Ja, richtig gelesen. Der Woke-Irrsinn macht vor nichts halt. Jedem noch klar Denkenden fliegen dabei die Augenbrauen in den Haaransatz: „Waaas??? Diese Bücher sind eine einzige Hommage an die Indianer!“ — Oh! Nein! Ohgott! Pardon! Indianer darf man ja auch nicht mehr sagen! Also „American First Nations“. Nicht einmal Kinder dürfen sich jetzt noch als „American First Nations“ verkleiden. Dabei war es gerade der Apachenhäuptling Winnetou, der uns als Kindern ein leuchtendes Vorbild war: Unerschrocken, aufrecht, tapfer, gerecht, mitfühlend, ein echter Freund, weiser Beschützer seines Volkes. Tragen wir ihn nicht auch heute noch in unseren Herzen als eine Richtschnur noblen Geistes? Aber das ist, wie wir heute wissen, reiner, verdammungswürdiger Rassismus.
In der Saga dieses perfekten Helden stirbt dieser, indem er sich sogar vor seinen Freund Old Shatterhand wirft und die tödliche Kugel des Verbrechers abfängt, die Old Shatterhand töten sollte. Keiner von uns, der nicht Rotz und Wasser geheult hätte dabei. Wir kannten die Namen – ich weiß sie heute alle noch — von Winnetous Vater (Intschu Tschuna, die gute Sonne) und Schwester (N’scho-tschi, schöner Tag), der Pferde von Winnetou (Iltschi, Wind) und Old Shatterhand (Hatatitla, Schwalbe) usw. Die Filme kamen später im Fernsehen und waren für jung und alt Gassenfeger. Die Straßen waren leer wie an Heiligabend. Unser „Indianer-Ehrenwort“ war das Höchste, was man geben konnte und stand weit über „Schwören“. Jammerten wir als Kinder wegen einer kleinen Verletzung, reichte eine Erinnerung an „Indianer“ und wir verkniffen uns jeden Pieps. Drückten wir uns vor unangenehmen Dingen, brachte uns allein der Gedanke an die Ehrenhaftigkeit Winnetous dazu, uns allem zu stellen, wovor uns am liebsten gedrückt hätten.
Offenbar wollte man jetzt an diese Erfolge anschließen, und am 11. August kam ein neuer Film heraus. „Der junge Häuptling Winnetou“, der Sohn unseres Idols. Dazu gab es dann auch ein Buch. Ein Shitstorm prasselte auf den Verlag Ravensburger hernieder: Rassismus und kulturelle Aneignung! Der Verlag zieht das Buch zurück und winselt im besten „Woke-Sprech“ um Vergebung:
„Unsere Redakteur*innen beschäftigen sich intensiv mit Themen wie Diversität oder kultureller Aneignung. Die Kolleg*innen diskutieren die Folgen für das künftige Programm und überarbeiten Titel für Titel, unser bestehendes Sortiment. Die Entscheidung, die Titel zu veröffentlichen, würden wir heute nicht mehr so treffen. Wir haben zum damaligen Zeitpunkt einen Fehler gemacht und wir können euch versichern: Wir lernen daraus!“
Unfassbar. Das erinnert fatal an die gute, alte, sozialistische Selbstbeschuldigung und Unterwerfung vor den Tribunalen der Parteigrößen, um sich vor dem Gulag zu retten.
Was ist denn daran eigentlich rassistisch?
Ursprünglich verstand man unter Rassismus die Einstellung, den Wert eines Menschen nach seiner Hautfarbe / Menschenrasse zu bemessen. Dabei verstand man diese Untugend von vorneherein als eine nur von „Weißen“ ausgehende Verachtung aller anderen Hautfarben / Menschenrassen. Was zu Kaiserszeiten und im Nationalsozialismus auch weitgehend zutreffend und sehr zu verurteilen war. Umgekehrt darf aber von gewissen radikalen und gewaltbereiten Kreisen von „People of Colour“ (Farbige) gegen Weiße gehetzt werden und zu Gewalttaten und Mord aufgerufen und das auch umgesetzt werden, ohne dass thematisiert wird, dass das wohl die übelste Form des Rassismus ist.
