liegt das stärkste Motiv und die größten Fähig­keiten zum Cyberangriff.

2012 hat die Behörde bei­spiels­weise den Verlauf einer mög­lichen Sars-Epi­demie beschrieben. Die Behörde sah auch Defizite bei der Schutz­kleidung und beim Kri­sen­ma­nagement. Bei der Coro­na­pan­demie gab es bekann­ter­maßen das staat­liche Ver­sagen weil die Politik nicht zwingend auf die Emp­feh­lungen des BBK hin handeln muss. Bun­des­in­nen­mi­nis­terin Nancy Faeser (SPD) sagt im Interview mit ZDFzoom:

„Das ist eine sehr enge Zusam­men­arbeit mit bestehenden Struk­turen aus Bund und Land und einem regel­mä­ßigen Aus­tausch. Das ist das Ent­schei­dende dabei. Da geht es nicht um Neuschaffung.“

Wir hören immer öfter in den Medien, dass Bürger für 10 Tage Vorräte anlegen sollen; gemeint sind neben Lebens­mittel und Wasser auch Medi­ka­mente und Bat­terien. Das Mei­nungs­for­schungs­in­stituts YouGov befragte 2000 aus­ge­wählte Per­sonen und fand, dass zwei Drittel davon völlig blank sind, also über­haupt keine Vor­be­rei­tungen getroffen haben. Zwei von drei deiner Nachbarn haben also nach kür­zester Zeit weder Essen noch Trinken, oder auch nur ein funk­tio­nie­rendes Batterieradio.

Alleine dies zeigt schon, wie sich Men­schen von der Rea­lität ver­ab­schiedet haben. Fast die Hälfte der Befragten meinte, trotz null Vor­sorge für Not­fälle gewappnet zu sein. 22% fühlen sich mangels Vor­sorge nicht gewappnet.

Nur 16% küm­merten sich um eigene Vor­sorge, was auch nicht unbe­dingt Monate an Vor­räten und einen eigenen Strom­ge­ne­rator bedeutet, sondern dar­unter befinden sich eben auch die „Bro­schüren-Prepper“, die sich brav an die mini­ma­lis­ti­schen Vor­gaben des Bun­desamts für Bevöl­ke­rungs­schutz gehalten haben.

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„Die Bedeutung des Bevöl­ke­rungs­schutzes ist ange­sichts der Corona-Pan­demie, der Flut­ka­ta­strophe des ver­gan­genen Jahres und künf­tiger Kli­ma­folgen sowie des rus­si­schen Angriffs­kriegs gegen die Ukraine erheblich gestiegen“, sagte ein Sprecher des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­riums. Inter­essant, dass alles andere vor dem Ukraine-Krieg erwähnt wird, der ohne Gas-Deals mit der hohen deut­schen Politik kaum möglich gewesen wäre.

Länder wie die Schweiz oder Finnland sind designed, um einen (begrenzten) Atom­krieg zu über­stehen. 53 Mil­lionen Deutsche sind nach ein paar Tagen Infra­struk­tur­ausfall total im Eimer.

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Das deutsche Niveau ist ähnlich schlecht wie die Bun­deswehr. Als 1997 die NATO mit Russland einen Pakt ver­ein­barte, durften ost­eu­ro­päische Länder zwar der NATO bei­treten, aber keine nen­nens­werte Streit­kräfte auf­bauen. Ex-Kanzler Schröder ver­tei­digte kürzlich in der NY Times die Gas-Deals mit Russland, die bis in die frühen 1980er zurück­gehen, mit dem Argument, dass die Pipe­lines wahr­scheinlich ein Preis der Wie­der­ver­ei­nigung waren.

Mit welchen anderen Dingen wurde sonst noch gescha­chert in Geheim­ver­hand­lungen zwi­schen den USA und der UdSSR? War ver­einbart worden, die Bun­deswehr nach der Wende zu rui­nieren und den Zivil­schutz gleich obendrauf?

