Es ist ein Irrtum, wenn Leute denken, dass Trump ein dummer Grobian ist, der einfach nur herumtönt und viel Porzellan zertrampelt. Und peinliche Auftritte abliefert. Ja, er benimmt sich oft wie der vielzitierte Elefant im Porzellanladen, aber je mehr man sein Benehmen, seine Ankündigungen und das, was herauskommt unvoreingenommen betrachtet, desto mehr erkennt man, dass das seine Taktik ist. Auch möglicherweise in Sachen Grönland.
Erst mal den Laden richtig aufmischen, und wenn alles vor Schreck über die eigenen Füße fällt, dann mit völlig überraschenden Vorschlägen um die Ecke kommen. Gerade seine Unberechenbarkeit setzt er so ein, dass der Gegner lieber einen einigermaßen annehmbaren Vorschlag annimmt, als möglicherweise am Ende noch schlechter herauszukommen, denn niemand weiß ja, wie weit er wirklich geht. Oder so ähnlich.
Es ist keine Schnapsidee, „Grönland zu kaufen“. Erstens: Die Lage
Trump sagte es ja ganz offen, worauf es ihm ankommt: Die strategische Lage zwischen Russland und den USA. Grönland ist die größte Insel der Welt und nur knapp 60.000 Menschen wohnen darauf. Sicher, das meiste ist Eis aber das hat auch seine Vorteile. Wenn die – sowieso schon mit ziemlicher Mannstärke auf Grönland vertretene US-Army – in diesen riesigen Eisschichten im Inland einen Atomaren Hichtech-Stützpunkt und Horchposten baut, ist das von außen und von oben kaum zu finden. Man bohrt einen großen Tunnel in die Eisgebirge und treibt dann unter dem Eis lange Stollen und welche Einrichtungen da gebaut werden, ist wahrscheinlich kaum nachvollziehbar.
Beschaut man sich die Lage mal genauer auf einem Globus fällt auf, dass die Hauptstadt von Grönland, Nuuk, näher an Long Island, also New York liegt, als an der Hauptstadt Dänemarks, Kopenhagen, zu dem Grönland seit einiger Zeit gehört. Das Inselreich hat eine Fläche von etwa 2,16 Millionen Quadratkilometern, auf denen nur etwa 57.000 Einwohnern leben. Es gehört seit dem Jahre1814 zum Königreich Dänemark, also noch nicht so sehr lange. Seine Halbwegs-Selbständigkeit erreichte Grönland 1979, 2009 kamen weitere Souveränitätsrechte dazu.
Wer also einen großen Militärstützpunkt auf Grönland hat, kontrolliert den See- und Luftraum dort. Und das ist aus Sicherheitsgründen und mit Russland nicht weit davon schonmal allein deswegen ein Vorteil. Und es wäre auch schwierig auszuspionieren. Fremde fallen auf Grönland auf und ein Stützpunkt in dem riesigen Eis kann man nicht so eben mal unauffälig ausspionieren.
Schon zwei Tage vor Weihnachten hatte Trump sein Kaufinteresse an der Eis-Insel angezeigt und nicht zum ersten Mal, denn schon 2019 hatte er die riesige Inselgruppe in der Arktis auf seinem Einkaufszettel. Sie unter US-amerikanische Kontrolle zu bringen sei eine, so wörtlich, „absolute Notwendigkeit“ ließ er von seiner Residenz Mar-a-Lago die Welt wissen . Und heute natürlich mehr als damals. Denn seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges ist die weitere Entwicklung in diesem Gebiet kaum berechenbar.
Typisch Trump: Er äußerte seine Kaufabsicht ausgerechnet bei der Vorstellung des künftigen ersten Botschafters der USA in Dänemark, Ken Howery. Als Reaktion darauf ließ Dänemarks König Frederik X sein königliches Wappen ändern. Der Eisbär, der darauf als Wappentier Grönlands symbolisiert, wurde deutlich vergrößert .
In Grönlands Boden liegen bekanntermaßen sehr viele verschiedene Metalle in großen Mengen, weil sie noch nie abgebaut wurden. Ein jungfräulicher Boden, der noch kaum eine Spitzhacke gesehen hat: Industrieminerale wie Kryolit, Graphit und Olivin bis hin zu Edel‑, Schmuck- und Naturwerksteinen, aber auch die alten Münz- Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Kupfer für die Anlegermärkte und die Keller in Fort Knox. Aber auch die US-Industrie würde sich die Hände reiben und dieselben auf diese Lagerstätten legen: Wolfram, Molybdän, Chrom, Zink und Eisen und überdies die sogenannten „Seltenen Erden“, wie Germanium, Yttrium und andere Halbmetalle, die man für die Hightech-Produkte braucht. Am Berg Kuannersuit werden auch bedeutende Vorkommen von Uran vermutet. Den billige Nachschub an seltenen Erden aus China gibt es nicht mehr, China verkauft seine Bodenschätze nicht mehr zum Dumpingpreis.
