Grünland – und der Wahnsinn geht weiter

Gibt es denn Neues im Land? Ja, so einiges. Die EU hat das Rena­tu­rie­rungs­gesetz ver­ab­schiedet, wonach „bis 2030 min­destens 20 % der Land- und Mee­res­flächen der EU und bis 2050 alle sanie­rungs­be­dürf­tigen Öko­systeme wie­der­her­ge­stellt werden“ sollen. „Ziel ist es, bis 2030 min­destens ein Fünftel der Land- und Mee­res­ge­biete in der EU zu rena­tu­rieren“. Im Meer klappt dies mit LNG-Ter­minals und Wind­parks ja schon mal vor­bildlich. Und an Land? „Mitten im uralten Rein­hardswald soll Hessens größter Windpark ent­stehen.“ Ja, auch das funk­tio­niert. Doch freuen wir uns mehr auf das Vernässen von Mooren. Ach, wie roman­tisch. Übrigens sorgten auch Moore dafür, dass die Malaria in Deutschland bis ins 19. Jahr­hundert hei­misch war. „Eine ent­schei­dende Rolle (für die weit­ge­hende Aus­rottung der Malaria in Europa) spielten die Tro­cken­legung von Feucht­ge­bieten…“ Also will­kommen zurück, liebe Malaria. Die Phar­ma­in­dustrie wird es freuen, denn sie hat dann sicherlich die nächste mRNA-Beglü­ckung parat.

(Von Werner Pilipp)

Doch zurück zu den Anfor­de­rungen des Rena­tu­rie­rungs­ge­setzes. Deutsch­lands Fläche wird zu 50,4% land­wirt­schaftlich genutzt und 14,5% werden für Siedlung und Verkehr benötigt. Wenn man jetzt noch die Fläche für Ener­gie­parks zu Land und zu Wasser abzieht, bleibt nicht mehr so viel Fläche für die Umsetzung dieses Gesetzes. Demo­kra­tie­feinde sind jetzt sicher der Meinung, dass einer­seits unsere Land­wirte durch Redu­zierung der land­wirt­schaft­lichen Nutz­fläche ver­nichtet werden und ander­seits wir aus unseren Dörfern ver­trieben werden und alle in 15-Minuten-Mega­städten auf kleinster Fläche hausen sollen.

Und auch in Spanien war die Rena­tu­rierung bisher sehr erfolg­reich. So hat man alleine in den Jahren 2021 und 2022 lan­desweit 256 Stau­dämme abge­rissen, um Fluss­läufe zu rena­tu­rieren. „Die Besei­tigung dieser Art von Infra­struktur hat jedoch zu Über­schwem­mungen in Gebieten wie dem Ein­zugs­gebiet des Voltoya und des Cega geführt, die inzwi­schen Dut­zende von Städten in der Region Valencia und Kas­tilien-La Mancha betreffen.“ Dass diese Damm­rück­bauten etwas mit der schreck­lichen Flut jetzt im November 2024 in Valencia zu tun haben, ist natürlich eine Ver­schwö­rungs­theorie von Rechts­extremen. Die einzige Ursache ist selbst­ver­ständlich der Kli­ma­wandel.

Apropos Rechts­extreme und andere Demo­kra­tie­feinde: Um solche in die Schranken zu weisen, hat die Bun­des­netz­agentur „heute den ersten Trusted Flagger, einen ver­trau­ens­wür­digen Hin­weis­geber, gemäß dem Digital Ser­vices Act (DSA) zuge­lassen. Die Mel­de­stelle REspect! … erhielt heute diese Zulassung.“ Nun, die Bun­des­netz­agentur unter­steht dem Wirt­schafts­mi­nis­terium von Robert Habeck. So sind die ernannten „Trusted Flagger“ eher bewährte Fah­nen­träger, denn gefördert werden sie u.a. durch das Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­terium, das Land Baden-Würt­temberg oder die baye­rische Staats­re­gierung. Und sie zahlen zurück. „Eine Reportage von ARD alpha aus dem Jahr 2021 zeigt die Mel­de­stelle REspect! – Deutsch­lands ersten Trusted Flagger – bei ihrer Arbeit. Stolz erzählt der Leiter der Mel­de­stelle, dass man sich auch um die Löschung nicht straf­rechtlich rele­vanter Mei­nungen bei Pro­vidern bemühe.“ Ja, unser Staat ist wahrlich um unseren Schutz bemüht. Wie kann dann die NZZ in einem Artikel ver­öf­fent­lichen, „der Ver­fas­sungs­rechtler Josef Franz Lindner schrieb auf X über den Leit­faden für Mel­de­stellen: ‚Wenn man später einmal den Nie­dergang der Mei­nungs­freiheit in Deutschland und den Ein­stieg in den Zen­sur­staat rekon­stru­ieren will‘, werde dem Leit­faden zu den Trusted Flaggern ‚die Rolle eines Schlüs­sel­do­ku­ments zukommen‘.“ Wie kann ein Medium wie die NZZ solch einem Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker ein Forum bieten? Unmöglich!

