Ist es nicht auffällig, dass – seit Ex-Kanzlerin Merkel – der Staat jedes Problem nur noch mit Verboten, Strafen, Moralkeule und Panikmache zu bewältigen versucht? Ob es um Verbrennerautos, kritische Meinungen, Grenzschutz, unbequeme Parteien, Migrantenkriminalität, Baumwolle, Klima, oder Energie geht. Alles muss brachial ablaufen. Und da, wo der Staat versucht, neue Wege zu gehen, knallen diese eigentlich mit ziemlicher Sicherheit vor die Wand: Ansiedelung neuer Industrien, Grüner Wasserstoff, mit Wind- und Sonne ein Industrieland am Laufen halten … Wenn wirklich gute Lösungen gefunden werden, dann kommt das von kleinen, mittelständischen Betriebe oder Einzelpersonen. Wie in diesem Fall: Bio-Braunkohle könnte ein wichtiger Faktor zur (dezentralen) Energieversorgung werden.
Das Verfahren ist schon 1913 entwickelt worden
Diese Technologie zur künstlichen Erzeugung von Braunkohle geht auf den deutschen Chemiker Friedrich Bergius zurück, der dafür 1931 den Nobelpreis erhielt. Der Brennwert dieser unter Hitze und Druck erzeugten „Kunstkohle“ liegt sogar etwas höher aus der, den die natürlich entstandene Braunkohle enthält, nämlich zwischen Braun- und Steinkohle.
Bio-Braunkohle ist tatsächlich Kohle, aber sie ist eben nicht fossiler Herkunft. Sie ist nicht in Jahrhunderttausenden oder Jahrmillionen unter Druck unter Erd- und Gesteinsschichten entstanden. Denn die Verbrennung von Braun- und Steinkohle – wie auch von Erdöl – setzt den seit Millionen Jahren unterirdisch gebundenen Kohlenstoff beim Verbrennen als CO2 (Kohlendioxid) frei. Die Bio-HTC-Braunkohle entsteht durch Abfälle aus der Natur: Dazu gehört z.B. Grünschnitt aus Gärten, Parks oder von Straßenrändern, der Inhalt von Biotonnen, Lebensmittelreste aus Industrie und Handel, aber auch Gülle, Klärschlamm oder Millionen Tonnen des sogenannten Waldrestholzes. Daraus wird mit der Technik von Friedrich Bergius Bio-Braunkohle gemacht und das in 12 Stunden.
Bio-Braunkohle ist Kohleherstellung im Zeitraffer
Übertragen auf die Herstellung künstlicher Braunkohle aus Bioabfall (woraus ja auch die bisher im Tagebau geförderte Braunkohle in den Jahrmillionen entstand) bedeutet die „Hydrothermale Carbonisierung“ (übersetzt: wässerige Verkohlung bei Hitze, eine Art Pyrolyse), kurz HTC, möglicherweise eine echte Problemlösung. Der Verband BV-HTC (Bundesverband Hydrothermale Carbonisierung) beschreibt diese als:
„… ein Verfahren, welches verschiedene Arten von Biomasse unter Hitze und Druck innerhalb kurzer Zeit in eine hochwertige, CO2-neutrale Biokohle umwandelt, welche direkt zur Produktion von Strom oder Wärme verwendet werden kann. Die Biokohle ist zudem ein idealer Grundstoff für die Erzeugung von Synthesegas zur Verstromung in KWK-Anlagen, zur Herstellung von Biomethan zwecks Einspeisung ins Erdgasnetz, zur Produktion von Bio-Benzin und als Rohstoff für Festbrennstoffzellen. Alternativ kann mit dem HTC-Verfahren auch Biochar erzeugt werden, ein Humusähnliches Produkt, das zur landwirtschaftlichen Bodenverbesserung und zur CO2-Speicherung eingesetzt werden kann.
Die Vorteile dieser HTC-Technologie sind vielfältig:
- Sie kann alle Abfälle aus Biomasse verwerten, nass und trocken, von Essensresten, Exkrementenn bis Holz.
- Es geht schnell: schon in vier bis sechs Stunden wird daraus bei 200- bis 230 °C und einem Druck von 20–25 bar ein Kohle-Wassergemisch.
- Dabei wird durch die Hitze auch alles vernichtet, was schaden könnte. Viren, Bakterien, Pilze und Mikroplastik, sowie Residuen von Antibiotika.
- Diese Kohle ist komplett CO2-neutral, kann, wie die übliche Braunkohle auch, dauerhaft gelagert werden. Die aus dem Brennstoff gewonnene Wärme ist deshalb CO2-neutral, weil sie aus dem Grünabfall und dem Holz stammt, was zuvor dieselbe Menge CO2 absorbiert hat.
- Und selbst das Abwasser dieser Technologie kann als Dünger oder zur Methanherstellung benutzt werden. Und aus der Biokohle kann man (durch Synthesegas) auch grünen Wasserstoff gewinnen.
- Die Pflanzenkohle kann nicht nur CO2 binden, sie verbessert auch den Boden und kann vor allem in der Landwirtschaft die Bodenqualität deutlich aufwerten.
- Mit Biokohle heizende Fernwärme ist absolut „klimaneutral“, weil ohne lange Lieferwege.
Angesichts der Tatsache, dass die CO2 Zertifikate die Kohlepreise in die Höhe treiben, könnten die Kohlekraftwerke und die Industrie durch Biokohle hunderte Millionen Euro einsparen und auch noch dem Damoklesschwert „Klimaneutralität“ elegant entkommen. Die Kraftwerksbetreiber und Zementfabriken müssen für Braunkohle heutewesentlich mehr bezahlen als im Jahr 2023. Heute, im Jahr 2025 wird es sogar das dreifache sein. Bei der Steinkohle sieht es kaum anders aus.