Mittlerweile heißt es in Woken Kreisen, es gebe überhaupt keine „Rassen“ beim Menschen. Ahso. Es gibt Pferderassen, Hunderassen, Katzenrassen u.v.a.m.. Das sind Unterarten von Pferden, Hunden und Katzen. Man erkennt sie an der Fellfarbe und ‑zeichnung, Größe, Körperbau, verschiedenen anatomischen Merkmalen. Aber beim Menschen gibt es keine Rassen, weil das nicht in die Ideologie passt.
Es ist übrigens kein Scherz, dass Karnevals-Indianerkostüme für Kinder nicht politisch korrekt sind. Die Kölner Jusos haben allen Ernstes einen Antrag verabschiedet, dass Indianer-Karnevalskostüme nicht mehr zulässig sind, denn die Parole lautet: „Rassismus raus aus dem Karneval!“
Deutsche Karnevalisten im realistischen Outfit verschiedener Prärie-Indianer, Düsseldorf 2017. Bild: Wikipedia, gemeinfrei
Die Cancel-Culture ufert täglich weiter aus. Fehlt nur noch die Bücherverbrennung, aber das wird sicher auch noch kommen. Und wie lange wird es dann dauern, bis endlich die neue, inquisitorische Fanatiker-Riege der Bevormundung, Pseudo-Tugend, Unterdrückung, Bespitzelung und Volksumerziehung aus ihren Ämtern gejagt wird? Und fragen dann wieder alle ganz betroffen, wie es denn so weit kommen konnte?
Und was soll der Vorwurf der „kulturellen Aneignung“? Was ist dieses ideologische Konstrukt überhaupt? Fragen wir mal Wikipedia:
„Kulturelle Aneignung (englisch cultural appropriation) wird die Übernahme von kulturellen Ausdrucksformen oder Artefakten, Geschichte und Wissensformen von Trägern einer anderen Kultur oder Identität bezeichnet. Im engeren Sinn wird als „kulturelle Aneignung“ angesehen, wenn Träger einer „dominanteren Kultur“ Kulturelemente einer „Minderheitskultur“ übernehmen und sie ohne Genehmigung, Anerkennung oder Entschädigung in einen anderen Kontext stellen. Die ethische Dimension kultureller Aneignung wird in der Regel nur dann thematisiert, wenn die übernommenen Kulturelemente einer Minderheit angehören, die als sozial, politisch, wirtschaftlich oder militärisch benachteiligt gilt.“
Also, da stellen sich doch einige Fragen. Wann und wo sind die Betreffenden eine Minderheit?
Eine österreichische Reggae-Band, deren Musiker teilweise Dreadlocks als Haartracht tragen, musste ihren Auftritt abbrechen, weil das „kulturelle Aneignung“ sei. Auch die ehrliche Antwort der Musiker, «Unsere Musik hat nichts mit kultureller Aneignung zu tun, sondern mit Inspiration» galt nicht. Es waren Konzertbesucher, die sich beim Veranstalter beschwert haben. Das Denunzieren als Beweis korrekter politischer Einstellung ist unausrottbar. Und der Veranstalter zog auch sofort, wie ein geprügelter Hund, ängstlich den Schwanz ein und brach das Konzert ab. Kurz darauf sagte ein anderer Veranstalter schon im vorauseilenden Gehorsam und mit demselben Argument der „Kulturellen Aneignung“ einem anderen Musiker wegen dessen Dreadlocks ab. Der betroffene Musiker, Mario Parizek, von Jugend an links und antifaschistisch eingestellt, versteht die Welt nicht mehr. Er geht damit an die Öffentlichkeit. Den Verantwortlichen wirft er – zu Recht — eine „mehr oder weniger faschistische Einstellung“ vor. Seine Dreadlocks habe er seit seiner Jungend, um in einem „rechten Dorf aufzuzeigen, dass es auch andere Menschen gebe“. Dafür werde er jetzt von der “linken Ecke” diskriminiert. Er schreibt: „Weiß und Dreads – wir müssen draußen bleiben“. „Ich habe keine Worte dafür“, so Mario Parizek.
