Prozess gegen Björn Höcke wird zum mora­li­schen Desaster für den Rechtsstaat

Da hat wohl jemand von der FAZ aus Ver­sehen das „Senden“-Knöpfchen gedrückt? Der FAZ-Artikel zum Prozess und Urteil gegen Herrn Höcke und seinen „Nazi-Spruch“ ging bereits raus und wurde ver­öf­fent­licht, da war das Gericht noch gar nicht zusam­men­ge­treten. Peinlich, peinlich, ins­be­sondere deshalb, weil das Urteil genauso ausfiel, wie es die „pöhsen Rechten“ vor­aus­gesagt hatten. Und es wird manchen darin bestä­tigen, dass die ganze Sache schon vor dem Prozess abge­sprochen war. So schafft man Märtyrer.

FAZ-Eil­meldung: Schuss ins eigene Knie und das Gericht in Ver­le­genheit gebracht

Am Dienstag, den 14. Mai, der Pro­zesstag hat noch gar nicht begonnen, schießt sie FAZ eine Eil­meldung in die Medi­en­land­schaft, die sofort auf­ge­griffen wird. Über­schrift: „AfD.Politiker Höcke zu Geld­strafe verurteilt“.

In der ersten Pause der Sitzung erfährt der Vor­sit­zende Richter, Herr Jan Stengel von der Meldung und ist ver­ärgert. Gleich, als die Sitzung wei­tergeht, will er klar­stellen, dass es sich hierbei um eine Falsch­meldung (neu­deutsch „Fake News“) handelt. Die Kammer habe noch keine Ent­scheidung getroffen, lässt er jeden wissen. Dabei spricht er den Ange­klagten direkt an. „So etwas habe ich noch nie erlebt“ sagt er fas­sungslos. Schließlich sei man noch bei der Beweisaufnahme.

Das mag tat­sächlich ein kleines tech­ni­sches Ver­sehen gewesen sein, aber es hat eine sehr uner­wünschte Wirkung für den Rechts­staat, aber ins­be­sondere auch für die Presse. Denn nicht ohne Grund hat der Begriff „Qua­li­täts­medien“ in den alter­na­tiven Medien und bei sehr vielen Bürgern den Unterton bit­terer Ironie. 

„Qua­li­täts­medien“: Für viele Bürger Sprachrohr und Hand­langer der „da oben“

Allzu oft sitzen die „Qua­li­täts­medien“ und die Regierung, ein­schließlich der „Welt­mäch­tigen“ in einem Boot. Es gibt zu viele Bege­ben­heiten, bei denen man „dran fühlen“ kann, dass es eine Zusam­men­arbeit – oder besser eine Befehls­kette von oben nach unten gibt, was denn der Bürger in den „Qua­li­täts­medien“ zu hören, sehen und zu lesen bekommt. Und was er fol­ge­richtig zu denken hat. Zu oft wird weg­zen­siert, was ein­deutige Tat­sachen sind, aber nicht gesagt und nicht berichtet werden darf. 

Und auch hier erweckt eines der „Qua­li­täts­medien“ fata­ler­weise den Ver­dacht, es sei das Urteil hinter den Kulissen bereits gefällt und durch­ge­stochen worden und nur aus Ver­sehen sei es aufgeflogen. 

Und so ist es auch in den sozialen Medien ver­mutet worden. Denn schließlich geht es hier nicht um einen Hüh­nerdieb, dessen Taten die All­ge­meinheit nur am Rande inter­es­sieren. Seit einiger Zeit — und auf­fäl­li­ger­weise im Vorfeld der EU-Par­la­ments­wahlen, hat sich in den Reihen „der da oben“ die Angst vor und die Wut über die ver­hasste, einzige echte Oppo­sition zu einer krei­schenden Kako­phonie gesteigert. Alles, aber auch alles wird auf­ge­boten, um den „Feind“ zu ver­nichten. Überall hört man die Leute sagen: „Ich bin zwar kein AfD-Wähler, aber das, was da an Hass und Hetze gegen diese Leute los­ge­lassen wird, dafür wäre jeder Rechte schon im Knast!“. Und so kur­sieren auch in den Sozialen Medien solche Memes wie dieses hier:

 

Gerech­tigkeit und Augenmaß sieht anders aus, das stimmt schon. Aber klar, es geht nur darum, dass man den poli­ti­schen Gegner kri­mi­na­li­sieren, dif­fa­mieren, übelst framen und klein­kriegen kann.

