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Die BRICS – auf dem Weg zu einer neuen Welt­macht, unter­schätzt im „Westen“

Wir hier im „Westen“ erfahren nur spärlich, wer die BRICS-Staaten sind. Sie werden noch dieses Jahr in der Stadt Kasan (Haupt­stadt der Republik Tatarstan in Russland) zusam­men­treffen und Russland wird den Vorsitz über­nehmen. Diese Länder schließen sich nicht zu einem Angriffs- oder Ver­tei­di­gungs­bündnis zusammen, wie die US-domi­nierte NATO, sondern legen des Fokus auf wirt­schaft­liche Zusam­men­arbeit und globale Ent­wicklung. Das zeigt sich auch in dem großen, seit Jahren vor­wärts­ge­trie­benen Mega-Projekt „Neue Sei­den­straße“ oder „One Belt, one Road“.

Wer sind die BRICS-Länder? Was wollen sie?

Die „BRICS-Gruppe“ setzte sich ursprünglich zusammen aus Bra­silien, Russland, Indien, China und Süd­afrika, daher der Name aus den Anfangs­buch­staben der fünf Grün­dungs­länder. Obwohl allein Russland, China und Bra­silien schon riesige Länder sind ist mitt­ler­weile die Land­karte der heu­tigen BRICS-Länder schon enorm groß geworden und bedeckt große Teile der Land­masse der Erde. Dazu gekommen sind bis heute unter anderem Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Ver­ei­nigten Ara­bi­schen Emirate, keine Leicht­ge­wichte. Etwa vierzig Länder möchten eben­falls bei den BRICS auf­ge­nommen werden.

Bild: Creative Commons via Wiki­pedia, Bild­lizenz: CC BY-SA 3.0 Attri­bution-Sharealike 3.0 Unported, Deed, Über­setzung auf Deutsch: Niki Vogt, Anpassung Argen­tinien auf neu­esten Stand: Niki Vogt

Seit der BRICS-Gründung wollen immer mehr Länder in diese Gruppe ein­treten. Und je mehr sich anschließen desto wich­tiger wird diese Gruppe und umso loh­nender ist eine Mit­glied­schaft. Auf diese Weise werden auch deut­liche, geo­po­li­tische Ver­än­de­rungen aus­gelöst, denn diese Länder mögen zwar unter­schied­liche poli­tische Systeme haben, da aber die Nicht­ein­mi­schung in diese Struk­turen ein Plus­punkt in dieser Gruppe ist, wird auch unter diesen sehr unter­schied­lichen Sys­temen eine enge Zusam­men­arbeit möglich, weil die Sou­ve­rä­nität der Ein­zel­staaten unbe­rührt bleibt.

Daher sind die Reak­tionen der Nicht-BRICS-Staaten auch sehr gemischt. Der „Westen“ sieht darin eine Bedrohung für die bisher bestehende globale Ordnung, ins­be­sondere die der USA. Andere betrachten diese Gruppe als eine gute und erfolg­ver­spre­chende Mög­lichkeit für freien Handel, Gleich­be­rech­tigung auf Augenhöhe und einen gewissen Schutz vor dem Zugriff der USA auf ihre Res­sourcen. Tat­sächlich ist das Wirt­schafts­wachstum in den BRICS-Staaten beachtlich – und das auch in Ländern, die bisher als Ent­wick­lungs­länder ein­ge­stuft wurden. Auch dank dieser Gruppe konnten China und Indien zu glo­balen Wirt­schafts-Groß­mächten aufsteigen.

Das BRICS-Treffen im Herbst 2024 und die Themen

Schon im Juli 2024 fand ein Treffen der Wirt­schafts- und Außen­mi­nister der BRICS statt, bei dem man sich zum Tech­no­lo­gie­aus­tausch und zur Ver­bes­serung der gegen­sei­tigen Inves­ti­tionen beriet. Im August 2024 trafen sich dann die Indus­trie­mi­nister. Seit 2009, dem Jahr des ersten offi­zi­ellen Treffen der ersten vier Grün­dungs­länder, das Jahr darauf kam Indien dazu, und seitdem ist der wirt­schaft­liche Ein­fluss der „BRICS“ enorm gewachsen. Und auch der Anteil dieser Staaten am glo­balen BIP wächst kontinuierlich.

Was aber den Westen gar nicht gefällt ist, dass die immer ein­fluss­rei­cheren BRICS eine Reform des inter­na­tio­nalen Finanz­systems fordern. Dabei würden die Schwellen- und Ent­wick­lungs­länder mehr Mit­spra­che­recht ein­ge­räumt werden. Diese Vor­stellung ist die Grundlage einer mul­ti­po­laren Welt­ordnung, die die BRICS-Gruppe anstrebt. Sie posi­tio­niert sich damit als eine „andere Welt­ordnung“, als die West­liche Wer­te­ge­mein­schaft, die von den USA domi­niert wird und klar hier­ar­chisch auf­gebaut ist.

