Chinas Betei­ligung am Ham­burger Hafen plötzlich doch möglich – was wird die USA machen?

Das seltsame Gerangel um die Betei­ligung der chi­ne­si­schen Ree­derei Cosco am Ham­burger Hafen schient beendet zu sein. Die Bun­des­re­gierung hat hier ganz klar gegen die War­nungen und Bedenken der Minis­terien gehandelt, indem sie jede Abstimmung und Dis­kussion einfach nach Kohl’scher Manier aus­ge­sessen hat bis zum letzten Moment. Der ist nun gekommen. Mit einem Kom­promiss. Chinas Anteil am Ham­burger Hafen ist kleiner als geplant.

Statt den ange­peilten 35 Prozent des Anteils von China am Ter­minal „Tol­lerort“ sollen es jetzt einem Bericht der Süd­deut­schen 24,9 Prozent sein. Also anstatt eines guten Drittels ein knappes Viertel, was bedeutet, dass der chi­ne­sische Konzern Cosco als Min­der­heits­ak­tionär keinen inhalt­lichen Ein­fluss auf die Geschäfts­führung ausüben kann. Sechs Minis­terien, die bisher oppo­nierten, haben in der Folge nach­ge­geben und diesen Kom­promiss akzeptiert.

Seit Anfang Sep­tember ist die chi­ne­sische Betei­ligung am Ham­burger Hafen ein schwä­render Streit­punkt. Kanzler Scholz erinnert in manchen Dingen lebhaft an den ver­stor­benen Ex-Kanzler Helmut Kohl: Einfach aus­sitzen. Bun­des­kanzler Olaf Scholz hat es geschafft, den Deal durch­zu­drücken, während Wirt­schafts­mi­nister Robert Habeck und Außen­mi­nis­terin Annalena Baerbock strikt dagegen waren.

Frau Minister Baerbock hatte sich offenbar von einem ihrer Refe­renten einen pres­se­fä­higen Satz aus­ar­beiten lassen: „Der Ham­burger Hafen ist ja nicht irgendein Hafen, sondern einer der Schlüs­sel­häfen nicht nur für uns als Export­nation, sondern für Europa ins­gesamt. Bei jeder Inves­tition in die deutsche kri­tische Infra­struktur muss gefragt werden, was das in jenem Moment bedeuten könnte, in dem sich China gegen uns als Demo­kratie und Wer­te­ge­mein­schaft stellen würde. Man erlebt in anderen Ländern, was es bedeutet, wenn China kri­tische Infra­struktur besitzt oder auch nur teil­weise besitzt — seien es Flug­häfen, Eisen­bahn­netze, Stromnetze“.

Doch auch die beiden Sarg­nägel Deutsch­lands, Wirt­schafts­mi­nister Habeck und Außen­mi­nister Baerbock drehten bei, und am Schluss war nur noch das Aus­wärtige Amt dagegen.

In erster Linie sind natürlich die USA die trei­bende Kraft hinter der Blo­ckade gegen chi­ne­sische Teil­haber. Man darf nicht ver­gessen, dass die gegen­wärtige Situation im Kampf der Giganten um die Welt­macht Nummer 1 eigentlich ein Duell zwi­schen den USA und China ist. Russland als Ver­bün­deter Chinas ist hier im Zusam­men­spiel mit China unter Beschuss. Anfang Oktober ging US-Prä­sident Joe Biden offen auf Kol­li­si­onskurs mit China: Neue Export­kon­trollen schränken den Export von Halb­leitern nach China stark ein. Dadurch kommt die Pro­duktion von Chips in China fast zum Erliegen. Nicht nur das: US-Bürger dürfen auch nicht mehr an der Her­stellung und Ent­wicklung chi­ne­si­scher Halb­leiter mit­wirken. Wer es dennoch macht, dem droht sogar der Entzug der US-Staats­bür­ger­schaft:

„Für die betrof­fenen Arbeiter bedeutet das, dass sie das Land bald­mög­lichst ver­lassen. Damit droht China eine Abwan­derung von Fach­kräften mit großem Know-how zu den ent­spre­chenden Pro­duk­ti­ons­an­lagen für Halb­leiter. ‚Die Maschinen sind kom­plexer als ein Space­shuttle und müssen kon­ti­nu­ierlich gewartet werden‘, erklärt Jan-Hinnerk Mohr, Halb­leiter-Experte bei der Bera­tungs­firma Boston Con­sulting Group gegenüber ntv.de.“

