Die Halbinsel Paracas liegt an der Südküste von Peru, Südamerika. Liebhaber der Krypto-Archäologie wissen sofort, welche seltsamen Funde dort gemacht worden sind: Der Archäologe Julio Tello fand dort im Jahr 1928 eine Nekropole mit Überresten von Menschen einer alten Zivilisation. Einige der Funde wurden auf ein Alter von mindestens 3.000 Jahre datiert. Die Mumien, teils Skelette, teils noch mit Haut und Haaren schienen menschlich zu sein – bis auf eine seltsame Eigenschaft: Diese Menschen besaßen Schädel, die wesentlich länger, höher und größer waren, als die von gewöhnlichen Menschen. Lange Zeit wurde darüber spekuliert, wie diese seltsamen Schädelformen zu beurteilen seien. Dank der heutigen Möglichkeiten der Forensik, insbesondere der DNA-Bestimmung und nach 5 Jahren Forschung und Analyse der DNA, wurde das Rätsel entschlüsselt.
Paracas – eine karge Halbinsel mit einer sehr alten Geschichte
Paracas ist eine karge Wüstenlandschaft. Julio Tello war hier mit Ausgrabungen beschäftigt, erwartete aber die üblichen Funde von Siedlungen der Ureinwohner aus der präkolumbischen Zeit. In Peru spricht man über die Zeit vor 3.000 Jahren als der Hochkultur von Chavín de Huántar. Der peruanische Archäologe Julio Tello besaß zusätzlich zu seinem Archäologiestudium einen Bachelor in Medizin und war ein ausgewiesener Experte für diese alte Kultur, also der richtige Mann am richtigen Ort. Er leitete die Ausgrabungen in Chavin und beschäftigte sich eingehend mit dem religiösen Hintergrund der Anlage und der dort ausgegrabenen, dreistöckigen Pyramide. Auf Wikipedia wird über ihn unter dem Punkt „Archäologische Arbeit“ auch berichtet, dass er auf der Halbinsel von Paracas bei Grabungen 429 Mumien in einer Nekropole entdeckt habe. Von Langschädeln ist dort aber — erwartungsgemäß — keine Rede.
Die Berichte über die Langschädel gelten als „umstritten“. Es gibt einige Funde solcher Langschädel auf der Welt, die von Paracas schlagen in ihren Ausmaßen aber alle anderen um Längen.
Etwa 300 der gefundenen Überreste sollen solche enorm hohen, langgezogenen Schädelformen aufweisen. Aufgrund der Schädelformen und Gesichtsknochenstruktur wurde nach forensischen Methoden eine Modellbüste erstellt, die das Aussehen des Menschen zeigt, wie man ihn sich als Lebenden vorstellen kann.
Kommen die Langschädel aus dem Kaukasus?
Den Skeletten wurden DNA-Proben entnommen und nur mit dem Vermerk, es handle sich um Material aus alten Mumien, in die dafür zuständigen Speziallabors geschickt. Man wollte nicht, dass die Genetiker von vorneherein mit einer bestimmten Erwartung oder Vorurteil an die Analyse der 18 extrahierten und eingereichten DNA Proben herangingen. Die Analysen wurden von der Lakehead Universität in Kanada und der Universität von Kalifornien durchgeführt. Die Proben wurden darüber hinaus an die Universität von Kalifornien in Santa Cruz zur Überprüfung geschickt.
Unerklärlicherweise führten sechs von den 18 Analysen zu keinen Ergebnissen. Der Forscher Brien Foerster vermutete, dass man sich möglicherweise auf die Ergebnisse keinen Reim machen konnte und davon ausging, Fehler gemacht zu haben — oder dass man die Befunde schlicht nicht „herausrücken“ wollte, weil sie möglicherweise so „außergewöhnlich“ waren.
Die Laboranalysen ergaben, dass die Langschädel eine DNA enthalten, wie sie bisher nur in bestimmten Regionen um das Schwarze Meer in sehr alten Gräbern gefunden wurde. Und auch darin befanden sich Langschädel-Skelette.
