Je mehr Schwan­ger­schaften, desto gerin­geres Alzheimer-Risiko

For­schungs­er­geb­nisse, die auf der Alzheimer’s Asso­ciation Inter­na­tional Con­fe­rence 2018 (AAIC 2018) in Chicago prä­sen­tiert wurden, heben die geschlechts­spe­zi­fi­schen Unter­schiede im Zusam­menhang mit Demenz und Alz­heimer-Krankheit im Laufe des Lebens hervor, ein­schliesslich der ersten gross ange­legten Studie über die Repro­duk­ti­ons­ge­schichte von Frauen und das Risiko einer Demenz.
“An Alz­heimer und anderen Demenz­krank­heiten leiden mehr Frauen als Männer – in Amerika sind nahezu zwei Drittel der Alz­heimer-Kranken weib­lichen Geschlechts”, kom­men­tiert Maria Car­rillo, PhD, Chief Science Officer der Alzheimer’s Asso­ciation. Den Zahlen des 2018 Alzheimer’s Disease Facts and Figures der Alzheimer’s Asso­ciation zufolge leben in den Ver­ei­nigten Staaten 5,5 Mil­lionen Alz­hei­mer­pa­ti­enten, die 65 Jahre oder älter sind – 3,4 Mil­lionen Frauen und 2,0 Mil­lionen Männer.
Die Tat­sache, dass mehr Frauen als Männer von Alz­heimer oder anderen Demenzen betroffen sind, ist auf eine Reihe mög­licher bio­lo­gi­scher und sozialer Gründe zurück­zu­führen. Am häu­figsten wird die Auf­fassung ver­treten, dass Frauen im Durch­schnitt länger leben als Männer und dass das Alter der wich­tigste Risi­ko­faktor für die Alz­heimer-Krankheit ist. Einige Unter­su­chungen deuten jedoch darauf hin, dass das Risiko, an Alz­heimer zu erkranken, für Frauen auf­grund bio­lo­gi­scher oder gene­ti­scher Varia­tionen oder sogar unter­schied­licher Lebens­er­fah­rungen und Umstände wie Aus­bildung und Berufswahl oder Herz­er­kran­kungen grösser sein könnte.
Die For­scher stellten fest, dass Frauen mit drei oder mehr Kindern ein um 12 Prozent gerin­geres Demenz­risiko auf­wiesen als Frauen, die nur ein Kind geboren hatten – und zwar selbst nach Berei­nigung um zusätz­liche Risi­ko­fak­toren wie Body-Mass-Index und Vor­er­kran­kungen wie Schlaganfall.
Die For­scher erfassten eben­falls Daten zu Fehl­ge­burten und Mens­truation. Das Demenz­risiko stieg, im Ver­gleich zu den Frauen, die keine Fehl­ge­burten gemeldet hatten, mit jeder wei­teren Fehl­geburt um 9 Prozent. Das durch­schnitt­liche Alter für die erste Regel­blutung betrug 13 Jahre, das Durch­schnitts­alter für den natür­lichen Übergang in die Wech­sel­jahre lag bei 47 Jahren. Frauen, deren erste Regel­blutung erst im Alter von 16 Jahren oder noch später ein­setzte, waren um 31 Prozent stärker demenz­ge­fährdet als Frauen, die mit 13 Jahren ihre erste Regel­blutung hatten. Ver­glichen mit den Frauen, deren natür­licher Übergang in die Meno­pause nach dem 45. Lebensjahr ein­setzte, waren die­je­nigen, die mit 45 Jahren oder jünger in die Wech­sel­jahre ein­traten, mit einem 28 Prozent grö­ßerem Demenz­risiko behaftet. Die Zahlen wurden für demo­gra­fische Zwecke bereinigt.
Durch­schnittlich betrug die repro­duktive Zeit­spanne 34 Jahre. Im Ver­gleich zu den Frauen mit einer repro­duk­tiven Phase von 38 – 44 Jahren wiesen Frauen mit einer repro­duk­tiven Spanne von 21 – 30 Jahren demo­gra­fisch bereinigt ein um 33 Prozent erhöhtes Demenz­risiko auf. Um den mecha­nis­ti­schen Weg zwi­schen repro­duk­tiven Ereig­nissen und Gehirn­ge­sundheit zu eva­lu­ieren, ist weitere For­schungs­arbeit notwendig.


Zuerst erschienen auf SMOPO