Taurus-Abhör­skandal: Die Politik macht es nur noch schlimmer

Die Rolle der Medien in dem Abhör­skandal der Bun­des­wehr­of­fi­ziere zum Thema Zer­störung der Krim-Brücke mit deut­schen Tau­ru­s­ra­keten war denkbar „unge­schickt“, um es einmal freundlich zu for­mu­lieren. Da wurde immer noch von einem „mög­lichen“ Abhören gefaselt und der Ver­dacht eines rus­si­schen Fakes in den Raum gestellt, obwohl das abge­fangene Gespräch schon längst in allen sozialen Medien im Ori­ginal ver­breitet worden war, denn die Russen hatten es unge­schnitten publi­ziert. Und auch im wei­teren Verlauf ließen Medien und Politik kaum eine Pein­lichkeit aus.

 

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Pein­liche Ver­suche, einen deut­schen Angriffsplan füh­render Offi­ziere kleinzureden 

Sätze, wie „Das deutsche Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terium prüft nach Vor­würfen aus Moskau, ob die Kom­mu­ni­kation im Bereich der Luft­waffe abgehört wurde“ riefen daher bei den infor­mierten Bürgern nur noch Kopf­schütteln hervor. Das Audiofile war nur allzu offen­sichtlich echt.

Es mag ja sein, dass die Leser der besagten Qua­li­täts­medien die Mär vom „Fake“ noch zwei Tage lang geglaubt haben. Die dienst­be­flis­senen Main­stream­m­edien konnten sich aber an einem Finger abzählen, dass sie sowieso mit der Wahrheit raus­rücken mussten. Die Aufgabe der Medien wäre es gewesen, diese uner­hörte Sache offensiv anzu­gehen. Und zwar unter rea­lis­ti­scher Bewertung des hoch­bri­santen Gesprächsinhaltes.

Das sind nämlich keine ‚rein theo­re­ti­schen‘ Erwä­gungen oder lose Gedan­ken­spiele, wie es jetzt heißt, sondern ganz prak­tische Vor­schläge, wer wo was macht, um die Krim-Brücke (Kertsch-Brücke) zu sprengen, wie­viele Taurus-Raketen das benötigt, wer die Lenkung und die Satel­li­ten­daten hat und ein­speist, dass das die Briten machen könnten, die ja schon Erfah­rungen mit den Storms­hadow-Raketen gegen Russland haben oder die Fran­zosen mit ihren Scalps. Die seien ja sowieso längst in der Ukraine und Kriegs­teil­nehmer (Aha?? Doch keine Ver­schwö­rungs­theorie dass längst west­liche Militärs in der Ukraine agieren??). Es ist eine detail­lierte Planung, und die Offi­ziere äußern sich „not amused“ darüber, dass die Politik ihnen den Taurus-Einsatz strikt ver­bietet. Außerdem gehen sie davon aus, dass „Boris“ (Ver­tei­di­gungs­mi­nister Boris Pis­torius) eigentlich sehr für den Einsatz der Taurus ist und nur das „Sicher­heits­risiko“ Kanzler Scholz im Weg steht. Herr Ver­tei­di­gungs­mi­nister tut aber so, als sei es das Selbst­ver­ständ­lichste auf der Welt, solche Plan­spiele zu diskutieren.

 

 

 

Und der ewige Böse­wicht ist natürlich wieder Russland. Das Abhören und Ver­öf­fent­lichen der deut­schen Pläne ist ein Ver­brechen, der böse Plan aber nicht?

 

 

Nein, es ist kein uner­hörtes Ver­brechen der bösen Russen, ihre Geheim­dienste auf die Kom­mu­ni­kation der „Feind­staaten“ anzu­setzen. Das machen natürlich alle Staaten und das weiß auch jeder. Nur wird genau das jetzt zum Skandal hoch­sti­li­siert, um vom eigent­lichen Skandal abzu­lenken (erinnert sich noch jemand an die Abhör­affäre der Ame­ri­kaner gegen deutsche Poli­tiker – inklusive Merkel?). Nachdem das Anzweifeln der Echtheit zer­platzte, ver­suchte man ver­geblich, mit Schein-Empörung zu über­spielen, dass das trot­telige Deutschland abgehört wurde, weil man zu blöd war, eine solch hoch­bri­sante und tod­ge­fähr­liche „Unter­haltung“ abhör­sicher zu machen (bekann­ter­maßen wurde das Schwätzchen unter hoch­ka­rä­tigen Offi­zieren völlig offen über WebEx abgehalten).

