Folgendes Szenario: Es ist Montagmorgen, die Banken sind geschlossen, an den Geldautomaten bekommen Sie täglich nur noch maximal 60€ ausgezahlt, Sie wissen nicht, wie Sie den Kühlschrank füllen, Ihr Auto tanken oder gar Ihre Miete zahlen sollen… alles nur Schwarzmalerei? Da irren Sie sich, genau so erging es den Griechen 2015. Auch in Zypern und Spanien ging es den Sparern an den Kragen, dort bedienten sich die Regierungen fleißig an den Sparkonten ihrer Bürger.
Das wird in Zukunft kein Einzelfall bleiben, solange die Eurokraten die „Rettung“ des Euros als „alternativlos (sic!)“ betrachten, wird es solche Szenarien geben – es wird sie sogar immer gehäufter und krasser geben. Doch wie soll man sich darauf vorbereiten?
Vorweg sei gesagt: Ich bin kein Investment-Banker, mein Fachgebiet ist die Risikoanalyse von Firmenbeteiligungen und Krediten. Ich bin also keiner dieser halbschlauen Jungspunde, die hauptberuflich mit anderer Leute Geld um sich werfen und denen es vollkommen egal ist, ob sie für ihren Kunden Gewinne oder Verluste erzielen.
Mein Job ist es, das Risiko für meine Kunden möglichst gering zu halten, denn wenn meine Kunden verlieren, verliere ich meinen Ruf und mindestens genauso schnell auch meinen Job!
In den letzten Monaten fragen mich immer mehr Bekannte und Freunde, welche Anlagestrategie ich empfehlen kann, ob ich ein Finanzprodukt wissen würde, mit dem auch Gering- und Mittelverdiener etwas für schlechte Zeiten wegsparen können, z.B. ein Riester-Renten Vertrag, Bausparen oder gar Investitionen in eine kleine Immobilie.
Es sei gesagt: Es ist lobenswert, sich über seine Zukunft Gedanken zu machen. Aber kein Altersvorsorgeprodukt ist meiner Meinung nach so sicher, dass es in Krisenzeiten wirklich noch etwas wert ist. Dazu muss man verstehen, was die Banken und Versicherungen, die Ihnen diese Verträge anbieten, mit Ihrem Geld eigentlich machen. Die meisten investieren in Fonds, also in Finanzprodukte in denen das Geld der Anleger gebündelt in
- Aktien, von z.B. als „sicher“ erachteten Industrien, wie bis vor dem „Abgasskandal“ z.B. VW, Audi etc.
- festverzinsliche Wertpapiere, wie z.B. Staatsanleihen maroder und durch den ESM (also unsere Steuergelder) gestützten Euroländer oder in Pfandbriefe, wie sie z.B. vor dem Platzen der Immobilienblase 2008 und heute wieder ausgestellt werden
- im Geldmarkt (sprich: Ihr Geld wird als Kredite verliehen)
- oder in große Immobilienprojekte rund um den Globus investiert wird.
All diese Produkte bergen eine gewisse Gefahr, sein Geld zu verlieren oder zumindest ordentliche Verluste einzustreichen. Zu allem Übel kommt mit hinzu, dass Sie Ihr Geld grundsätzlich in Euro anlegen, über den man verschiedene Meinungen haben kann – ich habe allerdings keine gute bzw. keine risikoarme Meinung dazu.
Wenn Sie sich ganz sicher sein wollen, in was ein Fond sein Geld investiert, so fragen Sie doch einfach mal Ihren Banken- oder Versicherungsberater, die meisten werden es Ihnen nicht sagen können. Das liegt daran, dass diese Berater eigentlich nur Verkäufer sind, die oft gute Provisionen kassieren und keine studierten Banker mit Berufs- und Börsenerfahrung. (Das Kleingedruckte zu den meisten Fonds findet man dennoch auf den betreffenden Internetseiten der Produkte, dabei ist auch meist eine mehr oder weniger aufgeschlüsselte Invest-Liste.)