Alles? Nein, Gott sei Dank nicht! Die „Bun­des­re­gierung plant Gesetz gegen Bürger, die sich ‚gemein­wohl­schädlich‘ äußern!“ „Wer sich nicht für das Gemeinwohl ‚nützlich‘ macht, sondern mit seiner Meinung gar das Gegenteil aus­drückt, dem sollen künftig dra­ko­nische Strafen drohen. Es sei ‚Sozi­al­schäd­lichkeit‘, so Buschmann, wenn Gewalt oder – Achtung, hier wird es gefährlich! – bestimmte Mei­nungs­äu­ße­rungen dazu führen könnten, dass Men­schen sich nicht mehr enga­gieren wollen.“ Ja, so geht Demo­kratie heute, denn der Kampf gegen rechts muss in voller Härte wei­ter­ge­führt werden. Schließlich hat er in unserem Land eine lange Tra­dition. So ver­öf­fent­lichte die Deutsche Reichs-Zeitung schon am 15.6.1934 auf Seite 1 fol­genden Artikel:


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Sie sehen richtig. Auch die Hit­ler­jugend wusste schon, wo der Feind steht. In dieser ehren­vollen Tra­dition bewegt sich unsere „Zivil­ge­sell­schaft“, wie z.B. unsere „Omas gegen rechts“ zeigen.

Da ist es doch beru­higend, dass US-Prä­sident Joe Biden mit dem Bun­des­ver­dienst­kreuz aus­ge­zeichnet wurde. Rechts­extreme würden jetzt behaupten, er hat es für die Sprengung von Nord Stream erhalten. Aber nein, unsere Ener­gie­ver­sorgung können wir auch selbst ver­nichten, wie man an der Idee sieht, die Tagebaue am Rhein nach dem Koh­le­aus­stieg 2030 mit Wasser zu fluten. Sind denn die Koh­le­vor­kommen bis dahin wenigstens abgebaut? Och nö, nicht so ganz. „Die Rhei­nische Braun­koh­len­la­ger­stätte beinhalte auf einer Fläche von etwa 2.500 qkm ursprünglich ein Vor­kommen von etwa 55 Mil­li­arden Tonnen. Sie ist damit das größte geschlossene Braun­koh­le­vor­kommen Europas. Große Teile davon gelten als tech­nisch und wirt­schaftlich gewinnbar. Bis Ende 2022 wurden etwa 6,9 Mil­li­arden Tonnen Braun­kohle gefördert.“ Durch die Flutung wird die Kohle dann wohl für die kom­mende Zeit unbrauchbar. Wahrlich ein Hoch auf den Klimaschutz.

Doch es gibt weitere positive Mel­dungen. Am 26.9.2024 hat der Bun­destag den Entwurf für ein Büro­kra­tie­ent­las­tungs­gesetz IV ange­nommen. Und auch in der EU gibt es vor­ge­legte Initia­tiven zum Büro­kra­tie­abbau. „Damit sollen Berichts­pflichten im Ein­klang mit der Stra­tegie zur Stärkung der lang­fris­tigen Wett­be­werbs­fä­higkeit der EU um 25 Prozent ver­ringert … werden.“ Wow, das hört sich ja gut an. Frau von der Leyen lebt dies ja auch vor. So soll sie „einen Kauf­vertrag zwi­schen der EU und dem Phar­ma­un­ter­nehmen Pfizer über die Lie­ferung von 1,8 Mil­li­arden Impf­stoff­dosen“ im Wert von geschätzten 35 Mil­li­arden Euro per SMS abge­schlossen haben. Eine Offen­le­gungs­pflicht hält sie ver­ein­fa­chen­der­weise für unan­ge­bracht. In ihrer Ver­gan­genheit als Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin wurde ihr vor­ge­worfen, „sie habe mil­lio­nen­schwere Auf­träge ohne Aus­schreibung an Bera­tungs­firmen ver­geben.“ Schon damals setzte sie sich offen­sichtlich für sehr kurze Auf­be­wah­rungs­pflichten für Geschäfts­un­ter­lagen ein, denn die Mobil­funk­daten (diverse SMS) auf ihrem Handy waren sehr schnell gelöscht worden. Unsere EUschi ist wirklich Vorbild für Vereinfachungen.