Ein gefakter Skandal nach dem anderen, um die einzige Oppo­sition auszuschalten

Der Focus schreibt: 

„Ein fatales Signal, das gerade Anhänger der AfD in ihrer kri­ti­schen, abweh­renden Haltung gegenüber „eta­blierten Medien“ und der ver­meintlich vor­ein­ge­nom­menen Justiz bestärken dürfte. Noch dazu, weil die Frank­furter Jour­na­listen am Ende inhaltlich richtiglagen.“

Ganz genau. Wer kann das den Leuten übel­nehmen, nachdem schon so viele hoch­ge­schau­kelte „AfD-Skandale“ sich ziemlich schnell als Lügen­ge­spinste ent­puppten und ständig alles mit zwei­erlei Maß gemessen wird? 

Zuletzt der „Skandal“ um Maxi­milian Krah, dem Spit­zen­kan­di­daten der AfD bei der EU-Par­la­mentswahl, dem man quasi Zusam­men­arbeit mit Spitzeln der chi­ne­si­schen Regierung unter­stellen wollte, was dann nach ordentlich hinten losging, weil der chi­ne­sische Spion im Auftrag und für den säch­si­schen Ver­fas­sungs­schutz bei Krah spionierte.

Oder die „Wann­see­kon­ferenz 2.0“, die sich als ein rie­siges Lügen­märchen von Cor­rectiv her­aus­stellte – und die angeb­lichen „Depor­ta­ti­ons­pläne frei erfunden waren. Das, was Martin Sellner ange­sprochen hatte und als Mög­lichkeit auf­zeigte, ist das, was Schweden und Dänemark schon lange machen und was Groß­bri­tannien jetzt noch toppt. 

Oder die „Causa Bystron“: AfD-Mann Petr Bystron wurde durch die Medi­en­mangel gedreht als Putin-Agent und ohne jeden Beweis behauptet, er habe Zah­lungen aus Russland ange­nommen. Wieder war die „Faktenfinder“-Plattform Cor­rectiv der Initiator der ver­lo­genen Schmutz­kam­pagne gegen die AfD, der sich sofort alle Qua­li­täts­medien anschlossen. Bis sich dann her­aus­stellte, dass das Ganze eine reine Erfindung war. Eines der tsche­chi­schen Haupt­medien, die Zeitung „iDNES/Intelligenz“, brachte am 11. April 2024 einen Beitrag, in dem sie die Dinge gera­de­rückte. Wieder einmal hatten die Hetz­medien Qua­li­täts­medien die Hosen auf den Knö­cheln: Der Sprecher des tsche­chi­schen Geheim­dienstes BIZ, Ladislav Šticha, erklärte, dass der Name „Bystron“ nie gefallen oder erwähnt worden sei. Selt­sa­mer­weise war dann Toten­stille im Blätterwald.

Eine „Nazi­parole“, die kaum einer kennt, kostet Herrn Höcke 13.000 € Strafe

Björn Höcke hat eine Nazi-Parole gesagt. Der Stern schreibt:

„Der Vor­sit­zende der Thü­ringer AfD wurde vom Land­ge­richt zu 13.000 Euro Geld­strafe ver­ur­teilt, weil er im Mai 2021 eine öffent­liche Rede mit den Worten “Alles für Deutschland!” beendete. Dieser Satz war auf dem Dienst­dolch der SA (Sturm­ab­teilung) der NSDAP ein­gra­viert. Nach Ansicht des Gerichts hatte Höcke damit bewusst die “Kenn­zeichen ver­fas­sungs­wid­riger Orga­ni­sa­tionen” ver­wandt und sich damit strafbar gemacht.“ 

Kennen Sie, lieber Leser, Tom Gerhard? Als die Figur „Haus­meister Krause“ ist der Kölner Comedian im Rheinland bekannt. Haus­meister Krause ist im Club der Dackel­be­sitzer und bringt bei den skur­rilsten Aben­teuern immer wieder den Spruch: „Alles für den Dackel! Alles für den Club!“. Muss man das nun als eine Ver­harm­losung der Nazi-Ideo­logie ver­folgen und hart bestrafen?