Nun, was ich Menschen mit einem monatlich verfügbaren Kapitalrahmen von 5–100€ regelmäßig rate, sind Investitionen in sog. „Kleinmengen“ an Silber. Silber ist für mich das Gold des kleinen Mannes. Edelmetall hat einen Haufen Vorteile gegenüber Papier:
- Silber, sowie auch Gold sind begrenzte Rohstoffe, es gibt sie nicht unendlich und man kann sie nicht chemisch herstellen
- es ist seit Jahrtausenden wertvoll und kann de facto nicht wertlos werden, wie z.B. bedrucktes Papier oder Aktien von Unternehmen, die es nicht mehr gibt
- seit Jahrzehnten steigt die Nachfrage in der Industrie (Nanotechnologie, Elektronik, Photovoltaik, Medizin etc.) sogar mehr als bei Gold
- es ist weltweit gefragt und damit nicht an eine Währung gebunden
- es ist leichter zu verkaufen und zu teilen als z.B. eine Immobilie
- es ist leichter, unauffälliger und somit gerechter zu vererben
- die Preissteigerung bei hoher Nachfrage, z.B. bei einer Krise, ist immer gegeben
- es ist jederzeit gut zu „versilbern“, Edelmetall wird überall und gerne angekauft und es ist nicht, wie die meisten Finanzprodukte, an Vertragslaufzeiten gebunden.
Ich persönlich bin ein Fan von Silbermünzen in Unzen (oder max. Barren bis 1Kg), also geprägtem Reinsilber (999,9) in der Maßeinheit Oz (31,1gr.). Hier gibt es diverse Prägungen verschiedenster Länder, wie z.B. die „Wiener Philharmoniker“ eine Prägung aus Österreich, den „Meaple Leaf“ aus Kanada, die „Britannia“ aus Großbritannien oder den „Eagle“ aus Amerika. Alle diese Prägungen sind sog. Anlagemünzen, sie werden meist jährlich neu aufgelegt, sind immer gleich schwer und vom Reinheitsgehalt des Silbers gleich. Der Preis für so eine Unze schwankt, da auch Silber gehandelt wird.
Edelmetallanlagen sind etwas für geduldige Menschen, die nicht zu leicht die Nerven verlieren. Der Preis einer Unze schwankte in den letzten 5 Jahren zwischen ca. 13€ und 26€. Das hört sich vorerst viel an, ist aber für eine Krisen- oder Sicherungsanlage nicht sonderlich von Bedeutung, da man hier wesentlich langfristiger denken muss. Von Beginn der Finanzkrise 2008 bis ca. Ende 2011 ging es mit dem Silber nur bergauf! Sie sehen also, wie sich dieses Metall in „Krisenzeiten“ entwickeln kann.
Derzeit steht eine Unze Silber bei ca. 15,50€, der Preis ist also „tief“ und richtig für Einsteiger. Im Falle einer erneuten Krise oder eines Krieges sollte sich der Preis schnell wieder in Richtung der 30€ Marke bewegen. Auf der anderen Seite ist Silber ein Stoff, der in einer boomenden Wirtschaft stets gebraucht wird, was seinen Preis im Durchschnitt immer recht stabil hält bzw. durch die wachsenden Märkte in den 3. und 2. Welt-Ländern eher stets leicht bis mittel steigen lässt.
Die Investmentstrategie, die man bei Edelmetallanlagen stets einhalten sollte, ist die der „Kontinuierlichen Käufe“. Das heißt, man setzt sich selber ein Ziel, z.B. eine bestimmte Menge Unzen im Monat und erwirbt diese dann auch, egal ob der Kurs gerade 1,2 oder 3€ über dem des letztmaligen Kaufes steht – warten Sie nie auf gute Kurse! Die Kontinuität sorgt für einen guten Anlagedurchschnitt und bringt Disziplin in die Anlage, was extrem wichtig ist.
Der Kaufort ist sehr wichtig. Im Internet gibt es sehr viele seriöse Händler, ein Einkauf lohnt sich hier allerdings nun, wenn Sie die Portokosten verkraften können. Besser ist oft die Suche vor Ort. Benutzen Sie eine Suchmaschine und schauen Sie nach Edelmetallhändlern in der nächst größeren Stadt, diese haben normale Mengen meist auf Lager und Sie sparen sich die Portokosten. Auch einige Banken verkaufen die regulären Anlagemünzen aus Gold und Silber. Spaß machen auch Edelmetall-Foren im Internet oder Münzen-Gruppen in sozialen Netzwerken. In diesen Gruppen werden oft Edelmetalle zu normalen Marktpreisen von Privat an Privat angeboten, außerdem ist der Lerneffekt in solchen Gruppen für den Anfänger sehr große. Verkaufen lassen sich Ihre Schätze, sofern Sie schnell Geld brauchen, dort meist auch sehr unkompliziert und schnell.
Vergleichen Sie dazu immer den aktuellen Kurs auf silber.de resp. gold.de, dort finden Sie auch Händlerangebote zu allerlei Silber- und Goldmünzen.