Ist das der Grund, warum wie von den Poli­tikern nur hohle Phrasen hören und Pläne, in meh­reren Jahren funk­tio­nie­rende Sirenen und Warn-SMS-Dienste auf­zu­bauen, während zwei Drittel der Bürger völlig hilflos sind und nicht einmal die Mini­mal­an­for­de­rungen erfüllen?

Das Bun­desamt für Bevöl­ke­rungs­schutz (BBK) floppte mit einer Cartoon-Kam­pagne voller reg­nender Donuts, UFOS und Killer-Hasen. Seit letztem Jahr laufen die Spots und Anzeigen online, im TV und auf Info­screens, ohne dass sich wesent­liche Ver­bes­se­rungen ergeben haben:

„Doch die aktuelle For­schungslage attes­tiert dem Bevöl­ke­rungs­schutz, dass seine Bemü­hungen in Sachen Selbst­schutz dringend ver­stärkt werden müssen, weil es deut­liche Lücken und Defizite im Risi­ko­be­wusstsein und in der Selbst­schutz­fä­higkeit der Bevöl­kerung gibt.“

Es haben sich minimale Ver­schie­bungen in der Wahr­nehmung ergeben, ohne dass dies zwingend zu einem stär­keren Vor­sor­ge­ver­halten führte:

„Zu diesem Zeit­punkt halten es 10 % für wahr­scheinlich, selbst einmal per­sönlich mit einer Not­si­tuation kon­fron­tiert zu sein (+ 1 %), 54 % emp­finden dieses Risiko als von mitt­lerem Ausmaß (+ 13 %) und 37 % bewerten es als gering (- 3 %).“

Es ist möglich, dass das Ahrtal-Unwetter mehr Effekt hatte als die Kam­pagne der Behörde. Die Men­schen denken etwas mehr über Krisen nach, aber sie handeln nicht.

„Die Kluft zwi­schen dem eigenen Kennt­nis­stand und der Umsetzung der per­sön­lichen Not­fall­vor­sorge erweist sich dadurch als eklatant. Dadurch drängt sich gedanklich die Not­wen­digkeit auf, gezielte Anstren­gungen auf das Ankurbeln der indi­vi­du­ellen Hand­lungs­mo­ti­vation der Bür­ge­rinnen und Bürger zu richten.“

In den aus­führ­lichen, wis­sen­schaft­lichen Büchern der Behörde, die kein Nor­mal­mensch jemals liest, wurde genau erforscht, wie ver­wundbar Deutschland ist, wie schlecht es um die indi­vi­duelle Kri­sen­vor­be­reitung bestellt ist und wie man diese gra­vie­renden Mängel auf­holen könnte. Mit großer Ver­spätung werden manche Ideen umge­setzt, wie zum Bei­spiel die The­ma­ti­sierung von Blackouts in den öffentlich-recht­lichen Medien.

Der Youtube-Kanal des BBK ist eine äußerst lahme Ange­le­genheit und die Web­seite sah bis vor kurzem noch aus, als stamme sie aus den frühen 2000er Jahren.Nun wurde die Web­seite ange­passt und neue Videos mit Cartoon-Gra­fiken sollen ver­stärkt den gewöhn­lichen Steu­er­zahler und sogar jüngere Men­schen ansprechen. Das groß ange­kün­digte Teaser-Video „Für alle Fälle vor­bei­reitet“ zeigt ani­mierte Figuren in bunten, psy­che­de­li­schen Farben und es regnet Doughnuts. Kein Scherz. Es wirkt wie ein schlechter Trip auf LSD oder Ketamin.

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Zum Thema Lebens­mit­tel­vorräte gibt es ein wei­teres ani­miertes Video. UFOs greifen darin die Stadt an.

Es heißt:

„Der Not­vorrat hin­gegen wird in sicheren Zeiten ganz gezielt mit dem Nötigsten angelegt, damit man etwa zehn Tage pro­blemlos über­brücken kann. Wenn jede und jeder Ein­zelne in sicheren Zeiten einen Vorrat anlegt, können Eng­pässe im Ernstfall gemein­schaftlich über­brückt werden.“

Zehn Tage liegt sogar noch unter der alten Vorgabe von 14 Tagen, die bereits zu knapp bemessen war. In den aus­führ­lichen Büchern der Behörde wurde erforscht, dass das System von Dis­counter-Super­märkten und Zen­tral­lagern schnell in die Knie gehen kann und dass bei einem groß­flä­chigen Ausfall des Stroms und der IT (Cyber-Attacke) so gut wie nichts mehr funktioniert.

