Im heutigen Artikel wollen wir uns auf einen kleinen Ausflug in die Geschichte begeben und uns mit Prof. Dr. Walter Hallstein beschäftigen. Prof. Dr. Walter Hallstein wurde am 17.11.1901 in Mainz geboren. „Nach dem Abitur studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn, München und Berlin. 1925 wurde er an der Universität Berlin zunächst Assistent von Martin Wolff und im selben Jahr mit einer juristischen Dissertation über den „Lebensversicherungsvertrag im Versailler Vertrag“ promoviert. 1927 arbeitete er als Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht. … Er war Mitglied des NS-Rechtswahrerbundes, der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, des NS-Luftschutzbundes und des NS-Dozentenbundes. 1941 war er Professor für Rechtsvergleichung, Gesellschafts- und Internationales Wirtschaftsrecht an der Universität Frankfurt. … Anfang 1944 meldete die Universität Frankfurt am Main ihn dem NS-Dozentenbund als NS-Führungsoffizier. Im Juli 1944 kam er während der Kämpfe um Cherbourg in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.“ Soweit Wikipedia zu seiner Person.
(von Werner Pilipp)
Im Mai 1938 besuchte Hitler das faschistische Italien. Dabei sollte u.a. die Basis für ein diktatorisches gemeinsames Rechtssystem in ganz Europa gelegt werden, das nach Eroberung des Kontinents in Kraft treten sollte. Dazu „wurde eine bi-nationale Kommission mit dem Namen ‚Arbeitsgemeinschaft für deutsch-italienische Rechtsbeziehungen‘ gegründet. … Vom 21. bis 25. Juni 1938 vertrat Hallstein die Nazi-Regierung bei Verhandlungen mit dem faschistischen Italien über die rechtliche Grundlage einer europaweiten Diktatur.“ Auch war die Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung geplant.
Aber warum schreibe ich das? Prof. Dr. Walter Hallstein wurde doch sicher im Rahmen der Nürnberger Prozesse oder der folgenden Entnazifizierung aus dem Verkehr gezogen. Nun ja, nicht so ganz. Und er ist beileibe nicht der Einzige. Während man uns, dem Populus, ständig den Schuldkult um die Ohren haut, obwohl wahrscheinlich mehr als 99,9% von uns das nationalsozialistische Terrorregime nicht oder nur als Kind erlebt haben, haben viele NS-Parteigänger im Nachkriegsdeutschland eine nicht zu erwartende politische Karriere hingelegt. Beispiele gefällig? So waren z.B. der ehemalige Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger oder die früheren Bundespräsidenten Heinrich Lübke, Walter Scheel und Karl Carstens Mitglieder der NSDAP. Oder nehmen wir Adenauers Kanzleramtsminister Hans Globke, der in seiner Funktion für den Bundesnachrichtendienst (BND) zuständig war und kurz vorher die Nürnberger Rassengesetze mitverfasst hat.
Wikipedia listet alle Politiker von Union, SPD, FDP und auch vereinzelt Grünen auf, die einen Nazihintergrund haben. Wenn Sie die Liste studieren möchten, empfehle ich Ihnen wirklich genug Zeit dafür einzuplanen. Es scheint wie ein Treppenwitz der Geschichte, dass ausgerechnet die als rechtspopulistisch deklarierte AfD nicht vertreten ist. Liegt wahrscheinlich an der Gnade der späten Parteigründung. Die Liste zeigt jedoch auch, dass die vielgepriesene Entnazifizierung in der DDR eine Farce war.
Doch zurück zu Prof. Dr. Hallstein. Wie bereits vermerkt, wurde er wegen seiner Nazi-Vergangenheit nicht belangt. Im Gegenteil, man glaubt es kaum, erhielt er 1948 im Land der Nazi-Jäger eine Gastprofessur an der Eliteuniversität Georgetown in den USA. „… Vor allem die School of Foreign Service der Georgetown University zählt dabei zu den führenden Einrichtungen ihrer Art weltweit. Georgetown hat zahlreiche bekannte Alumni, darunter unter anderem den 42. Präsidenten der USA, Bill Clinton, sowie mehrere andere Staatsoberhäupter, Mitglieder aus Königshäusern, einflussreiche Politiker, Botschafter und Milliardäre. …“
Doch Prof. Dr. Hallsteins Karriere ging weiter. „1950 brachte er es zum persönlichen Berater Konrad Adenauers und zum wichtigsten Koordinator von dessen Außenpolitik. Er zählte zu den 12 Unterzeichnern der Römischen Verträge 1957, dem Fundament der Brüsseler EU. Ein Jahr später hatte er die Ehre, der erste Präsident der ursprünglichen Inkarnation der EU-Kommission zu werden und dies auch 10 Jahre lang zu bleiben.“
Ist es nicht ein Treppenwitz der Geschichte, dass der Mann, der 1938 für die Nazis in Rom über ein geeintes Europa beriet, nur 19 Jahre später an gleicher Stelle den ersten Schritt dafür tat und dieses auch zehn Jahre begleitete?
Ist die EU nun ein Nazi-Projekt, wie Open Democracy angstvoll fragte? Aber nein, gibt die von US-Milliardären finanzierte Medienplattform die Antwort. Schließlich war auch der in seinen Jugendjahren überzeugte Marxist José Manuel Barroso Präsident der EU-Kommission. Wissen Sie übrigens, von wem Aussagen wie „… sind wir die deutsche Linke. Nichts ist uns verhasster als der rechtsstehende nationale Bürgerblock.“ oder „Wir sind Sozialisten, sind Feinde, tödliche Feinde des gegenwärtigen kapitalistischen Wirtschaftssystems mit seiner Ausbeutung der wirtschaftlich Schwachen, mit seiner Ungerechtigkeit bei Löhnen, …“ stammen? Von strammen Sozialisten würden Sie sicher vermuten. Ja und nein, denn diese Zitate stammen von Josef Goebbels und Georg Strasser, beide NS-Ideologen. Auch Adolf Hitler sah sich gemäß dem Historiker Brendan Simms selbst als Sozialist und Antikapitalist. Böse Zungen könnten nun behaupten, die Unterscheidung in links und rechts samt der Verortung der NSDAP als rechte Partei wäre ein künstliches Konstrukt und ein geschickter Schachzug, eine rechte Seite zu schaffen und zu dämonisieren, um dann auf der „guten, alten“ linken Seite das böse Werk zu vollenden, das Unterwerfung der Menschen bedeutet. Solche Aussagen sind natürlich zu verurteilen. Da fehlt es gerade noch, dass die Verschwörungstheoretiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung den neuen Digital Service Act (Digitalgesetz) der EU als Vernichtung der Pressefreiheit im Internet bezeichnen.
Das klingt ja nach Zensur und orwell´schen Wahrheitsministerium, was unsere demokratische EU mit der demokratisch legitimierten Ursula von der Leyen an der Spitze doch niemals machen würde.
All diese Schwurbler, die solche Dinge behaupten, sollten ein Probe-Abo bei Haldenwangs frühmorgendlichem, dynamischem Weckdienst bekommen.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.