»Die Mächtigen gehören alle zu Geheimgesellschaften, die nur auf den höchsten Ebenen offenbaren, warum die Geheimhaltung so wichtig ist. Wenn wir verstehen würden, wie enttäuschend, wie lächerlich und banal ihre Geheimnisse sind, wenn wir einen Blick hinter die Lügen und die enorme Maschinerie werfen könnten, die sie kontrollieren, um uns glauben zu lassen, dass wir sie brauchen, um uns zu führen, würden wir sofort die Verantwortung übernehmen.«
Anneke Lucas (Autorin, Rednerin, Anwältin für Opfer von Kindersexhandel)[i]
Bei ritualisierten Formen sexueller Gewalt, wie sie mitunter in Sekten oder Satanistenkulten ihre Anwendung finden, gibt es zweifellos auch erwachsene Opfer. In der nachfolgenden Betrachtung möchte ich mich jedoch überwiegend mit jugendlichen, vor allem aber kindlichen Opfern beschäftigen.
Zunächst komme ich auf die Rekrutierung, auf die »Nachwuchswerbung« für (okkult-satanistische Gruppen im jugendlichen Umfeld zu sprechen. Danach beschäftige ich mich mit den beiden elementaren Fragen, die mir immer wieder gestellt werden: Wie können Kindestötungen in Deutschland »unbemerkt« geschehen? Es müsse doch auffallen, wenn Kinder verschwinden?
Es gibt verschiedene – nicht nur in der satanistischen, sondern vor allem in der pädokriminellen Szene – angewandte Methoden sich illegal Kinder zu »beschaffen«. Deren Verschwinden fällt deshalb niemandem auf, weil die betreffenden Kinder von keiner staatlichen Behörde jemals registriert worden sind. Eigentlich kennt man sie auch nur innerhalb der verschwiegenen satanistischen Gruppierungen oder in den abgeschotteten pädokriminellen Netzwerken.
In meinem Buch (zusammen mit Michael Grandt und Petrus van der Let) Ware Kind gehen wir explizit auf die Thematik der Beschaffung von Kindern in Hinblick auf Kinderpornografie, Kindesmissbrauch und Kinderprostitution ein. Ebenso auf die historischen Begebenheiten.
Ganz besonders stehen hierbei die sogenannte »Kindersex-Mafia«, Kinderporno-Ringe und Kinderhändler-Netze im Brennpunkt, die sich schon längst national und international etabliert haben. Und das trotz des anfänglichen Unglaubens – wie kann es auch anders sein – vieler Skeptiker. Ergänzt wurden die damaligen Recherchen mit aktuellen Informationen.
»Es gibt hier in Deutschland mitten unter uns, Kinderhändler, Knaben‑, Mädchenhändler und auch Händlerringe, und es gibt eine Vielzahl von scheinbar sehr ehrbaren und höchst angesehenen Abnehmern der kleinen ‚Sexobjekte‘, der ‚Ware Kind‚«, berichten bereits 1997 der Polizeipsychologe, ehemalige Professor an der Hochschule für Polizei in Villingen-Schwenningen und Polizeipsychologe Adolf Gallwitz sowie der ehemalige Kriminalhauptkommissar und Leiter des Deliktbereiches »Sexualstraftaten« bei der Kriminalpolizei Ulm, in ihrem Buch Grünkram – Die Kinder-Sex-Mafia in Deutschland.