Wie schnell Not­lö­sungen rea­li­siert werden können, wenn euro­paweit und sogar in anderen Ländern die Cyber-Krise herrscht, und wenn an den Flug­häfen und Con­tainer-Häfen Chaos herrscht weil alle Com­puter phy­sisch zer­stört wurden durch Malware, ist den For­schern nicht bekannt. Unter solchen Umständen den Bürgern Vorräte für 10 Tage anzu­raten, ist geradezu grotesk und wider­spricht der eigenen For­schung im Haus.

Zwar gibt es noch spe­zielle Not­vorräte der Regierung, aber diese losen Getrei­de­körner können nicht einfach so gegessen werden, sondern müssen mehrere Sta­tionen einer Ver­ar­bei­tungs­kette durch­laufen. Um allein den ein­ge­la­gerten Hafer wei­ter­zu­ver­ar­beiten, würde es rund ein halbes Jahr dauern, kal­ku­lierte der Bundesrechnungshof.

Bei Strom­aus­fällen solle man sich laut BBK vor­be­reiten um rund 6 Tage über­brücken zu können. Wie genau kommt man auf diese Zahl? Weiß das BBK, wie viele rus­sische oder chi­ne­si­schen Agenten in der deut­schen Strom­ver­sorgung arbeiten? Wie stark die Systeme schon digital infil­triert wurden? Welche Exploits aus­ge­nutzt werden bei einem Angriff? Welche mehr­stu­figen Attacken kommen werden? Wenn das BBK eine Über­brü­ckung von 4 bis 8 Wochen nahe­legen würde, fände ein Run statt auf Strom­ge­ne­ra­toren und andere knappe Güter.

Die Emp­fehlung, die NINA-App zu ver­wenden und ein bat­te­rie­be­trie­benes Radio bzw. Kur­bel­radio zu haben, ist ganz nett, aber man erklärt leider nicht die Grenzen von DAB-Radio, UKW oder Inter­net­ver­bin­dungen. Man erfährt auf der schicken neuen Web­seite des BBK nicht, dass diese gewöhn­lichen Geräte viel­leicht schnell nichts mehr emp­fangen, weil die Sen­de­an­tennen aus­fallen. Man erfährt nicht, dass man ein Gerät haben sollte für den Empfang von Mit­tel­welle- und Kurz­wellen-Signalen aus hun­derten und teils tau­senden Kilo­metern Ent­fernung. Man erfährt nicht, dass man ein­steigen sollte in PMR-Funk, CB-Funk und auch VHF/UHF.

Bei dem ver­gan­genen Hoch­wasser ver­sagte bei den Behörden der schicke neue Digi­talfunk und man musste Per­sonen in Fahr­zeugen hin und her­schicken für Infor­ma­tionen. Die Bun­deswehr lässt nun von uralten Funk­ge­räten neue Exem­plare bauen.

„In der zweiten Phase werden ab Januar 2022 die Ein­zel­themen Bevor­ratung, Extrem­wetter, Strom­ausfall und Not­gepäck inklusive Doku­men­ten­si­cherung ver­tieft behandelt. Inter­views mit Exper­tinnen und Experten als Podcast, eine YouTube-Serie und weitere Infor­ma­ti­ons­an­gebote bieten die Mög­lichkeit, aus­führlich auf die Ein­zel­themen ein­zu­gehen. Ziel der dritten Phase ist, die ver­mit­telten Kennt­nisse und Emp­feh­lungen zu wiederholen.“

Ich bin alles andere als gespannt. Hier ist ein ganz zen­traler Krisen-Tipp: Ori­en­tieren Sie sich bloß nicht an der BBK-Web­seite und der Info­kam­pagne. Das ist lebensgefährlich.


Quelle: pravda-tv.com