Bildschirmfoto vom Beitragsvideo der ARD-Tagesschau

Nicht einmal im Tod bleibt man von öffentlich-recht­licher Pro­pa­ganda verschont…

Plötzlich will Twitter-Pro­fessor Lau­terbach etwas gegen Suizid/Selbsttötung unter­nehmen, denn die Zahlen nehmen seit 2022 wieder massiv zu. Offen­kundig ver­breitet die Bun­des­re­gierung so viel Hoffnung, dass es viele nicht mehr aus­halten und ihr Leben beenden.

Dagegen will Lau­terbach nun etwas tun, und sein Ver­laut­ba­rungs­organ, die ARD-tages­schau, prä­sen­tiert dieses Vor­haben wie folgt:

“Jährlich nehmen sich mehr als 9.000 Men­schen in Deutschland das Leben”, so liest man in der Tages­schau ohne den üblichen Verweis auf das Geschlecht der­je­nigen, die sich das Leben nehmen. Die Fehl­stelle hat einen einfach auf­find­baren Grund: Rund drei Viertel der­je­nigen, die ihr Leben beenden, sind: MÄNNER. Indes, seit Jahren kräht kein Hahn danach, dass sich pro Jahr seit 1980 zwi­schen 7.000 und 12.000 Männer umbringen. Im Gegenteil, die öffentlich-recht­liche Pro­pa­ganda-Schleuder erweckt lieber den Ein­druck, dass Suizid ein Thema sei, das vor­nehmlich Frauen betreffe und das jährlich mehr als 9.000 angehe.

Die fol­gende Abbildung zeigt, wie sich die Sui­zid­zahlen seit 1980 in Deutschland ent­wi­ckelt haben. Sie zeigt sehr ein­deutig, dass kon­stant rund drei Viertel der­je­nigen, die sich in einem Jahr das Leben nehmen, Männer sind. Stellen Sie sich vor, die Ver­hält­nisse wären umge­kehrt und die ARD wählte für den Beitrag ein Bild mit einem Mann. Die Gender-Furien würden mit rotem Kopf die Sender stürmen.

Aber es sind nur Männer, die sich umbrigen, seit Jahren umbringen, genau 375.000 von 1980 bis 2022.

Und plötzlich, nach Jahren der Ignoranz und des Des­in­ter­esses, ent­deckt Twitter-Pro­fessor Lau­terbach die Selbst­mörder und prä­sen­tiert eine Nationale Sui­zid­prä­ven­ti­ons­stra­tegie. Wann immer der­artige Wort­un­getüme geboren werden, weiß man, es geht darum, Geld für Jobs abzu­greifen, die koor­di­nieren, was andere tun, nichts, was denen zugute kommt, die als Legi­ti­mation für die Zweck­ent­fremdung von Steu­er­geldern her­halten müssen.

Im Rahmen der “Natio­nalen Sui­zid­prä­ven­ti­ons­stra­tegie” wird dann auch eine weitere Ver­wal­tungs­ebene ein­ge­zogen, bun­desweit koor­di­niert, was es bislang unko­or­di­niert und funk­tional gibt, eine bun­des­weite Not­ruf­nummer soll ein­ge­richtet und Schu­lungen sollen durch­ge­führt werden und natürlich soll erforscht werden, warum sich Men­schen umbringen … Dazu gleich.

Besonders drollig ist die bescheuerte Idee, “metho­den­be­gren­zende Maß­nahmen” ein­zu­führen, eine Idee, die nur in einem Gehirn, wie dem von Twitter-Pro­fessor Lau­terbach geboren werden kann. “Metho­den­be­gren­zende Maß­nahmen”, das sind “Zugangs­be­schrän­kungen zu Mitteln und Orten für einen Sui­zid­versuch, dar­unter Gleis­an­lagen, Brücken und Hochhäuser…”.

Sehen Sie die Schilder in den Haus­halts­ab­tei­lungen bereits vor sich?
Küchen­messer: Abgabe nur an Per­sonen, die nicht sui­zid­ge­fährdet sind.