Und weiter: »Der Markt mit der Ware ‚Frischfleisch‘ ist bestens organisiert, und er funktioniert, unentdeckt, unbemerkt und ohne dass man ihn zur Kenntnis nimmt, zur Kenntnis nehmen will.« Die beiden ausgewiesenen Experten weisen darauf hin, dass es zwei Faktoren gibt, damit die »schmutzigen und organisierten Geschäfte zum Nachteil von Kindern problemlos und weitgehend ungestört funktionieren können.«
Dazu aufgeführt werden: »Zum einen ist den Pädophilen bewusst, dass sie unerkannt und unentdeckt agieren müssen. Sie haben gelernt und sind fähig, dies zu tun. Zum anderen leben sie inmitten einer Gesellschaft, der das gerade recht ist. Sie ignoriert, tabuisiert das Thema, weist es von sich und will damit nichts zu tun haben. Nur so war es möglich, dass sich in nahezu allen bundesdeutschen Städten und auch in ländlichen Gegenden kleinere und größere Organisationseinheiten mit pädophilen Interessen etablieren konnten, die entgegen der verschiedensten Vorgaben nur ein Ziel haben: Den Erfolg bei der Jagd nach – und den sexuellen Missbrauch von Kindern.«
Gallwitz und Paulus führen zudem auf, wie die Pädokriminellen an Kinder kommen: »Ob auf dem Baby-Strich, über T‑Online, über Tipps aus der Szene oder geldgierige Rabeneltern, über Vermittler, Händler, Sexkontakte-Magazine, Annoncen in der Tageszeitung oder eine Reise nach Fernost – die Möglichkeiten und Jagdmethoden scheinen vielfältig und unbegrenzt.«
Und weiter: »Dass vor kurzer Zeit (wie erwähnt, das Buch stammt aus dem Jahr 1997/d.A.) ein kleiner Junge aus einem osteuropäischen Land, der nachweislich Pädophilenkontakte hatte, mit heruntergezogener Hose tot aus der Alster gefischt wurde und von niemand vermisst wird, zeigt in Verbindung mit zahlreichen anderen Kriminalfällen der letzten Zeit, dass mitten unter uns eine inzwischen bestens organisierte Kriminalität stattfindet, die unsere Kinder bedroht.«[ii]
Genauso ist es. Denn die Gesellschaft ignoriert und tabuisiert ebenso die Thematik des Hardcore-Satanismus samt rituellen Missbrauchs.
Der Fachkreis »Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen« beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erklärte bezüglich des Handels und der Ausbeutung von Kindern im Jahr 2018:
»In Anlehnung an Artikel 3 des Fakultativprotokolls zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes betreffend den Verkauf von Kindern, die Kinderprostitution und die Kinderpornographie vom 25. Mai 2000 sind das Übergeben oder Annehmen eines Kindes zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung des Kindes, der Übertragung von Organen des Kindes zur Erzielung von Gewinn, der Heranziehung des Kindes zur Zwangsarbeit, zur illegalen Adoption, ebenso wie das Anbieten, Beschaffen, Vermitteln oder Bereitstellen eines Kindes zur Kinderprostitution und das Herstellen, Vertreiben, Verbreiten, Einführen, Ausführen, Anbieten, Verkaufen oder Besitzen von Kinderpornographie unter Strafe zu stellen. In dieser Expertise wird auf die internationale Definition Bezug genommen, da sich im deutschen Strafrecht zwar die strafrechtlichen Vorschriften für Menschenhandel/Zwangsprostitution/Zwangsarbeit auch auf Personen unter 21 Jahre beziehen, die Überschrift ‚Kinderhandel‘ in § 236 StGB sich jedoch auf andere Tatbestände bezieht.«[iii]
Das Bundeskriminalamt kommt 2018 zu dem Schluss: »Professionelle Täter geben häufig den Missbrauch in Auftrag bzw. stellen den Kontakt zu dem Opfer über Mittelsmänner her. Dies können u.a. Kinder sein, die mit der ‚Szene‘ vertraut sind und für ihre ‚Schleusertätigkeit‘ eine Form von Provision bekommen (Geld, Drogen, Essen, etc.)«[iv]
Es gibt aber noch weitaus andere, viel perfidere und entsetzlichere Methoden, um Babys oder Kinder zu »beschaffen!«
Dazu mehr auf meinem Blog.
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Quellen:
[i] Vgl. „Sweet revenge“ in: https://annekelucas.com/writing/2021/8/22/sweet-revenge (Zugriff: 30.03.22)
[ii] Vgl. Adolf Gallwitz/Manfred Paulus: Grünkram – Die Kinder-Sex-Mafia in Deutschland, Hilden/Rhdl. 1997, S. 17, 18
[iii] Vgl. „Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen – Prävention, Intervention und Hilfe für Betroffene stärken – Empfehlungen an Politik und Gesellschaft“ des Fachkreises „Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen“ beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, April 2018, S. 5/Archiv Grandt
[iv] Vgl. Monitoringbericht: „Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung unter dem Fokus kinderpornografischer Schriften“, Referat IZ 34, BKA – Kriminalistisches Institut: KKF-Aktuell 1/2018, S. 3/Archiv Grandt
Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de