Die junge Frau war auf dem Rückweg von einem Traditionsfestival „Tradizija“ in der Nähe eines Dorfes namens Bolshiye Vyazemi, nicht weit von Moskau. Etwa um 22 Uhr abends wollte Daria Dugina nach Hause fahren. Sie benutzte den Wagen ihres Vaters, der im letzten Moment ein anderes Auto nahm. Die Bombe explodierte direkt unter dem Autos. Die junge Frau starb sofort. Ihr Vater, Alexander Dugin, wird auch „das Gehirn Putins“ genannt. Gestern morgen tauchte ein angebliches Bekennerschreiben auf.
Darias Vater Alexander Dugin war zusammen mit ihr auf dem Festival gewesen und wollte eigentlich mit dem Wagen zurückfahren, änderte aber dann seine Pläne. Er wird im Westen gern als „das Gehirn Putins“ bezeichnet. Insider nennen das übertrieben. Doch Dugins Idealmodell eines eurasischen Staatenverbundes und gemeinsamen Wirtschaftsraumes mit Russland in der Führungsrolle – etwa ähnlich, wie die EU, in der Deutschland die stärkste Volkswirtschaft ist – ist in Russland unter dem Schlagwort „Russkiy Mir“ (russische Welt) bekannt und sicher auch ein Teil von Putins Politik.
Man muss kein Politikwissenschaftler sein, um zu wissen, dass das genau DAS ROTE TUCH für die USA ist. Niemand erklärt das besser, als George Friedman, dessen privater Informationsdienst und Geostrategie-Institut die US-Regierung in vielen Fragen berät. Auf dem „Chicago Council on global Affairs“ im Jahr 2015 (!) sagte er:
Hier noch einmal der entsprechende Part zum gründlich lesen:
„Das Hauptinteresse der US-Außenpolitik während des letzten Jahrhunderts, im Ersten und Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Weil – vereint sind sie die einzige Macht, die uns bedrohen kann. Unser Hauptinteresse ist es, sicherzustellen, dass dieser Fall nicht eintritt.
Wenn Sie Ukrainer sind, werden Sie Ausschau danach halten, wer Ihnen als Einziger helfen kann – und das sind die vereinigten Staaten. Letzte Woche, oder etwa vor 10 Tagen war der Oberbefehlshaber der amerikanischen Bodentruppen in Europa, General Ben Hodges, zu Besuch in der Ukraine. Er kündigte dort an, dass die US-Militärberater demnächst offiziell in die Ukraine kommen sollen. Eigentlich hat er dort Medaillen an ukrainische Kämpfer verteilt, obwohl das militärische US-Protokoll verbiete, Medaillen an Ausländer zu verleihen. Doch er tat das, weil er damit zeigen wollte, dass die ukrainische Armee SEINE Armee ist. Dann ging er weg.
Und die Vereinigten Staaten liefern baltischen Staaten Waffen, Artillerie und weitere Militärausrüstung — die baltischen Staaten, Rumänien, Polen und Bulgarien – das ist ein sehr interessanter Punkt. Und gestern haben die Vereinigten Staaten angekündigt, dass sie vorhaben, Waffen in die Ukraine zu liefern. Es wurde dementiert, aber sie tun es. Die Waffen werden geliefert. Und bei all diesen Handlungen agieren die USA außerhalb der NATO. Denn NATO-Entscheidungen müssen von allen Mitgliedern einstimmig getroffen werden.
Der Punkt an der ganzen Sache ist, dass die USA einen „Cordon Sanitaire“ – einen Sicherheitsgürtel — um Russland herum aufbauen. Und Russland weiß das. Russland glaubt, dass die USA beabsichtigen, die Russische Föderation zu zerschlagen. Ich denke, wir wollen sie nicht töten, sondern nur etwas verletzen, bzw. Schaden zufügen. Jedenfalls sind wir jetzt zurück im alten Spiel.“
Wohlgemerkt: Das sagte George Friedman schon 2015. Und die Politik und die Presse wiederholen gebetsmühlenartig die Formulierung vom „unprovozierten Überfall Putins auf die Ukraine“.
