Hier in Deutschland wird jeder, der dem CDU-Parteiprogramm aus den 1980er bis 2000er Jahren nachweint, gern bereits als „Nazi“ verunglimpft. Mit diesem Schimpfwort wird um sich geworfen, wie im Karnevalszug mit Bonbons. Schon eine Geste oder ein Spruch, den irgendein Nationalsozialist ähnlich gemacht hat, kann einen zum Nazi-Straftäter stempeln. Aber wenn es um eindeutige SS-Symbole, NSDAP-Parteisymbole in der Ukraine geht oder eine Figur des Zeitgeschehens, wie den ukrainischen Volkshelden Stepan Bandera, ein glühender Verehrer Hitlers, wird das alles unter den Tisch gekehrt, abgestritten, beschönigt, oder schlicht gelöscht.
Gute Ukrainer – böse Russen. Punkt.
Die verpflichtende Sprachregelung des Westens schreibt vor, dass Präsident Putin das Böse in Person ist, ein Diktator und Menschenschinder vom Kaliber eines gewissen Adolf H. und das Russland in die Knie gezwungen werden müsse. Wer dagegen auch nur einräumt, in der Ukraine gebe es Kampftruppen (ASOW-Bataillon oder Da-Vinci-Wölfe) die im Dunstkreis der Nationalsozialisten zu verorten sind, wird heftig kritisiert und als Lügner dargestellt. Doch die Beweise sind erdrückend und das Um-den-heißen-Brei-reden wird immer peinlicher.
Die Gedenkfeiern und Lobreden in der Ukraine auf den Volkshelden Stepan Bandera, bei denen auch schonmal Gruppen von Männern in originalen SS-Uniformen als Ehrengarden stehen, bekommt man im Westen nicht zu sehen.
Dass die Ultranationale Bewegung um Bandera auch beinhart Antisemitisch war, ist bekannt, weiß hier nur kam einer. Einer seiner engsten Weggefährten war Jaroslaw Stetsko. Die Seite WELTNETZ TV zitiert ihn mit folgenden Worten:
„Ich bestehe auf der Ausrottung der Juden und der Notwendigkeit, die deutschen Methoden zur Vernichtung der Juden in der Ukraine zu übernehmen. Fünf Tage vor dem Einmarsch der Nazis versicherte Stetsko dem OUN-B-Führer Stepan Bandera: “Wir werden eine ukrainische Miliz organisieren, die uns bei der Beseitigung der Juden helfen wird.“
Und das geschah auch: „ … der deutsche Einmarsch in die Ukraine wurde von schrecklichen Pogromen begleitet, zu denen die Nationalisten der OUN aufriefen und eifrig daran teilnahmen“
Das Bild von Stepan Bandera in Nationalsozialistischer Uniform findet man hier, auf dieser russischen Seite. (Übersetzung der Bildunterschrift: Held der Ukraine, der faschistische Henker Stepan Bandera, dann folgt: Foto vfl.ru: SS-Hauptsturmführer Stepan Bandera (Mitte) im von den Nazis besetzten Polen vor dem Angriff auf die Ukrainische SSR.). Ob diese Angaben stimmen, konnte ich nicht verifizieren. Angesichts seines Wikipedia-Eintrages dürfte es aber fraglos sein, dass er lange auf’s Engste mit den Nationalsozialisten zusammengearbeitet hatte – und von ihnen geehrt wurde. Und auch heute noch werden in der Ukraine immer wieder neue Denkmäler für ihn erbaut, Straßen nach ihm und seinen Anhängern benannt. Die Seite Weltnetz TV widmet dieser Ehrerbietung einen langen, detaillierten Artikel.
All das sollen wir hier nicht erfahren, denn dann würde sich mancher fragen, warum man eigentlich als Deutscher die Verbrechen an den jüdischen Mitbürgern ständig vorgeworfen bekommt, während die Verbrechen der Ukrainer an ihren jüdischen Mitbürgern möglichst gar nicht zur Sprache kommen und man kein Wort dazu sagt, dass die Massenmörder von damals dort immer noch mit Ehrenmälern und Fahnen-Aufmärschen gefeiert werden. Nicht nur das, diese Bilder werden gar nicht erst gezeigt. Wie geht es eigentlich den überlebenden ukrainischen Juden oder ihren Kindern und Enkeln damit?
Der Elefant im Raum: In der Ukraine ist „Nazi“ salonfähig
Wir hier im Westen sehen immer nur die Bilder, die wir sehen sollen, aber auch da schleicht sich schonmal eine Aufnahme ein, wo die Redakteure der Medien nicht genau genug hingeschaut haben.
