Bild: Screenshot Youtube, Aufnahme der Polizei-Bodycams im Fall Tyre Nichols

Der Fall Tyre Nichols — Wenn alles, was Schwarzen pas­siert, Ras­sismus ist (+Video)

Dass man in den USA bei egal welchen Begeg­nungen mit der Polizei am besten nur noch die Arme hebt und alles tut, was ver­langt wird, weiß eigentlich schon jeder Tourist. Da die Kri­mi­na­li­tätsrate in den Städten enorm hoch ist und Poli­zisten oft auch ange­griffen werden, ist deren Aggres­si­ons­level auch beachtlich. Immer wieder kommt es zu aus­ufernder Poli­zei­gewalt. Ins­be­sondere bei Afro­ame­ri­kanern. Reflex­artig werden dar­aufhin weiße Cops grund­sätzlich zu Ras­sisten erklärt. Daher setzt man in den Schwar­zen­vierteln meist afro­ame­ri­ka­nische Beamte ein. Das macht die Sache aber nicht besser: Wieder ist ein Schwarzer durch Poli­zei­gewalt getötet worden – aber durch schwarze Polizisten.

Einer der bekann­testen Fälle war im Jahr 2020 der Tod von Mr. George Floyd, der, obwohl ein übler Kri­mi­neller und Gewalt­täter, unter Dro­gen­ein­fluss (er hatte zum Zeit­punkt seiner Ver­haftung die Sub­stanzen Fen­tanyl und Metham­phetamin (Crystal Meth) im Blut) eine Ran­gelei anfing, worauf die her­bei­ge­ru­fenen Poli­zisten völlig über­zogen reagierten. Einer davon, Derek Chauvin, drückte ihn so zu Boden, dass er nicht mehr Atmen konnte und erstickte und einen Herz­still­stand hatte.

Zu Recht wurden die Poli­zisten dafür hart bestraft. Zu Unrecht wurde der Kri­mi­nelle dann in den Medien als ein sanfter, fried­lie­bender Mann Gottes gepriesen. Ein Dieb, Gewalt­täter, Räuber, Betrüger, überfiel eine Schwangere in ihrem Haus, bedrohte sie mit einer Waffe und stand noto­risch unter Drogen, was seine Beschaf­fungs­kri­mi­na­lität begründete. Fünfmal wurde er zu Gefäng­nis­strafen ver­ur­teilt. Mr. Floyd war min­destens fünfmal in Haft gewesen, sein Lebenslauf ist gekenn­zeichnet von Dro­gen­miss­brauch, Dieb­stahl, schwerem Raub, Waffen und Überfall auf eine hoch­schwangere Frau in ihrem Haus.

Wäre das Poli­zei­opfer ein Weißer mit dem­selben Lebenslauf gewesen, hätte man die Poli­zisten auch bestraft, aber das Opfer wäre nicht als ein von weißen Ras­sisten gemeu­chelter Hei­liger hoch­sti­li­siert worden, es wären keine rie­sigen Demos mit künst­le­risch gestal­teten Pla­katen mit Kon­terfeis des Getö­teten durch die Straßen gezogen, es hätte keine Auf­stände, Brand­schat­zungen, Unruhen und Tote in den USA und Pro­teste Europa gegeben.

Der Fall des 29-jäh­rigen Tyre Nichols könnte eine Wie­der­auflage werden. Nur, dass es diesmal keine weißen Cops waren, die einen Afro­ame­ri­kaner töteten, sondern schwarze.

Es geschah am 7. Januar in der Stadt Memphis, dass die Polizei den jungen Mann bei einer abend­lichen Ver­kehrs­kon­trolle mit seinem Auto anhielt. Er war „wegen rück­sichts­losen Fahrens“ auf­ge­fallen. Doch anstelle sich friedlich über­prüfen zu lassen und eine Strafe zu kas­sieren, kam es  nach Aus­kunft der Beamten zu „Kon­fron­ta­tionen“, dem Einsatz von Trä­nengas und einem Flucht­versuch, der offenbar kurz­fristig gelingt. Die Beamten holen ihn aber ein und bringen ihn zu Boden. Dann, so beweist das Video des Vor­falls, wurde Mr. Nichols von den fünf (schwarzen) Ein­satz­kräften brutal zusam­men­ge­schlagen. Dabei betont und ver­sucht er ständig, den Cops klar zu machen, dass er nichts getan habe und nur auf dem Weg nach Hause sei. Der sechste Polizist (weiß) kam hinzu und setzte den Taser ein:

