Das Kind als Ware auf einem weltweiten unersättlichen Markt. Als Anschauungsobjekt, Lustspender, Missbrauchsopfer. Angeboten in privaten (Online-)Katalogen. Vertraulich vertrieben in einer Pädophilen- und Päderastenszene, von sogenannten »Kinderfreunden«, die doch nichts anderes als kinderfeindlich, kinderverachtend und kinderzerstörend sind!
Diese Szene hat sich längst in unserer Gesellschaft etabliert, mehr oder weniger unbehelligt direkt vor unserer Haustür, also mitten unter uns.
Zumeist unbeachtet und unbeobachtet. Im Geheimen, Verdeckten und doch so Nahem.
Im sozialen Umfeld der Familie, der Nachbarschaft, bei Bekannten, Freunden, Arbeits- und Kollegen, in Sportvereinen, den Kirchen.
Mit nur einem Ziel: sich am kindlichen Körper, am kindlichen Opfer vergehen zu können.
Oft geht die Vermarktung kinderpornographischer Misshandlungen mit dem Kinderprostitutionstourismus einher. So zeigten rund 80 Prozent der in Deutschland gehandelten Kinderpornos Ende der 1990er-Jahre asiatische Kinder, überwiegend aus Thailand oder aus den Philippinen, die von weißen Männern zu sexuellen Handlungen gezwungen wurden. Diese Kinder, die körperlich »kleiner und zierlicher« wirken als europäische Kinder, werden besonders ihrer glatten Haut wegen und der (auch) bei männlichen Kindern »geringen Behaarung« geschätzt.
Pädophile beschreiben sie als »äußerst zierlich, unterwürfig und leicht zu beeinflussen.« Aus diesem unfassbaren, rassistischen Grund erwähne ich hier an dieser Stelle die über viele Jahren alten Erkenntnisse überhaupt, die sicher nach wie vor gültig haben. Aber auch geplagte Kindergesichter aus Südamerika, den früheren GUS-Staaten, Polen, Rumänien, Tschechien und Deutschland sind auf Fotos und Filmen zu sehen.
Meine Recherchen in der Szene (zusammen mit meinem Bruder Michael Grandt) beginnen im Sommer 1995. Wir geben verschiedene »getarnte« Inserate in diversen einschlägigen Erotikzeitschriften auf oder antworten auf entsprechende Chiffre-Anzeigen. Heute läuft das alles natürlich über Chats oder im Darknet.
So schreiben wir beispielsweise: »Lieber Gesinnungsfreund, ich besitze brandneues Original-Lo-Material, auch Fotos. Teile mit, ab welchem Alter. Deinem Wunsch nach Kontakt kann bei absoluter Diskretion und Vertrauen nachgekommen werden. Hast du vielleicht selbst Lo-Videos oder ähnliches und kennst auch Lo’s zum kontakten?«
Damit wollen wir als angebliche »Lolita-Fans«, die sich der Umgangssprache der Pädophilen-Szene bedienen, Kontakte zu den »Kinderliebhabern« herstellen. Unsere scheinbaren »Lockangebote« sind jene, dass wir »brandneues Original-Lo-Material« besitzen; ein Köder, der von den Pädokriminellen begierig aufgeschnappt wird.
Binnen kürzester Zeit führen wir Briefverkehr mit verschiedenen Pädophilen und Päderasten, die äußerste Diskretion als oberstes Gebot erwarten und nach eigenen Aussagen auch bieten. Natürlich versprechen wir das und ebenfalls, dass wir ihre Adressen geheim halten würden – unerreichbar für Außenstehende.
Den Ideen der Pädophilen und Päderasten scheinen dabei keine Grenzen gesteckt zu sein. Offenbart etwa G.S. neben seinem Lieblingsthema noch sein Hobby: »Ich stelle mit mir drei Videorecordern Videos zusammen. Meistens Standbilder mit eingeblendeten Ausschnitten am Rand des Bildes (…) Es ist eigentlich nicht so richtig, zu erklären, aber man sieht dann (…) eine Nahaufnahme aus der Mini-Playback-Show auf dem Bildschirm und auf dem gleichen Bild noch ein Foto eines nackten Mädchens und noch ein kleines Bild (laufend) aus einem Pornofilm.«
Es gibt verschiedene »Sicherheitsmechanismen« im Netzwerk der Kinderschänder, um »Unbefugten«, wie es heißt, keine Chance zu geben, »sich bei uns einzumischen.«
Wie diese damals aussahen, als es noch keinen herkömmlichen E‑Mailverkehr gab, offenbart die ganze Perfidität der Szene:
· Viele Pädokriminelle empfangen ihre Korrespondenz nur postlagernd oder anonym unter einem Kennwort.
· Andere vernichten Zuschriften sofort, lagern sie »extern« aus oder wechseln stetig ihre Kontaktadressen.