Die nächste Pein­lichkeit folgt sogleich

Nun stellt sich auch noch heraus, dass das deutsche Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terium auf seiner eigenen Web­seite das Presse-Statement des Ministers Boris Pis­torius mit einem Passwort geschützt hatte und die BILD schreibt: „Auf der Bun­deswehr-Seite heißt es streng: Diese Freigabe ist pass­wort­ge­schützt.“ Das Passwort – kein Witz! – steht sogar dar­unter und heißt: 1234. Da hat man keine Fragen mehr.

BILD schreibt dazu:

„Dies wirkt nach dem größten Abhör-Skandal der ver­gan­genen Jahre min­destens unbe­holfen. Noch immer ist unge­klärt, wie rus­sische Spione ein ver­trau­liches Gespräch deut­scher Offi­ziere mit­schneiden konnten, die 38 Minuten per „WebEx“ lang über geheime Armee-Ange­le­gen­heiten sprachen. Wie Ukrainer die deut­schen Taurus-Marsch­flug­körper ein­setzen könnten, wie bri­tische Militärs den ukrai­ni­schen Streit­kräften helfen, wie anfällig Putins Krim-Brücke ist …“

Diese Unfä­higkeit allein ist schon Grund genug, uns um Him­mels­got­tes­willen nicht ins Kriegs­ge­schehen einzumischen.

Soso, und jetzt wird „ermittelt“, woher die Russen wussten, dass da 1) ein WebEx-Gespräch statt­finden würde, wie sie 2) an die Ein­wahl­daten kamen, warum 3)die Offi­ziere nicht bemerkten, dass da eine Nummer zuviel mit in der Kon­ferenz war, ob 4) die Offi­ziere über so ver­trau­liche und hoch­bri­sante Dinge sprechen durften und ob 5) diese Schalte gesi­chert war.

Moment:…

1) weil sie wahr­scheinlich im Ausland sehr leicht die beiden Offi­ziere beschatten konnten und auf­ge­schnappt haben, dass sie jetzt ein wich­tiges Gespräch führen müssen. Oder weil sie das Hotel­zimmer ver­wanzt hatten. Das kann auch in einem solchen Luxus­hotel, wo Pro­minenz ein­kehrt, durchaus ein dienst­barer Geist im Per­sonal sein, der auf die Gäs­te­liste guckt und dann läuft das schon. Und die Abhör­technik ist heute beängs­tigend gut.

2) Wenn einer von den Teil­nehmern einen prä­pa­rierten Laptop im Hotel­zimmer stehen hatte, kann man die Ein­wahl­daten erkennen. Oder siehe oben.

3) Weil sie gar nicht hin­ge­guckt haben

4) Wahr­scheinlich nicht

5) Ganz offen­sichtlich nicht.

Hält die Politik uns für dumm? Jeden­falls ist das auf­ge­regte Statement des Herrn Roderich Kie­se­wetter, CDU Ver­tei­di­gungs­experte, eine Ansammlung von Plattitüden:

Die Politik schlaf­wandelt in einen Dritten Welt­krieg und unter­schätzt die Russen massiv

Herr Kie­se­wetter ver­mutet sogar, dass Russland noch mehr abge­hörtes, ver­trau­liches Material hat. Davon muss man als garan­tiert sicher aus­gehen, alles andere wäre naiv. Dieses abge­fangene Gespräch ist natürlich ein Sechser im Lotto für Russland und eine unmiss­ver­ständ­liche Warnung für Deutschland. Herr Kie­se­wetter hat schon recht damit, dass soviel Schus­se­ligkeit und Unbe­dachtheit in so wich­tigen und bri­santen Dingen einfach nur noch eine Kata­strophe ist (und das von Gene­rälen!). Hier geht es um Krieg und Frieden und um Leben und Tod von sehr vielen Men­schen auf beiden Seiten, um Zer­störung und unend­liches Leid. Das ist den Russen offen­sichtlich sehr viel mehr bewusst, als uns ver­weich­lichten Westlern, die wir glauben, uns stehe auf ewig das regen­bo­gen­bunte Schla­raf­fenland zu.

