Villa Necchi Campiglio, Bild pixabay

Gas-Importeur Uniper bekommt 15 Mil­li­arden vom Staat – und spielt den dicken Messe-Sponsor

Am Don­nerstag vor einer Woche endete die Fach­messe „Gastech“  in Mailand. Die Branche in Europa steckt bekann­ter­maßen in Nöten. Wie schön und groß­zügig, dass dann aus­ge­rechnet der Gasim­porteur Uniper als Sponsor für die Mai­länder Messe ein­springt und sich dabei nicht lumpen lässt. Dazu kommt noch ein Gala-Dinner in einer der exqui­si­testen Loca­tions in Mailand. Man hat’s ja, der deutsche Bürger zahlt’s ja. Nicht genug damit: Uniper hat nicht nur die 15 Mil­li­arden aus unseren Steu­er­geldern bekommen, sondern meldet auch noch wei­teren Mil­li­ar­den­bedarf an.

Uniper hatte vor Kurzem für das erste Halbjahr einen Net­to­verlust von 12,4 Mil­li­arden Euro ein­ge­fahren. Davon ent­fallen 6,5 Mil­li­arden auf „erwartete künftige Unter­bre­chungen“ der Gas­lie­fe­rungen der rus­si­schen Pipe­lines. Dazu kommen noch  Wert­min­de­rungen der Uniper-Aktien an der Börse von acht Prozent.

Die feh­lenden Gas­lie­fe­rungen musste sich das Unter­nehmen Uniper an der Gas­börse zu wesentlich höheren Preisen beschaffen, als sie ursprünglich ein­ge­preist waren: Da aber die Gas­preise erst langsam auf die Ver­braucher umgelegt werden, konnte Uniper, eine Toch­ter­ge­sell­schaft der fin­ni­schen Gesell­schaft „Fortum“ die erhöhten Preise nicht gleich wei­ter­geben. Zwar sind bereits 15 Mil­li­arden geflossen, weil die deutsche Bun­des­re­gierung befürchtet, dass es zu erheb­lichen Pro­blemen für die deut­schen Gas­kunden – sowohl in der Industrie, in den Stadt­werken als auch in den Haus­halten – käme, wenn Uniper insolvent würde. Aber Uniper hat schon wieder einen Bedarf von wei­teren vier Mil­li­arden Euro ange­meldet. Es ist schon absehbar, dass auch das nicht reicht, und daher wird es eine Gas­umlage auf die Gas­kunden geben, die haupt­sächlich an Uniper aus­ge­zahlt wird.

Mit anderen Worten: Uniper wird von Steu­er­geldern bezahlt, die die deut­schen Bürger erar­beiten und auch die Gas­umlage kommt direkt aus den Porte­mon­naies der Deut­schen und geht direkt an Uniper. Und wenn wir das nicht machen, bricht die gesamte Gas­ver­sorgung zusammen und wir haben weder Heizung, noch Gas zum Kochen, noch Gas für die Gas­kraft­werke, noch Gas für die Industrie. Und – Achtung! Auch keine Dün­ge­mit­tel­pro­duktion, die Gas als Roh­stoff braucht und dabei indus­triell ver­wert­bares CO2 erzeugt, aus dem man Tro­ckeneis her­stellt, was nicht nur zur Lebens­mit­tel­trans­port­kühlung dringend gebraucht wird und für Getränke, sondern dringend zur Kühlung der Reak­toren in den Atom­kraft­werken nötig ist. Das heißt, dass auch die Kern­kraft­werke nicht mehr arbeiten können.

Also bleibt nichts anderes übrig, als auch noch dies den von der Inflation schon ver­ar­menden  Bürgern abzupressen.

Aber, die Musi­kanten auf der Titanic Deutschland spielen weiter flotte Tänzchen.

Uniper tritt also als „Pla­tinum-Sponsor“ auf der Gas-Fach­messe in Mailand auf. Die „Sponsorship“-Seite für 2022 ist nicht mehr ein­sehbar, man hat bereits auf 2023 umge­schaltet. Möchte man die Bro­schüre der Gastech für die Messe in Milano 2022 her­un­ter­laden, erscheint Folgendes:

Den massiv zur Kasse gebe­tenen, deut­schen Gas­kunden ist wohl nur schwer zu ver­mitteln, warum Uniper in seiner schweren, exis­tenz­be­dro­henden Krise auf einmal groß­zü­gigst als Pla­tinum-Sponsor auf­tritt und nicht nur 175.000 € spendet, sondern die­selbe Summe noch einmal (also zusammen 350.000 €) für ein bon­for­ti­onöses Gala-Dinner in einer der exklu­sivsten Loka­li­täten Mai­lands, der Villa Necchi Cam­piglio, die in einem gepflegten, groß­zü­gigen, eigenen Park liegt und den Gästen das Edelste vom Edelsten anbietet, wie sich aus einem Tweet der Ver­an­stalter ent­nehmen lässt:

Wie hübsch, man trifft sich in einer Edel­villa mitten in Mailand, hinter hohen Mauern, geschützt vor dem Pöbel und best­ge­launt zu einem „pres­ti­ge­träch­tigen Gala-Dinner“ und plauscht, während die, die dieses Dinner bezahlen, nicht wissen, wie sie im Winter ihre Wohnung heizen sollen und ob das Geld noch für die Billig-Nudeln im Dis­counter reicht. Dieser Tweet wurde übrigens auch wieder gelöscht. Auch so geht Cancel-Cuture.

Yahoo schreibt:
„Wie aus einem Lin­kedIn-Post der Messe her­vorgeht, begrüßte Uniper-Geschäfts­führer Klaus-Dieter Maubach die Teil­nehmer per­sönlich zum Auftakt des Gala-Dinners. Die Gäste ließen sich auch ange­sichts der Ener­gie­krise offenbar nicht vom Feiern abhalten. Fotos auf Lin­kedIn zeigen sie mit Aperol-Spritz in der Hand gut gelaunt beim Smalltalk. Für Unter­haltung sorgten eine Sän­gerin, ein Pianist, ein Cellist und ein Trompetenspieler.“

Die Seite Business Insider hat offenbar eine Anfrage zu diesen Vor­gängen an den Branchen-Mes­se­ver­an­stalter „Gastech“ gestellt, aber keine Antwort bekommen.