Die Ära der US-domi­nierten Welt geht dem Ende zu

Dass Russland aus­ge­rechnet jetzt den Vorsitz hat, dürfte den USA nicht besonders gelegen kommen. Nicht nur, dass dieser Posten dem rus­si­schen Prä­si­denten weltweit Renommee ver­leiht und damit nicht genug, auch noch mehr Ein­fluss. Denn der globale Süden ist mit dem Westen schon seit langem nicht zufrieden. Immerhin reprä­sen­tieren die BRICS 40 Prozent der Welt­be­völ­kerung und tragen ein Drittel des glo­balen BIPs bei. Die Neu­zu­gänge erhöhen diesen Anteil auf 35 Prozent des glo­balen BIPs.

Die BRICS und vor allem der globale Süden hat genug davon, vom Westen unter den Vor­schriften „west­licher Werte“ Regeln und Systeme zu arbeiten und zu wirt­schaften und dabei aus­ge­nommen zu werden, wie eine Weih­nachtsgans. Immer, wenn es irgendwo kostbare Boden­schätze gibt, oder wichtige Inter­essen der USA oder Groß­bri­tannien tan­giert sind, macht „der Westen“ maxi­malen Druck, bishin zu orches­trierten Put­schen oder Farb­re­vo­lu­tionen. Und dann setzen sie ihre immer wieder ihre Mario­net­ten­re­gimes ein. Ob es in der Ukraine der Euro-Maidan ist oder in den Mittel- und süd­ame­ri­ka­ni­schen Ländern, ob in Afrika oder sonstwo. Wenn die Regie­rungen hals­starrig nicht koope­rieren wollen, werden sie ent­weder weg­ge­putscht oder es gibt eben einen Auf­stand oder Krieg. Eine Liste der unzäh­ligen „Mili­tär­ope­ra­tionen der Ver­ei­nigten Staaten von Amerika“ kann man hier auf Wiki­pedia finden.

Russland und China haben ein neues, eigenes Zah­lungs­system für die BRICS entwickelt

In Moskau wurde nun ein neues Zah­lungs­system vor­ge­stellt, das in Kürze starten soll. Es ist ein block­chain-basiertes Zah­lungs­system, das Prä­sident Putin auf dem Forum der Rus­si­schen Energie-Woche ankün­digte. Er sprach über die schi­ka­nösen Pro­bleme im inter­na­tio­nalen Handel durch Sank­tionen und dem ein­ge­schränkten Zugangs zum SWIFT-System für Russland. Das alles mache den Waren­aus­tausch und inter­na­tionale Bank­ge­schäfte zum echten Problem. Man werde nun mit den BRICS einen ent­schei­denden Schritt tun und ein eigenes Zah­lungs- und Abwick­lungs­system ein­richten, um sicher­zu­stellen, dass der gesamte Außen­handel rei­bungslos un.d unab­hängig abge­wi­ckelt werden kann. Kern dieses System ist, die Ver­wendung natio­naler Wäh­rungen gegenüber dem US-Dollar zu stärken. Das ist nicht nur ein großer Schritt in Richtung einer Ent­dol­la­ri­sierung, es sta­bi­li­siert und stärkt auch die eigenen Wäh­rungen der Mit­glieds­staaten. Es heißt, dieses Projekt werde schon beim dies­jäh­rigen BRICS-Gipfel gestartet.

Abkehr vom Dollar als Weltleitwährung 

Dieses Vor­haben wird sicher ein, wenn nicht DER Schwer­punkt der Dis­kus­sionen auf dem BRICS-Gipfel werden. Die Abkehr vom US-Dollar zugunsten der ein­hei­mi­schen Wäh­rungen innerhalb des Blocks könnte das erste Mal sein, dass dies (von den USA unge­straft) ver­wirk­licht werden kann. Dieses neue System ist nicht nur ein Pau­ken­schlag: Es würde den glo­balen Handel zwi­schen den BRICS-Ländern wirklich ver­ändern und neue Länder als Mit­glieds­staaten anziehen. Putin betonte, dass auch die Partner-Länder der BRICS sehr an diesem Übergang inter­es­siert sind. Wenn BRICS Pay erfolg­reich ist, wird es inter­na­tionale Trans­ak­tionen ratio­na­li­sieren und Han­dels­ab­wick­lungen in ein­hei­mi­schen Wäh­rungen ein­facher denn je machen.

Das würde aber auch die Herr­schaft des Dollars enorm aus­höhlen. Der Dollar als Welt­leit­währung beschert den USA viele Vor­teile. Die Abhän­gigkeit der Welt vom Dollar würde nach und nach beseitigt, es ist der Plan zur De-Dol­la­ri­sierung der Welt und zur Stärkung der jewei­ligen Wäh­rungen in einer mul­ti­po­laren Welt:

„Im Rahmen der Zusam­men­arbeit mit den BRICS-Ländern arbeiten wir daran, unser eigenes Zah­lungs- und Abwick­lungs­system zu schaffen“, sagte Prä­sident Putin. Darüber hinaus, fügte er hinzu, werde es den Bünd­nis­staaten ermög­lichen, „Bedin­gungen für die effektive und unab­hängige Abwicklung des gesamten Außen­handels zu schaffen.“ Die BRICS-Partner seien „äußerst inter­es­siert“, wenn es um den Übergang zu natio­nalen Wäh­rungen anstelle des US-Dollars gehe. Das sich ent­wi­ckelnde „BRICS Pay-Projekt“ würde inter­na­tionale Han­dels­ab­wick­lungen in lokalen Wäh­rungen zwi­schen den BRICS-Staaten ein­facher denn je machen.

