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Wollte Frank­reichs Innen­mi­nister einen Ter­ror­an­schlag vertuschen?

Nach der Mes­ser­at­tacke in einem Pariser Poli­zei­prä­sidium sickern immer mehr Details über den Täter an die Öffent­lichkeit. Aber auch Innen­mi­nister Chris­tophe Castaner gerät nun unter Druck, nachdem er sich anfänglich wei­gerte, von einem Ter­ror­an­schlag zu sprechen.
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Nach dem Mord an vier Poli­zisten wurde spe­ku­liert, dass es sich um einen internen Streit zwi­schen dem mut­maß­lichen Täter, einem 45-jäh­rigen IT-Spe­zia­listen, und dem Poli­zei­haupt­quartier von Paris gehandelt haben könnte. Innen­mi­nister Castaner sprach sogar davon, dass es sich bei dem Angriff um einen “mör­de­ri­schen Par­cours” han­delte und dass “der Mann niemals Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­keiten gezeigt” habe. Einen Ter­ror­an­schlag sah er in dieser Tat nicht.
Doch seit Freitag ermittelt die Staats­an­walt­schaft wegen Ter­ror­ver­dachts. Diese Wendung kam zustande, nachdem sich Poli­zisten, Kol­legen der Opfer, über die Her­an­ge­hens­weise der Behörden empörten und Details über den mut­maß­lichen Täter an die Presse durch­si­ckern ließen. Erst dar­aufhin wurde bekannt, dass der Mann zum Islam kon­ver­tiert war.
Wie die FAZ berichtete, soll sich Mickaël H. nach den Anschlägen auf die Redaktion des Sati­re­ma­gazins Charlie Hebdo mit den Worten “Geschieht ihnen recht!” geäußert haben. Diese Infor­mation hat die Polizei bereits im Januar 2015 an die Vor­ge­setzten wei­ter­ge­leitet, die sie jedoch lediglich als Notiz in dessen Akten auf­ge­nommen haben. Unter­nommen wurde aber nichts. Statt­dessen konnte der IT-Spe­zialist wei­terhin im Hoch­si­cher­heits­be­reich des poli­zei­lichen Geheim­dienstes arbeiten. Iro­ni­scher­weise gehört die Über­wa­chung isla­mis­ti­scher Gefährder zu den Auf­gaben dieses Geheimdienstes.
Iro­nisch deshalb, weil sich H. selbst radi­ka­li­siert haben soll, nachdem er die Moschee in Gonesse auf­suchte, in der ein als radi­kaler Islamist bekannter Imam pre­digte und eigentlich aus­ge­wiesen werden sollte. Dieser Imam, Hassan El Houari, wurde zuvor aus einer anderen Moschee in Sar­celles von älteren Gläu­bigen ver­trieben, da sie befürch­teten, dass er die Jugend­lichen radi­ka­li­sieren könnte. Das alles war den Behörden bekannt, dennoch ließen sie ihn auch in Gonesse weiter gewähren.
War das der Grund, weshalb Innen­mi­nister Castaner nicht von einem Ter­ror­an­schlag sprechen wollte? Weil sonst eine tra­gische Sicher­heit­s­panne des Poli­zei­ap­parats an die Öffent­lichkeit gekommen wäre, ohne die die Tat womöglich hätte ver­hindert werden können?
Doch die Pannen hören hier nicht auf. Zuerst hieß es, dass H. kurz vor der Tat zwei Messer mit Kera­mik­klingen gekauft habe, um so die Metall­de­tek­toren im Poli­zei­prä­sidium aus­zu­tricksen. Nun heißt es aber, dass nur ein Messer eine Kera­mik­klinge hatte, das andere aber eine Metall­klinge. Wie konnte er die Messer dann durch die Sicher­heits­kon­trolle bringen? Diese und weitere Fragen werden die Unter­su­chungen klären müssen.
Von der fran­zö­si­schen Oppo­sition wurde deshalb schon der Rück­tritt des Innen­mi­nisters gefordert. Für Marine Le Pen ist dieser Vorfall ein Skandal. “Wenn sich die ter­ro­ris­tische Dimension erhärtet, dann heißt das, dass eine Schnitt­stelle des fran­zö­si­schen Geheim­dienstes einen Isla­misten beherbergte.”
Der mut­maß­liche Täter soll vor der Tat ins­gesamt 33 SMS mit reli­giösen Inhalten an seine Frau ver­schickt haben, dar­unter auch den bekannten Ausruf “Allahu Akbar”. Die Obduktion der Opfer habe gezeigt, dass H. mit “extremer Gewalt” vor­ge­gangen sei, sagte der Chefermittler.
 

Quelle: deutsch.rt.com