Hal­denwang: „Kalifat ist eine denkbare Staatsform“ … Wie bitte?!?

Frau Innen­mi­nister Nancy Faeser (SPD) und Ver­fas­sungs­schutz­prä­sident Thomas Hal­denwang (CDU) stellten am 18. Juni 2024  den Ver­fas­sungs­schutz­be­richt 2023 vor. 408 Seiten ist das Machwerk dick. Während der Prä­sen­tation machte Herr Hal­denwang die Aussage „das Kalifat ist eine denkbare Staatsform“, wie auch den Kom­mu­nismus, den Sozia­lismus oder eine Mon­archie. Daher sei die For­derung danach, Deutschland zu einem Kalifat zu machen nicht strafbar, sondern „selbst­ver­ständlich“ von der Mei­nungs­freiheit gedeckt. Es gebe auch religiös geführte „Systeme, setzte er hinzu und auch die For­derung nach solchen Staats­formen sei legal.

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Nach den Buch­staben des Gesetzes stimmt das, aber ..,

… Herr Hal­denwang muss handeln und das unter­binden, wenn die For­derung des Kalifats und deren Grund­sätze gegen die Frei­heitlich Demo­kra­tische Grund­ordnung gerichtet sind – und das sind sie. Die absolute rote Linie ist dabei zusätzlich noch die Gewaltanwendung.

Wenn ein paar alte Herr­schaften seit langer Zeit in Unter­su­chungshaft sitzen – oder schon darin ver­storben sind – weil sie die Meinung ver­treten, dass das Deutsche Reich nicht unter­ge­gangen, sondern existent ist (was ja juris­tisch unbe­strit­te­n­er­maßen tat­sächlich so gesehen werden kann), dann ist auch in diesem Fall die Bereit­schaft, zur Gewalt zu greifen, der aus­schlag­ge­bende Grund, diese Greise zu inhaf­tieren und anzu­klagen. Auch dann, wenn den „Kämpfern“ dieser Truppe ein erfolg­reicher Umsturz mit an Sicherheit gren­zender Wahr­schein­lichkeit nie gelingen würde.

Das sieht im Falle des ange­strebten Kalifats aber ganz anders aus. Was wir da auf den Straßen gesehen haben, waren tau­sende kampf­tüchtige Männer, die sich offen gezeigt haben. Und es waren nicht nur wenige. Man muss aller­dings noch davon aus­gehen, dass diese Dem­in­stranten nur die Spitze des Eis­bergs sind. Käme es hart auf hart, würde wahr­scheinlich min­destens das Zehn­fache an Kämpfern zur Ver­fügung stehen, wahr­scheinlich noch deutlich mehr. Wenn es dahinter noch stra­te­gisch den­kende Köpfe gibt und die rich­tigen Unter­stüt­zungs­struk­turen aus soli­da­ri­schen Ländern, dann gute Nacht, Demo­kratie, Vielfalt, Offenheit, Frau­en­rechte, Diversität.

Tröst­li­cher­weise lässt Herr Hal­denwang uns ver­schreckte Bür­gerlein wissen, dass erst dann, wenn die Massen für den Umsturz mobi­li­siert werden, sei die Schwelle über­schritten. Das ist ja sehr beru­higend. Nur fragt sich der deutsche Michel bang, wer denn die Mil­lionen legal oder illegal ein­ge­si­ckerten Got­tes­krieger bis an die Zähne bewaffnet los­laufen und den Umsturz wagen, auf­halten will? Was glaubt er denn, warum die Polizei immer wieder Waf­fen­lager in der Nähe von Moscheen und in ara­bisch domi­nierten Stadt­teilen aushebt?

Sehr frei inter­pre­tierte höchst­rich­ter­liche Ent­schei­dungen durch Haldenwang

Überdies stimmt es nicht, was Herr Hal­denwang da mit der „über­schrit­tenen Schwelle“ durch Mas­sen­mo­bi­li­sierung sagt. Ver­fas­sungs­schutz­prä­sident Hal­denwang erfindet neue Kri­terien, bis wohin For­de­rungen nach einer anderen Staatsform legitim sind

Der „Grantler-Blog“ schreibt:

Ein Blick auf das damalige Ver­bots­ver­fahren der KPD zeigt auch, dass Herr Hal­denwang völlig im Unrecht ist mit obiger Aussage: Wiki­pedia zitiert auf der Seite zum KPD-Verbot 1956 aus dem Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts:

Eine Partei kann nach dem Gesagten auch dann ver­fas­sungs­widrig im Sinne des Art. 21 Abs. 2 GG sein, wenn nach mensch­lichem Ermessen keine Aus­sicht darauf besteht, daß sie ihre ver­fas­sungs­widrige Absicht in abseh­barer Zukunft werde ver­wirk­lichen können.

»Auf die geringen Erfolgs­aus­sichten dieser Ziele komme es nicht an, was in Anbe­tracht der Iso­lierung der KPD anzu­nehmen war«, schreibt Wiki­pedia weiter. Auch wurde die NPD in dem Ver­bots­ver­fahren von 2017 nicht deshalb nicht ver­boten, weil sie nicht ver­fas­sungs­widrig sei. Die Ver­fas­sungs­wid­rigkeit wurde in dem Urteil klar bejaht. Sie sei nur schlicht zu unbe­deutend, zu irrelevant. Eine der­artige Lega­litäts-Schwelle, wie Hal­denwang behauptet, gibt es also nicht. For­de­rungen nach einem Kalifat sind verfassungsfeindlich.