Herr Kie­se­wetter kri­ti­siert auch die Wei­gerung des Bun­des­kanzlers Scholz, Taurus-Raketen an die Ukraine zu liefern, in har­schen Tönen und bezeichnet ihn als „Sicher­heits­risiko“. Hier darf und muss man daran erinnern, was die neuere Geschichte uns gelehrt hat und was unser aller hei­liger Schwur war: Von deut­schem Boden soll nie wieder ein Krieg ausgehen!

Gerade gegen Russland nicht und das aus meh­reren Gründen. Zum ersten war es Deutschland, das damals den Krieg nach Russland getragen hat. Das darf und soll nie wieder geschehen.

Zum Zweiten haben wir nicht die geringste Chance, einen Krieg gegen Russland zu gewinnen, auch dann nicht, wenn alle Armeen der EU zusammen gegen Russland kämpfen würden. Der Ukraine-Krieg zeigt uns ja gerade, dass die Rus­sische Föde­ration wesentlich härter und ent­schlos­sener ist, genug Waffen, Munition und Res­sourcen hat – und auch endlos Gelände, auf dem sie ope­rieren kann, selbst wenn der Feind bei ihnen ein­mar­schiert. Das hat schon Napoleon erfahren müssen und die Deutsche Wehr­macht. Wie ver­rückt kann man den sein? Und selbst, wenn die Rus­sische Föde­ration in Bedrängnis käme, würde sich China mit einem Mil­lio­nenheer und fast unend­licher Bewaffnung ein­mi­schen. Es wäre reiner Wahnsinn.

Zum Dritten – und das erklärt diesen Wahnsinn – ist es im Interesse der Noch-Welt­macht-Nummer 1, der USA, sich gegen den eigenen, schon lau­fenden Untergang zu stemmen, indem sie den rus­sisch-chi­ne­si­schen Block mit wirt­schaft­lichen und mili­tä­ri­schen Mitteln angreift und das mög­lichst auf fremdem Ter­ri­torium. Das bereitete die USA spä­testens seit 2014 in der Ukraine vor. Sie saugt die Groß­in­dustrie aus Europa ab, um die eigene Wirt­schaft damit zu stärken und gleich­zeitig die sich abzeich­nende „Neue Sei­den­straße“ (One Belt One Road) damit ent­scheident zu schwächen. Das wäre sonst nämlich das Ende der Welt­macht USA. Die Zer­störung Deutsch­lands ist der Schlüssel dazu und wäre sogar ein Vorteil für die USA, so einfach ist das.

Warum wohl soll aus­ge­rechnet dauernd Deutschland Dreh­scheibe für die NATO-Groß­ma­növer sein? Armeen, Munition, Rake­ten­silos, Luft­waffe, Truppen, schweres Gerät, alles hier in Deutschland. Warum nicht in Polen oder Rumänien oder Österreich?

Sowohl der mutige Rechts­anwalt Dirk Schmitz, als auch das cou­ra­gierte  Magazin „Compact“ hat Straf­an­zeige wegen „Vor­be­reitung eines Angriffs­krieges“ gestellt. Ver­rück­ter­weise könnte die Öffent­lich­ma­chung des Gesprächs der vier Offi­ziere durch Russland genau das ver­hindern, was sie dis­ku­tiert haben, nämlich einen Dritten Welt­krieg herbeizuführen.

Das Ganze wird hof­fentlich zu mehr Vor­sicht der Poli­tiker bei­tragen, denn die Bürger bemerken jetzt, was da hinter ihrem Rücken gemacht wird und reiben sich die Augen. Das war ein Weckruf für viele. Denn die meisten haben über­haupt nicht an die Mög­lichkeit eines Dritten Welt­kriegs geglaubt. Dass er schon auf der Tür­schwelle stand, ist ein Schock für die Traumtänzer.