Was wurde nur aus dem eins­tigen Frauentag?

Die Spit­zen­kan­di­datin in B‑W wurde hän­gen­ge­lassen — Rund­um­schlag von Journ­listin schadet den Frauen

(von Albrecht Künstle)

Es war am Tag nach dem legen­dären 8. März, dem Inter­na­tio­nalen Frau­entag, als die regionale Badische Zeitung mit einem skur­rilen Artikel auf­wartete: „Das Feindbild Frau muss hin­ter­fragt werden“. Was ist jetzt los, fragte sich der Leser, seit wann sind unsere Frauen Feinde? Und was geht in den Köpfen von Lese­rinnen bei einem solchen Miss­brauch von Begriffen vor? Soll das zur Lektüre des Artikels ani­mieren? Mich eigentlich nicht, ich zwang mich unhei­lahnend wei­ter­zu­lesen – und war schockiert.

In seiner extremsten Form zeigt sich die Aus­wirkung eines frau­en­feind­lichen Welt­bildes im Terror: Hanau, Halle, Christ­church, Toronto“, war da zu lesen. Nein, dachte ich, da habe ich mich ver­lesen, also nochmal. Aber das gab die Autorin der Badische Zeitung, Tamara Keller, tat­sächlich von sich. Bisher dachte ich, jene Ter­ror­an­schläge seien ras­sis­ti­scher Natur durch Irre gewesen. Nun sollen Frauen das Ziel gewesen sein? Jetzt musste ich wieder einmal Fakten-Checker spielen, mit fol­gendem Ergebnis:

Hanau: Die Bilanz des Amok­laufs vor einem Jahr war schlimm, elf Tote! Dar­unter zwei Frauen, aber neun Männer. Trotzdem frau­en­feindlich oder doch ein anderes Motiv?

Halle: Dem miss­lun­genen Anschlag auf die Syn­agoge fielen zwei Men­schen zum Opfer, eine Frau und ein Mann – beides Zufalls­opfer auf der Straße. Frau­en­feindlich, nicht antisemitisch?

Christ­church: Der Täter erschoss 51 Men­schen in einer Moschee. Die Opfer waren fast nur Männer. Aber nicht, weil sie Männer waren, sondern weil in Moscheen mehr Männer als Frauen sind. Jeden­falls war es kein frau­en­feind­licher Amoklauf.

Toronto: Im Fall der kana­di­schen Haupt­stadt ist unklar, welchen Terror die Frau­en­heldin meinte. Die Amok­fahrt 2018 mit 51 Zufalls-Toten? Der Amoklauf im April 2020 mit 18 Toten? Oder der Mord im Mai 2020? Nur dieser eine war gegen Frauen gerichtet mit einem weib­lichen Opfer.

Was führt der selbst­er­klärte Qua­litäts-Jour­na­lismus mit seiner Män­ner­hetze im Schild? Ich wollte das von der Badi­schen Zeitung wissen und schrieb ihren Chef­re­dakteur Thomas Fricker an. Nach über einer Woche habe ich noch keine Antwort. Eigentlich wäre so ein Artikel ein Fall für den Staats­anwalt wegen Geschlech­ter­dis­kri­mi­nierung oder Falsch­be­zich­tigung, wenn belie­biger Terror belie­bigen Männern als Frau­en­feind­lichkeit ange­lastet wird. Oder Volks­ver­hetzung? Das würde aber unter­stellen, dass unsereins noch „Volk“ ist, wenn auch Män­nervolk. Sind die Grünen jene Frau­en­partei, die sich die Frei­burger Mei­nungs­macher wünschen?

Kret­schmann ein Frau­en­gönner, weil er Susanne Eisenmann zu Kul­tus­mi­nis­terin machte? Es ist eine alte Erfahrung, dass es Bildungsminister/innen kaum zu etwas bringen können. Ent­weder ist dieses Minis­teramt ein Schleu­dersitz oder bes­ten­falls eines, wo keine Lor­beeren zu ernten sind. Trotzdem war sie nun einmal die einzige Spit­zen­kan­di­datin der zur Land­tagswahl in Baden-Würt­temberg ange­tre­tenen Volks­par­teien. Alles andere waren Männer.

Die Frauen gingen Kret­schmann auf den Leim. War es nicht dieser „alte weiße Mann“, der wenige Wochen vor der Wahl ver­kündet hatte, sich aus dem Wahl­kampf zurück­zu­ziehen, um seiner schwer­kranken Frau zur Seite stehen zu können. Viel­leicht hatten das die gut­gläu­bigen Wäh­le­rinnen noch im Kopf und gewährten ihm einen Mit­leids­bonus. Das Kalkül des grünen Spit­zen­manns ging jeden­falls auf. Er nahm sich jedoch nicht zurück und machte weiter wie immer.

Die Kandidaten/innen der Partei mit der ein­zigen Spit­zenfrau wurden ver­schmäht. Die Landes-CDU wurde abge­straft und die Grünen gewählt – die der Minis­terin so zuge­setzt hatten. Auch in meinem Wahl­kreis ent­schieden sich die Wäh­le­rinnen eher für den Grünen Amts­träger, statt für die schwarze Neu-Kan­di­datin. Dabei lag der Frau­entag bei der Wahl noch keine Woche zurück.

Zum Inter­na­tio­nalen Frau­entag, dem Auf­hänger für die Breit­seite der BZ-Femi­nistin. Als ich diesen Tag noch aktiv feierte, zierte ich vor rund 45 Jahren die Türe meines Betriebs­rats­büros mit einem Plakat mit dem Aufruf, „Frauen, fordert was euch zusteht!“ In jenem Jahr gelang es uns mit der Gewerk­schaft, die unterste Leicht­lohn­gruppe abzu­schaffen. Und als Betriebsrat zusätzlich, die Lohn­gruppe 2 nicht mehr anzu­wenden. Das gelang den Frauen und uns Männern damals Seit an Seit.

Heute haben Femi­nis­tinnen nur noch Gen­der­sternchen, wo normale Leute Pupillen haben. Sie ahmen in ihrem Auf­stand am liebsten die weib­lichen Robes­pierres der Fran­zö­si­schen Revo­lution nach, und wundern sich, dass sie trotz der Inflation an Frau­en­be­auf­tragten auf allen Ebenen nicht so richtig vor­wärts­kommen. Sie sind zufrieden, wenn Sie den Duden umkrempeln und die Berichte in Zei­tungen und in den Funk­medien durch Kunst­pausen unge­nießbar machen. Sie sind zufrieden, das Schicksal der „Allein­er­zie­henden“ zum Nor­mal­status gemacht zu haben. Und sie scheinen befriedigt, Ter­rorakte durch Geis­tes­ge­störte als extremsten Form der Aus­wirkung eines frau­en­feind­lichen Welt­bildes umge­deutet zu haben, wie es diese „Qua­litäts“-Jour­na­listin in der Badi­schen Zeitung mit Bil­ligung der Chef­re­daktion tun durfte.

Frauen aller Länder ver­einigt euch und trennt euch von solchen links-femi­nis­ti­schen Gal­li­ons­fi­guren in den Redak­ti­ons­stuben und Sen­de­an­stalten, in Par­teien und Orga­ni­sa­tionen. Lasst euch nicht in die Irre führen und die Männer als Aus­ge­burten mit frau­en­feind­lichem Weltbild als Bären auf­binden. Und, liebe Staatsanwälte/innen, knöpft euch solche Gift­spritzen auch einmal vor, denn Volks­ver­hetzung erfolgt nicht nur aus jenem Teil des Volkes, dem das übli­cher­weise ange­lastet wird.