Auf diesem Hintergrund, den Herr Friedman ganz glasklar formuliert, erscheint das Attentat auf den Wagen Herrn Dugins ziemlich gut in diesen Kontext zu passen und die These vom Auftragsmord wahrscheinlich. Denn die oberste Ermittlungsbehörde Russlands sieht starke Hinweise auf einen Auftragsmord. Seine Tochter ist das Opfer einer unerwarteten „Planänderung“.
Nun gibt es ein Bekennerschreiben einer russischen Gruppe namens „nationale russische Armee“. Das wird in dem Video „Der Tod von Daria Dugina – wer steckt dahinter?“ berichtet.
In dem angeblichen Bekennerschreiben gibt die „nationale russische Armee“ als Grund an, Putin sei ein Kriegsverbrecher und „entrechteten Menschen stehe das Recht zu, gegen Tyrannen zu rebellieren“ und „Putin wird von uns vernichtet werden!“ Aber nicht nur der. In dem Bekennerschreiben wird auch angekündigt, man werde „putintreue Persönlichkeiten in die Luft jagen berichtet Pavel Lokshin, der Moskauer Korrespondent der „Welt“.
Die Sabotageangriffe auf die Militärstrukturen Russlands haben in letzter Zeit stark zugenommen, schreibt er. Bisher gab es aber nur Attacken auf Gegenstände und Bauten, wie Brücken, Gebäude und Bahngleise. Ein Mordanschlag ist neu.
Wer tatsächlich der Absender des Bekennerschreibens ist, bleibt bisher unklar. Wir wissen mittlerweile allerdings gut, dass die USA selbst Terrororganisationen, die sie vorgeblich bis auf’s Messer bekämpfen (wie Al Kaida und IS) selbst bewaffnet und ausgebildet haben, um sich dann in den von diesen Terroristen heimgesuchten, geostrategischen Zielregionen einmischen zu können. Sowohl die USA als auch die Selenskiy-Regierung oder beide könnten in den Mordanschlag verwickelt sein.
Kiew weist energisch jeden Vorwurf in diese Richtung zurück – mit dem wenig überzeugenden Argument, das es eine terroristische Tat war:
„Der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak sagte im Fernsehen: «Die Ukraine hat natürlich mit der gestrigen Explosion nichts zu tun, weil wir kein krimineller Staat sind und schon gar kein Terrorstaat.» Podoljak sprach von Machtkämpfen zwischen verschiedenen politischen Fraktionen in Russland. (…) Groß war in den Telegram-Kanälen staatstreuer Medien, von Propagandisten und rechtsnationalen Politikern das Entsetzen über die Tat. Auch besonnenere Stimmen unter diesen zeigten sofort mit dem Finger auf den ukrainischen Geheimdienst als Urheber des Anschlags. Für sie ist das der Beweis für die Gefahr, die von der Ukraine ausgeht.“
Der Anschlag ist missglückt. Doch er hat Folgen. Die Fronten werden härter, die Gangart gnadenloser. Es wird brutale Gegenwehr durch die Sicherheitskräfte Russlands geben, die hier eine Scharte auswetzen müssen. Man hätte das Auto Alexander Dugins bewachen müssen. Man hat offenbar nicht mit so etwas gerechnet. Es wird Gegenkräfte zu Putin auch im Staatsapparat geben. Der gewaltbereite Widerstand in Russland wird gestärkt werden – völlig gleich, wer hinter dem Anschlag steckt. Der intellektuell-gewaltlose Widerstand wird geschwächt, kann sich aber nicht wirklich distanzieren. Ab jetzt werden die verschiedenen Lager in Russland radikaler werden, was die staatliche Stabilität schwächt. Putin wird gezwungen sein, dem entgegenzutreten, was Kräfte bindet. Wahrscheinlich wird es Gegenanschläge und „Aufräum-Morde“ geben.