»Cancel culture« bei deut­scher Nobel­schmiede: Porsche retu­schiert Cristo-Rei-Statue aus seiner Werbung

Der Porsche 911, ein zeit­loser Sport­wagen mit mar­kanter Form, erblickte vor 60 Jahren das Licht der auto­mo­bilen Welt. Dafür legt die Nobel­schmiede eine besondere Werbung auf. So besonders, dass sogar die Cristo-Rei-Statue heraus retu­schiert wurde. Das erzeugt einen Shit­storm erster Güte.

Beginnen wir einmal mit den posi­tiven Aspekten: es gibt wohl außer dem VW Käfer und dem Porsche 911 kaum Fahr­zeuge, die so viele Jahre nach ihrer Markt­ein­führung derart unver­wech­selbar waren und geblieben sind und – zumindest gilt das für den 911er – auch in Zukunft so bleiben werden. Seine Sil­houette kennt und liebt man auf der ganzen Welt und er darf mit Fug und Recht als echte Sti­likone bezeichnet werden. Ja, damals konnten deutsche Tech­niker noch etwas auf die Beine stellen, das Zukunft hatte…

Zum 60. Geburtstag des 911er hat sich die Nobel­schmiede in Zuffen­hausen dann auch einen ganz beson­deren Wer­bespot ein­fallen lassen. Der konnte und durfte natürlich nicht im schwä­bi­schen Umland gedreht werden (wie lang­weilig!), sondern man suchte sich die male­rische Kulisse der por­tu­gie­si­schen Metropole Lis­sabon aus. Gut, ganz ehrlich: Lis­sabon ist schon um Längen cha­ris­ma­ti­scher als Stuttgart, da wird es wohl kaum Wider­spruch geben. Die Lage am Meer, das Castelo de São Jorge, die Tejo­mündung mit der Brücke des 25. April und der Cristo-Rei-Statue, um nur ein paar Beson­der­heiten zu nennen.

Doch Halt! Im Wer­be­video von Porsche sieht man ein­deutig die mar­kante Hän­ge­brücke; man sieht auch den Sockel, auf dem die Christus-Statue steht; nur der Christus ist nicht da. Macht er mit dem Porsche gerade eine Pro­be­fahrt? Oder war er rüber gepilgert zum katho­li­schen Welt­ju­gendtag, der eben­falls in Lis­sabon abge­halten wurde. Mal gucken, was der Nach­wuchs so macht.

Nö, weit gefehlt. Die ganz pfif­figen Wer­be­stra­tegen von Porsche haben Christus schlicht und ergreifend aus dem Bild retu­schiert. Ein Christus käme offenbar ihrer Ansicht nach in einem Wer­befilm, der für den welt­weiten Markt gedacht ist, vor allem bei den Koran­jüngern auf dem ara­bi­schen Markt nicht son­derlich gut an. Schließlich will man in Zuffen­hausen an den üppig vor­han­denen Petro­dollars in Saudi-Arabien, dem Oman, den Ver­ei­nigten Ara­bi­schen Emi­raten, Kuwait, Katar und Bahrain par­ti­zi­pieren und viele 911er dorthin ver­ticken — und da muss Christus weg. So einfach ist das. Schließlich haben deutsche Kir­chen­fürsten bei ihrem Besuch auf dem Tem­pelberg in Jeru­salem ja auch schon ihr Brust­kreuz abgelegt.

Aller­dings: genauso wie Bedford-Strohm und Marx sich danach einem veri­tablen Shit­storm aus­ge­setzt sahen, so ergeht es jetzt auch Porsche. In vielen sozialen Netz­werken wird diese miss­lungene Aktion zer­rissen. Porsche zog den Wer­bespot ohne Christus auch sofort aus dem Netz, ver­sucht sich mit einem »bedau­er­lichen Fehler und Miss­ver­ständis« her­aus­zu­reden, berichtet die Daily Mail; aber der Schaden ist da. Porsche ist anti­christlich und habe sich der »Cancel culture« des Geldes wegen unter­worfen, heißt es in den sozialen Medien. Es wird sogar zum Boykott gegen Porsche auf­ge­rufen. Nun ja, so groß ist die Gemeinde derer, die sich über­haupt einen Porsche leisten können, nun auch nicht. Und es ist fraglich, ob die, die finan­ziell eine solche Nobel­ka­rosse erwerben könnten, wirklich Rück­sicht auf diesen Aspekt legen.


Quelle: freiewelt.net