Bild: Bildschirmfoto YouTube / Quarks

WHO-Daten bestä­tigen: Je mehr gegen Masern geimpft wird, desto wahr­schein­licher sind Masern-Ausbrüche

Vor einigen Tagen haben wir eine Studie besprochen, über die wir durch Zufall gestolpert sind: Eine neue Studie aus England, deren Autoren zeigen, dass mit einer stei­genden Impfrate gegen Masern die Wahr­schein­lichkeit von Masern-Aus­brüchen HÖHER, nicht etwa geringer wird.

Es geht um diese Studie:

Robert, Alexis, Anne M. Suffel, and Adam J. Kucharski (2024). Long-term waning of vaccine-induced immunity to measles in England. medRxiv: 2024-04.

Das ist in der Tat eine Studie mit erheb­lichem Sprengstoff:

Our results show that waning of vaccine-induced immunity best explains the observed dynamics and age dis­tri­bution of vac­ci­nated measles cases in England. As measles vaccine coverage has decreased in many near-eli­mi­nation countries since 2020, the risk of out­breaks is high. England has already reported a sharp increase in case numbers in 2023–2024. Accounting for the impact of waning – as well as declining coverage – on future measles dynamics will be para­mount to anti­ci­pating the burden of measles in countries where inci­dence has been low for decades.“

Das Haupt­er­gebnis der Autoren: Je umfas­sender der „Impf­schutz“ gegen Masern ist, desto wahr­schein­licher sind Masern-Ausbrüche.

Wenn Sie sich für die kom­plette Bespre­chung der Studie inter­es­sieren: Sie können sie hier nachlesen.

Mitt­ler­weile macht die Studie die Runde, natürlich ohne Hinweis auf Sci­ence­Files, indes, wir waren nicht untätig, haben nach Daten gesucht, die bestä­tigen könnten, was Robert, Suffel und Kucharski für England gefunden haben.

Wir sind fündig geworden.
Bei der WHO.
Im so genannten Immu­nization Dash­board.

Die im fol­genden prä­sen­tierten Daten stammen aus diesem Dash­board. Bevor wir zu dem Zusam­menhang kommen, der uns inter­es­siert, hier eine Dar­stellung der Ent­wicklung der gemel­deten Masern-Fälle in der WHO-Region Europa seit 1980:

Zu sehen ist ein kräf­tiger Rückgang in der Anzahl der gemel­deten Fälle von Masern, der immer wieder durch einen Aus­bruch durch­brochen wird, etwa in den Jahren 1997, 2019 oder 2024, Aus­brüche, die man nicht erwartet, wenn zutrifft, was die WHO immer wieder ver­breitet, dass Masern weit­gehend in Europa eli­mi­niert sind, nicht mehr vor­kommen. Ein Ergebnis, das man aber erklären kann, wie dies Robert, Suffel und Kucharski im oben ange­spro­chenen Beitrag getan haben, als Beleg dafür, dass mit Masern-Impfung, einfach deshalb, weil die Impfung nicht jedem den gleichen Schutz bietet (wir sind divers, nicht ver­gessen) und die Effek­ti­vität über Zeit schwindet, ein Masern-Reservoir in Men­schen angelegt wird, das jederzeit zu einem Aus­bruch von Masern nicht trotz, sondern wegen Masern-Impfung führen kann.

Bevor wir zeigen, dass dieser Zusam­menhang in den Daten der WHO nach­weisbar ist, hier der Bereich, der bei der WHO als Region „Europa“ gilt:

Die WHO-Region Europa ist hell, im Rest ist es dunkel.

Kom­bi­niert man nun die oben dar­ge­stellte Ent­wicklung der gemel­deten Fälle von Masern mit der Impfrate für einmal und zweimal gegen Masern Geimpfte – soweit die Daten bei der WHO dazu ver­fügbar sind, dann ergibt sich das fol­gende Bild, das letztlich die Ergeb­nisse von Robert, Suffel und Kucharski ein­drücklich bestätigt:

In den letzten 25 Jahren gibt es KEI­NERLEI Zusam­menhang zwi­schen dem Anteil der einmal gegen Masern Geimpften und der Häu­figkeit von Masern-Erkran­kungen, und es gibt einen sehr starken POSI­TIVEN Zusam­menhang zwi­schen dem Anteil der Zwei­mal­ge­impften und der Häu­figkiet von Masern-Erkran­kungen von r=.71 (50% der Varianz erklärt). Mit anderen Worten: Je mehr Kinder und Jugend­lichen zweimal gegen Masern geimpft sind, desto wahr­schein­licher sind Masern-Aus­brüche, desto mehr Masern-Fälle werden der WHO gemeldet.

Damit ist das Ergebnis von Robert, Suffel und Kucharski ein­drücklich bestätigt: Je höher die Impfrate gegen Masern in einer Bevöl­kerung, desto wahr­schein­licher sind Masern-Ausbrüche.


Der Artikel erschien zuerst bei ScienceFiles.org.