Italiens neuer Innenminister Matteo Salvini (Screenshot Facebook)

Italien: Salvini tri­um­phiert in linker Hochburg

Zocker oder Stratege, das ist die Frage bei Matteo Salvini, dem frü­heren ita­lie­ni­schen Innen­mi­nister der patrio­ti­schen Lega-Partei. Wir erinnern uns: Salvini, der durch eine ebenso klare wie harte Linie in Sachen „Flücht­linge“ und angeb­licher „See­not­rettung“ von ille­galen Ein­wan­derern durch Gut­men­schen-Orga­ni­sa­tionen von sich reden machte, ließ erst vor wenigen Monaten die Regie­rungs­ko­alition mit der Fünf-Sterne-Bewegung platzen. Ver­mutet wurde als Grund, dass Salvini durch Neu­wahlen seine ohnehin schon starke Position bei den Ita­lienern aus­bauen wollte. Doch das ging schief, Italien bekam eine links­ge­richtete Koalition. Ver­zockte sich Salvini?
Seit dem Wochenende muss man wohl sagen, der beliebte Poli­tiker ver­zockte sich nicht, und es war eine tak­tische Aktion.
In der mit­tel­ita­lie­ni­schen Region Umbrien, tra­di­tionell eine Hochburg der linken Par­teien Ita­liens, erzielte die Rechte im Land einen sen­sa­tio­nellen Erfolg. Die Kan­di­datin der ver­ei­nigten Rechten, Donatella Tesei, setzte sich mit 57 Prozent der Stimmen gegen den Kan­di­daten der Regie­rungs­par­teien durch, der nur auf schlaffe 37 Prozent kam.
Es ist vor allem ein Erfolg für Matteo Salvini, denn in Umbrien gelang ihm, mit Unter­stützung der anderen Rechts­par­teien, ein erster Etap­pensieg auf dem Weg zur Macht in Rom.
Die Neue Zürcher Zeitung ana­ly­siert knapp:
Jetzt kann Salvini froh­locken, seine Gegner hätten eine «Lektion in Demo­kratie» erhalten. Seine Stra­tegie zielt auf eine Kaskade von Wahl­er­folgen in gewich­tigen Regionen im kom­menden Jahr, beginnend in der Emilia-Romagna, später unter anderem in Apulien, der Toscana, Ligurien und dem Veneto. In den Regionen will er beweisen, dass die heutige Regierung in Rom keinen Rückhalt im Volk hat, dass die Ita­liener einen Rich­tungs­wechsel wün­schen, dass eine vor­ge­zogene nationale Wahl fällig ist – daraus soll dann eine Rechts­re­gierung hervorgehen.
Salvini hat mit tak­ti­schem Geschick das Drehbuch der Regio­nalwahl in Umbrien von Anfang an bestimmt. Schon vor Monaten hatte er Donatella Tesei als seine Kan­di­datin und auch als Ein­heits­kan­di­datin der Rechten im Rennen um das Regio­nal­prä­sidium durchgesetzt.
Sal­vinis Lega erweist sich in Umbrien erneut als domi­nie­rende Kraft im rechten Lager, in der Wahl des Regio­nal­par­la­ments erhält sie 37 Prozent der Stimmen. Es folgen die neo­fa­schis­ti­schen Fratelli d’Italia mit zehn Prozent, die Partei Forza Italia des ehe­ma­ligen Regie­rungs­chefs Silvio Ber­lusconi zeigt sich mit sechs Prozent völlig entkräftet.
Sal­vinis Plan ist also auf­ge­gangen: die Rechte einen und dann gemeinsam gegen die linke Regierung zuschlagen. Bei den acht wei­teren Regio­nal­wahlen in Italien bis Ende 2020 dürfte es also sehr spannend werden.


Quelle: PI-News.net