Nicht alle Schüler lieben im Sportunterricht „Völkerball“. Es ist tatsächlich ein sehr aggressives Spiel und durchaus auch mit Blessuren verbunden. Denn das Ziel ist, die Spieler der Gegenmannschaft durch Körpertreffer „abzuschießen“. Das Spiel hat die Seite gewonnen, die alle Gegner eliminiert hat. Nun ist auch Fußball und Volleyball kein Kuschelspiel. Warum also die Diskussion um „Völkerball“? Wegen des Wörtchens „Völker“. Die gibt es nämlich nach wokem Willen nicht mehr. Das Lamento über die Gewalt in dem Spiel ist nur vorgeschoben. Es geht um Begriffe und Sprache.
Wer die Sprache ändern und diktieren kann, der kann auch das Denken ändern und diktieren. Man klebt dem Spiel wegen der Bezeichnung „Völker“-Ball das Etikett „Rasissmus“ und „Mobbing“ an, und voilá, es ist politisch unkorrekt und böse und man darf es nicht mehr sagen. Völker ist direkt verwandt mit „völkisch“ und das ist rassistische Nazisprache. Was also tun?
Mobbing, Rassismus und Gewalt im Völkerball
Will man das Spiel abschaffen, weil es tatsächlich oft schmerzhaft ist, den Größten, Rücksichtslosesten, Schnellsten, Treffsichersten und Fittesten die Möglichkeit eröffnet, endlich mal straflos die „Underdogs“ abzuschießen? Das sind gerade die Fans von Völkerball. Schon das abwechselnde Auswählen der eigenen Mannschaftsspieler ist ein Wettkampf. Die Besten im oben aufgezählten Sinne sind zuerst weggewählt, diejenigen, die zuletzt noch dastehen sind die Verlierertypen, die keiner haben will. Und so geht es im Spiel weiter. Letztere werden schnell „abgeschossen“, stehen eh nur im Weg rum und sind froh, wenn sie draußen sind und nicht noch einen „Mitten-ins-Gesicht-Kampftreffer“ abbekommen. Dann bleibt der Kampf der Titanen. Die haben jetzt Bewegungsfreiheit und das zieht sich.
Umbenennen oder Abschaffen bringt nichts, denn das Problem ist eigentlich nicht in erster Linie die körperliche Gewalt, sondern dass man es als Pflicht im Sportunterricht mitmachen muss. Ob es nun, wie eingangs erwähnt, Basketball, Volleyball, Fußball oder Völkerball ist: Allen Mannschaftsspielen ist Brutalität, Verletzungsgefahr und Mobbing immanent, weil jede Seite siegen will. Was logischerweise auch immer einen Verlierer produziert.
Brot und Spiele als Ventil für Aggressivität
Menschen machen das, heute und schon immer. Das ist von Anfang an dem Menschen und allem, was lebt, immanent und muss auch so sein. In der Natur überlebt nicht derjenige, der duftende Wattebällchen wirft. Solche Spiele entspringen, genau wie Kriege, der Selbstbehauptung und dem unbedingten Überlebenswillen. Veranstaltete, von Regeln eingedämmte Spiele haben schon immer eine Ventilfunktion für diesen Selbstbehauptungswillen erfüllt, nur in verschiedenen Stufen der Grausamkeit.
Die Fußballweltmeisterschaften sind heute – wie alle modernen Wettkämpfe (es heißt eben nie Wettkuscheln) – zivilisiert und reglementiert. Die Olympischen Spiele zeugen schon von der durch Regeln eingedämmten körperlichen Gewalt. Im Römischen Imperium gab es die Gladiatoren- und Wilde-Bestien-Spiele, die noch wesentlich brutaler waren und mit vielen Toten einhergingen. Aber auch diese blutrünstigen Spiele dienten schon als Ventil für die Aggressionen der Menge.
„Panem et circenses“ – Brot und Spiele – das vermindert die ewig lauernde Bereitschaft der Massen, einen Aufstand anzuzetteln und in ihrer kollektiven Wut und Unzufriedenheit die Mächtigen zu massakrieren. Beseitigen kann es sie nicht, wie die Geschichte Roms zeigt. Geraten die Massen in Not, nützen auch die Spiele nichts mehr.