Das passierte vor kurzem wieder einmal im Fernsehen. Ein Video-Ausschnitt wurde gesendet, der zeigt, wie ein ukrainischer Soldat auf einer Landstraße im russischen, eroberten Gebiet Filmaufnahmen macht. Er filmt einen Kameraden, der Fotos macht. Er steht auf russischen Gebiet mit einem Wehrmachtshelm auf dem Kopf und auf der Seite ist eine SS-Rune zu sehen. Dann richtet der Filmer seine Kamera auf einen alten, russischen Mann, der irgendwie verirrt zu sein scheint und behandelt ihn, wie einen Untermenschen, halt in Nazi-Manier:
Das Ganze bekommt noch mehr Geschmäckle, wenn man weiß, wie das Video weitergeht. Der 🇺🇦Typ mit dem SS-Helm erniedrigt noch einen 🇷🇺74-jährigen Zivilisten, der den Anschluss an seine Familie verloren hat. Der Teil wurde von @LCI bewusst rausgeschnitten: pic.twitter.com/DW8VRtDYA5
— Florian Warweg (@FWarweg) August 21, 2024
Bei Sekunde 0:15 Sieht man die SS-Rune auf seinem Wehrmachtshelm.
Dann redet der filmende Soldat den alten Mann an:
„Hey, russischer Iwan! Russischer Iwan! wie ist das Leben?“
„Dumm, ich habe mich verlaufen. Ich habe mich 5 Tage ausgeruht. Hier ist kein Gestern im Haus alles kaputt“
„Du maulst, dass alles in deinem Leben verloren gegangen ist, den verf*ckt falschen Weg gelaufen?“
„Den falschen Weg, siehst Du?“
„Iwan, hier ist Iwan … (dann auf Deutsch:) Du bist russisches Schwein! Hau ab und trink Wodka! Wodka! Hahaha, Schnaps!“ (Der andere ukrainische Soldat:) „Hahaha Schnaps ist gut! Hahaha!“
Dann wieder der Filmer „Hier ist ein verf*ckter echter Russe …“
Von diesem Video wurde aber in den Medien nur ein Ausschnitt gesendet. Die widerliche Demütigung eines verirrten und verwirrten alten, wehrlosen Mannes wurde bewusst weggeschnitten, um nur ja nicht das Bild der bösen Russen und der heldenhaften Ukrainer zu beschmutzen.
Das ist kein Einzelfall und keine Lappalie. Schon im September 2014, nach dem Maidan-Aufstand, gab es im Donbass Bilder von ukrainischen Truppenangehörigen, die Nazi-Symbole auf ihren Helmen trugen. Das wurde zwar tunlichst vermieden, in den Medien zu zeigen, denn das spiele nur Präsident Putin in die Hände, der sich ja auf die Fahne geschrieben hatte, die Nazis aus der Ukraine zu vertreiben. Der „Westen“ tat das immer nur als „Kreml-Propaganda“ ab. Die Seite Info Sperber veröffentlicht aber Bilder aus Berichten des ZDF, auf denen die Embleme deutlich zu sehen sind. Die Seite schreibt:
„Unter dem Titel ‚Nazi Symbols on Ukraine’s Front Lines Highlight Thorny Issues of History‘ (Nazi-Symbole an der ukrainischen Front fokussieren heikle geschichtliche Sachverhalte) greift Gibbons-Neff das Thema trotzdem auf. Er ist sich bewusst, dass dies die internationale Unterstützung für die Ukraine gegen die Aggression Russlands schwächen und «der russischen Propaganda in die Karten spielen» könnte. Aber «nichts dazu zu sagen, macht die Nachricht noch schlimmer».
Es geht um die Verwendung von Nazi-Symbolen an den Uniformen ukrainischer Soldaten und auf verschiedenen Fotos und Abzeichen in den Social Media durch ukrainische Autoritäten, die eine Verbindung mit rechtsextremem Gedankengut offenbart. Bekanntlich gilt die «Entnazifizierung» der Ukraine noch immer als eine der Begründungen von Russlands Präsident Vladimir Putin, das Nachbarland mit einem brutalen Krieg zu überziehen.“
Präsident Wolodymir Selenskyj soll selber jüdische Wurzeln haben – und trotzdem versucht er, diese Dinge kleinzureden und als „russische Propaganda“ abzutun. Natürlich ist es den Politikern und Militärs des Westens wohl bekannt, welche Gemengelage in der Ukraine brodelt. Diese Männer mit den Nazi-Zeichen sehen sich als die Nachfolger der heroischen Verteidiger gegen die russischen Besatzer von damals. Und sie werden wieder genauso instrumentalisiert, wie damals.