Das Institut für seltene Erden und Metalle schreibt:
„Noch sind Fische und Eismeergarnelen Grönlands wichtigste Exportgüter. Doch das soll sich auf der nach Unabhängigkeit von Dänemark strebenden Insel zwischen Atlantik und Arktischem Ozean bald ändern: Bodenschätze, die in Grönlands eisfreien Küstenstreifen lagern, sollen erschlossen werden, den Wohlstand der Bevölkerung mehren und zur Finanzierung der Souveränität beitragen.“
Grönland braucht Geld, um unabhängig zu sein
Daher stoßen auch die Chinesen mit Kaufangeboten nach Grönland vor. Sie schicken Bergabeiter in grönländische Erzbergwerke, wie der Oben verlinkte Artikel berichtet. Da Grönland seine eigenen Staatshaushaltskosten nur zur Hälfte decken kann, die andere Hälfte muss immer noch von Dänemark beigesteuert werden, sind einerseits Investoren für die Bodenschätze willkommen. Andererseits will man aber auch keinen Ausverkauf dieses Reichtums. Wenn Grönland wirklich unabhängig von Dänemark werden will, dann muss es seine Haushaltskosten selbst bestreiten. Eine eigene Öl-und Gasförderung würde Da auch deutlich weiterhelfen. Die Interessenten aus aller Welt stehen Schlange, um auf Grönland Schürfrechte zu erstehen.
Präsident Donald Trump hat eben seine eigene, charmante Art, um sich auf diese Schürfrechte zu bewerben. Auf die Frage, was er denn machen werde, wenn er Grönland nicht kaufen kann, soll er gesagt haben: „Ich werde dazu kein Bekenntnis abgeben. Es könnte sein, dass wir etwas unternehmen müssen.“ Er schließt also militärische Mittel nicht aus, sagt aber dann, man könne das ja auch mit wirtschaftlichem Druck lösen, wie zum Beispiel hohe Zölle.
Insofern, wenn die USA wirklich hohe Geldsummen in die Hand nehmen würde und man sich nach dem Brüllen des Löwen dann darauf einigen kann, dass die USA besonders gute Konditionen bekommt. Die Amerikaner können ihre schon lange auf Grönland bestehende Militärpräsenz deutlich erweitern, die Bodenschätze zu günstigen Bedingungen abbauen und dafür eine hübsche Summe bezahltbekommen. Dann wäre die USA zufrieden und Grönland könnte mit diesen Einnahmen seinen eigenen, souveränen Staatshaushalt decken.
Dänemarks Außenminister Lokke Rasmussen kommentierte die Trump’schen Ankündigungen zuletzt bei einem Treffen zwischen dem dänischen König und dem Premierminister von Grönland folgendermaßen:
„Wir erkennen in vollumfänglich an, dass Grönland seine eigenen Ziele und Absichten hat. Sollten die umgesetzt werden, wird Grönland unabhängig. Aber wohl kaum verbunden mit dem Plan, zu einem Bundesstaat der USA zu werden.“
Die Situation um Grönland wird angespannter
Dabei hatte der dänische Außenminister auch Verständnis für die Sicherheitsbedenken der USA. Angesichts der deutlich gestiegenen „Aktivitäten“ der Supermächte Russland und China auf und um Grönland seien die Sicherheitsbedenken der USA nachvollziehbar. Eine Krise zwischen Dänemark und den USA gebe es jedoch darüber nicht. Lokke Rasmussen sagte sehr diplomatisch:
„Wir sind für einen Dialog mit den Amerikanern darüber offen, wie wir vielleicht noch enger zusammenarbeiten können als bisher, sodass wir sicherstellen können, dass die amerikanischen Interessen gewahrt werden.“
Premierministerin Mette Frederiksen bleibt gelassen. In einem Gespräch mit dem öffentlich-rechtlichen Sender TV2 erklärte sie, dass eine US-amerikanischen Invasion auf Grönland ein echtes Risiko sei, daran glaube sie nicht. Diese Rhetorik des baldigen US-Präsidenten Trump signalisiere eher ein erfreuliches amerikanisches Interesse am Nordatlantik und in der Antarktis. Mit der amerikanischen Militärbasis auf Grönland gebe es keine Probleme und würde von den Grönländern geschätzt.
Die Grönländer nehmen es auch gelassen. Der Vorstoß des designierten US-Präsidenten Trump, Grönland zu kaufen ist ja auch nicht der erste eines amerikanischen Präsidenten. Die USA hatten bereits 1867 und 1946 Kaufangebote an Grönland gemacht.
Der grönländische Premierminister spricht für seine 50.000 Bürger, wenn er sagt: „Wir sind nicht käuflich und wir werden nicht käuflich sein.“
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