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Tickende Zeit­bomben durch alte Minen — Das Rätsel, als der Fluss in Slo­wakei sich orange färbte und Wild­tiere tötet, wird zur „öko­lo­gi­schen Kata­strophe“ (+Video)

Erinnern Sie sich an die Eisen­erzmine in Minas Gerais, Bra­silien? Über 50 Mil­lionen Tonnen mit Eisenerz, toxi­schen Schwer­me­tallen und Che­mi­kalien waren in den Rio Doce geflossen und war bislang die schlimmste  Umwelt­ka­ta­strophe Bra­si­liens gewesen. Die Opfer warten bis heute auf Ent­schä­digung. Doch nicht nur in Latein­amerika kommt es durch den Bergbau zu Umwelt­kat­s­trophen, sondern auch in Europa. In der Slo­wakei färbte sich ein Fluss plötzlich orange und wird zu einer öko­lo­gi­schen Kata­strophe. Die Slo­wakei hat eine große Berg­bau­in­dustrie. Und das, was schon ver­mutet wurde, hat die Regierung in der Slo­wakei jetzt bestätigt. Das Wasser aus einer Eisen­erzmine in der Ost­slo­wakei hat den Fluss Slana ver­seucht. Und nicht nur alles Leben aus dem Fluss wurde aus­ge­löscht, auch die Anwohner, weiter oben am Fluss im slo­wa­ki­schen Dorf Nizna Slana, wo sich die Mine befindet, sind ver­zweifelt. Die Kata­strophe könnte sich aus­weiten, da der Fluss Slaná durch die Slo­wakei und Ungarn fließt und in die Theiß mündet. Die Theiß ist einer der größten Neben­flüsse der Donau. Neue Unter­su­chungen haben ergeben, dass der Fluss mit Mangan, Arsen und Eisen kon­ta­mi­niert ist und man befürchtet eine tickende Zeit­bombe, denn laut dem Umwelt­mi­nister sind weitere Umwelt­ka­ta­strophen  in Form von unzu­rei­chend sanierten alten Minen nicht ausgeschlossen. 

Das Rätsel, als der Fluss orange wird und Wild­tiere tötet, wird zur „öko­lo­gi­schen Katastrophe“

Alle Fische im Fluss Slaná in der Slo­wakei sind gestorben, seit sich der Fluss im Februar 2022 plötzlich orange ver­färbt hat. Aus einer Eisen­erzmine im Dorf Nižná Slaná in der Ost­slo­wakei sind große Mengen an Eisen und Zink in den Fluss geflossen. „Es dauerte drei Monate, bis alle Fische im Fluss starben“, sagte der ört­liche Fischer Tibor Varga.

Auch das unga­rische Par­lament bestä­tigte im Mai 2022,  dass das ver­schmutzte Wasser aus der Eisenmine Nizna Slana
ohne Ver­dünnung oder Behandlung in den Fluss geflossen sei. Und auch das Umwelt­mi­nis­terium (MoE) der Slo­wa­ki­schen Republik appel­lierte an das Bezirksamt Kosice, den Aus­nah­me­zu­stand für den Fluss Slaná auszurufen.

Sajó bzw. Slaná ist ein etwa 230 km langer Fluss in der mitt­leren Slo­wakei und im nord­öst­lichen Ungarn. Mitte Februar 2022 wurde eine oran­gerote Ver­färbung des Wassers im slo­wa­ki­schen Teil des Flusses fest­ge­stellt, die sich über eine Länge von 40 Kilo­metern erstreckte. Eine Unter­su­chung ergab, dass die Ver­schmutzung durch kon­ta­mi­niertes Wasser aus dem still­ge­legten Werk einer Eisen­erzmine in Nižná Slaná ver­ur­sacht wurde. Die zweit­größte Eisen­erzmine des Landes wurde 2008 geschlossen und das Wasser wurde aus der Mine nicht mehr abge­pumpt. Das stark ver­un­rei­nigte Wasser läuft nun mitt­ler­weile direkt in den Fluss und die zuläs­sigen Grenz­werte für Eisen, Mangan, Nickel, Arsen und Antimon im Wasser werden stark über­schritten. Zudem werden noch erheb­liche Mengen an Schwefel in das Wasser eingebracht.

