Bernd Schwabe - wikimedia CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Han­nover: Belit Onay wird erster mus­li­mi­scher Ober­bür­ger­meister einer deut­schen Großstadt

In Han­nover wurde gestern Belit Onay in der Stichwahl mit einer knappen Mehrheit zum neuen Ober­bür­ger­meister der Stadt gewählt. Er gilt als erster tür­kisch­stäm­miger und mus­li­mi­scher Ober­bür­ger­meister einer deut­schen Großstadt. 
Der Grüne Belit Onay war ursprünglich von den Grünen gar nicht als Kan­didat für die Bür­ger­meis­terwahl in Han­nover vor­ge­sehen gewesen, da man ursprünglich hän­de­ringend nach einer Frau für dieses Amt gesucht hatte. Aber dabei erfolglos war. Deshalb schickte man dann Belit Onay ins Rennen. Mit Erfolg.
Onay setzte sich gestern mit 52,9 % der Stimmen gegen seinen Mit­be­werber Eckhard Scholz von der CDU durch. Damit geht auch für die SPD eine Ära zu Ende: Erstmals nach mehr als 70 Jahren stellt sie nicht mehr den Ober­bür­ger­meister der Niedersachsen-Metropole.
Islam spielt wichtige Rolle in poli­ti­scher Arbeit Onays
Zwar keine Frau, aber Refugee-welcome-Aktivist und noch besser: er hat eine Migra­ti­ons­hin­ter­grund, einen mus­li­mi­schen oben­drauf. Und der spielte bisher in seiner poli­ti­schen Arbeit keine unbe­deu­tende Rolle. Gegenüber der taz bezeichnete er sich selbst als libe­ralen Muslim. Schlag­zeilen machte Onay, als er 2013 for­derte, dass es zum Ramadan-Fest einen früh­zei­tigen Haft­erlass für mus­li­mische Kri­mi­nelle geben solle.
War es das, was nicht nur die Grünen, sondern auch die Wähler letztlich über­zeugte? Oder, wie man bei der „Welt“ glauben will. sein Ver­sprechen für ein neues Ver­kehrs­konzept. Die „Welt“ schreibt dazu: „Onays wich­tigstes Thema ist das Ver­sprechen, die Innen­stadt bis zum Jahr 2030 autofrei zu machen. Natürlich nicht, ohne Anwohner und Händler intensiv an den zuge­hö­rigen Umbau­ar­beiten zu betei­ligen: Ver­kehrs­wende light, nicht von oben herab, sondern im Mit­ein­ander. Das hat gereicht in einem eher zähen Ringen um die Macht im Rathaus, in dem auch die Kon­kurrenz wenig Aus­ge­fal­lenes zu bieten hatte.“
Und Wiki­pedia ergänzt: „Onay spricht sich für einen attrak­ti­veren öffent­lichen Nah­verkehr und Fahr­rad­verkehr, güns­tigen Wohnraum und mehr Fami­li­en­zentren in Han­nover aus. Den Auto­verkehr will er bis 2030 aus der Innen­stadt ver­bannen und den Rad­verkehr nach dem Vorbild Kopen­hagens aus­bauen. Weitere Schwer­punkte sind Inves­ti­tionen in Bildung und der Kampf gegen Kin­der­armut“ (Quelle).
AfD-Kan­didat Wundrak schei­terte schon im ersten Wahldurchgang
Und da waren natürlich – neben der Wahl­emp­fehlung der SPD für Onay -, wie man gut an dem „Welt“-Artikel erkennen kann, die Main­stream­m­edien, die den tür­kisch­stäm­migen Grü­nen­po­li­tiker schnell zu ihrem Favo­riten erklärt hatten.
So viel Pres­se­auf­merk­samkeit wie er bekam nicht einmal der AfD-Kan­didat Joachim Wundrak, pen­sio­nierter Gene­ral­leutnant der Bun­des­luft­waffe, der mit nicht einmal fünf Pro­zent­punkten schon im ersten Wahlgang scheiterte.


David Berger — Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog des Autors www.philosophia-perennis.com