Und: Die Grünen hätten keine Begründung mehr, uns die letzte Energieversicherung „Kohlekraftwerke“ auch noch wegzukegeln. Es gäbe auch kein Argument der GrünInnen dagegen, aus der Bio-Abfallmasse nach Berechnungen des HTC-Bundesverbandes über 22,05 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff zu produzieren, mit dem dann – laut BV- HTC acht Millionen PKWs fahren können.
Und für die GrünInnen lässt der Verband wissen: „Das Gesamtkonzept trägt zur Schließung lokaler Stoffkreisläufe bei, wandelt Bioabfälle in Energie um und bindet CO2, was einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leistet.“
Deutschland wäre nicht das erste Land, das Die Technologie breit anwendet
In Belgien, Asien und Mexiko wird diese, ursprünglich deutsche Erfindung, schon länger eingesetzt. Es ist kein großes Ding und erfordert auch keine Hochtechnologie. Auch der Gefahrenlevel ist nicht so hoch. Es gibt sogar bereits schon länger die offizielle VDI-Richtlinie 3933 dafür. Und obwohl Deutschland das Geburtsland dieser Technologie ist und das seit fast 100 Jahren, gibt es hier nur kleinere Modell-Anlagen. Andere Länder machen das schon längst in großem Maßstab.
In der chinesischen Millionenstadt Jining wurde das gewaltige Aufkommen der Toiletten der Stadt, nämlich 14.000 Tonnen getrockneten Klärschlamm mit einem besonderen, neuen Verfahren über ein Jahr Probelauf in HTC-Kohle verwandelt. Die Seite Recyclingmagazin.de schreibt:
„Der im Terra-Nova-Ultra-Verfahren entstehende Kohleschlamm wird auf circa 70 Prozent Trockensubstanz in einer Kammerfilterpresse entwässert. Dies sei, so das Unternehmen, eine Art „Ultraentwässerung“, die erstmalig im kommerziellen Maßstab erprobt wurde und durch die eine brennbare Klärschlammkohle entsteht. Die Anlage in Jining verwertet jährlich circa 14.000 Tonnen mechanisch entwässerten Klärschlamm. Im Vergleich gegenüber klassischen Trocknungsverfahren werde 80 Prozent weniger Energie benötigt und damit pro Jahr etwa 7,5 Mio kWh Primärenergie eingespart – dem durchschnittlichen Bedarf von 340 Haushalten. „Nach Übergabe an den Kunden mussten wir im vergangenen Jahr nur noch wenig unterstützen – der chinesische Betreiber hat die Anlage im stabilen Betrieb selbstständig gefahren. Auch die Revision im Sommer verlief planmäßig und hat keine unerwarteten Verschleißprobleme aufgezeigt – dies ist ja bei einem neuartigen Projekt wie diesem nicht selbstverständlich.“
In Lescar in Frankreich arbeitet eine solche Klärschlamm-Anlage mit anschließendem HTC-Verfahren seit eineinhalb Jahre im Dauerbetrieb. Die Ergebnisse sind sehr vielversprechend: Sie belegen die Vorteile der Hydrothermalen Karbonisierung eindrucksvoll.
In Deutschland wird die HTC-Technologie fast nur von privaten Pionieren genutzt
Der Diplom-Ingenieur Peter Brinkhege hat das Verfahren weiterentwickelt, das aus Bioabfällen innerhalb von 12 Stunden Kohle herstellt. Laut Brinkhege eignen sich Laub und Äste gut und eigentlich „alles, was wir in der grünen Tonne sammeln.“ Um das Laub zu sammeln, hat der Erfinder sogar ein altes Feuerwehrauto in einen großen Laubsauger umbauen lassen. Laub ist für ihn der Stoff, aus dem saubere Energie wird. Das Interesse ist groß, drei kleinere Städte wollen so eine Anlage auch gern in Betrieb nehmen.
Die Seite „Agrar heute“ berichtet:
„Nördlich von Berlin verhandelt Brinkhege mit drei kleineren Städten über den Aufbau einer solchen Anlage. Hier sollen beispielsweise Hanfstengel und Klärschlamm zu Biokohle verarbeitet werden. „Berlin ist eine große Stadt, in der viel Biomasse anfällt“, sagt Brinkhege. „Sie braucht mindestens vier solcher Anlagen.“ Bis zu 200.000 t Grünschnitt und 70.000 t Herbstlaub könnten laut dem Ingenieur in der Hauptstadt anfallen. Die Biokohle lässt sich in Kohlekraftwerken und Zementwerken einsetzen. Es lässt sich jedoch nicht nur Energie aus dem Abfall gewinnen. In Großversuchen wird in Niedersachen geprüft, inwieweit sich der Abfall auch als Dünger nutzen lässt.“
Einen weiteren Vorteil hat diese Technologie: Die Produzenten und Verbraucher dieser Biokohle nutzen nicht nur ein sehr preiswertes Ausgangsmaterial, sondern auch noch, dass der Kauf teurer CO2-Zertifikate entfällt. Für die Biokohle können die Preise sogar unter 100 € pro Tonne liegen. Leute, die mit Braunkohle heizen wissen, dass die Tonne mittlerweile deutlich über 500 € liegt. Ein guter Teil davon ist eben die CO2 Steuer und natürlich die Abbau-Kosten.
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