Am 10.Juni 2022 for­derte das Umwelt­mi­nis­terium (MoE) der Slo­wa­ki­schen Republik nicht nur eine Geset­zes­än­derung wegen der Ver­schmutzung des Flusses Slaná mit Wasser aus dem ehe­ma­ligen Bergwerk, sondern es wurde auch  Straf­an­zeige gegen einen unbe­kannten Täter gestellt.

Auch wurde kri­ti­siert, dass man viel zulange gewartet hätte, um diese Kata­strophe zu verhindern.

Die Analyse von Was­ser­proben bestä­tigte auch erhöhte Mangan- und Sul­fat­werte sowie das Vor­han­densein von Arsen.

„Der Sajó / Slaná (ein slo­wa­kisch-unga­ri­scher Fluss) ist auf slo­wa­ki­scher Seite seit Wochen tot. Tot wegen der Ver­schmutzung durch einer Mine in der Slo­wakei, die vor mehr als drei Monaten brach“, twit­terte Anna Júlia Donáth, eine unga­rische Politikerin.

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Auch Ungarn fordert von der Slo­wakei eine Lösung und Koope­ration in dem Fall. Das sagte Balázs Orbán, Staats­se­kretär des Regie­rungs­büros, bei Anfragen im unga­ri­schen Par­lament.  Die Ergeb­nisse der Was­ser­analyse im Fluss zeigten einen 12-fach über­schrit­tenen Eisenwert, außerdem erhöhte Mangan- und Sul­fat­werte sowie das Vor­han­densein von Arsen.

Tickende Zeit­bomben durch alte Minen

Das Wirt­schafts­mi­nis­terium in Slo­wakei begann mit der Besei­tigung des Abflusses von kon­ta­mi­niertem Wasser , hätte aber laut Budaja am 10.Juni 2022 laut einem Bericht im  ecas.sk, schon viel früher handeln können. Nach Abschluss der Arbeiten werden Experten aus dem Umwelt­be­reich den Schaden beziffern und schätzen, dass er groß sein wird. “ Wir haben auch Straf­an­zeige gegen einen unbe­kannten Täter gestellt“, fügte Budaj hinzu.

Ihm zufolge könnte es weitere ähn­liche Zeit­bomben in Form von unzu­rei­chend sanierten alten Minen geben, daher ist es not­wendig, die Funk­tio­na­lität bestehender Mecha­nismen zu über­denken, um ähn­liche Schäden zu ver­hindern. “ In der Slo­wakei wurden prak­tisch alle staat­lichen Berg­werke geschlossen. Alle pri­vaten Berg­werke wurden langsam geschlossen, mit ein oder zwei Aus­nahmen. Aber das System der Berg­bau­ge­setze und ‑behörden ist geblieben. Der Fall hat gezeigt, wie wenig es funk­tio­niert hat „, sagte Budaj.

„Was derzeit pas­siert, ist ein tra­gi­sches Symbol dafür, dass Natur­schutz  im 21. Jahr­hundert keine aus­schließlich nationale Ange­le­genheit sein kann. Was mit dem Sajó pas­siert, ist eine gesamt­eu­ro­päische Ange­le­genheit, und wir müssen daher gemeinsam handeln“, sagte Anna Juliá Donáth, Mit­glied des Euro­päi­schen Parlaments.

„Es sollte einen Grünen Staats­anwalt in der EU geben, der sich nicht nur mit Finanz­an­ge­le­gen­heiten befasst, sondern mit schweren Umwelt- und Sozi­al­ver­brechen. Ein Staats­anwalt, der die­je­nigen zur Rechen­schaft zieht, die unsere natür­lichen Res­sourcen schä­digen, Men­schen­leben gefährden und unsere Zukunft aufs Spiel setzen“, fügte Donáth hinzu.

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Quelle: netzfrauen.org