Oder die Schilder an Gleis­an­lagen und Brücken und Hoch­häusern: Betreten bei Sui­zid­ab­sicht ver­boten. Zuwi­der­handlung wird mit Frei­heits­strafe nicht unter einem Jahr geahndet.

Eines muss man Twitter-Pro­fessor Lau­terbach lassen: Seine irren Ideen sind so irr, dass man sie nicht vor­her­sehen kann. Das “Schicksal der Betrof­fenen”, so heu­chelt der Mann, dem das Schicksal der­je­nigen, die von seinen lebens­ret­tenden COVID-19 Shots ums Leben gebracht oder an Leib und Leben ver­stümmelt wurden, so herzlich egal ist, “das Schicksal der­je­nigen – die sich umbrigen – “dürfe uns nicht egal sein”.

Ein klarer Indi­kator, dass eine Lob­by­gruppe der Ansicht ist, mit einer Natio­nalen Sui­zid­prä­ven­ti­ons­stra­tegie könne man Geld verdienen.

Tat­sächlich ist das, was For­schung zu Suizid sein soll, in Deutschland kaum existent, ein Trau­er­spiel, der Tat­sache geschuldet, dass Selbst­mörder zumeist männlich sind. Es regiert die Indi­vi­dua­li­sierung der Erklä­rungen, wie Frank Sommer und Lothar Weißbach in einem Beitrag zu “Aus­ge­wählten Krank­heiten bei Männern” im Ersten Män­ner­ge­sund­heits­be­richt (S.154) dar­stellen: Ursachen für Suizid sind: (1) Anomie, (2) soziale Des­in­te­gration, (3) Indi­vi­dua­lismus, (4) Scheidung, (5) Pen­sio­nierung, (6) Arbeits­lo­sigkeit, (7) alleine leben, (8) geringes Ein­kommen, (9) Homo­se­xua­lität, (10) Impulsivität/Aggressivität, (11) psy­chische Erkran­kungen, (12) Alko­hol­ab­hän­gigkeit, (13) chro­nische Erkran­kungen, (14) Niko­tin­konsum, (15) gene­tische Dis­po­sition, (16) Volu­men­re­duktion im prä­fron­talen Kortex oder (17) ein Suizid in der Familie.

Diese Liste macht die Hilf­lo­sigkeit der For­schung , wenn es um die Erklärung von Sui­ziden geht, sehr deutlich, denn außer dem früh­kind­lichen Bett­nässen und der nach­las­senden Seh­leistung in hohem Alter sind so ziemlich alle Fak­toren ver­treten, von denen man (kul­turell) annehmen kann, dass sie einen Ein­fluss auf Suizid haben. Warum aber ein “Suizid in der Familie” Männer häu­figer zum Suizid ver­an­lassen soll als Frauen, denn Sui­zidtote sind zu 75% männlich, warum Niko­tin­konsum bei Suizid nach Geschlecht dif­fe­ren­ziert, warum Impul­si­vität und Aggres­si­vität vor­nehmlich bei Männern im Suizid münden oder warum Scheidung, Arbeits­lo­sigkeit, geringes Ein­kommen oder die Volu­men­re­duktion im prä­fron­talen Kortex Männer dreimal so oft in den Selbstmord treiben soll als Frauen, für all diese Fragen sucht man ver­geblich nach einer Erklärung.

Über­haupt ist das Fehlen von For­schung, die das Erklären männ­licher Über­r­re­prä­sen­tation bei Sui­zid­toten zum Gegen­stand hat, markant. Das Nationale Suizid Prä­ven­tions Pro­gramm, das mit­nichten eine Erfindung von Twitter-Pro­fessor Lau­terbach ist, sondern seit Jahren vor­handen ist, hat es bislang noch nicht geschafft, auch nur eine Ver­öf­fent­li­chung, die sich mit der männ­lichen Über­re­prä­sen­tation unter den Sui­zid­toten beschäftigt, zu publizieren.