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Die Beamten hatten Sani­täter ange­fordert, weil der Ver­prü­gelte sich vor Schmerzen auf dem Boden krümmte und nach seiner Mutter rief. Die Sani­täter kamen zwar, begut­ach­teten den zusam­men­ge­schla­genen Mann, leis­teten aber keine Hilfe. Erst 19 Minuten später wird eine Trage her­bei­ge­rollt und der schwer ver­letzte Tyre Nichols wir in ein Kran­kenhaus gebracht. Seine inneren Ver­let­zungen sind aber so schwer, dass er innerhalb von drei Tagen daran ver­stirbt. Die Sani­täter der ört­lichen Feu­erwehr werden wegen „nicht ange­mes­sener medi­zi­ni­scher Ver­sorgung“, also unter­las­sener Hil­fe­leistung entlassen.

Fünf der Beamten wurden bereits vom Dienst sus­pen­diert und wegen Mordes zweiten Grades (also Mord mit bedingtem Vorsatz, in der Gesetz­gebung des Bun­des­staates Ten­essee eine Straftat zwi­schen Mord und Tot­schlag) ange­klagt. Ein wei­terer, weißer Beamter schoss einen Elek­tro­schocker auf Mr. Nichols ab. Der sus­pen­dierte Polizist habe damit gegen mehrere interne Vor­schriften ver­stoßen, ist aus einer Mit­teilung der Poli­zei­be­hörde vom Freitag zu entnehmen.

Der Tages­spiegel schreibt:

Die Son­der­einheit „Scorpion“, der alle fünf beschul­digten Poli­zisten ange­hörten, wird umgehend auf­gelöst. Sie war erst 2021 gegründet worden, um die Kri­mi­na­lität in besonders betrof­fenen Vierteln zu bekämpfen. Scorpion steht für „Street Crimes Ope­ration to Restore Peace in Our Neigh­bor­hoods“. Ursprünglich bestand sie aus vier Ein­heiten mit jeweils zehn Sicher­heits­kräften. Poli­zei­beamte, die in solchen Ein­heiten ihren Dienst tun, sind oft in Zivil unterwegs und berüchtigt für harte, manchmal brutale Methoden.

Anders als im Fall von George Floyd, war Tyre Nichols offenbar ein recht­schaf­fener, junger Mann, der einen Job bei dem Logis­tik­un­ter­nehmen FedEx hatte und sich in seiner Freizeit um seinen kleinen Sohn küm­merte. Er lebte bei seiner Mutter und seinem Schwie­ger­vater. Eine ent­setz­liche Geschichte und eine Tra­gödie für ihn und seine ganze Familie. Selbst­ver­ständlich muss das alles rück­haltlos auf­ge­klärt werden. Es kann nicht sein, dass die US-Poli­zei­be­amten eine Gefahr für die eigene Bevöl­kerung werden.

Was aber doch befremdlich ist, dass nun mit aller Gewalt aus dem ver­bre­che­ri­schen Ver­halten der betei­ligten Poli­zei­be­amten eine „ras­sis­tische“ Tat kon­struiert wird. Da man nun schwarzen Beamten aber kaum unter­stellen kann, dass sie aus Hass und Ver­achtung einen Mann umbringen, weil er schwarz ist – wie sie selber auch – kamen Van Jones, Anwalt der Familie Nichols auf die Idee, ihnen sozu­sagen  „indi­rekten Ras­sismus“ zu unter­stellen, weil sie sich durch ihre Ange­hö­rigkeit zu den Sicher­heits­kräften zu einem Werkzeug eines ras­sis­ti­schen Systems machen, das seine weiße Vor­macht­stellung gegen Afro­ame­ri­kaner mit ihrer Hilfe durch­setzen kann.

