Am Donnerstag vor einer Woche endete die Fachmesse „Gastech“ in Mailand. Die Branche in Europa steckt bekanntermaßen in Nöten. Wie schön und großzügig, dass dann ausgerechnet der Gasimporteur Uniper als Sponsor für die Mailänder Messe einspringt und sich dabei nicht lumpen lässt. Dazu kommt noch ein Gala-Dinner in einer der exquisitesten Locations in Mailand. Man hat’s ja, der deutsche Bürger zahlt’s ja. Nicht genug damit: Uniper hat nicht nur die 15 Milliarden aus unseren Steuergeldern bekommen, sondern meldet auch noch weiteren Milliardenbedarf an.
Uniper hatte vor Kurzem für das erste Halbjahr einen Nettoverlust von 12,4 Milliarden Euro eingefahren. Davon entfallen 6,5 Milliarden auf „erwartete künftige Unterbrechungen“ der Gaslieferungen der russischen Pipelines. Dazu kommen noch Wertminderungen der Uniper-Aktien an der Börse von acht Prozent.
Die fehlenden Gaslieferungen musste sich das Unternehmen Uniper an der Gasbörse zu wesentlich höheren Preisen beschaffen, als sie ursprünglich eingepreist waren: Da aber die Gaspreise erst langsam auf die Verbraucher umgelegt werden, konnte Uniper, eine Tochtergesellschaft der finnischen Gesellschaft „Fortum“ die erhöhten Preise nicht gleich weitergeben. Zwar sind bereits 15 Milliarden geflossen, weil die deutsche Bundesregierung befürchtet, dass es zu erheblichen Problemen für die deutschen Gaskunden – sowohl in der Industrie, in den Stadtwerken als auch in den Haushalten – käme, wenn Uniper insolvent würde. Aber Uniper hat schon wieder einen Bedarf von weiteren vier Milliarden Euro angemeldet. Es ist schon absehbar, dass auch das nicht reicht, und daher wird es eine Gasumlage auf die Gaskunden geben, die hauptsächlich an Uniper ausgezahlt wird.
Mit anderen Worten: Uniper wird von Steuergeldern bezahlt, die die deutschen Bürger erarbeiten und auch die Gasumlage kommt direkt aus den Portemonnaies der Deutschen und geht direkt an Uniper. Und wenn wir das nicht machen, bricht die gesamte Gasversorgung zusammen und wir haben weder Heizung, noch Gas zum Kochen, noch Gas für die Gaskraftwerke, noch Gas für die Industrie. Und – Achtung! Auch keine Düngemittelproduktion, die Gas als Rohstoff braucht und dabei industriell verwertbares CO2 erzeugt, aus dem man Trockeneis herstellt, was nicht nur zur Lebensmitteltransportkühlung dringend gebraucht wird und für Getränke, sondern dringend zur Kühlung der Reaktoren in den Atomkraftwerken nötig ist. Das heißt, dass auch die Kernkraftwerke nicht mehr arbeiten können.
Also bleibt nichts anderes übrig, als auch noch dies den von der Inflation schon verarmenden Bürgern abzupressen.
Aber, die Musikanten auf der Titanic Deutschland spielen weiter flotte Tänzchen.
Uniper tritt also als „Platinum-Sponsor“ auf der Gas-Fachmesse in Mailand auf. Die „Sponsorship“-Seite für 2022 ist nicht mehr einsehbar, man hat bereits auf 2023 umgeschaltet. Möchte man die Broschüre der Gastech für die Messe in Milano 2022 herunterladen, erscheint Folgendes:
Den massiv zur Kasse gebetenen, deutschen Gaskunden ist wohl nur schwer zu vermitteln, warum Uniper in seiner schweren, existenzbedrohenden Krise auf einmal großzügigst als Platinum-Sponsor auftritt und nicht nur 175.000 € spendet, sondern dieselbe Summe noch einmal (also zusammen 350.000 €) für ein bonfortionöses Gala-Dinner in einer der exklusivsten Lokalitäten Mailands, der Villa Necchi Campiglio, die in einem gepflegten, großzügigen, eigenen Park liegt und den Gästen das Edelste vom Edelsten anbietet, wie sich aus einem Tweet der Veranstalter entnehmen lässt:
Wie hübsch, man trifft sich in einer Edelvilla mitten in Mailand, hinter hohen Mauern, geschützt vor dem Pöbel und bestgelaunt zu einem „prestigeträchtigen Gala-Dinner“ und plauscht, während die, die dieses Dinner bezahlen, nicht wissen, wie sie im Winter ihre Wohnung heizen sollen und ob das Geld noch für die Billig-Nudeln im Discounter reicht. Dieser Tweet wurde übrigens auch wieder gelöscht. Auch so geht Cancel-Cuture.
Yahoo schreibt:
„Wie aus einem LinkedIn-Post der Messe hervorgeht, begrüßte Uniper-Geschäftsführer Klaus-Dieter Maubach die Teilnehmer persönlich zum Auftakt des Gala-Dinners. Die Gäste ließen sich auch angesichts der Energiekrise offenbar nicht vom Feiern abhalten. Fotos auf LinkedIn zeigen sie mit Aperol-Spritz in der Hand gut gelaunt beim Smalltalk. Für Unterhaltung sorgten eine Sängerin, ein Pianist, ein Cellist und ein Trompetenspieler.“
Die Seite Business Insider hat offenbar eine Anfrage zu diesen Vorgängen an den Branchen-Messeveranstalter „Gastech“ gestellt, aber keine Antwort bekommen.
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