Behalten Sie einfach eins immer im Hinterkopf: Sie investieren langfristig! Ein Kursverlust bei Edelmetallen ist immer nur eine Episode, seit Edelmetalle gehandelt werden hat es immer „Hochs“ und „Tiefs“ gegeben, auf die lange Sicht sind sie aber ausschließlich gestiegen! Deshalb: verlieren Sie nicht den Glauben an Ihre Investition und handeln Sie niemals vorschnell!
Mir ist bewusst, dass viele Leser eine Krisenanlage in Edelmetalle skeptisch betrachten. Ich möchte all diejenigen jedoch auffordern einmal Oma, Opa, Uroma und Uropa zu fragen, mit was man bevorzugt zahlte im Deutschland der 20er Jahren während der Hyperinflation oder in und nach dem 2. Weltkrieg. Meine Urgroßeltern bezahlten Ende der 20er Jahre, also mitten in der Inflationszeit in der Papiergeld – um in der Sprache der damaligen Zeit zu reden – nur „Arschwisch“ war, ihr Baumaterial für das Eigenheim mit Goldmünzen aus der Kaiserzeit. Später, in den 40er Jahren, verboten die Nazis das „Horten von Umlaufmünzen mit Edelmetallanteil“ unter strenger strafe, nachdem sie 1940 bereits das Silbergeld durch Nickel‑, Eisen- und später Zinkmünzen ersetzten hatten. Die Bevölkerung wollte ihre bis 1940 mit einem hohen Silberanteil hergestellten Reichsmark aber einfach nicht umtauschen. Man wusste, Silber ist ein gern akzeptiertes Tauschmittel, egal ob auf den Münzen Dollarzeichen oder ein Hakenkreuz prangte.
Eine Warnung zum Schluss: Oft werden im Internet, per Post oder in der TV-Werbung Silber- oder „Sammler-Münzen“ mit angeblich hohem „Wertsteigerungspotential“ angeboten. Tun Sie sich einen Gefallen und fallen Sie auf diese Bauernfängerei nicht herein! Diese Privatprägungen haben, egal wie schön sie sind, nur den Wert des Silbers, den sie auf die Waage bringen und sie werden auch nicht mehr wert sein als das (vielleicht in 1000 Jahren), zudem sind diese Privatprägungen oft nicht aus 999,9 Silber und nicht in Unzen-Einheiten geprägt! Viele Leute haben damit sehr viel Geld verloren!
Halten Sie sich lieber an die regulären und bekannten Unzen-Prägungen!
Wenn Sie bei Banken oder Sparkassen Anlagemünzen erwerben, lassen Sie sich kein „Depot“ oder irgendwelche Gold- oder Silberzertifikate aufschwatzen, bei denen Sie Ihre Edelmetalle nicht physisch mit heim nehmen können. Ich halte von diesen Zertifikaten gar nichts! Warum sollte ich ein Stück Papier kaufen, auf dem steht, dass es eine gewisse Menge Gold oder Silber wert ist, wenn ich für das gleiche Geld das Edelmetall mitnehmen kann? Dies ist ein Finanzprodukt, an dem die Bank meist mehr verdient, als wenn Sie Ihnen die realen Werte verkauft.
Hanno Vollenweider ist der Autor des vor kurzem erschienenen Buches „Bankster – Wohin Milch und Honig fließen“ (ISBN: 978–3938656372), in dem er eindrücklich seine mehr als 10-jährige Erfahrung in der – wie er sagt – Welt der „legalen organisierten Kriminalität“ schildert. Vollenweider erklärt in seinem Buch eindrücklich die Tricks und Kniffe der Finanzindustrie und der für die multinationalen Großunternehmen arbeitenden Steuerspar-Mafia sowie deren Verbindungen in höchste Kreise der Politik und EU – dies alles allgemeinverständlich und manchmal mit einen zwinkernden Auge. Es ist das erste Buch dieser Art, in dem ein Whistleblower kein Blatt vor den Mund nimmt und über 120 Namen von Firmen, Politikern und Prominenten nennt, die sich auf Kosten der steuernzahlenden Bevölkerung bereichern. Er entlarvt Geldwäscher, komplizierte Konstrukte der organisierten Kriminalität und beschreibt die Einflussnahme von elitären Finanz-Clubs und nebulösen Organisationen auf die europäische Gesetzgebung. Außerdem berichtet Vollenweider einem Krimi gleich, wie er in Zürich zusammen mit einem Freund eine Vermögensverwaltung gründete und so Schwarzgelder in Höhe von einer knappen Milliarde Euro wusch, gewinnbringend anlegte und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die bis heute verschwunden geglaubten DDR-West-Mark Millionen wieder in Umlauf brachte.
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