In den demokratischen Fraktionen des Bundestages geht das Staunen um: Ein AfDler schreibt ein Buch. Das können sie, diese dummen Aluhutträger? Ja, das können sie. Hansjörg Müller war AfD-Abgeordneter im Bundestag. Und als Vertreter seines Wahlkreises Berchtesgaden-Traunstein „durfte“ er Einblicke in das Politikgeschäft Bundestag erhalten. In einer fulminanten Abrechnung schlägt Hansjörg Müller den Altparteien ihre undemokratischen Machenschaften um die Ohren. „Scheindemokratie“ ist der kurze, knackige Titel des Buches. PI-News ließ Hansjörg Müller in einem Interview zu Wort kommen.
Er war mittendrin, er war dabei. Er hat selbst erfahren, wie die „Partei-Oberen“ in der AfD in der Bundeshauptstadt funktionieren, wer dort — und im Rest der Republik — genau wie er selbst doch eigentlich angetreten war, um die Dinge zu verändern. Um den Menschen eine Stimme zu geben, die sich nicht der Political Correctness beugen wollen, sich selbst und ihr Land kaputtgehen lassen wollen. Aber immer wieder musste er die Erfahrung machen, dass die AfD mit angezogener Handbremse fährt. Auch da ist Angst. Warum und wovor?
Peter Feist, ein Urgestein der Widerstandsbewegung und ein brillanter Kopf, ein Denker und Lehrer stellt in diesem Video Hansjörg Müller vor. In einer Lesung und Diskussion arbeitet Peter Feist mit dem Autor eine These heraus: Die AfD gibt den Unzufriedenen und Erbosten in Deutschland eine Hoffnung und ein Ventil für ihre Frustrationen. So sehr auch die einzelnen Abgeordneten aus idealistischen Motiven und aus Liebe zu unserem Land dort arbeiten – irgendwie bewegt die AfD doch recht wenig. Natürlich liegt das auch daran, dass die anderen Parteien in eklatant undemokratischer Weise jeden noch so sinnvollen Beitrag, jede Frage, jeden Vorschlag komplett ignorieren, nur WEIL es die AfD ist. Ein Skandal. Und doch erfüllt des den Zweck, dass die Wähler der Partei letztendlich zu dem Schluss kommen, dass die AfD keinen Unterschied in Berlin machen kann. Viele wählen die AfD nur noch als stummen Protest – und mangels Alternativen.
Die 422 Seiten des Buches sind eine bittere Einsicht. Jede Partei, die sich rechts von der Umfallerpartei CDU/CSU ansiedelt, wird das gleiche Schicksal erleiden, wie die die AfD und schon zuvor die Republikaner.
„Müller ist niemals unfair in seinen Ausführungen und durch die akkurate Beschreibung der AfD-Interna wird dieses Werk zu einer Abrechnung mit unserem Demokratiesystem als solchem, weil man eben erkennen wird, dass es in anderen Parteien nicht besser, eher schlimmer zugeht. Es gilt offensichtlich, auch für die AfD, dass sich geradezu zwangsläufig solche Strukturen entwickeln und festigen, je länger eine Partei existiert. Deswegen wird auch der geneigte Leser dieses Buches erkennen, warum Müller diesem Werk den Namen ‚Scheindemokratie‘ gegeben hat.“
Die Welt der Volksvertreter beschreibt er als quasi Haifischbecken, in dem jeder schauen muss, dass er überlebt, egal wie – und wenn es um Medikamentenmissbrauch geht. So berichtet Hansjörg Müller, wie er beim ärztlichen Dienst im Bundestag um eine Krankschreibung bat:
„Die Parlamentsärztin war sehr verwundert, als ich sie um eine längere Krankschreibung bat. Sie gab mir zu verstehen, dass sie von Abgeordneten normalerweise bedrängt wird, möglichst viele Pillen zu verschreiben, um möglichst schnell wieder fit zu werden. Kaum ein Abgeordneter wäre ohne medikamentöse Unterstützung unterwegs. Das liege am mörderischen Druck im Bundestag, der nicht verzeihen würde, wenn man für längere Zeit ausfalle, das würden Gegner sofort für sich ausnutzen, so hörte ich die Parlamentsärztin weiter.“
Hansjörg Müllers Fazit:
„An dieses Gespräch muss ich noch heute denken, wenn ich mir die hirnrissigen Entscheidungen von Bundestag und Bundesregierung vergegenwärtige. Wir werden offensichtlich von medikamentenabhängigen Junkies regiert.“
Peter Haisenko hat eine Rezension darüber geschrieben. Das Besondere an dem Bericht aus der Berliner Republik ist, so schreibt er, dass Hansjörg Müller mit seiner Aufgabe als Mitglied und Bundestagsabgeordneter in der AfD eben auch die Gründung der AfD und deren Werdegang bis heute miterlebt und erlitten hat:
„Richtig interessant wird dieses Werk aber dadurch, dass er sich nicht scheut Namen, Ross und Reiter zu benennen. Er beschreibt seine Erfahrungen mit prominenten Mitgliedern wie Lucke, Gauland, Petry, Höcke oder Weidel und vielen anderen. Manches davon wird den beschriebenen AfD-Mitgliedern sicher sauer aufstoßen. Ja, er nimmt kein Blatt vor den Mund und man könnte meinen, dieses Werk wäre AfD-Schelte. Ist es in gewisser Weise auch, aber Müller macht nicht Halt bei der AfD. Er seziert das gesamte Demokratiemodell, die Repräsentative Parteiendemokratie, mit der Schärfe eines Insiders, eines Abgeordneten, der so Einblicke in den Politikbetrieb in Deutschland erhalten hat, die einem ‚Normalo‘ verborgen bleiben. (…) Wie er in seinem Werk beschreibt, war er immer bestrebt, innerhalb seiner Partei Ziele zu formulieren und Lösungsmöglichkeiten für erkannte Probleme zu finden. Das hebt ihn ab von den meisten Politkaspern und das schlägt sich nieder in seinem Werk. Er beschreibt nicht nur Missstände, sondern präsentiert Auswege aus ebendiesen, die zumindest mir als praktikabel und vernünftig erscheinen.“
Dipl.-Volkswirt Hansjörg Müller ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Einer der wenigen, die eine echte höhere Ausbildung und daher auch ein über ideologische Phrasen hinausgreifendes Urteilsvermögen und den nötigen Realismus haben. Er war in der Partei von 2017–2019 Parlamentarischer Geschäftsführer und 2018–2021 Außenwirtschaftspolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion. Das Buch schildert seine Erlebnisse im Deutschen Bundestag, was streckenweise wie ein Kriminalroman anmutet. Er legt die Schauspielaufführung „Demokratie“ im Berliner Reichstag bloß. Und er legt juristisch einwandfrei dar, dass und warum Deutschland kein wirklich souveräner Staat ist – was ja Dr. Wolfgang Schäuble einmal dankenswerterweise selbst klargestellt hat.
Inzwischen ist Hansjörg Müller als Bürgerrechtler aktiv.
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