Doch wie wirkt sich der Büro­kra­tie­abbau für unsere Unter­nehmen aus? Eine erste Erleich­terung bringt die Nach­hal­tig­keits­be­richts­er­stattung (ESRS). Kamen bisher nur wirklich große Unter­nehmen in deren Genuss, erfreuen sich ab dem 1.1.2025 alle nach § 267 HGB großen Unter­nehmen. Damit wird fast jeder größere Mit­tel­ständler beglückt. Einen Über­blick über die Inhalte ver­mittelt eine Grafik, durch die IHK München ver­öf­fent­licht wurde:


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Die all­ge­meine Erleich­terung für Unter­nehmen ist sofort ersichtlich, wobei hierbei der Punkt E1 Kli­ma­wandel inter­essant ist. Während man in den Unter­punkten 1 und 2 den direkten CO2-Ausstoß durch Heizöl, Gas oder auch der bezo­genen Energie (Strom, Fern­wärme) berechnen muss, fällt unter Unter­punkt 3 der indi­rekte Ausstoß durch erworbene Waren und Dienst­leis­tungen, Abfall, Geschäfts­reisen, Pendeln der Mit­ar­beiter usw. usf. Viel Spaß bei der Daten­er­hebung. Übrigens trifft dieser Büro­kra­tie­abbau auch viele kleine Unter­nehmen, die Auf­träge für berichts­pflichtige Unter­nehmen aus­führen, da sie diese Daten natürlich von ihren Auf­trag­nehmern benötigen.

Aber die Erleich­te­rungen gehen weiter. Da hätten wir noch die EUDR. Das ist jetzt nicht die Euro­päische Demo­kra­tische Republik wie Mies­macher meinen könnten, sondern die Euro­päische Ent­wal­dungs­ver­ordnung, die die Her­stellung ent­wal­dungs­freier Pro­dukte gewähr­leisten soll. In deren Genuss kommen „Unter­nehmen, die spe­zi­fische Pro­dukte wie Kaffee, Kakao, Kau­tschuk, Rinder, Holz, Palmöl, Soja und deren Ablei­tungen in der EU ver­markten, unab­hängig von deren Her­kunft.“ Da Papier aus Holz besteht, sind auch Bücher ein­ge­schlossen. Böse Zungen könnten nun meinen, dass Bücher­ver­bren­nungen von gestern wären, da man heute ver­hindert, dass Bücher über­haupt erst preis­günstig ent­stehen. In Zeiten, in denen Inter­net­ar­chive gehackt werden und Bun­destro­janer im Einsatz sind, scheint ein Buch zuhause wohl sicherer, sodass deren Reduktion den Kampf gegen Miss- und Fehl­in­for­mation unter­stützt, den Ursula von der Leyen auf dem Welt­wirt­schafts­forum 2024 zur Not­wen­digkeit erhoben hat. Auch WHO-Chef Dr. Tedros Adhanom Ghe­breyesus bläst ins gleiche Horn. Wer jedoch festlegt, was Miss- und Fehl­in­for­ma­tionen sind, lassen beide offen.

Doch zurück zu den Erleich­te­rungen für unsere Unter­nehmen: Beglückt werden diese auch mit dem Lie­fer­ket­ten­sorg­falts­pflich­ten­gesetz, das „die unter­neh­me­rische Ver­ant­wortung für die Ein­haltung von Men­schen­rechten in glo­balen Lie­fer­ketten“ regelt. „Hierzu gehören bei­spiels­weise der Schutz vor Kin­der­arbeit, das Recht auf faire Löhne und der Schutz der Umwelt.“ Ja, so dürfen impor­tie­rende Unter­nehmen prüfen, ob in den Pro­duk­ti­ons­ländern alles im Sinne des Gesetzes pro­du­ziert wird. So werden viele mit Sicherheit kli­ma­neu­trale Geschäfts­reisen haupt­sächlich nach Fernost not­wendig werden.

Doch auch die Ver­pflich­tungen aus euro­päi­schem Ver­pa­ckungs­gesetz, CO2-Grenz­aus­gleichs­me­cha­nismus, EU-Gebäu­de­ef­fi­zi­enz­richt­linie oder Recht auf Repa­ratur unter­stützen die Unter­nehmen natürlich enorm beim ver­spro­chenen Büro­kra­tie­abbau. Und die dadurch ver­ur­sachten Mehr­kosten werden sicherlich an die Ver­braucher durch­ge­reicht. Meinen natürlich nur Aluhutträger.

Doch genug geschwurbelt. Jetzt machen wir einfach eine Wahnsinnspause.