Die Gefahr eines nahenden isla­mis­ti­schen Umsturzes ist mög­li­cher­weise real

Zu was die Got­tes­krieger aus fernen Ländern fähig sind, das lässt sich überdies aus den Kri­mi­nal­sta­tis­tiken ablesen.Wir haben eine Explosion „isla­mis­ti­scher Straf­taten um 70 Prozent. Und die Straf­taten mit „religiös-ideo­lo­gi­scher extre­mis­ti­scher Moti­vation“ unter den Isla­misten hier in Deutschland nimmt rasant zu: Gab es 2022 noch 418 Isla­mis­tische Straf­taten, so waren es im ver­gan­genen Jahr bereits 1.250 – ein Anstieg um fast 300 Prozent. Davon waren 72 echte Gewalt­taten. Ein Anstieg von 64,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2022. Drei ver­suchte und zwei voll­endete Tötungs­de­likte  und 42 Kör­per­ver­let­zungen. Dazu kommen noch Straf­taten gegen die „Jehuda“, also gegen jüdische Mitbürger.

Unter dem Strich gab es 2023 492 Straf­taten erfasst, inklusive 167 Volks­ver­het­zungs­straf­taten und 22 Gewalt­taten nur aus dem Bereich „religiös-ideo­lo­gi­scher extre­mis­ti­scher Motivation“.

Aus dem Bericht:

„Isla­misten, paläs­ti­nen­sische Extre­misten, tür­kische Rechts­extre­misten, deutsche und tür­kische Links­extre­misten treten aus ganz unter­schied­licher Moti­vation als Mobi­li­sie­rungs­treiber in Erscheinung, orga­ni­sieren pro­pa­läs­ti­nen­sische Ver­samm­lungen oder nehmen an diesen teil und ver­breiten Hass, Hetze, Pro­pa­ganda oder Falsch­in­for­ma­tionen in den sozialen Medien.“

Stellen Sie sich vor, lieber Leser, die bösen Rechten hätten solche Zahlen an rechts­extremen, poli­tisch moti­vierten Straf­taten auf­zu­weisen. Die Republik würde beben. Und dennoch schreibt man ange­sichts dieser blanken Zahlen, ohne rot zu werden, in das Vorwort des Ver­fas­sungs­schutz­be­richtes: „Rechts­extre­mismus ist nach wie vor die größte Gefahr für unsere frei­heit­liche Demo­kratie und die Men­schen, die in ihr leben.“ Frau Faeser ergänzt, das werde ja schon durch „die Reichs­bürger und Selbst­ver­walter“, als auch die „Ver­trei­bungs­phan­tasien“ des „Ver­net­zungs­treffens“ rechter Kreis Ende November 2023 in Potsdam belegen.

Auch die Gewalt­taten der Links­extre­misten steigen signifikant

Während in Potsdam nie­mandem von den blut­rüns­tigen „Rechten“ auch nur ein Haar gekrümmt wurde, steigt die Zahl der von Links­extre­misten began­genen Gewalt­taten um über 20 Prozent. Die nackten Zahlen: 2023 wurden 4.248 (2022: 3.847) Straf­taten mit links­extre­mis­ti­schem Hin­ter­grund erfasst, dar­unter 727 (2022: 602) Gewalt­taten. Dabei trifft es jetzt immer häu­figer Poli­zisten. Im Bericht heißt es:

„Die Zahl der links­extre­mis­tisch moti­vierten Gewalt­taten gegen die Polizei und Sicher­heits­be­hörden hat gegenüber dem Vorjahr um 64,7 Prozent zuge­nommen“. Links­extreme Täter ver­suchten sogar in zwei Fällen, Poli­zei­beamte zu töten.

Gegen Ende der Pres­se­kon­ferenz zeigten Frau Innen­mi­nister Faeser Und Ver­fas­sungs­schutz­prä­sident Hal­denwang tat­sächlich einmal „their true colours“, also, wie sie wirklich denken. Tichys Ein­blick fragte: „Warum rechnet Hal­denwang die von Tau­senden von mus­li­mi­schen Demons­tranten erhobene For­derung nach einem Kalifat in Deutschland nicht zu der von ihm im Jahr 2021 selbst erfun­denen „ver­fas­sungs­schutz­re­le­vanten Dele­gi­ti­mierung des Staates“ hinzu? Nein, hatte Hal­denwang rund 20 Minuten zuvor in anderem Zusam­menhang gesagt, die For­derung nach Ein­richtung eines Kalifats in Deutschland sei nicht strafbar.“

Das Fazit aus all diesem fasst „Tichys Ein­blick“ so zusammen:

Was die „Ampel“-Administration und was Hal­denwang bereits seit Merkel-Zeiten betreiben, ist die Dele­gi­ti­mierung des Grund­ge­setzes Artikel 5, nämlich der Mei­nungs­freiheit. So ver­kehrt sich der im Jahr 2021 erfundene Begriff der „Dele­gi­ti­mierung des Staates“ gegen die Erfinder dieses schwam­migen Begriffs. Frage also: Wann wird das alles zum Ver­dachts- und Beob­ach­tungsfall des Verfassungsschutzes?

Hal­denwang wird bald Zeit haben, darüber nach­zu­denken. Denn es dürfte für ihn der letzte Auf­tritt bei der Vor­stellung eines Ver­fas­sungs­schutz­be­richtes gewesen sein. Dem Ver­nehmen nach soll er wohl im Spät­sommer – um einige Monate zu früh – in den Ruhe­stand ver­ab­schiedet werden.“

Na, Gott­seidank. Zeit wird’s.