Etikettenschwindel ändert nichts, dient aber der woken Agenda
Nun werden also gegen den Begriff „Völker“ball die bewährten Taktiken aufgefahren. Eine wunderbare Bühne für all die besorgten, politisch korrekten Schwätzer, die sich drängeln, ihren Senf dazuzugeben und sich mit einen Potpourri der bewährten Woke-Vokabeln öffentlich zu profilieren. Von Fachleuten bis zu Empörungsdarstellern kann sich mal wieder jeder in Szene setzen. Ob man nun kreativ schöne Namen für das Mobbing-Ballspiel entwirft, wie „Freigeist“ oder „Pantherball“
Auch sehr beliebt: Wissenschaftliche Studien:
„Jetzt wurde eine Studie veröffentlicht, laut der dieser weit verbreitete Wettkampf „entmenschlichend“ sei, gar ein „Mittel der Unterdrückung“. So hätten besonders schwächere Schüler in einer Befragung berichtet, sie seien von stärkeren Klassenkameraden dabei gedemütigt worden. Das Resümee: „Völkerball ist gleichzusetzen mit legalisiertem Mobbing“. Ein solcher Wettbewerb, so der Tenor, sollte im Unterricht nicht erlaubt sein. Werden aus Menschen also Unmenschen, weil sie die falschen Spiele praktizieren?“
Historische Kontaktschuld – ein probates Mittel:
„Das Studium sportgeschichtlicher Dokumente zeigt, dass das traditionelle Völkerballspiel tatsächlich Krieg spielerisch nachbilden sollte. Bereits vor 200 Jahren sprach Friedrich Ludwig Jahn, der als Turnvater Jahn in die Geschichte einging, von Völkerball als einem Spiel, das die deutsche Jugend auf den Kampf gegen die Besatzung Napoleons vorbereiten sollte.“
Na, also. Eigentlich schade, dass es nicht Adolf, der Schreckliche, erfunden hat. Bezeichnend schon der Zusatz, dass irgendein Typ namens Friedrich Ludwig Jahn „… der als Turnvater Jahn in die Geschichte einging“ schon ein sogenanntes „Framing“ ist und subtil andeutet, dass er demnächst „umstritten“ sein wird. Denn damals, als er mit seinem rassistisch-völkischen Kampfertüchtigungs-Programm, hat er eigentlich schon Hitler das Feld bereitet.
Noch gibt es da besonnene Stimmen:
„Was Jahn gemacht hat, müsse man von zwei Seiten betrachten, sagt Ansgar Molzberger vom Institut für Sportgeschichte an der Deutschen Sporthochschule Köln. „Natürlich spielt der Wehrerziehungsgedanke eine Rolle, weil die Turnbewegung 1811 in Berlin losgeht, unter dem Eindruck der französischen Besatzung.“ Zum einen sollte das eine Auflehnung gegen die Besatzungsmacht sein. „Gleichzeitig hat aber die Turnbewegung auch für die Demokratie geworben. Also gegen die Herrscher, dass die Menschen gleich sein sollten.“
Die Lösung: Betreutes Mobbing und irre Reglungen?
Dieser Sport wird also doch nicht abgeschafft, weil man sich wahrscheinlich schon darüber im Klaren ist, dass damit im Prinzip alle Mannschafts-Wettkämpfe unter die Pflugscharen der Woke-Agenda kommen. Ohne eine Rangfolge der besseren und schlechteren Spieler wird es nie abgehen. Ohne Rempeleien oder Schmerzen auch nicht:
Der Sportpsychologe Professor Sigurd Baumann ist der Verfasser einer schönen Zeitgeiststudie zu diesem Thema. Seine Expertenerfindung heißt „Sündenbockmechanismus“ und beschreibt wissenschaftlich das, was jeder kennt: Wehrlose, Minderheiten und Schwache seien im Mannschaftssport einer ungezügelten Aggressivität ausgesetzt. Das ist etwas sehr theatralisch ausgedrückt, ist aber im Kern richtig. Nur trifft das Wort „Sündenbock“ eigentlich nicht so richtig ebenjenen Kern des Problems. Der ist eben, dass die Schwächeren in einer wichtigen Auseinandersetzung gegen einen Gegner immer entweder hinderlich sind oder als „Kanonenfutter“ dienen. Punkt.
Das Problem könnte sehr einfach gelöst werden: Solche Sportarten müssen einfach nur Wahlfächer sein, wer das nicht will, kann eine andere Sportart wählen. Ballett, Turnen, Balken, Reck, Gymnastik, Langlauf, Hürdenspringen, Schleuderball, Boldern, (das ist das Hochklettern an fast glatten Wänden, die nur kleine Möglichkeiten zum Festhalten haben) usw. usf. …
Und bitte, nach Jungen und Mädchen getrennt. Denn Jungen sind im Durchschnitt von Anfang an im Schnitt den Mädchen körperlich überlegen. Natürlich gibt es auch individuelle Unterschiede und sehr starke, große Mädchen und kleine, zierliche Jungen. Nur sehen wir ja, was Transfrauen für eine Schneise der Verwüstung in den Frauensport schlagen.