Der Stern giftet über Herrn Höcke: 

„Er, der Geschichts­lehrer, der sich mit per­fider Freude dem Sprach­duktus der Nazis bedient, will nicht gewusst haben, dass ‘Alles für Deutschland’ eine zen­trale SA-Parole war? Klar, und der Papst ist Atheist.“

Nun, aus gege­benem Anlass sollte man doch einmal an eine Initiative erinnern, die sich vor nicht ganz zehn Jahren eben­falls einer Nazi-Parole bediente. Zitieren wir einen Artikel aus dem „Spiegel“ von 2005: Der „Spiegel“ wurde damals immer noch als das „Sturm­ge­schütz der Demo­kratie“ gesehen und nahm in dem Beitrag „Du bist Deutschland – Echo aus der Nazi-Zeit“ Anstoß an einer alten Nazi-Parole, die plötzlich schick und in aller Munde war:

Mit dem Slogan “Du bist Deutschland” enga­gierten sich Promis wie Reinhold Beckmann, Anne Will, Ulrich Wickert, Sandra Maisch­berger, bekannte Tatort-Kom­missare und viele weitere Pro­mi­nente in der Öffent­lichkeit. Dieser Satz ist aber eine echte Nazi-Parole aus 1934: 

Das Bild ist Schwarz-Weiß, Bäume sind zu sehen, ein großer Platz, rechts und links Uni­for­mierte. In der Bild­mitte prangt ein rie­sen­haftes Porträt von Adolf Hitler, dar­unter, in alt­deut­schen Lettern, die Worte: “Denn Du bist Deutschland.” (Bild dazu hier)
Aus­ge­rechnet mit diesem Slogan “Du bist Deutschland” trommelt ein Z
usam­men­schluss aus deut­schen Medi­en­un­ter­nehmen, dar­unter alle großen Verlage und Fern­seh­sta­tionen, sowie Unter­stützern seit Wochen für mehr Opti­mismus und Offenheit in Deutschland.“

Sieh an. Da gab es aber kein Gerichts­ver­fahren. Der Spiegel befragte das Pres­sebüro der Initiative „Du bist Deutschland“, ob man denn diesen Slogan wirklich glücklich finde, ein­gedenk dessen, wer ihn damals ver­wendet hat. Die Antwort von „fische­r­Appelt Kom­mu­ni­kation“, dem zustän­digen Pres­sebüro der Initiative war, man sei zwar „nicht besonders begeistert“ von der For­mu­lierung, aber es könne ja „nicht sein, dass der Begriff „Deutschland“ für die Ver­gan­genheit reser­viert“ sei. Man ver­ur­teile im übrigen auf’s Schärfste … usw. usf.

Weiter schrieb damals der Spiegel:

„Das Bild (mit dem Spruchband „Denn Du bist Deutschland“) ist abge­druckt in dem Buch “Lud­wigs­hafen — ein Jahr­hundert in Bildern”, erschienen 1999 und schon lange ver­griffen. Die seltsame Ähn­lichkeit zu der “Du bist Deutschland”-Kampagne ist dem Autoren des Buches, Stefan Mörz, schon vor einiger Zeit auf­ge­fallen. “Jedes Mal, wenn ich den Spot im Fern­sehen sehe, muss ich an dieses Bild denken”, sagte Mörz, His­to­riker und Stadt­ar­chivar von Lud­wigs­hafen, zu SPIEGEL ONLINE.
Die Auf­nahme stammt aus den Jahren zwi­schen 1933 und 1935. “Das Foto wurde bei einer Ver­an­staltung auf dem größten Platz der Stadt, dem Lud­wigs­platz, gemacht”, sagte Mörz. Weitere Auf­nahmen vom selben Tag belegen, dass Nazi-Größen wie Hermann Göring und Joseph Goebbels anwesend waren.“

Na, wenn DAS nicht volles Rohr Nazi ist?!?

Auch, wenn es anders gemeint war, ist eine Nazi-Parole NICHT erlaubt!

Die Initiative recht­fertigt sich damit, dass man es ja ganz anders gemeint hat. Das aber ist vor deut­schen Gerichten kein Argument.

Daher wurde sogar gegen die Grünen-Poli­ti­kerin Jutta Boden ermittelt, die bei einer alko­ho­li­sierten Auto­fahrt im Januar 2024 von der Polizei erwischt wurde. Sie zeigte den Beamten zweimal den Hit­lergruß und soll „Heil Hitler!“ gerufen haben – und das am Holo­caust-Gedenktag. Die Polizei ermittelt wegen Alkohol am Steuer und Ver­wendung von Kenn­zeichen ver­fas­sungs­wid­riger und ter­ro­ris­ti­scher Aktionen. Es scheint noch kein Urteil hierzu zu geben, weitere Berichte sind im Netz nicht zu finden. Oder berichtet man nicht, weil gegen die grüne Dame keine Anklage erhoben werden soll? Wäre das jetzt unpassend ange­sichts des Höcke-Prozesses?