Den Großmächten, die hinter diesem mörderischen Konflikt stecken, der in einen Dritten Weltkrieg führen könnte und wahrscheinlich auch wird, kommt diese ideologisch-heroisch-patriotische Überhöhung Banderas und das ganze Nazi-Heldentum ja gerade recht, denn damit haben sie fanatische Kämpfer, die sich voller Überzeugung in den Tod schicken lassen. Da muss man als Weltenlenker ihnen halt ihre Motivation geben und einfach mal weggucken und ihnen ihre Nazi-Fetische lassen, nicht wahr?
Nur sollten solche Bilder nicht in der westlichen Hemisphäre die Runde machen, das würde die „internationale Unterstützung schwächen“. Die Way-back-Maschine zeigt symbolisch überhöhte Heldenbilder die heute nicht mehr zu finden sind.
„Faktenchecker“ bemühen sich um Schadensbegrenzung
Da darf Correctiv natürlich nicht fehlen. Es wird zugegeben, was nicht mehr zu verleugnen ist, nämlich, dass ein Totenkopfaufnäher auf dem Rücken eines ukrainischen Soldaten hinter Präsident Selenskyj kein Symbol der SS-Division „Totenkopf“ sei, weil es nicht ganz genau derselbe Totenkopf ist. Laut Produktbeschreibung sei das „eine „moderne Interpretation des Totenkopfs, wie er von der NS-Armee verwendet wurde“. Ja, dann ist ja alles prima, wenn man nur den alten, nationalsozialistischen Totenkopf modern interpretiert. (Die Schutzstaffel SS-Division „Totenkopf“ war unter anderem dafür zuständig, Konzentrationslager zu bewachen.)
Und dann dreht Correctiv den Vorwurf einfach um und schreibt:
„Die Ukraine als faschistischen Staat darzustellen, gehört seit Beginn des Angriffskrieges zur Propaganda Russlands, wie wir in einem Hintergrundbericht schilderten.“
Superb, das erfordert Chuzpe: Da gibt man zu, dass der Totenkopf sehr wohl eine moderne Interpretation des SS-Division-Totenkopfes ist, sogar einzugestehen, dass der Markenname „R3ICH“ – eine Mischung aus dem deutschen Wort „Reich“ und der Zahl „3“ – eine Anlehnung an das Dritte Reich nahelege, um dann den Spieß rumzudrehen und Russland zu beschuldigen, die Ukraine bösartigerweise als faschistischen Staat hinzustellen. Ein journalistischer doppelter Rittberger.
Man hat’s aber auch nicht leicht, die Dinge immer wieder so hinzubiegen, dass es passt. Da gibt es den ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk, der zeigt seit Jahren offen „seine Verehrung für den ukrainischen Faschisten und Nationalistenführer Stepan Bandera (1909–1959), einen ausgewiesenen Antisemiten, Polen-Hasser und Nazi-Kollaborateur. In einem Video-Interview mit dem Journalisten Tilo Jung leugnete Melnyk Banderas Verantwortung für Judenpogrome und gegen Polen gerichtete ethnische Säuberungen“, schreibt die Berliner Zeitung.
Und auch die taz versucht, die Sache herunterzuspielen: „Es gibt keine Belege, dass Bandera-Truppen Hunderttausende Juden ermordet haben“, behauptet der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk in einem Interview. „Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen.“
Diese Äußerungen des ukrainischen Botschafters Melnyk seien „schwer zu falsifizieren“ meint das sonst so bissig gegen rechts eingestellte Blatt recht zurückhaltend. Doch da kommt Schützenhilfe aus Kiew: Das ukrainische Außenministerium sah sich offenbar zu einer Klarstellung genötigt: „Die Meinung des ukrainischen Botschafters in Deutschland gibt nicht die Position des ukrainischen Außenministeriums wieder.“
Interessant: Vor dem Einmarsch der Russen in den Donbass, war man bei der taz nicht so rücksichtsvoll gegenüber den ukrainischen Rechten. 2020 schrieb die taz einen Artikel dazu unter dem Titel: „Rechtsradikale in der Ukraine – Mit SS-Symbolen und Hitlergruß“. In Kiew waren damals schon Hunderte rechte Ukrainer zum Gedenken an die Gründung der Waffen-SS-Division Galizien aufmarschiert. Die Polizei sorgte für die Sicherheit der Feiernden, die mit SS-Symbolen, Flaggen der Ukraine, Blumen und Fahnen von Freiwilligenverbänden zum Maidan zogen. Die Männer dieser „Division Galizien“, so schrieb die taz, hatten einen Treue-Eid auf Adolf Hitler geschworen.
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