So schreibt auch die Weltwoche unter dem Titel „College-Sport in den USA: Transfrau schlägt Transfrau im 100-Yard-Schwimmen. Das ist der Anfang vom Ende des Frauensports“:
„Die 22-jährige Transgender-Schwimmerin Lia Thomas galt als unschlagbar – weil sie biologisch ein Mann ist und sich ihren Konkurrentinnen gegenüber bezüglich Lungenvolumen, Herzgrösse, Blutkreislauf, Muskelmasse und Knochenbau deutlich im Vorteil befindet. So pulverisierte sie im vergangenen Jahr die Rekorde auf College-Stufe reihenweise. Ihr winkt der Titel der College-Sportlerin des Jahres 2021.
Für nicht wenige führt dies aber den Wettkampfsport und die Chancengleichheit ad absurdum. So gab die US-Schwimm-Beauftragte Cynthia Millen aus Protest ihren Rücktritt – nach dreißig Jahren als Funktionärin.
In ihrer Erklärung für diesen Schritt schrieb sie, dass sie keinen Sport unterstützen könne, der es «biologischen Männern erlaubt, gegen Frauen anzutreten»“.
Dennoch wurde Lia Thomas geschlagen: von einer anderen Transfrau. Die Weltwoche hat Recht. Das ist das Ende des Frauensports und das sieht auch jeder so, der noch bei Verstand ist: „ Auf Twitter wurde diese Affiche als «surreale Geschichte» kommentiert, «zwei Männer, die in einem Frauenwettbewerb gegeneinander schwimmen»“. Mehr als das: Es ist Hypermobbing. Denn den Transfrauen im Sport schlägt die volle Breitseite des Zorns der Frauen entgegen und sie halten nur den Mund, damit sie nicht als transphob und rechts betitelt werden, ziehen sich aber über kurz oder lang zurück. Noch schlimmer: Viele sportbegeisterte Frauen werden gar nicht erst eine Sportkarriere anfangen. Es ist einfach komplett unfair und mobbt die körperlich unterlegenen, echten Frauen generell aus dem Sport hinaus. Das ist plötzlich in Ordnung?
Aber Völkerball ist Mobbing und Rassismus?
Sabine Reuker, Professorin für Sportpädagogik und Sportdidaktik am Institut für Schulsport der Deutschen Sporthochschule findet, „dass es etwas begrenzt ist, wenn man das Thema Mobbing, das ein wichtiges Thema für Schule und für Gesellschaft ist, auf eine einzige Sportart begrenzt“ (öööhmm … jaaa, wenn man etwas begrenzt, dann ist es in der Regel begrenzt? …). Aber was sie damit sagen will ist, dass, fängt man an den Völkerball wegen Mobbing abzuschaffen, wird es über kurz oder lang gar keine Mannschaftswettspiele mehr geben.
Also bleibt nur Verbalkosmetik und Einbettung in Psycho-Padagogische Betreuung. Es heißt eben nicht mehr Völkerball sondern „Zweifelderball“, oder „Pantherball“. In der Englischsprachigen Welt heißt das Spiel übrigens Dodgeball – „Wegduckball“. Damit ist der Rassismus ein- und desselben Spiels schonmal gebannt, so einfach geht das!
Und das Mobbing?
„Sabine Reuker betont: Nötig sei daher bei solchen Spielen – wie bei allen anderen Sportspielen auch – die fachliche pädagogische Begleitung für gutes „Fair Play“. Einfach die Spielerinnen und Spieler sich selbst zu überlassen, damit sei es sicher nicht getan. Als Pädagogin habe sie einen Bildungs- und Erziehungsauftrag zu erfüllen. „Ich denke und hoffe, dass alle Studierenden, die dann in die Schulen gehen, so ausgebildet werden, dass sie nicht nur den Ball in die Mitte geben und spielen lassen, sondern dass sie eine Zielsetzung verfolgen mit dem Unterricht“, so Reuker. Auch die Ausgestaltung von Völkerball habe eine wichtige Rolle. „Zum Beispiel kann man ganz wunderbar Völkerball unter Regelveränderungen thematisieren.“
Oh, mein Gott. Also betreutes Mobbing. Oder soll jetzt bei jedem Abwurf diskutiert werden, wie der Abgeworfene sich fühlt und wenn er nicht gehen will, bleiben kann? Oder kann sich nun jemand als abgeworfen identifizieren? Die „Studierenden“ könnten ja vorher eine Art Rangliste der schützenswerten Minderheiten erarbeiten, wer aus welcher Gruppe das Recht hat wen abzuwerfen und wer nicht abgeworfen werden darf aus Minderheitenschutzgründen … Heijeijei …
Irre gewordene Sprache, irre gewordenes Denken, irre gewordene Menschen.
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