Was nämlich festgestellt wurde ist, dass die anderen 12 DNA-Proben der Mumien zu einer bestimmten, ethnischen „Haplogruppe“ gehörte, die man von einem uralten Siedlungsgebiet zwischen Kaspischem und Schwarzem Meer, also im Gebiet der Bergen des Kaukasus kennt. Die Menschen mit den langen Schädeln müssen also irgendwann, vor mehr als 3000 Jahren, aus dem Kaukasus aufgebrochen und nach Peru gekommen sein. Vom Alter der Skelette in Peru und im Kaukasus könnte das durchaus so sein.
https://youtu.be/Ac-2BYwCvxk
Ist die seltsame Langschädelform nur eine künstlich erzeugte Form?
Obwohl nachweislich mehrere Kulturen rund um den Globus die Deformation (Elongation) der Schädel praktizierten, waren diese Techniken bekannt und nachvollziehbar. Eine „mechanisch“ herbeigeführte Schädelknochenverformung erzeugt deutlich andere Ergebnisse, als wir sie an den Mumienköpfen in Paracas sehen. Es gibt bestimmte südamerikanische Stämme, die früher kindliche Schädel bandagierten, um ihre Form so drastisch zu verändern, dass sie menschlichen Schädeln kaum noch ähnlich sahen. Durch den Druck von am Kopf festgebundenen Holzscheiten und konstantem Druck auf die Schädelknochen über einen langen Zeitraum erzielten die alten Stämme eine Formveränderung der Köpfe, die wir auch bei alten, afrikanischen Kulturen finden.
Es gibt aber bei dieser Art der Schädeldeformierung einen entscheidenden Unterschied: Die Form des Schädels kann zwar verändert werden, aber nicht das Volumen und das Gesamtgewicht des Kopfes. Das Gehirn eines Menschen bewegt sich in seinem Volumen in bestimmten Grenzen und kann nicht einfach durch Druck auf die Schädelform um ein Drittel bis die Hälfte vergrößert werden.
Die Paracas-Schädel weisen eine grundsätzlich andere Struktur auf. Das Kranium (obere Schädelknochen) der Paracas-Schädel ist mindestens 25% größer und die Gehirnmasse darin muss bis zu 60% schwerer gewesen sein als das eines normalen Menschen. Forscher sind fest davon überzeugt, dass diese Eigenschaften nicht durch das Bandagieren der Schädel, wie manche Wissenschaftler behaupten, erreicht werden können. Nicht dass sie nur ein anderes Gewicht haben, die Paracas-Schädel weisen auch eine andere Struktur auf. Sie haben nur eine einzige parietale Platte ohne Schädelnähte, während gewöhnliche Menschen zwei Knochenplatten haben. Man kann bei normalen menschlichen Schädeln die Nähte sehen, wo die beiden Knochenplatten zusammenwachsen sowie oben auf der Schädelkalotte eine Längsnaht. Bei den Paracas-Schädeln gibt es solche Nähte nicht. Sie sind sozusagen „aus einem Guss“, wie man auch in dem obigen Video gut sehen kann.
Außerdem soll unter den Mumien auch eine Schwangere Frau gewesen sein, deren ungeborenes Baby bereits eine solche Kopfform schon im Mutterleib aufwies. Was man schwerlich durch Verformung erreichen könnte.
Neue Untersuchungen fördern Erstaunliches zutage
Der Direktor des Historisches Museums von Paracas schickte später noch einmal fünf neue Proben aus diesen Schädeln zu genetischen Tests. Die DNA-Proben, die aus Haaren, Haut, Zähnen und einigen Teilen der Schädelknochen entnommen wurden, wurden wieder ohne nähere Angaben an das untersuchende Labor gesendet, um so die Ergebnisse nicht zu beeinflussen. Diesmal gab es neue, andere Ergebnisse – und sie waren spektakulär.
Interessanterweise zeigte die mitochondriale DNA, die ja ausschließlich über die mütterliche Linie vererbt wird, Mutationen, die weder bei Menschen noch bei Primaten oder anderen Tieren auf dem Planeten Erde bekannt sind. Die Mutationen in den vorgelegten Proben der Paracas-Schädel deuten vielmehr darauf hin, dass die Forscher es hier mit einem gänzlich neuen, „menschenähnlichen Wesen“ zu tun haben mit deutlichen, genetischen Unterschieden zu Homo sapiens, Neandertaler oder Denisova-Mensch.
„Ich bin mir nicht sicher, ob sich das überhaupt in unseren Evolutionsstammbaum integrieren lässt“, schrieb Brien Foerster.
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