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Erdogans Syrien-Offensive ent­puppt sich als Planungsfehler

Zwei Mio. Men­schen auf 16.000 km² ansiedeln – ein zweiter Gaza­streifen? — Nicht die gesamte Welt­ge­mein­schaft schaut zu, einige kehren schon zurück
(von Albrecht Künstle)
Erdogan wollte bekanntlich 444 km mal rund 35 km von Syriens Norden kur­denfrei schießen, rund 16.000 Qua­drat­ki­lo­meter. Er hatte auch schon damit begonnen, und 200.000 waren auf der Flucht, dar­unter viele dort Schutz suchende Christen. Zweites Ziel war die Ansiedlung von zwei Mio. Syrern – als ob diese nicht selbst bestimmen könnten, wo sie wohnen wollen. Derzeit bei den Glau­bens­brüdern in der Türkei, der Islam ist ja für seine große Gast­freund­schaft bekannt. Oder doch nicht? Der neue Palast von Erdogan hat 1.000 Zimmer, 10 müssten doch reichen, wenn er eh selten da ist. In den übrigen Räumen könnte er locker 5.000 Gäste unterbringen.

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Eigentlich ist die Türkei mit 105 Ein­wohnern pro km² trotz der mus­li­mi­schen Nachbarn nicht über­be­völkert. In Syrien sind es noch zwi­schen 110 und 115 EW/km². Über­haupt weiß man nicht, was dieser Mann will. Will er nicht die Bevöl­kerung ver­mehren, indem er den Familien fünf statt drei Kinder vor­schlägt? Warum sollen die sich so abmühen müssen, wenn man seinen Laden aus der Nach­bar­schaft auf­füllen kann? Es sind zwar keine Türken, aber zumindest ticken die reli­giösen Brüder ähnlich. Oder doch nicht?
Würde Erdogans Plan seines „Gaza­streifens“ auf Syriens Ter­ri­torium rea­li­siert, betrüge die Bevöl­ke­rungs­dichte dort rund 130 EW/km² — wenn das Gebiet vorher total ent­völkert würde. Obwohl dann genügend Wohnraum leer stünde, plant er den Bau von zehn neuen Städten und 140 Dörfern in seinem(?) Nach­barland Syrien. Aber woher das Geld nehmen, wenn schon sein Krieg viel kostet? Was ist da näher­liegend, als an jene zu denken, die behaupten, die Türkei gehöre zu Europa. Deshalb solle eben­dieses Europa 25 Mrd. Euro locker machen für den Städ­tebau – meint Erdogan.
Eines muss man dem Sultan vom Bos­porus lassen. Das könnte ein Pro­belauf eines miss­ver­stan­denen(?) Migra­ti­ons­pakts sein, eine von der UNO erdachte und am tür­ki­schen Reiß­brett rea­li­sierte „Umvolkung“ vom Feinsten, wenn alle mit­machen würden. Aber so richtig unter­stützt wird er nur von der so genannten „Freien Syri­schen Armee“ FSA. Jedoch ist dieses Bündnis etwas anderes als z.B. die Deutsch-Fran­zö­sische Brigade, die FSA ist nämlich eine Ter­ror­or­ga­ni­sation. Eine andere zwar als der IS, dem die Türkei zur Finan­zierung ihres Krieges ‑ ent­gegen allen anderen ‑ erbeu­tetes Öl abge­kauft hat. Zur tür­ki­schen Erobe­rungs-Armee darf man nichts Der­ar­tiges sagen, weil sie zur NATO gehört.
Aber so richtig unter­stützt wird Erdogan nicht. Sogar die deutsche Kanz­lerin meinte anfangs sinn­gemäß, ich glaube nicht, dass das richtig ist, was du da tust. Erst später for­derte sie „ein Ende der tür­ki­schen Offensive“, aber keinen Rückzug. Viel­leicht hat ihn das trotzdem erschreckt, weshalb er bis jetzt nur 120 x 10 km über­fallen hat. Oder aber es liegt daran, dass syrische und rus­sische Ein­heiten gemeinsam Patrouillen fahren und nicht nur Pis­tolen mit sich tragen.
Weitere Ein­zel­heiten zu Erdogans Ansied­lungsplan von ara­bi­schen Flücht­lingen in Nord­syrien in einer Reportage des Aus­lands­kor­re­spon­denten Gerd Höhler vom 7. November für süd­deutsche Zeitungen.
https://www.badische-zeitung.de/erdogans-syrien-plan-geht-nicht-auf–179149481.html