Am 17. Juni 1940 ließ der damalige georgische Staatschef der Sowjetunion seine Rote Armee in die drei seit 1917 unabhängigen baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen einmarschieren. Jetzt beginnt Estland damit, die letzten Spuren der sowjetischen Besatzungszeit zu demontieren.
Die Geschichte Estlands als eigenständiger Staat ist noch relativ jung. Im 13. Jahrhundert war es der nördliche Teil der Livländischen Konföderation. Mitte des 16. Jahrhunderts übernahm die Hanse mehr oder minder die Rengentschaft über viele Teile des Landes. Entsprechend wurde die deutsche Sprache als Unterrichts- und Behördensprache eingeführt und blieb dies bis 1885(!). Und das, obwohl das Gouvernement Estland seit 1719 respektive 1721 zum russischen Zarenreich gehörig war.
Im Zuge der russischen Revolution 1917 und dem Frieden von Brest-Litowsk gewann Estland erstmalig seine Selbständigkeit, die durch die konstituierende Versammlung vom 24. November 1918 ratifiziert wurde. Dieser Eigenständgikeit war aber nur eine kurze Lebensdauer beschieden. Am 17. Juni 1940 erließ der damalige Sowjetführer, der Georgier Jussif Dschugaschwilli (Stalin) die Order an die Rote Armee, neben Estland auch die anderen beiden baltischen Republiken Lettland und Litauen zu okkupieren. Für die Menschen in den drei baltischen Ländern begann eine Zeit der Drangsalierung, Verfolgung, Unterdrückung und Ermordung durch die Sowjets.
Das änderte sich erst, als ein Russe an der Spitze der Sowjetunion stand, nämlich Michail Gorbatschow. Seine Politik von Transparenz (Glasnost) und Wandel (Perestroika) gab den Esten die Möglichkeit, im Frühjahr 1990 über eine erneute Eigenständigkeit zu entscheiden. Am 30. März 1990 erklärte Estland sich zur Republik.
Nun werden in ganz Estland die letzten verbliebenen Erinnerungsstücke an die Gewaltherrschaft der Sowjets demontiert. So auch ein Sowjetpanzer vom Typ T‑34, der in Narva, der drittgrößten Stadt des Landes, an den »großen vaterländischen Krieg« der Sowjetunion erinnerte. Abgebaut ist er bereits; nur was mit ihm geschehen soll, darüber ist man sich noch nicht ganz schlüssig. Moskau hat bereits abgewunken:an Überresten aus der Sowjetzeit sei man nicht sonderlich interessiert.
Quelle: freiewelt.net