Beim Bun­des­mi­nis­terium für Gesundheit sucht man ver­geblich nach der Studie, die sich mit diesem sozialen Faktum beschäftigt und beim BMFSFJ sucht man ver­geblich nach irgend einer Ver­öf­fent­li­chung zum Thema Suizid. Männ­liche Sui­zid­opfer sind keiner For­schung wert, ganz im Gegenteil zu Frauen mit tür­ki­schem Migra­ti­ons­hin­ter­grund, die nach Erkennt­nissen von Armanda Heredia Mon­te­sinos, Zohra Bromand, Marion Christina Aich­berger, Selver Temur-Erman, Rahsan Yesil, Michael Rapp, Andreas Heinz und Meryam Schouler-Ocak ein höheres Risiko der Selbst­tötung haben als Frauen ohne Migrationshintergrund.

For­schung, die erklären will, warum sich Männer so viel häu­figer selbst­töten als Frauen, muss nach Fak­toren suchen, die das Ver­halten von Männern anders beein­flussen als das Ver­halten von Frauen. Ein Ansatz in diese Richtung findet sich an uner­war­teter Stelle, im Gender Daten­report, in dem es heißt: “Dass die Sui­zid­raten der Männer über denen von Frauen liegen, muss als Hinweis darauf gewertet werden, dass es mehr Männer als Frauen gibt, die sich in Lebens­si­tua­tionen befinden, die ihnen aus­weglos erscheinen”.

Vor gut 120 Jahren hat Emile Durkheim seine Studie über Selbstmord vor­gelegt und struk­tu­relle, also gesell­schaft­liche Ursachen für Selbstmord aus­ge­macht. Unter den von ihm unter­schie­denen vier Typen von Selbstmord ist mit dem fata­lis­ti­schen Selbstmord eine Form des Selbst­mords, die Auf­schluss darüber zu geben vermag, warum sich Männer so viel häu­figer selbst­töten als Frauen: Fata­lis­ti­scher Selbstmord hat exzessive Regu­la­tionen zur Ursache. Indi­viduen sehen keine Mög­lichkeit mehr, das eigene Leben zu bestimmen. Die exzes­siven Ein­griffe in ihre indi­vi­duelle Selbst­be­stimmung und Lebens­führung der Männer durch Gesetze, Ver­pflich­tungen und Ent­rechtung unter dem Banner von Staats­fe­mi­nismus und Gleich­be­rech­tigung aus­ge­setzt sind, sind aus dieser Sicht eine, wenn nicht die Ursache, um die im Ver­gleich zu Frauen deutlich höheren Selbst­mord­raten von Männern und vor allem von ver­hei­ra­teten Männern zu erklären.

Wären die Ver­hält­nisse umge­kehrt und Frauen begingen so viel häu­figer Selbstmord als Männer, die unter­schied­lichen Kom­pe­tenz­zentren für Gender Main­streaming und Diversity stünden Schlange, um eine För­derung der so wich­tigen Erfor­schung des gesell­schaftlich so unhalt­baren Zustands hoher Selbst­mord­raten von Frauen zu erhalten, Sozi­al­wis­sen­schaftler würden sich in staats­tra­gender Manier des Miss­stands annehmen. Und Minis­terien würden bereit­willig finan­zieren, was auch immer zu den Selbst­morden geforscht werden soll. Es begehen aber mehr Männer als Frauen einen Selbstmord. Ent­spre­chend ist eine Erfor­schung der Ursachen keine Frage der Gleichheit und schon gar nicht dringend geboten.

Durkheim, Emile (1983). Der Selbstmord. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Armanda Heredia Mon­te­sinos, Zohra Bromand, Marion Christina Aich­berger, Selver Temur-Erman, Rahsan Yesil, Michael Rapp, Andreas Heinz & Meryam Schouler-Ocak (2010). Suizid und sui­zi­dales Ver­halten bei Frauen mit tür­ki­schem Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Zeit­schrift für Psych­iatrie und Psy­cho­the­rapie 58(3): 173–197.

Der Artikel erschien zuerst bei ScienceFiles.org.