Es ist das, was immer pas­siert, wenn man jemanden per­sistent schi­ka­niert, weil man der Stärkere ist. So etwas geht einige Zeit, aber wenn man viele unter­drückt und aus­plündert, tun die sich irgendwann zusammen und finden einen Weg, ihren Unter­drücker los­zu­werden. Das ist in Familien so, in Schul­klassen, in Städten und Ländern. Man findet einen Weg, um  sich dem Druck zu ent­ziehen, und genau das geschieht hier.

Für die USA wird es nicht sofort ein großes Problem und sie werden sich etwas ein­fallen lassen, um diese Pläne zu ver­eiteln und zu unter­laufen. Aber die werden es nicht ver­hindern können. Die BRICs werden in der Lage sein, dagegen zu halten. Dazu kommt, dass der Kampf gegen die (noch) Welt­macht Nummer 1 zusam­men­schweißt. Und je besser es da läuft, umso mehr Länder schließen sich dem an. Anfangs wird man in den NICHT-BRICS-Ländern noch vor­sichtig abwarten und „die Lage peilen“, was pas­sieren könnte. Sollte dieser Plan erfolg­reich sein, wird es sehr schnell gehen und die USA ver­lieren ihre Herr­schaft über die Welt­weite Handelswährung.

„Das Ende der Dollar-Dominanz“

Zwei Finanz-Experten, Daniel Eckert und Holger Zsch­äpitz, sehen die deut­liche Abwertung des Dollars als den Beginn des Endes der Dol­la­do­minanz. Auch bekannte Wäh­rungs­stra­tegen, so wissen sie, „halten den aktu­ellen Verfall nur für den Anfang“, berichtet die „WELT“. Dabei ist das nur das haus­ge­machte Problem:

Der Abstieg der US-Währung ist einer mit Ansage: Die Ame­ri­kaner sind so hoch ver­schuldet wie noch nie in ihrer Geschichte. Zuletzt standen die Ver­ei­nigten Staaten mit mehr als 32 Bil­lionen Dollar in der Kreide. Lange schien sich an den Mam­mut­schulden niemand zu stören. Noch 2022 hatte die US-Währung gegenüber anderer Devisen Hoch­stände markiert.“

Doch nicht nur, dass ein schwind­süch­tiger Dollar den Wert der „Dollar-Devisen“ ständig schmälert, ein System, bei dem die natio­nalen Wäh­rungen frei ein­ge­setzt werden könnten über eine BRICS-Pay-Ver­rechnung enthebt die Staaten auch teil­weise oder weit­gehend der Not­wen­digkeit, Devisen anzu­legen, die die Bewe­gungs­freiheit ein­schränken, Kapital binden und eben auch für Wert­verlust der Devisen anfällig sind.

Fällt der Dollar in seiner soli­tären Stellung als Welt­leit­währung, gibt es auch kaum noch aus­län­dische Anleger, die im großen Stik US-Staats­an­leihen kaufen und halten. Und das immerhin ins­gesamt für zirka eine Billion (ca. 900 Mil­li­arden Dollar). Das alles begründet den Status einer Reser­ve­währung, in die die Anleger weltweit Ver­trauen haben – weil es keine andere solche Währung gibt und alle damit umgehen müssen. Daher giltder Dollar auch als „aus­fall­sicher“. Der Euro ist so etwas ähn­liches, aber nur eben in Europa und viel­leicht noch den Anrainerländern.

China allein ist auf dem Weg, dem Dollar Kon­kurrenz zu machen. Schon 2028 könnte China die USA als der Welt größte Volks­wirt­schaft den Rang ablaufen. Im Gesamt­verbund der BRICS-Staaten  aber allemal.

Für die USA ist es, sollte sich die BRICS-Pay-Währung tat­sächlich eta­blieren, wäre das für die USA ein mas­sives Problem. Ins­be­sondere deshalb, weil die BRICS erst­einmal eine gold­ge­deckte Han­dels­währung sein soll, also mit echten Werten hinterlegt.

Das hier sollte man sich ansehen. Markus Krall erklärt inter­essant und ver­ständlich, was da auf uns zukommen wird und wie die Dinge zusam­men­hängen und warum das geschieht, was hier und heute vorgeht. Im Grunde sitzen wir in dem klei­neren Schiff „Westen“, während das große Schlacht­schiff sehr bald die BRICS-Gruppe sein wird.

 

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