Das ist schon ziemlich will­kürlich kon­struiert. Dem­zu­folge dürfte ein Far­biger nur noch Pro­dukte von Unter­nehmen kaufen, die Far­bigen gehören und in denen Farbige arbeiten. Sie dürften nur noch zu schwarzen Ärzten gehen, keine Steuern mehr bezahlen, keine Jobs annehmen, wie Bus­fahrer oder Stra­ßen­bauer,  etc. etc., weil all diese Dinge das böse, weiße, anti-schwarze System am Leben erhalten.

Das ZDF gibt natürlich den linken Ras­sismus-Pro­pa­gan­disten Raum und belehrt den ver­wirrten Leser „warum auch schwarze Poli­zisten ras­sis­tisch handeln“. Der Sender folgt damit dem ultra­linken Agi­tator Van Jones. Der drückt das so aus:

“Die Bot­schaft der Gesell­schaft, dass schwarze Men­schen unter­legen, unwürdig und gefährlich seien, kann nicht nur die Gedanken weißer Men­schen infil­trieren, sondern auch die Gedanken schwarzer Men­schen”, erklärt Jones. “Selbsthass ist echt”. Für Jones gibt es einen wei­teren Grund für die Gewalt: “Schwarze Poli­zisten werden oft in Poli­zei­dienst­stellen sozia­li­siert, die bestimmte Gegenden als Kriegs­gebiet betrachten. In diesen Gegenden leben vor allem Schwarze, Braune und Men­schen mit nied­rigem Einkommen.”

In der Tat werden in afro­ame­ri­ka­ni­schen Stadt­teilen vor­zugs­weise schwarze Poli­zisten ein­ge­setzt und zwar aus zwei Gründen: Einer­seits fürchtet man die Unruhen, Auf­stände und Ras­sis­mus­vor­würfe, die regel­mäßig für Pro­bleme sorgen, wenn weiße Cops Schwarze ver­letzen, ob das nun erfor­derlich war oder viel zu brutal. Genau wegen der Ras­sis­mus­vor­würfe will man den Einsatz weißer Beamter in Far­bi­gen­vierteln ver­meiden. Zum Zweiten ver­halten sich die Bewohner dieser Viertel etwas defen­siver, wenn sie nicht gleich in dem Poli­zei­be­amten einen Ras­sisten, weißen „Supre­macist“ und ehe­ma­ligen Skla­ven­halter sehen. Gerade junge, afro­ame­ri­ka­nische Männer fühlen sich manchmal – ins­be­sondere vor anderen – auf­ge­sta­chelt, „den Weißen“ in Gestalt des „Unter­drücker-Cops“ mal zu zeigen, was sie für mutige Kerle sind.

Selbst­ver­ständlich ist echter Ras­sismus – d.h. Men­schen nur wegen ihrer Haut­farbe als min­der­wertig anzu­sehen – dumm, pri­mitiv und grund­falsch. In der „Causa Tyre Nichols“ berichten die US-Medien aber sehr objektiv. Hier wird das Thema „Ras­sismus“ kaum ange­sprochen. Es wird eher sehr sachlich der Ablauf der Gescheh­nisse dis­ku­tiert und rechtlich bewertet, und es wird eben grund­sätzlich über Poli­zei­gewalt dis­ku­tiert, was ja wohl offen­sichtlich nötig ist. An der grau­samen Tat der Poli­zisten gibt es nichts zu beschönigen.

Das hindert das ZDF nicht daran, dem nun wirklich nicht in diesen Fall invol­vierten Publikum in Deutschland wieder einmal erzie­he­risch und mit erho­benem Moralz­ei­ge­finger „Ras­sismus“ um die Ohren zu hauen. Sehr hübsch: Öffnet man die ZDF-Web­seite mit dem Artikel „USA: Wann endet Poli­zei­gewalt gegen Schwarze?“ erscheint erst das überall übliche Schild mit der Bitte um Zustimmung zu Cookies usw., mit der ganzen Riege der nied­lichen und beliebten Main­zel­männchen. Alle weiß und erkennbar hete­ro­se­xuelle Jungs. Nanana … wenn das mal nicht ras­sis­tisch ist. Da ist der Femizid nicht weit.

Da ist man ver­sucht zurück­zu­fragen „Wann enden endlich die krampf­haften Ver­suche des ZDF hinter allem und jedem Ras­sismus zu sehen?“