Dürfte er denn eigentlich auf Jamaika spielen mit seinen Dreadlocks (Dreads)? Da wäre er ja in der Minderheit. Oder dürfen nur Weiße keine „kulturelle Aneignung“ begehen?
Was ist mit anderen Völkern, die sich „weiße Kultur“ aneignen? Dürfen Chinesen und Japaner überhaupt Bach, Mozart und Beethoven aufführen? Oder nur in Europa? Und dürfen wir überhaupt Jeans tragen? Oder dürfen Schwarzafrikaner Jeans und Anzüge tragen? Warum regt sich keiner auf, dass schwarze Frauen in Namibia viktorianische Kleider tragen?
Frauen in Namibia in viktorianischem Kleidungsstil. Bild: Wikipedia, GlynD, Bildlizenz.CC BY-SA 4.0
Nun gab es ja seit Menschengedenken immer „kulturellen Austausch“. Was gut und schön war und sich bewährte, übernahmen andere auch und man musste nicht fragen. Das ist seit Zigtausenden von Jahren in der Menschheitsgeschichte so gewesen. Nur jetzt kommen die Linksgrünen und stellen hier mit pseudomoralischer Verbissenheit ein Verbot nach dem anderen auf. Das merken sie anscheinend selbst auch und daher wird dann wieder krampfhaft nach Rechtfertigungen gesucht. Also, so richtig verwerflich ist die kulturelle Aneignung, wenn sie zur Ware gemacht wird:
„Kulturelle Aneignung müsse gemäß dieser Definition von „kulturellem Austausch“ abgegrenzt werden: Bei kultureller Aneignung würden die übernommenen Bestandteile kultureller Identität zur Ware gemacht und damit trivialisiert. Zudem würden die angeeigneten Kulturelemente oftmals falsch oder verzerrt reproduziert, was zur Förderung von Stereotypen führen könne. Kultureller Austausch dagegen basiere auf Wertschätzung und Respekt und finde meist im Rahmen eines gegenseitigen Kennenlernens der Träger der unterschiedlichen Kulturen statt.“
Ahja. Also die Dreadlock-Musiker haben sich ja offensichtlich doch sehr mit dieser Kultur beschäftigt, verstehen sich auch als Botschafter dieser Musikrichtung. Mehr Wertschätzung und Respekt geht ja kaum. Und doch dürfen sie nicht?
Aber China-Restaurants mit der stereotypen Speisekarte „Schweinefleisch süßsauer, Peking-Ente und Frühlingsrolle“ ist in Ordnung? Wer in China in verschiedenen Kantonen war (ich war da), weiß, dass das, was hier in Europa in den Chinarestaurants auf den europäischen Geschmack zurechtgebogen wird, sehr wenig mit der unglaublich unterschiedlichen, facettenreichen Küche Chinas zu tun hat. Und in Japan (ich war da) laufen die Leute alle normalerweise in westlichen Klamotten herum. Das ist aber in Ordnung. Man kommt sich gut und edel vor, Altkleider für Afrika zu spenden und denkt überhaupt nicht darüber nach, dass das dort die Kleidungsindustrie mit ihren wunderschönen autochtonen Trachten vernichtet hat.
Müssen wir jetzt türkischen Döner, indische Restaurants, die italienische Pizzeria, das Chinarestaurant um die Ecke und den Sushi-Laden meiden, um nicht der kulturellen Aneignung bezichtigt zu werden? Insbesondere, da das ja alles zu Geld gemachte Ware mit stereotypen Zubereitungen ist, die kaum noch etwas mit den originalen Rezepten zu tun hat? Also bleibt uns nichts übrig als unser Bier zu saufen, Schweinshaxen zu essen, deutsche Wurst auf deutsches Brot, Sauerkraut und Kartoffeln.
Oh! Kartoffeln! Geht ja auch nicht! Die ist ja von den Indianern hierher gekommen… ääähhh … Vergebung! … den indigenen Völkern des Kontinents, den weiße Rassisten heute als Amerika bezeichnen. Eine Bezeichnung, die man auch abschaffen muss, denn das ist der Name, den spanische, also Weiße, dem Kontinent verpasst haben.
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