Die USA machen auch keinen Hehl daraus, um was es geht, nämlich um ihre natio­nalen Sicher­heits­in­ter­essen. Die Chips neu­ester Gene­ration sollen nicht in die Waffen Chinas und chi­ne­sische Über­wa­chungs­systeme ein­gebaut werden können. Chinas Vor­würfe, die USA wollen tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt aus­bremsen, wirkt hier etwas hilflos. Hier geht es in der Tat um die aller­neueste und modernste Hoch­tech­no­logie, wie EUV-Belich­tungs­systeme und DUV-Scanner.

EUV ist ein Foto­li­tho­graphie-Ver­fahren, das mit extrem ultra­vio­letten Strahlen arbeitet und ermög­licht, eine massive Struk­tur­ver­klei­nerung in der Halb­lei­ter­industrie zu erreichen, womit noch viel kleinere, effi­zi­entere und schnellere inte­grierte Schalt­kreise pro­du­ziert werden können. DUV ‑Scanner braucht man zum Belichtern der Wafer – das sind diese qua­dra­ti­schen oder runden Scheiben, die man in der Mikro­elek­tronik, Pho­to­voltaik oder Mikro­sys­tem­technik braucht. Sie sind die Grund­platten für elek­tro­nische Bau­teile, also auch für „Chips“, ebenjene Chips, die mit EUV pro­du­ziert werden.

Tat­sächlich ist diese Maß­nahme der USA eine Ent­hauptung der chi­ne­si­schen Chip­in­dustrie, schreibt Com­puter Base. Das Rie­sen­reich weist auf die Kon­se­quenzen hin, die sich daraus ergeben. Die China Semi­con­ductor Industry Asso­ciation CSIA warnte:

„Eine solche ein­seitige Maß­nahme der USA wird nicht nur weiter die glo­balen Lie­fer­ketten in der Halb­lei­ter­industrie beein­träch­tigen, sondern vor allem auch eine Atmo­sphäre der Unsi­cherheit schaffen.“ 

Die Tagesschau kom­men­tiert das so:

„US-Sicher­heits­experten gehen davon aus, dass dieser Schritt China in der Halb­lei­ter­ent­wicklung und bei der Her­stellung von Hoch­leis­tungs- sowie Super­com­putern um Jahre zurück­werfen könnte. Gerade letztere sind für Chinas staat­liche Militär- und Über­wa­chungs­pro­gramme von großer Bedeutung.“ 

Das könnte man durchaus als die Vor­be­reitung der USA auf einen Waf­fengang mit China inter­pre­tieren. Dass die USA mit diesem Export­verbot weltweit alle Halb­leiter und alle Gerät­schaften und Werk­zeuge aus US-ame­ri­ka­ni­scher Her­stellung trifft und überall große Pro­bleme schaffen wird, nimmt man in Washington in Kauf. Nur Taiwan und Süd­korea bekommen eine Son­der­ge­neh­migung, werden aber nicht – neben den USA — den welt­weiten Bedarf befrie­digen können.

Auf diesem Hin­ter­grund ist der Hickhack in der deut­schen Ampel­ko­alition zu sehen. Die USA sind offen­sichtlich auf Kriegskurs mit China. Es wird wohl ein Wirt­schafts­krieg werden, weil die USA nicht „auf dem Schlachtfeld“ mit­halten könnte. Sie haben nicht mehr genug Material, um gegen China + Nord­korea + Russland mit­zu­halten. Auch die Trup­pen­stärke reicht bei weitem nicht. Zudem ist das, was den US-Nach­wuchs für die Army betrifft, schon lange nicht mehr erste Sahne. Der „Ame­rican Way of Life“ ist nicht gesund  Schon 2010 titelte die Welt: „Viele US-Rekruten sind einfach zu dick zum dienen“ und zu wenig gebildet und zu viele Tattos. Die Gebur­tenrate sinkt und die Zwangs­imp­fungen im Militär haben die Reihen auch noch gelichtet.

Die USA wollen nicht, dass der chi­ne­sische Groß­reeder Cosco eine Betei­ligung im Ham­burger Hafen innehat. Hoffen wir, dass den Hafen Hamburg nicht das Schicksal der Nord­stream-Pipe­lines ereilt.