· Oftmals werden persönliche Übergaben, Schecks, Bankeinzüge und Nachnahmen strikt abgelehnt, weil sie so vor »eventuellen Nachforschungen« Dritter nicht ausreichend geschützt wären.
· Ebenso wird auf eine »klare« Adresse geachtet, damit Sendungen nicht etwa wegen »Unzustellbarkeit in falsche Hände« geraten.
· Lieferungen erfolgen in diskreter, anonymer Verpackung.
· Der Tausch von Kinderpornos erfolgt meist nur unter »Gesinnungsfreunden« oder »Gleichgesinnten«, zu denen bereits eine Vertrauensbasis aufgebaut worden ist.
Zunächst einmal gebe ich vor, an Tauschgeschäften mit Lolita (Lo-Videos), auch »in extremer Richtung« interessiert zu sein. Ich will dokumentieren, wie leicht oder schwer es ist, solche in Deutschland zu beschaffen. Vor allen Dingen herausfinden, wer von meinen »Kontakten« überhaupt welche besitzt, um diese Informationen den Strafermittlungsbehörden weiterzugeben. Das funktioniert jedoch nur, wenn ich selbst Kinderpornos zum Tausch anbieten kann. Am besten Aktion- und keine Softfilme, wie es heißt. Vor allem »privat produziert« müssen sie sein. Erst dann würde ich entsprechendes Material zurückerhalten und hätte damit den endgültigen Schritt in die Szene gemacht, um Täter salopp gesagt, »hops« gehen zu lassen.
Dafür habe ich mich damals persönlich bei einer Staatsanwaltschaft rückversichert, die mir diese Recherchen ausdrücklich nicht untersagt hat. Letztlich schlugen die Ermittler doch zu! Aber dazu und zu den einhergehenden Maßnahmen, Ermittlungen und so weiter ausführlich im Buch Ware Kind im Kapitel »Die Justiz schlägt zu« … Geendet hat das Ganze damit, dass ich schließlich von der örtlichen Polizeidirektion für meine Recherchen »geehrt« wurde …
Über Mittelsleute und einer Kollegin, die selbst für ein großes Nachrichtenmagazin vor vielen Jahren in der Szene recherchiert hat, bekomme ich dementsprechendes Filmmaterial zugespielt, das ich als eigenes »anpreisen« kann.
Jetzt wollen die gierigen Pädos natürlich wissen, was da darauf zu sehen ist. Notgedrungen muss ich mir diesen perversen Schund (damals noch auf einem Videorecorder) anschauen. Und zwar im Schnelldurchlauf. Aufgrund der Unerträglichkeit der Szenen unterbreche ich immer wieder mit der Stop-Taste die Aufnahmen beziehungsweise spule die Bänder vor. Schließlich muss ich mir einen groben inhaltlichen Überblick verschaffen, sonst fliege ich in der Szene sofort auf.
In diesem Sommer 1995 sehe ich das erste Mal selbst, zu was Erwachsene fähig sind. Was sie Kindern antun können! Diese Erfahrung verändert meine Einstellung radikal – und zwar für immer!
Ich erinnere mich an die Kinderaugen, mal ungläubig und teilnahmslos, mal ängstlich und schmerzerfüllt. Diese Augen verfolgen mich in meinen Träumen, genauso wie die Schreie der Missbrauchten. Immer wieder tauchen dieselben Bilder vor meinem geistigen Auge auf.
Bilder von erwachsenen Männern, perversen Kinderschändern, die versuchen – ich erspare es dem Leser diese Ungeheuerlichkeiten und Verbrechen in detaillierten Worten zu beschreiben – in sieben- oder neunjährige Mädchen einzudringen, abzurutschen, gewaltsam weiterzumachen …
Und das alles aus abartiger sexueller Gier, Sadismus und Perversion (manche sprechen von »Sucht« oder »Krankheit«) nach »Frischfleisch«, so der landläufige Insiderjargon. »Frischfleisch« als eine pervertierte Bezeichnung für Kinder.
Glauben Sie mir: Auch diesen Begriff werde ich nie mehr in meinem Leben vergessen!
Das ist das erste Mal in meinem Leben, das ich wegen meiner Arbeit weine. Ich schäme mich nicht, das an dieser Stelle einzugestehen.
Das ist nun über achtundzwanzig Jahre her. Aber die Tränen sind noch immer nicht trocken, denn ich weiß genau, dass diese perversen Raubtiere weiter da draußen sind und unseren Kleinen exakt das antun, was ich gesehen habe. Und noch viel Schlimmeres!
Im Zuge meiner Recherchen bin ich selbst mit dem abscheulichsten Material konfrontiert worden.
Anzumerken an dieser Stelle ist, dass das gesamte diesbezügliche Recherchematerial damals den Ermittlungsbehörden ausgehändigt wurde.
Lesen Sie weiter in Teil 2, wie brutal und abartig die Szene wirklich ist …
Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de
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