Auch ein Mann, der in Fürth aus Protest gegen die AfD den Hit­lergruß zeigte und Heil Hitler und Heil Höcke rief, wurde – trotz unter­schied­licher Dar­stellung des Tat­ver­laufs – zu 70 Tages­sätzen á 30 Euro ver­ur­teilt. Es half dem Mann nicht, dass er diesen Auf­tritt als Protest gegen die Nazi-AfD gemeint hatte. „Die taz“ schreibt:

„Für eine Ver­ur­teilung nach Paragraf 86a sei die Gesinnung zunächst uner­heblich, da die Ver­wendung von Kenn­zeichen ver­fas­sungs­feind­licher Orga­ni­sa­tionen durch die Straf­barkeit grund­sätzlich ein­ge­dämmt werden soll.“

„Alles für Deutschland“ – keine wichtige Parole der SA!

Ein Zeuge für den Ange­klagten Höcke ist der His­to­riker Dr. Karlheiz Weißmann, ein Experte für poli­tische Symbole.

Weißmann erklärt, dass die Losung „seit 1848 in Umlauf“ ist und später unter anderem „in sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Wehr­ver­bänden“ stark ver­breitet war. In Kir­chen­kreisen („Alles für Deutschland, alles für Christus“), im Wider­stand gegen die Nazis („Alles für Deutschland, nichts für Hitler“) und während der SED-Dik­tatur in der DDR sei die Parole eben­falls ver­wendet worden. Auch die Nazis hätten sich „dieser Formel bedient“, so der Zeuge, aller­dings habe sie dort „keine starke Präsenz“ gehabt. Die Parole sei in ihrer Bedeutung nicht ver­gleichbar mit „Sieg Heil“ oder „Deutschland erwache“, so Weißmann. Der einstige Geschichts­lehrer ver­si­chert, die Hin­ter­gründe der Parole seien „kein Gegen­stand des Geschichts­stu­diums und erst recht nicht des Geschichts­un­ter­richts“ gewesen. Damit bestätigt er eine Aussage Höckes, der selbst viele Jahre Geschichts­lehrer war, vom zweiten Ver­hand­lungstag. Weißmann erklärt weiter, die meisten Men­schen würden im Spruch „Alles für Deutschland“ wohl eher einen Aus­druck von „über­schie­ßendem Patrio­tismus“ sehen. Aber so gut wie niemand wisse, dass die Formel wegen ihrer Nähe zur SA unter Strafe steht. Darüber hinaus stellt Vos­gerau die Ver­fas­sungs­mä­ßigkeit des Para­graphen 86a massiv infrage. Denn die Rechtsnorm verrate weder den Bürgern noch den Juristen, „was erlaubt und was ver­boten ist“. Selbst Spe­zia­listen müssten erst juris­tische Fach­kom­mentare zu Rate ziehen. Das sei nicht mit der Ver­fassung vereinbar.

Für den Fall, dass Höcke hier und heute ver­ur­teilt werde, kündigt Vos­gerau an, vor das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt und den Euro­päi­schen Gerichtshof für Men­schen­rechte zu ziehen.“

Fazit

Dieser Prozess ist eine Sache, die in jedem Fall ver­loren ist, vor­ein­ge­nommen und von Anfang an schief­ge­laufen mit dem nicht aus­zu­räu­menden Ver­dacht vieler Bürger, das Urteil habe schon vor dem Prozess fest­ge­standen. Die Nummer mit dem vor­schnell berich­teten Urteil scheint das zu bestä­tigen. Der Prozess dient nicht der „Volks­er­ziehung“, auch nicht der Dämo­ni­sierung der AfD sondern unter­gräbt in erster Linie das Ver­trauen der Bürger in die grund­sätz­lichen staat­lichen Instanzen. Und er hat den Ruch – wenn auch viel­leicht unbe­gründet – dazu zu dienen, die anste­hende Wahl zum Euro­pa­par­lament zum Fiasko für die AfD zu machen. Das wird nicht gelingen. Und das merken die Bürger … falls sie sich über­haupt noch für den Prozess inter­es­sieren. Nicht wenige winken ab, wenn das Thema auf­kommt: „ist doch klar, die wollen den platt­machen, egal wie.“

Es ist nicht gut, wenn das Ver­trauen der Leute in den Staat der­maßen rapide schwindet. So etwas geht nie gut aus.