Orbán erwähnte auch, dass Alice Weidel, die Parteivorsitzende der AfD und Kanzlerkandidatin, ihn angerufen und die beiden ein Treffen vereinbart haben. »Ich werde sie nächste Woche in Budapest begrüßen.«
Wenn ein Land mit zehn Millionen Einwohnern zwei Stiefel auf der Brust habe, könne es fast nicht überleben, sagte Orbán und fügte hinzu, dass Ungarn das schwarze Schaf des Westens sei, aber jetzt sei klar geworden, dass das, was Trump tut und was die ungarische Führung in den letzten fünfzehn Jahren getan hat, die Zukunft ist, und deshalb sind die Ungarn glücklich und ruhig.
US-Demokraten unterminierten Ungarn
Laut Orbán hätten die US-Demokraten Ungarn gehasst, weil sie gegensätzliche Positionen zu Themen wie Migration, Geschlechtergleichstellung und dem Krieg in der Ukraine durchsetzten.
Sie haben jede Organisation und jedes Medium in Ungarn unterstützt, die gegen Orbán waren. Trump hat dem nun ein Ende gesetzt. Er hoffe auch, dass die Amerikaner wieder mehr in Ungarn investieren, denn »in letzter Zeit sind sie sogar hinter China zurückgefallen«. Laut Orbán werden die Europäer, sollten sie den Amerikanern kein gutes Angebot zur Zusammenarbeit machen, von ersteren keine Sicherheit mehr geboten bekommen. Doch: Sitzen und Abwarten sei keine Lösung mehr, und es müssen Ideen entwickelt werden.
Geopolitik
Auf die Frage, ob die Gefahr bestehe, dass Ungarn zwischen den Blöcken gefangen sei, antwortete Orbán: »Nein, ganz im Gegenteil!« Er sei während des Kalten Krieges aufgewachsen und habe die Erfahrung gemacht, dass die beiden großen Akteure immer die gleichen wären. Daher werde Ungarn kein Problem haben, gute Beziehungen zu Peking, zu Moskau oder zu Washington aufrechtzuerhalten.
Und so möchte die ungarische Seite alle Geschäftsbeziehungen offen halten, doch ist die EU dagegen. Wirtschaftlich leben wir laut Orbán in einer Welt, in der es keine westliche Vorherrschaft mehr gibt. Die EU verliert aber weiter an Wettbewerbsfähigkeit. Sie hat keine Strategie und keine Führung.
Kritik an EU-Kriegspolitik
Denn die EU habe sich ständig in ihre »Kriegspolitik« investiert, weil sie im Februar 2022 einen großen Fehler gemacht habe: Damals hätte die EU den Konflikt sofort isolieren, einen Waffenstillstand erzwingen und Verhandlungen aufnehmen müssen. Denn von Anfang an war klar, dass ein Sieg in der Ukraine unmöglich sei: »Es sei denn, wir beginnen einen totalen Krieg, was keine Option ist.«
Denn keine noch so große Menge an Waffen hätte ausgereicht und der Westen könne diesen Krieg nur mit eigenen Truppen in der Ukraine gewinnen. Das hingegen wurde immer wieder ausgeschlossen. Die Ukrainer haben einfach nicht genug Soldaten. Deshalb wird Trump jetzt gebraucht.
Kann man Russland vertrauen?
Auf die Frage, ob sich Russland mit seinen jetzigen Eroberungen abfinden wird, wenn der Konflikt eingefroren wird, antwortete Orbán: Es mache keinen Sinn, darüber zu spekulieren, was Putin sich ausmale. Jetzt sei Diplomatie erforderlich. Orbán weiter: »Putin hat immer sein Wort gehalten. Die Erfahrung der letzten fünfzehn Jahre ist, dass Ungarn Russland vertrauen kann.«
Orbán über sein Privatleben…
…am Ende des Interviews: Nachdem seine Fußballkarriere aufgrund mangelnden Talents gescheitert war, schien eine Karriere in Wissenschaft und Wirtschaft zunächst die attraktivste Option zu sein. Dann aber verliebte er sich in die Politik und blieb dieser für den Rest seines Lebens treu – solange die Menschen ihn wählten. Solange er geistig dazu in der Lage sei, wolle er im Parlament bleiben. Er stellte sich vor, wie schön es wäre, als alter, angesehener Mann in den hinteren Kirchenbänken zu sitzen und sich von der jüngeren Generation beraten zu lassen. Und die Konsequenzen dessen zu sehen, was er in seinem politischen Leben bewirkt hat. Und auch wenn er dafür kritisiert wird: Er hat etwas in einem historischen Moment unternommen.
Zuerst erschienen bei freiewelt.net.
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